Trockene Wasserwege

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70. Folge Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema wassergebundene Decken.

Ich gebe zu: die Überschrift ist nicht nur ein wenig an den Haaren herbei gezogen, sondern auch ziemlich irreführend. Im nachfolgenden Artikel soll es um das Anlegen von sogenannten wassergebundenen Decken gehen.

Mir ist in den letzten Jahren während meiner Baustellentätigkeit aufgefallen, dass die wenigsten Kollegen wissen, wie diese Beläge eigentlich richtig gebaut werden. Da kann man die abenteuerlichsten Varianten beobachten und alle Beteiligten sind der Meinung fachgerecht zu bauen.

Einen sehr guten Beitrag gab es vor einiger Zeit hier in der Zeitschrift "Neue Landschaft" in der Ausgabe 11/2007. Dort wurde das Thema von verschiedenen Seiten, sowohl Bautechnik als auch Pflege, von Fachkollegen (Ulrike Timmermann, Heinz Schomakers, Gilbert Lösken, Markus Illgas) intensiv beleuchtet.

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Woher kommen eigentlich diese Wegebeläge?

So richtig Gedanken darüber habe ich mir erst gemacht, als ich vor Jahren in ein kleines brandenburgisches Dorf gezogen bin und dort noch eine mir bis dahin unbekannte Form des Straßenbaus kennen gelernt habe. Im Dorfzentrum hatte man die Straße geteilt. Eine Hälfte war gepflastert mit Naturstein und die andere Hälfte war ein, wie die Bäuerlein ihn nannten, "Sommerweg". Mir wurde glaubhaft versichert: das war schon immer so. Dieser Sommerweg war in seiner Bauweise eine wassergebundene Decke, welche deshalb neben den Pflasterstraßen gebaut worden war, weil die eisenbeschlagenen Kutschen- und Leiterwagenräder der bäuerlichen Fuhrwerke auf dem Pflasterbelag aus Naturstein keinen Halt finden konnten und somit die Belastung für die Zugtiere zu groß wurde. Wenn man genau beobachtet, kann man diese Wegeform überall in herrschaftlichen Gärten und Parks finden, in denen früher Reit- und Fahrbetrieb stattfand.

Eine Definitionssache

Bei Wikipedia (und hier zeigen sich die Mängel dieser Wissensquelle) findet sich diese verheerende Definition: "Eine wassergebundene Decke ist eine unbefestigte Deckschicht für Straßen und Wege, die aus einem gebrochenen Natursteinmaterial besteht (regional auch als Grant bezeichnet). Das Material wird dabei weder von hydraulischen noch bituminösen Bindemitteln zusammengehalten. Diese Art von Straßenbelag eignet sich nur für Verkehrswege mit geringer Verkehrsbelastung und geringer Reisegeschwindigkeit."

Nun ja, rein wissenschaftlich betrachtet eine recht "volksdümmliche" Definition. Das muss doch besser gehen. Deshalb hier die sehr gute Formulierung, die durch die Gremien der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) geprägt wurde: "Wassergebundene Wege sind der Sammelbegriff für Wegbauweisen, die mit mineralischen Baustoffgemischen unterschiedlicher Körnungen ohne den Zusatz von Bindemitteln oder sonstiger ,Stabilisatoren' hergestellt werden."

Warum werden diese Beläge noch gebaut?

Neben den vielen Nachteilen dieser Wegedecken (höhere Bodenversiegelung, der Großteil des Niederschlages fließt ab und versickert neben dem Weg, Verschlämmung der benachbarten Flächen, anfälliger für Erosion, schnell von Pflanzen besiedelt, hohe Unterhaltskosten, maschineller Winterdienst nicht möglich, hohe Staubentwicklung etc.) sind auch die Vorteile nicht so einfach von der Hand zu weisen. In der Herstellung kosten sie nur etwa zwei Drittel, so viel wie vergleichbare Asphaltflächen. Bei der Nutzung von hellem Steinmaterial heizen sich die Oberflächen weniger auf als dunkle Asphaltflächen und vermitteln fast ganz nebenbei einen naturnahen Eindruck. Für Fußgänger, Jogger und für Pferde sind sie gelenk- und hufschonend (natürlich nur bei Pferden), da der Belag relativ weich ist.

Wie baue ich diese Wegeform richtig?

Auch hier trifft die alte Weisheit zu: Treffen sich zwei Landschaftsgärtner, gibt es fünf verschiedene Meinungen. Was nun? Ich verweise an dieser Stelle nochmals auf die Ausführungen des Kollegen Heinz Schomakers (11/2007). Zur Vereinfachung des Themas lassen sich drei übliche Bauweisen anführen:

Eine dreischichtige Bauweise (Tragschicht, dynamische Schicht, Deckschicht), eine zweischichtige Bauweise (Tragschicht und Deckschicht) und eine einschichtige Bauweise, die nur aus einer Tragschicht mit einem Überwurf besteht.

Die Anforderungen an Baugrund/Erdplanum und an die ungebundene Tragschicht sind bei allen drei Bauweisen vergleichbar. Die Schichtdicke der ungebundenen Tragschicht ist in Abhängigkeit von der beabsichtigten Nutzung und der damit anstehenden Belastung genau wie bei anderen Wegedecken zu ermitteln.

Die drei Bauweisen unterscheiden sich allerdings nicht nur in der Anzahl der Schichten, sondern auch in der damit verbundenen Anforderung an die Gestaltung, Funktion und Ebenheit der Oberfläche.

Die einschichtige Bauweise:
Sie beinhaltet den geringsten Herstellungsaufwand und die geringsten gestalterischen Anforderungen. Die Oberfläche der ungebundenen Tragschicht wird durch lose mit der Schaufel verteiltem Kies, Splitt oder Gemisch abgestreut und gegebenenfalls mit einer Harke gleichmäßig deckend verteilt. Dabei wird mit einem Materialbedarf von 15 bis 20 kg/m² gerechnet.

Die zweischichtige Bauweise:
Es wird auf die dynamische Schicht verzichtet. Die Deckschicht besteht aus gröberem Materialien. Ihren Einsatz findet diese Bauweise, wenn an die Ebenheit der Oberfläche und an den Wasserhaushaltweg geringere Anforderungen gestellt werden.

Die dreischichtige Bauweise:
Jeder hat schon mal was von der "Tenne" gehört. Sie spielt im Sportplatzbau eine wesentliche Rolle. Und genau daher kommt diese Bauweise. Sie verursacht den größten Herstellungsaufwand und die höchsten Anforderungen an die Ebenheit der Flächen. Mit der als korngestufter Übergang zwischen Trag- und Deckschicht liegenden dynamischen Schicht ist die Grundlage für den Einbau sehr feinkörniger Deckschichtmaterialien gelegt. Noch dazu sorgt die dynamische Schicht mit ihrem Wasserspeichervermögen dafür, dass in Trockenperioden ohne künstliche Beregnung die Deckschicht feuchtgehalten und somit die Staubbildung reduziert wird.

Noch ein Wort zur Deckschicht

Sie unterliegt als Nutz- und Verschleißschicht der stärksten Beanspruchung. Von ihrer Beschaffenheit hängen alle bautechnischen Funktionen, aber auch solche Eigenschaften wie Farbe und Struktur ab.

Ihr Einbau geschieht bei kleinen Flächen mit der Hand, bei großen wird das Material maschinell mit einem Straßenbaufertiger verteilt. Die Verdichtung der Deckschicht und der Dynamischen erfolgt statisch mit einer Glattmantelwalze (1 t/m Bandagenbreite) im erdfeuchten Zustand.

Um einen abnahmefähigen Zustand mit der erforderlichen Tritt- und Scherfestigkeit zu erreichen, sind mehrere Verdichtungsvorgänge erforderlich. Um diesen Zustand zu erlangen, benötigen die Deckschichten ein gewisses Maß an Feuchtigkeit und müssen bei länger ausbleibenden natürlichen Niederschlägen beregnet werden.

Butter bei die Fische

Wer jetzt denkt, das ist ja easy, hat sich gründlich getäuscht. Genau das ist der Punkt auf den ich zu Beginn meiner Ausführung schon einmal zu sprechen kam. Jeder denkt er kann es und dann geht es in die Hose, weil sich niemand mit den aus dem Fusch entstandenen Folgen vorher beschäftigt hat.

Wie oft kommt es vor, dass aus falsch verstandener Naturverbundenheit wassergebundene Decken an Schulen gebaut werden, die keine Festigkeit besitzen und die Kinder das gesamte Material mit in das Gebäude schleppen?

Wassergebundene Wegedecken müssen professionell gebaut werden, damit ihre Festigkeit nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Die Tragschicht einer wassergebundenen Decke ist erst dann geeignet und richtig gebaut, wenn sie einen entwässernden und gleichzeitig einen wasserspeichernden Aufbau besitzt. Das ist, auch wenn es sich so anhört, kein Widerspruch.

Der Bau wassergebundener Decken auf einer Tragschicht Schotter-Splitt-Brechsand Gemisch 0/32 ist möglich. Der Einbau erfolgt schichtenweise und stuft sich in Richtung Deckschicht ab. Dabei ist es durchaus empfehlenswert zwischen der 0/32er Tragschicht und der 0/3er Deckschicht eine 0/8er "Ausgleichsschicht" (oh wie ich dieses Wort verabscheue) einzubauen. Damit wird die Verzahnung, der in den Korngrößen doch sehr breitgefächerten Schichten, verbessert.

Durch diese Verzahnung kann es weniger passieren, dass die Wasserableitung behindert wird und Feinanteile in den Profilen der Fußgänger oder der leichten Fahrzeuge (Fahrräder, Rollstühle usw.) kleben bleiben. Die Deckschicht ist in einer Stärke von 2 cm in einem feuchten Zustand einzuwalzen.


Im Nächsten Monat lesen Sie: "Geteert und gefedert".

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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