Nach der GaLaBau-Ausbildung im US-Bundesstaat Kansas
Als Teilzeitkraft in einem amerikanischen Handwerksbetrieb
Ich habe nach meiner Mittleren Reife eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner absolviert und mich für das PPP-Stipendium beworben. In dem Programm lernen die Stipendiaten die Kultur des Gastlandes kennen und vermitteln dort die Kultur ihres Heimatlandes. Nach einer langen Bewerbungsphase bin ich im August 2023 in Kansas gelandet, einem sehr ländlichen Gebiet in den Great Plains östlich der Rocky Mountains.
Während eines Biologiestudiums arbeite ich hier zugleich als Teilzeitkraft in einem traditionellen Handwerksbetrieb, der sich mit Natursteinmauern beschäftigt. Von Dunstabzüge im Innenraum über traditionelle Feld- und Stützmauern bis hin zu trocken aufgesetzten Brücken wird jeder Kundenwunsch erfüllt.
NL-Stellenmarkt
Was können wir von den Amerikanern lernen?
Die Branche der sogenannten Dry-Stone-Waller hat sich in den Vereinigten Staaten stark etabliert. Vor allem in den wohlhabenden Gegenden des Nordostens und -westens besteht ein großes Angebot an Firmen, die sich auf Trockenmauern spezialisiert haben. Trockenmauern sind hier nicht nur wegen ihres ästhetischen Mehrwerts begehrt, sie haben meistens einen ganz bestimmten Nutzen. Von doppelhäuptigen Mauern, die als Feldzäune genutzt werden bis zu einfachen Stützmauern für die Hangabfangung erfüllen sie sowohl in den USA als auch in Europa schon seit Jahrhunderten einen ganz speziellen Zweck.
Einwanderer aus Großbritannien brachten das Handwerk des Mauerns mit Naturstein vom 17. bis zum 19. Jahrhundert nach Nordamerika. Gesammelte Feldsteine vom Acker wurden genutzt, um Grenzen zu ziehen und Weiden einzuzäunen. Praktischer Nutzen und künstlerische Vielfalt werden durch handwerkliches Geschick zu einer wertvollen Kombination.
Ressourcenschonender Umgang mit Steinen
Die Firma Koch Construction Specialties, bei der ich in Kansas arbeite, verwendet einen regionalen Stein, der 20 km entfernt gebrochen wird und von den Steinmetzen des Unternehmens mit Spaltung und Sägen weiterverarbeitet wird. Ressourcenschonend wird ein Bewusstsein entwickelt, wie man mit den Steinen umzugehen hat. Der Stein ist ein Kalkstein aus weißem Jura, wie man ihn bei uns auf der Schwäbischen Alb findet. Durch feine Poren kann Wasser eindringen, was ihn in Kombination mit kalten Wintern nicht ganz frostsicher macht. In der richtigen Schichtung abgebaut und fachgerecht eingebaut, wird dieses Risiko dennoch stark minimiert.
Trocken aufgesetzte Mauern sind in der Regel nicht nur schneller aufgesetzt, sie sind auch deutlich leichter zu reparieren. Beim Abbruch einer vorhandenen Mauer können die Steine wiederverwendet werden und weil kein Beton genutzt wurde, muss auch keiner abgespitzt werden. Ohne Beton wird das Risiko von Ausblühungen natürlich auch geschickt gemieden. Der Trend, der uns wieder zu klassischem Handwerk führt, ist nicht unbegründet.
Johannes Balthasar Jeutter