Forscher werfen einen Blick in die Zukunft
Schärferer Wettbewerb im Garten- und Landschaftsbau erwartet
Für den Garten- und Landschaftsbau sind in Zukunft wettbewerbsintensivere Zeiten zu erwarten. Die Gründe dafür sind ein schrumpfender Anteil der Bevölkerung im Familiengründungsalter, was das Umsatzpotenzial für Neubauten und -anlagen, auf die der größte Umsatzanteil der Sparte entfällt, verringert.
Darüber hinaus kann davon ausgegangen werden, dass die sogenannte Schuldenbremse dazu führt, dass auch die öffentliche Hand zunehmend weniger Aufträge erteilt.
Weniger Kunden im Familiengründungsalter
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Johann Heinrich von Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft (TI) in Braunschweig zu "Ausgewählten Analysen zu den Rahmenbedingungen und zur Wettbewerbsfähigkeit des Gartenbaus in Deutschland", die im September auf dem Zweiten Zukunftskongress Gartenbau in Berlin-Adlershof vorgestellt wurde. Das TI ist eine selbständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundeslandwirtschaftsministeriums und forscht zur nachhaltigen Weiterentwicklung von Land-, Forst- und Holzwirtschaft sowie der Fischerei.
NL-Stellenmarkt
Die künftigen Entwicklungen im Garten- und Landschaftsbau würden besonders von der demografischen Entwicklung und den Aufträgen der öffentlichen Hand beeinflusst, schreiben die TI-Autoren Dr. Sabine Ludwig-Ohm und Dr. Walter Dirksmeyer. "Im GaLaBau ist zu erwarten, dass mit dem sinkenden Anteil der Bevölkerung im Familiengründungsalter zukünftig auch das Umsatzpotenzial im Neubaubereich, das wesentlich zum Gesamtumsatz des GaLaBaus beiträgt, zurückgehen wird."
Seniorenaufträge kompensieren nur teilweise
Diese Entwicklungen könnten nur teilweise durch ein mit der älter werdenden Gesellschaft zu erwartendes Wachstum im Bereich der Pflege privater Gärten kompensiert werden. Eine zusätzliche Nachfrage nach Pflanzenschutzmaßnahmen durch Dienstleister im Privatgarten könnte sich vor dem Hintergrund kommender Verschärfungen im Pflanzenschutz-Anwendungsrecht ergeben. "Allerdings zeichnet sich hier noch keine eindeutige Entwicklung ab." Vor dem Hintergrund der Schuldenbremse seien zunehmend weniger Aufträge für den Garten- und Landschaftsbau von öffentlichen Auftraggebern, die neben den privaten Auftraggebern die zweitwichtigste Abnehmergruppe der Branche darstellten, zu erwarten.
Weitere Entwicklungen für Garten- und Landschaftsbau bis 2030 prognostiziert eine vom Bundeslandwirtschaftsministerium eingesetzte achtköpfige "Forschergruppe Zukunftsstrategie Gartenbau", der neben den TI-Mitarbeitern Ludwig-Ohm und Dirksmeyer auch Dr. Marianne Altmann und Dipl.-Ing. Myriam Stenger von der Co Concept Marketing Beratung aus Luxemburg angehörten. Beteiligt war auch das Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau in Großbeeren. Ihr Bericht liegt ebenfalls seit dem vergangenen Monat vor.
Ansprüche an Gartengestaltung ändern sich
Mit einer wachsenden Mobilität der Gesellschaft, stärker wechselnden Wohn- und Lebensräumen, würden sich auch die Ansprüche der Kunden an eine Gartengestaltung verändern, heißt es in dem Bericht. Ein Garten werde in zehn bis 20 Jahren schon unmittelbar nach der Anlage "fertig" erscheinen müssen und nicht erst nach einer fünfjähriger Einwachszeit. Umgekehrt werde die Nachfrage nach einem Hausbaum, mit dem es sich alt werden lässt, deutlich weniger interessant sein als in der Vergangenheit. Eine "Kurzzeitnutzung" werde sich dann auch im Garten bemerkbar machen.
Personell wird der Garten- und Landschaftsbau zukünftig immer stärker von Wanderbewegungen der Arbeitskräfte betroffen sein. Arbeitsverhältnisse werden temporärer, der Personalbestand der Unternehmen damit heterogener. Als Nebeneffekt kommt es zu einer stärkeren und europäischer geprägten Vernetzung der Gartenbauunternehmen. Arbeitsweisen und Arbeitsmaterialien werden im gegenseitigen Austausch übernommen; außerdem ist mit einer Angleichung von Standardregelwerken für Bauleistungen zu rechnen. Diese Entwicklung und das Entstehen eines europäischen Binnenmarktes für Dienstleistungen werden zu neuen und internationaleren Geschäftsfeldern in der Sparte führen.
Chance: GaLaBau hat große Marktnähe
Die Forscher sind optimistisch, dass der GaLaBau seine Herausforderungen auch in den kommenden Jahrzehnten bewältigen wird. Die Stärken der Branche seien eine "große Marktnähe und der direkte Endabnehmerkontakt". So sei es über das direkte Kundengespräch möglich, Verbraucherwünsche und neue Trends schnell zu identifizieren und umzusetzen. Die Umsetzung einer kundenorientierten Dienstleistung erhöhe wiederum die Rentabilität.
Die Forscher schlagen dem GaLaBau vor, sich zu profilieren, indem er grüne Lösungen für Städte und Quartiere entwirft, anbietet, realisiert und langfristig in Stand hält. Dabei sei es eine Aufgabe des Berufsstands, sich an der Entwicklung von Flächennutzungsplänen und Stadtentwicklungskonzepten zu beteiligen. Im Privatgartenbereich müsse der Kunde die Vorteile des Fachmanns gegenüber dem Fremdanbieter "anhand des innovativen Designs, der professionellen Beratung, Umsetzung und Pflege klar erkennen können". Damit könnten dann auch höhere Kosten gerechtfertigt und von Kundenseite akzeptiert werden.
Zudem werben die Forscher für eine "stärkere Vernetzung und Kooperation der einzelnen Unternehmen". So werde es kleinen Unternehmen möglich, Nischen zu besetzen und im Wettbewerb zu bestehen. Ein weiterer Erfolgsfaktor für die betriebswirtschaftliche Effizienz liege in einem gut organisierten Baustellenmanagement. "Neben der Einhaltung einer standardisierten Leistungsqualität sichert es eine effiziente Baustellenabwicklung und minimiert Risiken für das Unternehmen wie für den Kunden", meint die Forschergruppe. Auch Aus- und Weiterbildung, eine angemessene Entlohnung und Weiterentwicklungsmöglichkeiten müssten im Blickfeld der Branche bleiben.
cm