Tradition trifft auf moderne Techniken

Bewässerung von Bäumen: oldschool oder lieber zukunftsorientiert?

von: ,
Warum lohnt es sich, einen Beitrag über die Bewässerung von Bäumen zu schreiben? Weil uns auch hier die großen Themen der Zeit (Fachkräftemangel, Inflation, Klimawandel) dazu zwingen, Gewohntes zu hinterfragen und neue Wege zu gehen.
(S)witch Baumbewässerung Baumwurzeln
Jungbaum mit manueller Oberflächenbewässerung (2. Standjahr), WBG Fürth. Foto: GSP Landschaftsarchitektur und Stadtplanung

Aber fangen wir ganz vorne an: "Es hat doch gerade erst geregnet. Warum werden denn jetzt die Bäume gewässert?" Dabei ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt. Der Regen durchfeuchtet die oberste Bodenschicht. So kann das Gießwasser, welches an den Baum gegeben wird, besser in den Boden eindringen und in tiefere Schichten gelangen. Dort hat der Baum seine Wurzeln und dort benötigt er das Wasser.

Die Regenmengen, die bei einem Regenereignis die Oberfläche des Bodens erreichen summieren sich zum Beispiel auf etwa 25 l/m². Ein Teil des Wassers verdunstet aber schon, bevor es überhaupt in den Boden einsickert. Ein Jungbaum benötigt und bekommt jedoch eine Wassermenge von ungefähr 100 l pro Wässergang. Da Jungbäume ihre Wurzeln am neuen Standort erst entwickeln müssen, reagieren sie empfindlich auf Trockenheit. Sie benötigen daher kontinuierliche Feuchtigkeit im Boden.

Die Häufigkeit der Wässergänge ist dabei abhängig von den klimatischen Gegebenheiten – bei kühleren Temperaturen und bedecktem Himmel wird weniger gewässert als im Hochsommer bei hohen Temperaturen und starker Sonneneinstrahlung. Aktuell kann man circa 15 Durchgängen pro Jahr einplanen. Als Zeitraum für Wässergänge gelten die ersten drei Jahre als Minimum. Die Erfahrung zeigt, dass ein Wässern von Bäumen auch fünf Jahre oder länger notwendig sein kann. Dazu muss abgeschätzt und beobachtet werden, ob ein Baum am Standort angekommen ist und sich selbst versorgen kann.

Ein weiteres Problem, welches Bäume haben und welches sommerliche Wässerungen notwendig macht, ist die Verschiebung der Regenereignisse. Inzwischen haben wir die Hauptregenmengen in den Wintermonaten, wo ein Laubbaum das ankommende Wasser nicht verwerten kann.

Um Jungbäume in ihrem Wachstum zu unterstützen, werden heute oft Baumsubstrate in den Pflanzgruben verwendet. Diese haben eine erhöhte Wasserspeicherkapazität und sorgen dennoch für die notwendige Bodenluft, die Wurzeln ebenso benötigen. Baumsubstrate minimieren dabei den Anteil an Totwasser (fest im Boden gebundenes Wasser), welches durch den Baum nicht aufgenommen werden kann. Um den Wasserspeicher des Substrates noch zu erhöhen gibt es weitere Zuschlagstoffe, welche bei der Pflanzung der Bäume beigemengt werden können.

Das Wässern von Bäumen entlang von Straßen erfolgt in der Regel durch eine Person mit Lkw, Wassertank und Schlauch oder Gießarm. Dabei wird die gewünschte Wassermenge in einen Gießrand gegeben. Bei größeren Wassermengen (abhängig von der Baumgröße) muss die Baumscheibe gegebenenfalls auch zweimal angefahren werden, um das notwendige Wasser an den Baum zu geben. Der Gießrand muss dabei intakt/funktionsfähig sein. Sollte dies nicht der Fall sein, muss er nachgerichtet werden.

EXKURS: Die Installation von "Bewässerungssäcken" am Stammfuß bei Baumneupflanzungen ist inzwischen keine gute Alternative mehr, da sich bei Sonneneinstrahlung und Hitze die Wassersäcke und der Stammfuß sehr aufheizen. Dadurch besteht die Gefahr, dass die pflanzlichen Eiweiße in der Rinde des Baumes degenerieren und der Baum somit irreparable Schäden erleidet. Es gibt Überlegungen, die Wässersäcke an den Pfählen des 3-Bockes zu befestigen, es bleibt jedoch nach wie vor ein Pflegeaufwand beziehungsweise die Reinigung der Säcke, um diese funktionsfähig zu halten.

Diese Form des Wässerns verursacht auf Dauer hohe Kosten. Abseits der Straßen, in den Außenanlagen von Wohngebieten wird oft auch noch mittels Tank und Schlauch gewässert, obwohl es hierzu eine Alternative gibt, die Kosten spart.

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Ingenieur*in (m/w/d) im Sachgebiet Grundlagen- und..., Köln  ansehen
Referentin/Referenten (m/w/d) für..., Kleinmachnow  ansehen
Sachgebietsleitung "Zentrale Aufgaben, Steuerung..., Düsseldorf  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
(S)witch Baumbewässerung Baumwurzeln
Vollautomatische Bewässerung der Pflanzflächen im Nautiland in Würzburg. Foto: GSP Landschaftsarchitektur und Stadtplanung

Automatische Bewässerung

Warum sollte bei der Bewässerung von Bäumen gegebenenfalls eine automatische Bewässerungsanlage zur Ausführung kommen?

Aus Kostengründen, wegen Personalmangels, aufgrund des Klimawandels, den zunehmend extremen Wetterereignissen – weil es einfach zeitgemäß ist!

Eine automatische Bewässerungsanlage reduziert die Pflegekosten. Die Amortisation beginnt bereits in der Fertigstellungspflege (im ersten Jahr nach der Pflanzung). Händische Wässergänge in den dichtbesiedelten Bereichen sind inzwischen sehr zeit- und kostenintensiv. Die Anfahrt des Objekts und dichter Berufsverkehr erschweren diese Situation.

Ein händischer Wässergang kostet das Vielfache eines vollautomatischen Wässergangs. Die Kosten für den Frischwasserbezug belaufen sich auf 1,78 Euro/m³ (Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, 17.04.2024).

Hochgerechnet auf ein Kalenderjahr beziehungsweise eine Pflegeperiode kann das bei 20 Baumneupflanzungen (Pflanzqualität Stammumfang 18/20) und 30 Wässergängen (150 l je Wässergang), eine Preisersparnis von bis zu 7000 Euro (netto) ausmachen.

Durch die Zunahme der extremen Wetterereignisse, wie das Ausbleiben von Regenereignissen in den Sommermonaten und anhaltende Hitze, sind Baumneupflanzungen extremen Stressfaktoren ausgesetzt. Über den Einsatz einer automatischen Bewässerungsanlage können diese reduziert werden. Die Steuerung der Wässergänge kann zu ausgewählten Tages- und Uhrzeiten oder über Sensoren (Regensensoren) erfolgen.

Beispiel: Der Zeitpunkt der Bewässerung kann so gewählt werden, dass die Verdunstung am geringsten ist. In den frühen Morgenstunden, kurz vor dem Sonnenaufgang ist das Erdreich abgekühlt. Somit können die Bäume effizienter gewässert werden. Händische Wässergänge in den frühen Morgenstunden sind leider oft nicht möglich und nicht arbeitnehmerfreundlich.

Eine Änderung der Intervalle ist jederzeit möglich.

(S)witch Baumbewässerung Baumwurzeln
Tabelle: Lukas J. Barczyk, Ramon Steinkopf

Automatische Bewässerung ohne Entnahme von Wasser aus dem Frischwassernetz

Inzwischen gibt es bereits realisierte Projekte, bei denen das Wasser nicht mehr aus dem Trinkwassernetz entnommen wird, sondern anderweitige Bezugsquellen hat. So werden die Pflanzflächen in einem Familien- und Freizeitbad in Würzburg mit aufbereitetem Badewasser bewässert. Nachdem das abgebadete Wasser aufbereitet ist, wird es in einem Auffangbehälter gesammelt und über eine Druckerhöhungsanlage gezielt zu den Bäumen, Pflanz- und Rasenflächen geleitet.

Arten der automatischen Bewässerung

Die Bewässerung von Baumneupflanzungen und Sträuchern erfolgt über Wurzelbewässerungssysteme. Dabei gilt als Faustformel: Eine Baumneupflanzung benötigt zwei Wurzelbewässerungseinheiten. Der Einbau der Einheiten erfolgt seitlich des Wurzelballens. Dadurch ist die Bewässerung des kompletten Wurzelballens und der Feinwurzeln gewährleistet. Wichtig ist eben, dass die tieferen Bodenschichten Wasser erhalten. So ist es für die Wurzeln an der richtigen Stelle verfügbar und die Verdunstung durch Oberflächenbewässerung wird minimiert.

Über Versenkregner erfolgt die Bewässerung von Rasen- und Ansaatflächen, wenn gewünscht. Versenkregner senken sich in den Boden und können je nach Typ oder Ausführungsmodell kleine, große, organische oder orthogonale Flächen abdecken. Da es die Versenkregner in Vollkreis- oder Teilkreisausführung gibt, sind gezielte Zonen bewässerbar oder auch auszusparen (Beispiel: Belagsanschlüsse oder Hauswände).

Heckenbepflanzungen sollten über eine Tropfschlauchbewässerung (Tröpfchenschläuche) bewässert werden. Die Schläuche haben kleine Löcher, aus denen das Wasser austritt. Ein Richtwert bei der Tropfschlauchbewässerung sind 3 lfd. m Schlauch auf dem Quadratmeter. Die Tropfschläuche können zur optimalen Bewässerung an einen Bewässerungscomputer angeschlossen werden, welcher ebenso wie bei der Baumbewässerung über eingestellte Intervalle oder Sensoren den Zufluss regelt.

(S)witch Baumbewässerung Baumwurzeln
Das Bild zeigt, dass gewisse bautechnische Arbeiten, wie das Verlegen von Wasserleitungen innerhalb eines Kreislaufes vor der Pflanzung erfolgen sollten. Foto: GSP Landschaftsarchitektur und Stadtplanung

Vorteile automatischer Wässergänge

– Der Zeitpunkt der Bewässerung kann so gewählt werden, dass die Verdunstung am geringsten ist (in den frühen Morgenstunden, kurz vor dem Sonnenaufgang – hier ist das Erdreich abgekühlt).

  • Sie gibt die Möglichkeit der Feinjustierung beziehungsweise Korrektur von Intervallen der Wässergänge.
  • Die Steuerung der Wässergänge kann, beispielsweise bei ausbleibenden Niederschlägen oder Starkregenereignissen, über einen Regensensor/Funksensor erfolgen.
  • Die Kosten fallen geringer aus (die Baukosten sind bereits in der Fertigstellungspflege amortisiert).
  • Das abgegebene Wasser ist für die Pflanzen jeweils an der optimalen Stelle verfügbar.

Schnittstellen bei der Planung

Folgende Schnittstellen beziehungsweise notwendige Anforderungen, müssen vor der Realisierung einer automatischen Bewässerungsanlage koordiniert werden:

  • Wasserdruck (in der Regel meist 2,5 bar),
  • der Übergabepunkt,
  • die Installation eines Systemtrenners, wenn erforderlich,
  • die Anlagensteuerung,
  • der Stromanschluss (herkömmlicher Hausstrom, 230 V),
  • die Hausdurchführung.

Schnittstellen beim Bau

Die wichtigste Schnittstelle ist der Übergabepunkt mit dem Systemtrenner (wenn erforderlich), die Anlagensteuerung und die Gebäudeeinführung. Der Übergabepunkt befindet sich in der Regel in einem Technikraum im Gebäude (oder in einem separaten Schacht im Freien). Durch die Gebäudeeinführung muss eine Wasserleitung und die Steuerleitung geführt werden.

Beim Bau einer automatischen Bewässerungsanlage ist man zeitlich etwas flexibel. Einige Leistungen sollten allerdings vor der Pflanzung erfolgen. Die Wasserleitung und die Verteilerkästen sollten innerhalb eines Wasserkreislaufs eingebaut sein.

Der Einbau der Bewässerungseinheiten für Solitäre oder Bäume sollte mit oder nach der Bepflanzung gebaut sein. Anschließend ist eine Inbetriebnahme möglich. Die Installation von Versenkregnern sollte vor den Ansaaten beziehungsweise dem Verlegen des Rollrasens eingetaktet sein.

Wartung von automatischen Bewässerungsanlagen

Automatische Bewässerungsanlagen müssen in begrenztem Umfang gewartet werden. So sollte eine Reinigung vor der Inbetriebnahme oder die Entleerung vor der Außerbetriebnahme (für die Frostperiode) mittels Druckluft ausgeführt werden. Mit Inbetriebnahme einer neuen Bewässerungsanlage sind Kontrollgänge einzukalkulieren, um Feinjustierungen einzustellen. Oft haben neue Böden einen anderen Anspruch hinsichtlich der zugeführten Wassermenge.

(S)witch Baumbewässerung Baumwurzeln
Baumquartier nach dem Stockholmer Modell, IHK Nürnberg am Hauptmarkt in Nürnberg. Foto: GSP Landschaftsarchitektur und Stadtplanung
(S)witch Baumbewässerung Baumwurzeln
Einbau von Pflanzenkohle und Quarzsand, der im Nachgang in die Schroppen eingespült wird. Foto: GSP Landschaftsarchitektur und Stadtplanung

Baumquartiere nach dem Stockholmer Modell

In städtischen Bereichen mit hohem Belagsanteil/Versiegelungsgrad gibt es eine weitere Methode, Bäume/Baumquartiere gezielt zu bewässern, indem die Belagsflächen über Gefälleausrichtung in die Baumquartiere entwässert werden. Wenn es die Höhensituation nicht zulässt, kann dies aber auch über Entwässerungsrinnen oder Punktabläufe erfolgen, so dass das Wasser gezielt an den Baum geleitet wird.

Die Baumquartiere werden am besten durch die Verwendung von verschiedenen Schüttgütern realisiert. Diese Pflanzgruben nennen sich auch Baumquartiere nach dem "Stockholmer Modell". Die Bauweise dieser Baumquartiere erfolgt über den lagenweisen Einbau von Schüttgütern. Die unterste Lage wird über eine grobe Strukturschicht – Schroppen mit einer Körnung von 100/150 – gebaut. Diese Schicht mit dem gebrochenen Steinmaterial wird mit Quarzsand und Pflanzenkohle befüllt und mit wenig Wasser eingeschlämmt (nasse Einbauweise). Die mittlere Lage wird in der gleichen Bauweise umgesetzt. Dort sind die Schroppen jedoch etwas feiner (Körnung 32/65), werden aber auch eingeschlämmt. Hierbei spricht man auch von "Skelettboden".

Die oberste Lage (die Deckschicht) ist eine dünne Oberbodenschicht, die sanft vertieft ausgebildet ist. Bei trockener Einbauweise werden die Bestandteile der jeweiligen Schichten trocken gemischt und die fertige Mischung lagenweise eingebaut.

Eine immer wieder von Fachplanern genannte Variante eines Baumquartieres ist die Baumrigole. Dabei handelt es sich um einen hohlen Stauraum, in der Regel aus vliesummanteltem Kunststoff, der auf dem Boden der Baumpflanzgrube platziert und mit Baumsubstrat überfüllt wird. Der Gedanke dahinter ist, einen Zwischenspeicher für Niederschlagswasser zu schaffen, welches dem Baum dann länger zur Verfügung steht.

Die Realität sieht jedoch so aus, dass bedingt durch die unregelmäßigen Regenereignisse, diese Plastikkörbe die meiste Zeit leer sind. Somit erzeugt man einen künstlichen Hohlraum unter dem Baum, der für die Wurzeln eher zur Barriere wird, als dass er ihnen Nutzen bringt. Eine Kombination aus einer Mulde mit darunter gebautem Baumquartier im Stockholmer Modell ist hier eine deutlich bessere Variante.

Ein zusätzlicher Punkt, der gegen eine Kunststoffrigole im Boden spricht, ist eben das Material. Im Zeitalter von Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sollte man zweimal überlegen, ob man Plastik im Boden benötigt.

M. Eng. Lukas J. Barczyk
Autor

Landschaftsarchitekt bdla, GSP Landschaftsarchitektur und Stadtplanung

Dipl.-Ing. Ramon Steinkopf
Autor

Landespflege/FLL-Zertif. Baumkontrolleur, GSP Landschaftsarchitektur und Stadtplanung

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen