Geht Work-Life-Balance auch im Landschaftsbau?

Irgendwie konnte niemand überrascht sein. Die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat schon das Thema für ihr Ressort benannt. Es ist - große Überraschung - die Familie. "Mein Ziel ist es, die Bundeswehr zu einem der attraktivsten Arbeitgeber in Deutschland zu machen. Das wichtigste Thema ist dabei die Vereinbarkeit von Dienst und Familie", sagte die CDU-Politikerin der "Bild am Sonntag". Die Bundeswehr als familienfreundliches Unternehmen?

Klingt erst mal komisch. Der Begriff "Soldat" wird eher mit knallharten Kerlen verbunden, die sich durchtrainiert und stets kampfbereit jeder noch so kritischen Situation gewachsen wissen. An Latte macchiato trinkende Frauen und Männer, die sich über die Qualität der Kinderbetreuung mit Tagesmüttern in den Kasernen austauschen, denkt kaum jemand.

Tatsache ist aber auch, dass sich junge Menschen nicht mehr mit einer Arbeitswelt identifizieren, in der der Mann über 60 Stunden die Woche arbeitet und die Frau Haus und Kinder versorgt. Bei jungen Absolventen und Berufsanfängern mag das ja noch funktionieren. Kommen erst ein Partner und später die Kinder, sehen die Wünsche und Bedürfnisse von jungen Menschen heute ganz anders aus. Der Modebegriff "Work-Life-Balance" (ein Zustand, in dem Arbeits- und Privatleben miteinander in Einklang stehen) hat auf einmal Vorrang. Arbeitgeber, die bereit sind die Baustelle einer Halbtagskraft anzuvertrauen oder neben Auto und Schreibtisch auch die Kinderbetreuung zur Verfügung zu stellen, sind auf einmal gefragte Arbeitgeber.

Geht im Landschaftsbau alles nicht, sagen Sie, mag sein. Ich glaube es geht. Und da das wichtigste Kapital in einem Landschaftsbauunternehmen die Mitarbeiter sind, hängt der Erfolg wesentlich von diesen ab. Wer am Ende die am besten motivierten Mitarbeiter beschäftigt, hat eventuell auch wirtschaftlich die Nase vorne. Vielleicht kommen auch die Latte macchiato-Trinker besser bei Ihren Kunden an. Dann sollten Sie sich Gedanken machen, wie Sie es verhindern können, dass zum Schluss alle im öffentlichen Dienst landen.

Ihr Martin Thieme-Hack