Aktuelles zur Pseudomonas-Rindenkrankheit und zum Rosskastanien-Sterben

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Die Rosskastanie ist ein häufiger Straßen- und Parkbaum und hat auf urbanen Standorten eine hohe Bedeutung. Sie war über viele Jahre ein weitgehend unproblematischer Baum, der nur wenige Krankheiten aufwies. Im Holzkörper sind vor allem im Bereich von Astungswunden der Austernseitling (Pleurotus ostreatus) und der Schuppige Porling (Polyporus squamosus) zu finden sowie im Stamm- bzw. Stammfußbereich der Lackporling (Ganoderma spp.) und der Brandkrustenpilz (Kretzschmaria deusta). In den letzten 20Jahren kam als Schädling die Rosskastanien-Miniermotte hinzu (Cameraria ohridella), die überwiegend die Weißblühende Rosskastanie befällt.

Seit etwa dem Jahr 2003 wurden zunächst in den Niederlanden und etwas später auch im Norden und Westen Deutschlands an Rosskastanie vermehrt Leckstellen auf der Rinde festgestellt, die durch das Bakterium Pseudomonas syringae pv. aesculi verursacht werden (Abb. 1; Schmidt et al. 2007; Werres & Wagner 2007; Dujesiefken et al. 2008). Hierbei handelt es sich um eine Rindenerkrankung der Rosskastanie. Seit dem Winter 2011/2012 treten an derartig befallenen Bäumen weitere Schäden durch verschiedene holzzerstörende Pilze auf, vor allem der Austernseitling (Pleurotus ostreatus), der Samtfußrübling (Flammulina velutipes) und der Violette Knorpelschichtpilz (Chondrostereum purpureum). Die betroffenen Bäume weisen i. d. R. eine umfangreiche Weißfäule auf und es mussten bereits viele Rosskastanien aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden. Das Schadbild breitet sich in Europa weiter aus. Aufgrund der Menge an Schäden wird inzwischen vom Rosskastanien-Sterben gesprochen (Dujesiefken et al. 2016).

In der Praxis gibt es inzwischen aufgrund der vielen Befälle erhebliche Verunsicherungen. Vereinzelt wird die Rosskastanie als Baumart bereits aufgegeben und es erfolgen Fällungen schon bei sehr geringen Befällen durch Pseudomonas, ohne das Vorhandensein von Pilzfruchtkörpern. In den letzten zehn Jahren hat das Institut für Baumpflege mit verschiedenen Projektpartnern Untersuchungen an befallenen Rosskastanien durchgeführt (Schmidt et al. 2007, 2009, 2014; Dujesiefken et al. 2008; Gaiser et al. 2013a, b; Dujesiefken & Gaiser 2014; Müller-Navarra et al. 2014). Dieser Beitrag stellt den aktuellen Stand des Wissens vor und gibt Hinweise für den weiteren Umgang mit dieser Baumart.

Die Pseudomonas-Rindenkrankheit

Von dem Bakterium Pseudomonas syringae pv. aesculi wurde in den 1970er Jahren in Indien eine Variante auf der Indischen Rosskastanie (Aesculus indica) nachgewiesen (Durgapal & Singh 1980), wo jedoch lediglich Schäden an den Blättern beschrieben wurden. Auch in Großbritannien konnten Infektionen der Blätter der Rosskastanie durch das o.g. Bakterium nachgewiesen werden (Mullett und Webber 2013). In Europa haben sich jedoch offenbar Varianten entwickelt, die an Rosskastanien vor allem in der Rinde pathogen sind (Greene et al. 2010). Zu dem Infektionsverlauf gibt es inzwischen mehrere Veröffentlichungen, jedoch mit unterschiedlichen Befunden (Webber et al. 2006; Steele et al. 2010; Keijzer et al. 2012; Schmidt et al. 2014), so dass hier noch weiterer Forschungsbedarf besteht. Es bestätigt sich jedoch weiter, dass sowohl die Rot- als auch die Weißblühende Rosskastanie befallen werden können und offenbar auch andere Arten bzw. Sorten nicht verschont bleiben. Hinsichtlich des Alters der befallenen Bäume gibt es keine wesentlichen Unterschiede (z. B. Gaiser 2012, Gaiser et al. 2013a, Fischer 2014; Frölich et al. 2016).

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In Europa gab es erste Befälle von P. syringae pv. aesculi an Rosskastanie zunächst in England und den Niederlanden (Webber et al. 2008, Steele et al. 2010; Keijzer et al. 2012). Der Erstnachweis in Deutschland erfolgte in Hamburg (Schmidt et al. 2007; Dujesiefken et al. 2008). Das Befallsgebiet hat sich inzwischen weiter ausgedehnt. Belastbare Daten zur Ausbreitung sind jedoch nicht vorhanden, da es keine flächendeckenden Erhebungen über das Vorkommen von Pseudomonas und die o. g. Pilzbefälle gibt. Inzwischen muss man aber davon ausgehen, dass der Befall mit P. syringae pv. aesculi in ganz Deutschland und auch vielerorts in Mitteleuropa vorkommt (Werres & Wagner 2007; Stobbe et al. 2008, Gaiser et al. 2013a, Fischer 2014, Frölich et al. 2016).

Bei einem Befall mit P. syringae pv. aesculi läuft aus frischen Leckstellen eine rostbraune bis schwärzliche Flüssigkeit aus, die nachfolgend eintrocknet (Abb. 1). Alte Leckstellen sind krustenförmig und teilweise nur schwer erkennbar. Hier sind der Bast sowie meist auch das Kambium lokal oder großflächiger abgestorben. Die Größe der abgestorbenen Bereiche kann anhand des Rindenbildes meist nicht genau erkannt werden. Zwischen dem Auftreten der Schadstellen und der Himmelsrichtung oder der Astoberseite bzw. -unterseite gibt es keinen Zusammenhang (Gaiser et al. 2013b).

Ein weiteres Problem bei der Baumansprache ist, dass die Rosskastanie zumindest in der Anfangsphase eines Befalls mit P. syringae pv. aesculi keine oder nur sehr unfällige Symptome zeigt. Dies hat unter anderem auch mit dem Alter bzw. dem Ort des Befalls zu tun. Dünn- bzw. glattrindige Bäume bzw. Kronenteile zeigen beispielsweise eher auffällige Veränderungen der Rinde in Form von Leckstellen und Rissen als alte, dickborkige Bäume bzw. Kronenteile.

Erkrankte oder gar absterbende Bäume stehen möglicherweise auch deshalb neben tatsächlich befallsfreien Rosskastanien, da diese sich genetisch von den anderen unterscheiden. Neuere Untersuchungen zur Resistenz von Rosskastanien gegenüber P. syringae pv. aesculi ergaben, dass die Bäume zwei bzw. drei Jahre nach Inokulation unterschiedlich reagiert hatten: Ein Teil der Rosskastanien zeigten eine Resistenz, einige waren tolerant und ein Teil reagierte empfindlich auf das Bakterium (Pankova et al. 2015). Sollte sich dieses weiter bestätigen, werden der Befall der Rinde sowie die sekundäre Besiedlung mit holzzerstörenden Pilzen weiterhin mit unterschiedlicher Intensität voranschreiten: Die empfindlich reagierenden Rosskastanien werden in den nächsten Jahren befallen und es ist nach den Erfahrungen mit dem bisherigen Krankheitsverlauf vielerorts noch mit größeren Ausfällen zukünftig zu rechnen. Es besteht aber nach diesen Befunden zumindest die berechtigte Hoffnung, dass ein Teil der Population nicht befallen wird bzw. überleben wird.

Nach heutigem Stand des Wissens muss das Bakterium P. syringae pv. aesculi als der Primärschädling angesehen werden (Dujesiefken et al. 2016). Er bringt die Rinde zum Absterben und ermöglicht den umfangreichen und raschen Befall holzzerstörender Pilze, was zu dem Rosskastanien-Sterben führt.

Symptome des Rosskastanien-Sterbens

Das Schadbild dieser Komplexkrankheit ist durch folgende Symptome gekennzeichnet:

  • Am auffälligsten sind die vielen Pilzfruchtkörper, die in den Wintermonaten aus augenscheinlich intakten Rindenbereichen zumeist am oberen Stamm und in der Krone herauswachsen (Abb. 2). Manchmal sind die Pilzfruchtkörper auch am unteren Stamm vorhanden. Die auffälligsten und häufigsten Pilze sind der Austernseitling (Abb. 3) und der Samtfußrübling (Abb. 4). Weiterhin kommt häufiger noch der Violette Knorpelschichtpilz vor (Gaiser et al. 2013b). Darüber hinaus können noch weitere Pilze vorkommen, beispielsweise Gallertbecherlinge (Ascocoryne spp.) die Rotpustelkrankheit (Nectria cinnabarina) und der Krause Adernzähling (Plicatura crispa, Müller-Navarra et al. 2014). Die Fruchtkörper dieser Pilze wachsen ebenfalls vorwiegend im Herbst und Winter an den Bäumen bzw. sind während der Vegetationsruhe auffällig.
  • An befallenen Bäumen ist die Rinde streifenförmig abgestorben, wodurch diese rissig wird und teilweise auch der Holzkörper freigelegt wird. Im Holz zeigen sich nahe der ansitzenden Pilzfruchtkörper abgestorbene Bereiche und Verfärbungen. Diese sind zumeist im äußeren Teil der Äste, Stämmlinge oder Stämme vorhanden und oftmals durch Abschottungslinien durchzogen bzw. begrenzt. Die holzzerstörenden Pilze verursachen bei dieser Komplexkrankheit eine Fäule, die offenbar deutlich schneller zu einer mangelnden Bruchsicherheit führt als bei anderen Schäden, wie z. B. nach größeren Schnittmaßnahmen oder Anfahrschäden (Gaiser et al. 2013b).
  • Befallene Bäume zeigen im Krankheitsverlauf häufig auch Veränderungen in der Krone, vor allem aufgehelltes und/oder kleines Laub, absterbende Kronenteile sowie Totholz. In manchen Fällen sterben erst nach dem Laubfall im Laufe des Winters Äste ab. Bei besonders starkem Befall kommt es zum Absterben von größeren Kronenpartien oder der gesamten Krone. Einige Jungbäume treiben im Frühjahr noch kleine Blätter, bilden Blütenstände und sterben dann ab. Befallene Bäume können im Sommer auch eine deutlich aufgehellte Belaubung einzelner Kronenpartien, teilweise auch der gesamten Krone zeigen.
  • Bei stärker geschädigten Bäumen kann am unteren Stammbereich bzw. am Stammfuß die Rinde absterben. Unter abgestorbener Rinde erscheint meist das weiße Fächermyzel sowie Rhizomorphen des Hallimaschs (Armillaria spp.).

Befallene Bäume zeigen auf der Rinde zudem oftmals die o.g. Leckstellen, die vom Stammfuß zudem bis in die Krone auftreten können. Zumeist handelt es sich um Folgen eines früheren Befalls mit dem o. g. Bakterium P. syringae pv. aesculi (siehe Abb. 1).

Hinsichtlich einer möglichen Prädisposition für die Pseudomonas-Rindenkrankheit der Rosskastanie und den nachfolgenden Befall mit holzzerstörenden Pilzen wurden und werden diverse Faktoren diskutiert. Vor allem der jahrelange Befall durch die Rosskastanien-Miniermotte wird immer wieder als der wesentliche Grund für eine Schwächung der Bäume genannt. Zwar ergaben Untersuchungen hierzu Indizien für eine derartige Schwächung der Bäume (Percival & Banks 2014), jedoch kann diese Prädisposition nur die Weißblühende Rosskastanie betreffen, da die Rotblühende praktisch nicht von der Motte befallen wird. Da nach den bisherigen Erfahrungen die Rot- und Weißblühenden Arten in gleicher Weise von Pseudomonas und auch von den nachfolgenden holzzerstörenden Pilzen besiedelt werden, ist der jährlich wiederkehrende Befall durch die Rosskastanien-Miniermotte als entscheidende Prädisposition für das Rosskastanien-Sterben äußerst unwahrscheinlich.

Erfahrungen aus der Gutachtenpraxis des Instituts für Baumpflege der letzten fünf Jahre zeigen, dass die Intensität des Befalls der Rosskastanien mit P. syringae pv. aesculi regional offenbar sehr unterschiedlich ist. Gleiches gilt inzwischen auch für den Befall mit den holzzerstörenden Pilzen, vor allem vom Samtfußrübling und Austernseitling. Einerseits war auf mehreren Standorten in Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ein erheblicher Teil der Rosskastanien einer Allee oder einer Parkanlage abgestorben bzw. musste aufgrund mangelnder Verkehrssicherheit gefällt werden, andererseits gab es in der Nähe stets Bäume, die bislang keine oder nur sehr geringe Anzeichen eines Pseudomonas-Befalls bzw. des Rosskastanien-Sterbens zeigten. Hinsichtlich der Standortbedingungen oder anderer möglicher Einflussfaktoren gab es keine auffälligen Zusammenhänge. Nach den bisherigen Erfahrungen können sogar befallene oder nicht befallene Bäume über längere Zeit unmittelbar nebeneinander stehen.

Konsequenzen für die Baumkontrolle

Die Baumkontrolle erfolgt in Deutschland zumeist auf Basis der FLL-Baumkontrollrichtlinien (2010). Hierbei sind bezüglich biotischer Schaderreger der Rosskastanie speziell die Miniermotte sowie holzzerstörende Pilze von Bedeutung (siehe hierzu auch Dujesiefken et al. 2013). Inzwischen muss zusätzlich vermehrt auf frische oder eingetrocknete Leckstellen auf der Rinde geachtet werden. Leckstellen sind zunächst unspezifische Symptome und ein Anzeichen, dass die Rinde stirbt bzw. schon abgestorben ist. Dies kann, z.B. auch durch die Phytophthora-Krankheit oder Verticillium verursacht werden oder am unteren Stamm durch einen Befall mit dem Brandkrustenpilz. Für eine eindeutige Ansprache muss eine Differentialdiagnose im Labor erfolgen (Schmidt et al. 2009, Kehr et al. 2010).

In der Krone sind die Rindenschäden infolge eines Befalls mit Pseudomonas am besten in den Wintermonaten erkennbar oder wenn die für das Rosskastanien-Sterben typischen Pilzfruchtkörper aus der abgestorbenen Rinde herauswachsen (zumeist Austernseitling, Samtfußrübling und/oder Violetter Knorpelschichtpilz). Üblicherweise bilden sich diese Fruchtkörper nach dem ersten Frost und sind damit häufig in den Monaten Dezember bis Februar am Baum vorhanden. In den vergangenen Jahren erschienen jedoch auch vereinzelt bereits im September und Oktober Fruchtkörper dieser holzzerstörenden Pilze am Baum, und zwar zumeist vom Samtfußrübling.

Eine optimale Zeit für die Baumkontrolle ist bei befallenen Rosskastanien der Winter, wenn die o. g. Pilzfruchtkörper aus der Rinde wachsen. Die Sommermonate sind dagegen gut geeignet zur Feststellung von Kronenschäden, speziell Kleinlaubigkeit, Helllaubigkeit, absterbende Kronenteile sowie Totholz.

Bäume mit umfangreichem Befall durch die o. g. holzzerstörenden Pilze sind nach den Erfahrungen der letzten Jahre nicht mehr bruchsicher. Anders als bei Befällen mit holzzerstörenden Pilzen ohne Beteiligung von Pseudomonas ist dies bereits dann der Fall, wenn sich die Fruchtkörper erstmals am Baum bilden und/oder Kronenteile frisch abgestorben sind.

Aufgrund der verschiedenen Schadsymptome an der Rosskastanie sind Erfahrungen und eine gute Qualifikation des Baumkontrolleurs sehr wichtig. Bei auffälligen Veränderungen in der Krone muss das Schadbild des Rosskastanien-Sterbens beispielsweise von einem altersbedingten bzw. unspezifischen Vitalitätsverlust, einem Befall durch Verticillium oder einem Salzschaden differenziert werden.

Konsequenzen für die Baumpflege

Bäume mit umfangreichem Befall durch die o. g. holzzerstörenden Pilze, erkennbar an den vielen Pilzfruchtkörpern auf der Rinde, sind nach den Erfahrungen der letzten Jahre nicht mehr bruchsicher. Anders als bei vielen Befällen mit holzzerstörenden Pilzen ist dies bereits dann der Fall, wenn sich die Fruchtkörper erstmals am Baum bilden. Sind nur einzelne Schwach- oder Grobäste befallen, kann der Baum nach entsprechenden Schnittmaßnahmen noch erhalten werden. Häufig sind jedoch auch Starkäste, Stämmlinge oder auch der Stamm betroffen, so dass zur Herstellung der Verkehrssicherheit in den meisten Fällen lediglich die Fällung verbleibt.

Da ein eindeutiger Nachweis von P. syringae pv. aesculi nur im Labor erbracht werden kann, muss davon abgeraten werden, bei jeder Rosskastanie mit Leckstellen einen Befall mit Pseudomonas anzunehmen. Für eine sichere Diagnose des Bakteriums P. syringae pv. aesculi wurde ein Schnelltest entwickelt (Schmidt et al. 2009). Hinweise zur Probennahme finden sich bei Kehr et al. (2010).

Derzeit stehen keine Bekämpfungsmöglichkeiten bzw. -mittel zur Verfügung. Nach Schnittmaßnahmen bzw. der Fällung sollte deshalb das Schnittgut nicht vor Ort verbleiben bzw. dort gehäckselt werden. Zur Reduzierung des Befallsdrucks muss das Material abtransportiert werden und am besten einer Heißkompostierung zugeführt werden. Eine Desinfektion von Werkzeugen ist jedoch wenig sinnvoll, da das Bakterium allgegenwärtig ist und über Luft und Regen laufend verbreitet wird. Vorsorglich kann man aber speziell nach dem Schnitt von Jungbäumen die Werkzeuge desinfizieren, um auf befallsfreie oder nur wenig befallene Rosskastanien den Befallsdruck nicht zu erhöhen (Kehr & Schumacher 2016).

Hinweise für den weiteren Umgang mit der Baumart

Auf Standorten mit einer großen Anzahl an befallenen Bäumen wird in letzter Zeit zunehmend diskutiert, ob man aufgrund des Rosskastanien-Sterbens gleich sämtliche Bäume entfernt und sozusagen eine vorsorgliche Fällung durchführt. Zwar gibt es zurzeit noch keine Prognose für den weiteren Krankheitsverlauf, aus den Erfahrungen mit anderen Baumkrankheiten, wie z. B. dem Holländischen Ulmensterben, kann man jedoch folgern, dass auch bei einem sehr starken Befallsdruck nie alle Bäume absterben werden. Beispielsweise wurde der Bestand an Ulmen in den letzten Jahrzehnten erheblich dezimiert und trotzdem gibt es nach wie vor eine erstaunlich viele ältere Ulmen in Deutschland (Mackenthun 2004). Nach den o. g. Untersuchungsergebnissen zur Resistenz von Pankova et al. (2015) ist dieses auch für die Rosskastanie durchaus wahrscheinlich. Übertragen auf das Rosskastanien-Sterben kann deshalb nur dringend empfohlen werden, so viele Bäume wie möglich zu erhalten. Deswegen ist eine sorgfältige Diagnose von Bäumen mit Anzeichen eines Befalls erforderlich. Weiterhin können kürzere Kontrollintervalle sinnvoll sein. Über Fällung oder weiteren Verbleib des jeweiligen Baumes sollte nur der Gesundheitszustand bzw. die Einschätzung zur Verkehrssicherheit entscheiden. Aufgrund der wahrscheinlich unterschiedlichen Anfälligkeiten von einzelnen Bäumen bzw. Baum-Individuen gegenüber P. syringae pv. aesculi muss von (vorsorglichen) Fällungen ganzer Bestände dringend abgeraten werden.

Es ist zu vermuten, dass einige Rosskastanien den Befall überleben und deswegen als Basis für eine Resistenzzüchtung in Frage kommen. Aus diesem Grund sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die Einflussfaktoren dieser Krankheit besser kennenzulernen. Nur auf dieser Grundlage kann dann auch eine Resistenzzüchtung erfolgen, um auch zukünftig die Rosskastanie als einen gestalterischen, wertvollen Baum für die Stadt erhalten zu können.

Literatur

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