"Fort- und Weiterbildung in der Sportplatzpflege"
von: Prof. Dr. Wolfgang PrämaßingBei vielen Sportanlagen ist die Pflege vor allem auf die Rasenspielfelder ausgerichtet. Zudem sind oft auch Tennenplätze und immer häufiger auch Kunststoffrasenplätze mit zu betreuen. Die zunehmenden Ansprüche der Nutzer und der ständig steigende Kostendruck machen eine spezielle berufliche Fortbildung für die Pflegeverantwortlichen sowie die Mitarbeiter zur Sicherung der Sportplatzqualität, besonders bei Rasensportflächen, unerlässlich.
Für alle Mitarbeiter, die im Bereich der Sportplatzpflege tätig sind gilt es, das bestmögliche Know-how einzusetzen, um die bestmögliche Qualität herzustellen. Dazu werden im Folgenden die Möglichkeiten der Qualifizierung dargestellt.
Qualifizierungsangebote
Qualifizierter Platzwart
Für Mitarbeiter in Pflegeteams bietet sich die Möglichkeit zur Qualifizierung durch Erlangung des Basiswissens in der Lehrgangsreihe "Fußballplatzwart", die in Zusammenarbeit mit der AG Rasen des DFB erstellt wurde, an. Die erfolgreiche Teilnahme führt zum Zertifikat Qualifizierter Platzwart für Freisportanlagen. Die Lehrgangsreihe besteht aus drei einwöchigen Kursen - Grundkurs, Aufbaukurs 1 und Aufbaukurs 2.
NL-Stellenmarkt
Der Grundkurs vermittelt einen Gesamtüberblick über die Normbauweisen verschiedener Sportflächen und schwerpunktmäßig die allgemeine Pflegesystematik von Rasensportflächen. Wichtig dabei sind der Einblick und die Grundkenntnisse in sinnvolle und kostensenkende Maßnahmen zur Regeneration, Reparatur und zu nachhaltig erfolgreicher Pflege. Dabei werden theoretische und praktische Zusammenhänge nach den neuesten Erkenntnissen mit erfahrenen und bewährten Fachdozenten aus der Fachwelt vermittelt.
Im Aufbaukurs 1 wird dieses Fachwissen speziell zu den Themenbereichen Boden und Vegetation (bodenphysikalische und bodenchemische Eigenschaften, Gräserkunde) sowie Zustandsbeurteilung von Rasenplätzen vertieft und um wichtige Aspekte der praktischen Pflegeorganisation erweitert. Der Aufbaukurs 2 ist auf die technische Ausstattung, Wartung, Pflege, Bedienung, Einstellung von Maschinen und Geräten sowie der Beregnungstechnik ausgerichtet. Hier werden zudem Zusammenhänge zur Wettkampfvorbereitung und entsprechend notwendiger Reparaturarbeiten zur Erhaltung der Spielfunktion auf Rasensportflächen hergestellt. Mit erfolgreichem Abschluss aller drei Kurse erlangt man den Titel des "Qualifizierten Platzwarts für Freisportanlagen", ausgestellt vom DFB und der Deula Rheinland.
Geprüfter Greenkeeper/Fachagrarwirt/-in Sportstätten-Freianlagen
Für Pflegeverantwortliche und ihre Stellvertreter bietet sich der Weg zum Profiwissen und der beruflichen Qualifikation mit einem staatlich anerkannten Fortbildungsabschluss und der Berufsbezeichnung Geprüfter Greenkeeper/Fachagrarwirt/-in Sportstätten-Freianlagen an.
Grundlage hierfür ist die Prüfungsrichtlinie der Landwirtschaftskammer NRW vom 6. April 2006. Die Vorbereitungslehrgänge dazu werden bei der DEULA Rheinland in Kempen durchgeführt. Die berufliche Fortbildungsmaßnahme besteht aus drei Kursblöcken (A, B, C) zu je drei Wochen.
Der A-Kurs dient der Vermittlung eines Gesamtüberblickes der Pflegesystematik mit dem Schwerpunkt Rasenflächen und der Erlangung des notwendigen Basiswissens zur nachhaltigen Grund- und Erhaltungspflege (Regeneration, Reparatur etc.), wobei theoretische und praktische Zusammenhänge entsprechend der Qualitätsziele erarbeitet werden. Die Themenschwerpunkte liegen hier besonders bei den Grundlagen der Vegetation (Botanik und Physiologie, Gräserkunde, Bodenkunde) und Pflege, bestehend aus Grund-, Erhaltungs-, und Regenerationspflege für Sportrasenflächen. Besonderes Augenmerk wird hier auch auf die technische Ausstattung, insbesondere zur professionellen Rasenpflege mit Auswahl, Wartung, Bedienung und Einstellung von Maschinen und Geräten sowie der Beregnungstechnik gelegt. Eine Einführung in Kommunikation und Teamarbeit ergänzt diesen Kurs.
Im B-Kurs erweitern die Teilnehmer ihr Grundlagenwissen, um wichtige Zusammenhänge der vegetationstechnischen Pflege und der baulichen Qualität zu erkennen. Dazu werden insbesondere die Themen Gräserkunde, Bodenbauweisen und Baufehler, Pflanzenernährung vertieft. Weiter enthält der B-Kurs eine Einführung in Rasenkrankheiten und im Sinne der Leitlinien des Integrierten Pflanzenschutzes den Erwerb der Pflanzenschutzsachkunde für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Eine Einführung in betriebswirtschaftliche Grundlagen rundet den Lehrgang ab.
Im C-Kurs erfolgt die Spezialisierung zur Vermittlung der spezifischen Kenntnisse in der Unterhaltung, Instandhaltung und Pflege sowie Bau von Freisportanlagen/Stadionplätzen mit der Erweiterung auf Tennen-, Kunststoff und Kunststoffrasenbeläge.
Eine Woche des C-Kurses findet als Praxiswoche statt, mit Begehung und Übungen auf verschiedenen Sportanlagen mit Rasenflächen und anderen Belägen (Stadien/Arenen, kommunale Sportanlagen, Leichtathletikanlagen (Bestandsaufnahmen Rasenflächen, Zustandsanalyse, Messkriterien, Pflegeansprüche, Maschinen und Geräteausstattung und -einsatz), sowie Beurteilung von Fertigrasenflächen.
Im zweiten Teil des C-Kurses erlangen die Teilnehmer die Kenntnisse, um Managementaufgaben zu übernehmen, wirtschaftliche und rechtliche Zusammenhänge in Bezug auf Arbeitsorganisation, Betriebsführung sowie Spielbetrieb und Eventmanagement zu analysieren. Themenschwerpunkte sind dabei die Zustandsermittlung, Dokumentation und Bewertung von verschiedenen Sportplatzbelägen sowie das Wissen zur Funktionalität von Systemen zur Be- und Entwässerung sowie Rasenheizung. In diesem Zusammenhang ist das Erkennen von Regenerations-, Reparatur- und Sanierungsmöglichkeiten von besonderer Bedeutung. Für die Vorbereitung von Wettkämpfen werden Themen zur Funktion und Sicherheit von Platz- und Spieleinrichtungen für verschiedene Sportarten und die Grundlagen des Eventmanagements vermittelt. Besondere Bedeutung hat abschließend auch die Kalkulation von Maschinen- und Pflegekosten für verschiedene Sportflächentypen.
Lehrbriefe
Zwischen den Kursen A, B, und C werden zur Vertiefung des erlernten Stoffs insgesamt sieben Lehrbriefaktionen durchgeführt. Jede Lehrgangsgruppe wird dazu in einer geschlossenen Facebook-Gruppe begleitet.
Prüfung und Abschluss
Die Fortbildung endet mit einer schriftlichen und praktischen Prüfung vor der Landwirtschaftskammer NRW nach § 54 BBiG zum Fachagrarwirt/-in für Sportstätten-Freianlagen/Geprüfter Greenkeeper.
Zur Prüfung kann zugelassen werden, wer eine abgeschlossene Ausbildung als Landwirt, Gärtner, Forstwirt oder Fachkraft Agrarservice und danach mindestens eine 3-jährige Berufspraxis in einem der genannten Beruf oder in der Sportstättenpflege nachweisen kann. Abweichend kann zugelassen werden, wer durch mehrjährige Tätigkeit in der Sportstättenpflege nachweisen kann, dass die entsprechenden Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten vorliegen.
Geprüfter Head-Greenkeeper Sportstätten-Freianlagen
Das Fortbildungskonzept des Geprüften Head-Greenkeepers vereinigt Management- und Führungsqualitäten mit dem fachlichen Wissen. Die Fortbildung ist für alle Geprüften Greenkeeper zugänglich. Grundlage hierfür ist die Regelung der Fortbildungsprüfung der Landwirtschaftskammer NRW, die am 1. März 2014 in Kraft tritt.
Die DEULA Rheinland bietet dazu eine Seminarreihe bestehend aus vier Kursblöcken mit insgesamt acht Wochen Dauer an. In den Seminaren werden die fachlichen Grundlagen erweitert und vertieft sowie die Kompetenzen für betriebswirtschaftliche Zusammenhänge und Führungkräfte trainiert.
Im Block 1 erlangen die Teilnehmer professionelle Managementtechniken (Vortrag, Präsentation, Zeitmanagement) und trainieren ihre persönlichen Fähigkeiten in verschiedenen Rollensituationen in Kommunikation und Führung.
Der Block 2 beinhaltet Seminarmodule, in denen die Head-Greenkeeper sich das notwendige Wissen zur Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen, Kostenrechnung, Controlling, Budgeterstellung, Personal- und Investitionsplanung aneignen. In weiteren Modulen vertiefen sie ihr Know-how im Bereich Planung und Bau von Sport- und Golfanlagen, wobei rechtliche Grundlagen nach VOB und die Umsetzung von Regelwerken von besonderer Bedeutung sind. Im Modul Wetterkunde und Rasenkrankheiten vertiefen die Teilnehmer die Witterungs- und Standorteinflüsse in Bezug auf Krankheitsdruck und erarbeiten die Nutzung von Wetterberichten für ihren Standort. Damit erlangen sie Kompetenzen, um Strategien entsprechend den Leitlinien zum Integrierten Pflanzenschutz zu entwickeln.
Der Block 3 wird als Praxiswoche auf verschiedenen Sport- und Golfanlagen durchgeführt. Die Teilnehmer erhalten hier Aufgabenstellungen und schulen dabei ihre Fähigkeiten zur Beurteilung verschiedener Organisations- und Betriebsformen, des Platzzustandes und Qualitätskriterien im Pflegemanagement, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.
Im Block 4 folgt der zweite Teil zur Betriebswirtschaft, in dem die Teilnehmer in Kleingruppen die Umsetzung der im ersten Teil erlernten Kriterien trainieren, Kalkulationen an Projektbeispielen durchführen und Ausarbeitungen präsentieren.
Ergänzt werden hier die rechtlichen Grundlagen u.a. zum Sozial- und Arbeitsrecht und Vertragsrecht sowie fachliche Vertiefungen zu aktuellen Themen wie Bodenbiologie, Wassermanagement und Düngertechnologie.
Damit hat der Geprüfte Head-Greenkeeper die Kompetenzen, Ziele zu formulieren, Personaleinsatz und Pflege zu koordinieren, deren Kontrolle und Beurteilung vorzunehmen sowie Mitarbeiter nach deren Qualifikation und Fähigkeiten zu fördern bzw. zu motivieren. Zugleich ist er der Fachmann für das Management, der für die Weiterentwicklung der Freisportanlage und für besondere Situationen wie Fremdveranstaltungen Vorschläge und Lösungsansätze unterbreitet.
Prüfung und Abschluss
Die Fortbildung endet mit einer schriftlichen und praktischen Prüfung vor der Landwirtschaftskammer NRW nach § 54 BBiG zum Geprüften Head-Greenkeeper Sportstätten-Freianlagen
Die Prüfung beinhaltet die Erstellung einer praxisbezogenen Aufgabe in Form einer Hausarbeit. Gegenstand dieser Arbeit ist die Sportstätte, auf der der Teilnehmer tätig ist. Dabei hat der Head-Greenkeeper den Beweis zu erbringen, dass er zu bestimmten Frage- oder Problemstellungen Analysen und Lösungsansätze selbständig bewältigen und strukturiert darstellen kann.
Diese beispielhafte Erarbeitung eines Projektfalles aus dem eigenen Arbeitsumfeld halten wir für einen unabdingbar notwendigen Inhalt der Head-Greenkeeper Qualifikation.