Junge Landschaft

Ich baue eine wassergebundene Decke

von:
192. Folge: Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema wassergebundene Decken.
Junge Landschaft Wegebau
Grafik: Uwe Bienert

Vor zehn Jahren, also 2013, schrieb ich an dieser Stelle schon einmal über das Thema. Wieder ist mir keine besonders intelligente Überschrift eingefallen, aber für alle, die es noch nicht selbst herausgefunden haben, möchte ich es nochmals sagen:

Es geht hier und heute um "Wassergebundene Decken". Bei der Anwendung und dem Bau von diesem Wegebelag hat sich einiges getan. Während vor zehn Jahren diese Decken nicht besonders "in" waren, stieg in den letzten Jahren sowohl ihre Bedeutung für den urbanen Wegebau als auch die Kenntnisse über ihre Herstellung und natürlich auch die zum Einsatz kommenden Materialien.

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Wie kam es eigentlich zu dieser doch vermeintlich labilen Bauweise?

Aus meiner Kindheit kannte ich diese Belagsform immer in Verbindung mit Parkanlagen. Parkwege waren aus "Splitt und Kies" – Basta! Erst viel später nach meiner Ausbildung zum GaLaBauer habe ich mich damit intensiver beschäftigt und festgestellt, dass diese Form des Wegebaus, die übrigens eine der ältesten Bauweisen ist, durchaus weit verbreitet ist. In dem kleinen brandenburgischen Dorf, in dem ich damals wohnte, schien die Zeit eh stehen geblieben zu sein. Und da war es auch nicht verwunderlich, dass im gesamten Dorf neben der befestigten Asphalt- oder Kopfsteinpflasterstraße ein "Sommerweg" verlief. Mir wurde glaubhaft versichert: Das war schon immer so! Komisch, wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, habe ich mich darüber gar nicht groß gewundert. In dem Kaff war einiges so geblieben wie zu Kaisers Zeiten.

Dieser Sommerweg war in seiner Bauweise eine wassergebundene Decke, welche deshalb neben den Pflasterstraßen gebaut worden war, weil die eisenbeschlagenen Kutschen- und Leiterwagenräder der bäuerlichen Fuhrwerke auf dem Pflasterbelag aus Naturstein keinen Halt finden konnten und somit die Belastung für die Zugtiere zu groß wurde. Wenn man sich genau umsieht, kann man diese Wegeform überall in herrschaftlichen Gärten und Parks finden, in denen früher Reit- und Fahrbetrieb stattfand.

Alles eine Frage der Definition

Bei Wikipedia (und hier zeigen sich die Mängel dieser Wissensquelle) findet sich diese "volksdümmliche" Definition: "Eine wassergebundene Decke ist eine unbefestigte Deckschicht für Straßen und Wege, die aus einem gebrochenen Natursteinmaterial besteht (regional auch als Grant bezeichnet). Das Material wird dabei weder von hydraulischen noch bituminösen Bindemitteln zusammengehalten. Diese Art von Straßenbelag eignet sich nur für Verkehrswege mit geringer Verkehrsbelastung und geringer Reisegeschwindigkeit."

Nun ja, das geht besser! Eine sehr gute Beschreibung hinterließen uns die Gremien der FLL: "Wassergebundene Wege sind der Sammelbegriff für Wegbauweisen, die mit mineralischen Baustoffgemischen unterschiedlicher Körnungen ohne den Zusatz von Bindemitteln oder sonstiger "Stabilisatoren" hergestellt werden."

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Grafik: Uwe Bienert
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Grafik: Uwe Bienert
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Grafik: Uwe Bienert

Warum werden diese Beläge noch gebaut?

Die uns heute so "altbacken" vorkommenden Beläge haben in der Gartengestaltung einen festen Platz und auch ihre Berechtigung. Sie können durchaus modern wirken und bieten neben den nicht von der Hand zu weisenden Nachteilen auch einige Vorteile, die andere Beläge nicht aufweisen können.

Wie baue ich diese Wegeform richtig?

Es gibt verschiedenen Bauweisen der wassergebundenen Decke: eine dreischichtige Bauweise (Tragschicht, dynamische Schicht, Deckschicht), eine zweischichtige Bauweise (Tragschicht und Deckschicht) und eine einschichtige Bauweise, die nur aus einer Tragschicht mit einem Überwurf besteht.

Die Anforderungen an den Baugrund, das Erdplanum und an die ungebundene Tragschicht sind bei allen drei Bauweisen vergleichbar. Die Schichtdicke der ungebundenen Tragschicht ist in Abhängigkeit von der beabsichtigten Nutzung und der damit anstehenden Belastung genau wie bei anderen Wegedecken zu ermitteln.

Die drei Bauweisen unterscheiden sich allerdings nicht nur in der Anzahl der Schichten, sondern auch in der damit verbundenen Anforderung an die Gestaltung, Funktion und Ebenheit der Oberfläche.

Die Deckschicht muss alles abfangen!

Sie unterliegt als Nutz- und Verschleißschicht der stärksten Beanspruchung. Von ihrer Beschaffenheit hängen alle bautechnischen Funktionen, aber auch solche Eigenschaften wie Farbe und Struktur ab. Ihr Einbau erfolgt bei kleinen Flächen mit der Hand, bei großen Flächen wird das Material maschinell mit einem Straßenbaufertiger verteilt. Die Verdichtung der Deckschicht und der dynamischen erfolgt statisch mit einer Glattmantelwalze (1 t/m Bandagenbreite) im erdfeuchten Zustand. Um einen abnahmefähigen Zustand mit der erforderlichen Tritt- und Scherfestigkeit zu erreichen, sind mehrere Verdichtungsvorgänge erforderlich.

Um diesen Zustand zu erlangen, benötigen die Deckschichten ein gewisses Maß an Feuchtigkeit und müssen bei länger ausbleibenden natürlichen Niederschlägen beregnet werden.

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Wo ist der Haken?

Die Einfachheit der Bauweise ist verblüffend und genau das ist das Problem und hier ist auch der "Haken"! Jeder denkt, er kann es und dann geht es in die Hose, weil sich niemand mit den aus dem Pfusch entstandenen Folgen vorher beschäftigt hat. Wie oft kommt es vor, dass aus falsch verstandener Naturverbundenheit wassergebundene Decken an Schulen gebaut werden, die keine Festigkeit besitzen und die Kinder das gesamte Material mit in das Gebäude schleppen? Das Knirschen der Splittkörner vom Überwurf, das beim Öffnen der Türen entsteht und heftig Kratzer im Laminat hinterlässt, hat sich jeder im Ohr. Wassergebundene Wegedecken müssen professionell gebaut werden, damit ihre Festigkeit nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.

Die Tragschicht einer wassergebundenen Decke ist erst dann geeignet und richtig gebaut, wenn sie einen entwässernden und gleichzeitig einen wasserspeichernden Aufbau besitzt. Das ist, auch wenn es sich so anhört, kein Widerspruch! Der Bau wassergebundener Decken auf einer Tragschicht Schotter-Splitt-Brechsand Gemisch 0/ 32 ist möglich. Der Einbau erfolgt schichtenweise und stuft sich in Richtung Deckschicht ab. Dabei ist es durchaus empfehlenswert zwischen der 0/32er Tragschicht und der 0/3er Deckschicht eine 0/8er "Ausgleichsschicht" (oh wie ich dieses Wort verabscheue) einzubauen. Damit wird die Verzahnung der in den Korngrößen doch sehr breitgefächerten Schichten zu verbessert. Durch diese Verzahnung kann es weniger passieren, dass die Wasserableitung behindert wird und Feinanteile in den Profilen der Fußgänger oder der leichten Fahrzeuge (Fahrräder, Rollstühle, usw.) kleben bleiben. Die Deckschicht ist in einer Stärke von 2 cm in einem feuchten Zustand einzuwalzen.

Uwe Bienert

Nächsten Monat lesen Sie: „Durchgefallen!“

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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