Uralte Bäume und das neue Projekt Nationalerbe-Bäume Deutschlands

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Deutsche Dendrologische Gesellschaft (DDG) Baumdenkmal
1. Der erste Nationalerbe-Baum Deutschlands: die Dicke Linde in Heede/Emsland. Foto: Andreas Roloff

Ältere Bäume geraten zunehmend in den Fokus, weil es immer weniger von ihnen gibt und das öffentliche Bewusstsein für ihren biologischen, ökologischen und emotionalen Wert wächst. Deshalb ist es auch angemessen, dass sie neben mehr Wertschätzung und Aufmerksamkeit auch einen höheren finanziellen Aufwand erhalten. Damit tun sich Kommunen, Privateigentümer und Naturschutzvertreter allerdings oft schwer und müssen diesen Aufwand rechtfertigen. Um den Wert alter oder besonderer Bäume zu würdigen, etabliert sich gerade die neue Initiative Nationalerbe-Bäume.

Seit Oktober 2019 werden nun von dem dafür neu gegründeten Kuratorium Nationalerbe-Bäume der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG) besonders wertvolle alte Bäume zu Nationalerbe-Bäumen ausgerufen. Diese sollen aus Sondermitteln gepflegt und geschützt werden, so dass sie in Würde altern und zu Uraltbäumen werden können. Von solchen Bäumen gibt es viel zu wenige in Deutschland. Die ersten drei Ausrufungen fanden im Herbst 2019 statt und riefen bundesweit ein großes mediales Echo hervor.

Um den "Wert" alter Bäume (ihre Ästhetik, emotionale Wirkung und Ökologie betreffend) messbar/bewertbar zu machen, wurde ein umfassender Erhebungs- und Bewertungsbogen entwickelt (Tab. 1), der derzeit in einer Masterarbeit auf seine Praxistauglichkeit getestet und weiterentwickelt wird, um die Vielzahl an Parametern auf die dafür wirklich entscheidenden Kriterien zu konzentrieren.

Hintergrund

Aus dem zuvor Dargestellten lässt sich ableiten, dass ein allgemein verbreiteter Wunsch und Bedarf existieren, alte Bäume mehr zu würdigen, zu schätzen und zu schützen. Die sogenannten langlebigen Baumarten (Roloff 2018, 2019) können regelmäßig ein Höchstalter von über 400 Jahren erreichen, einzelne Exemplare zum Teil sogar über 1000 Jahre. Solche Baumarten sind (in alphabetischer Reihenfolge der deutschen Gattungsnamen): Eibe, Stiel-/Trauben-Eiche, Ginkgo, Ess-Kastanie, Sommer-/Winter-Linde, bisweilen auch Bergmammutbaum, Platane und Flatter-Ulme (im Gebirge: Berg-Ahorn, Arve, Eur. Lärche).

Diese Baumarten stellen daher auch nachvollziehbar den höchsten Anteil unter den Baum-Naturdenkmalen. Das macht deutlich, welche Verantwortung wir für solche alten Bäume haben und dass alles daran zu setzen ist, sie der Nachwelt zu erhalten. Es ist beeindruckend, sich klarzumachen, dass sie über derart lange Zeiträume alle Ereignisse, Veränderungen und Variabilitäten von Standort, Umfeld und Klima tolerieren können müssen. Demzufolge darf man bei ihnen auch von einem besonders hohen Anpassungspotenzial ausgehen.

Bäume mit einem hohen Alter oder zumindest mit einer so langen potenziellen Lebenserwartung sind neben Naturmonumenten auch Kulturgeschichte, wie man dazu lokal an besonderen Veranstaltungen am Baum und Aktivitäten zu seiner Existenz erfahren kann. Bereits bestehende Schutzkategorien (Naturdenkmal, Naturschutzgebiet, Nationales Naturmonument) reichen für solche national herausragenden Einzelbäume meines Erachtens nicht aus. Denn die erstgenannte Kategorie ist zu lokal/regional und ihre Umsetzung/Einhaltung zudem spürbar von den verfügbaren Finanzen und ihren Prioritäten sowie der Motivation der dafür zuständigen Bearbeiter abhängig (Schröder 2019). Die beiden letztgenannten Kategorien bezwecken einen Flächenschutz, was beispielswiese bei den Ivenacker Eichen sehr sinnvoll ist (BfN 2019), nicht jedoch bei Einzelbäumen im Stadtgebiet oder dörflichen Raum.

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2. Verstümmelung von Linden auf einem denkmalgeschützten Stadtplatz: hier kann kein Ast mehr abbrechen – solche Maßnahmen können auch von absoluten Baum-Laien oder einer fachfremden Firma ausgeführt werden und sind oft das billigste Angebot. Foto: Andreas Roloff
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Abb. 1: Aufnahmebogen zur Erfassung und Bewertung starker, sehr alter Bäume ab 300 bis 400 Jahre zur Einschätzung ihres Wertes für Ästhetik und Ökologie Entwurf: Roloff 2020

Es gibt in Deutschland fast keine über 1000-jährigen Bäume mehr, das hat zum Teil historische Gründe, aber heutzutage ist aus meiner Sicht ganz wesentlich die überzogene Sicherheitserwartung an alte Bäume dafür verantwortlich: Sie werden zu häufig "zurechtgesägt" bis nichts mehr an Ästen herunterfallen kann (Abb. 2). Die Folgen sind zunehmendes Siechtum, sich ausbreitende Stammfäulen und schließlich Absterben - oder sie brechen auseinander wegen unterbliebener sinnvoller Sicherungsmaßnahmen. Weitere Ursachen in der Stadt können Standortprobleme, Baumaßnahmen oder Beschädigung von Wurzeln sein.

So sollen nun 100 Bäume zu Nationalerbe-Bäumen erklärt werden, wobei sich der Zeithorizont dafür über zehn bis 20 Jahre erstreckt. Die Gründe für die lange Dauer sind vielfältig: So sind die Auswahl geeigneter Bäume, der Abschluss einer Vereinbarung mit den Baumeigentümern, die Vorbereitung und Durchführung der Ausrufung einerseits sehr zeitintensiv. Darüber hinaus soll die Ausrufung umfassend zelebriert werden und es soll eine Pflegekonzeption für jeden dieser Bäume erarbeitet werden, worauf dann die Finanzplanung von Maßnahmen basiert.

Anregung dafür waren "National Heritage Trees"-Ernennungen in England (Stokes & Rodger 2004), wo dies seit etwa 40 Jahren ähnlich läuft (Abb. 3, 4). Dafür ist die Deutsche Dendrologische Gesellschaft (DDG) ein optimaler und hochkompetenter Akteur und Partner, deren Satzung einen solchen Vereinszweck auch ausdrücklich nennt (www.ddg-web.de): Bäume fördern und schützen. Zudem sind in der DDG besonders viele Baumkenner und -experten vereinigt, und sie ist maßgeblich an der Champion Trees-Datenbank beteiligt, die viele potenzielle Kandidatenbäume enthält (www.championtrees.de).

Intention

Pflegemaßnahmen an solchen Altbäumen sollten nur ausgewiesenen Experten überlassen werden. Sie können bisweilen auch reduziert werden oder teilweise sogar unterbleiben, da diese Bäume die Lebens- und Wachstumsprozesse oft in besonderer Weise selbst optimieren. Die Uraltbäume sind auch aus wissenschaftlicher Sicht hochinteressant, beispielsweise in ihrer Baumbiologie (Alterungsprozesse, Kronenrückzug, Lebensgemeinschaften), Genetik (Mutationen an alten Ästen) und Pathologie (Resistenzen).

Die Zeit ist reif, solche (potenziellen) Uralt-Bäume dauerhaft verantwortungsvoll zu schützen und ggf. zu pflegen, um ihnen damit langfristig ein "Altern in Würde" zu ermöglichen.

Dafür werden nun seit Juli 2019 "Nationalerbe-Bäume" von den genannten Baumarten mit über 400 Zentimeter Stammumfang und möglichst über 400 Jahren Alter vom zuständigen Kuratorium gesucht, ausgewählt und gekürt, und für diese Bäume werden dann notwendige Pflege-, Schutz- und Umfeld-Maßnahmen aus Sondermitteln gefördert: Es liegt die Zusage einer Stiftung vor, alle anfallenden Kosten für zunächst fünf Jahre zu übernehmen (die Perspektive geht über diesen Zeitraum hinaus) - als Förderer hat die Eva Mayr-Stihl Stiftung aus Waiblingen ihre Bereitschaft dazu verbindlich zugesagt.

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3. Queen Elizabeth I-Oak in Midhurst, Sussex/UK (Trauben-Eiche), mit etwa 14 Metern Stammumfang und etwa 1400 Jahren wohl die dickste und älteste Trauben-Eiche Europas. Foto: Andreas Roloff
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4. Tafel zur Auszeichnung der Queen Elizabeth I.-Eiche als National Heritage Tree (Midhurst, Sussex/UK). Foto: Andreas Roloff
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5. Ernennungstafel zur Ausrufung der Dicken Linde in Heede/Emsland. Foto: Andreas Roloff
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6. Die Dicke Linde in Heede/Emsland (Sommer-Linde), 2 Meter-Zollstock am Baum. Foto: Andreas Roloff

Stand der Aktivitäten und erste Ausrufungen

Das Kuratorium Nationalerbe-Bäume in der DDG ist seit 5.7.2019 vollzählig berufen mit fünf Mitgliedern: DDG-Präsident Eike J. Jablonski, als Vertreterin der Stiftung Katharina Edlinger sowie die drei DDG-Ratsmitglieder Marion Scheich, Uwe Thomsen und Andreas Roloff (Leitung des Kuratoriums). Es fanden inzwischen zwei Treffen des Kuratoriums in Freising und Göttingen statt, in deren Ergebnis wichtige Entscheidungen und Vorbereitungen für das weitere Vorgehen getroffen wurden.

Zunächst wurden sieben würdige erste Kandidaten ausgewählt, um mit diesen 2019 die Ernennung/Ausrufung, Maßnahmenagenda, Pflege-/Schutzkonzeption etc. zeitnah auszuarbeiten und mit der Umsetzung zu beginnen. Die Kontaktaufnahme zu den Baumverantwortlichen/-eigentümern, beispielsweise Gemeinde/Landkreis, Kirche, Privatpersonen für die ersten drei konkreten Bäume ist erfolgreich verlaufen und mit einer Vertrags-Unterzeichnung abgeschlossen worden. Text und Layout der repräsentativen Tafeln am Baum wurden erarbeitet, und sie sind inzwischen aufgestellt und zur Ausrufung enthüllt worden (Abb. 5, 9).

Die Ausrufungen haben am 5.10.2019 mit dem ersten Nationalerbe-Baum begonnen: der Heeder Sommer-Linde (Niedersachsen), mit rund 17 Metern Stammumfang der dickste vollstämmige Baum Deutschlands und bei einem Alter von etwa 600 bis 800 Jahren sicher einer der bestgeeigneten ersten Kandidaten überhaupt (Abb. 1, 6). Vor Ort waren alle Beteiligten und Verantwortlichen sofort begeistert von dieser Auszeichnung und beteiligten sich intensiv an der Vorbereitung der Veranstaltung. Bei der Zeremonie zur Kür der Linde in Heede am 5.10. war dann alles perfekt:

  • das Wetter, die Teilnehmerzahl (etwa 150) und -stimmung;
  • die Grußworte (Bundestagsabgeordnete, Landkreis-Vertreter, Bürgermeister, DDG-Präsident);
  • der gesamte Ablauf mit dem sehr spritzigen Heeder Musikverein;
  • eine beeindruckende Kuchen- und Kaffee-/Tee-Verkostung im Anschluss;
  • die Info-Ausstellung der DDG mit Holz-und Baumexponaten;
  • die Gespräche und positiven Rückmeldungen der Teilnehmer
  • die repräsentative Tafel zum Baum, die sich sehr gut in das Baumumfeld einfügt.

Dies war eine optimale und vor Ort hervorragend vorbereitete Premiere. Das Medienecho übertraf alle Erwartungen (Video-Links zum Anklicken auf der Website www.nationalerbe-baeume.de), ebenso die vielen begeisterten Zuschriften bezüglich diese Initiative.

Bereits 2014 wurde die Heeder Linde von der DDG und GDA (Ges. Dt. Arboretum) zum bundesweiten Champion Tree der Sommer-Linde ausgerufen. Vielfach wurde damals noch vermutet, dass diese Linde nicht ein Baumindividuum ist, sondern aus einzelnen Bäumen bestünde und aus einer früheren Büschelpflanzung hervorgegangen sein könnte. Genetische Untersuchungen im Thünen-Institut für Forstgenetik in Großhansdorf zeigten jedoch, dass alle Proben genetisch identisch waren und sicher ist, dass es sich bei der Heeder Riesenlinde somit um nur einen Baum handelt (Liesebach & Ewald 2015).

Als Maßnahmen sind bei diesem Baumveteran vor allem eine Erneuerung der Kronensicherungssysteme und Sicherungsarbeiten an zwei weit ausladenden Stämmlingen notwendig, die eingekürzt und mit A-Stützen gesichert werden müssen, damit sie nicht aus dem Stamm ausbrechen.

Am 19.10.2019 folgte dann die zweite Ausrufung mit einem Ginkgo in Riesa-Jahnishausen (Sachsen), dem stärksten frei zugänglichen Ginkgo Deutschlands mit einem Stammumfang von 5,15 Metern an der Taille, bei einem Alter von etwa 210 Jahren - sicher einer der bestgeeigneten Ginkgo-Kandidaten (Abb. 7, 8). Ginkgos können in Deutschland noch nicht viel älter sein, da sie erst vor 250 Jahren nach Europa eingeführt wurden, sie erreichen aber zweifellos ein Höchstalter von über 1000 Jahren (Roloff 2018). Dieser Baum beeindruckt vor allem durch seinen einmaligen Habitus mit tief gegabeltem, wulstigem Stamm und den vielfach gebogenen Stämmlingen. Er ist daher schon jetzt ein "Charakterbaum" und steht zudem im romantischen denkmalgeschützten Schlosspark Jahnishausen an prägnanter Stelle. Die Denkmalschutz-Konzeption des Parks wird derzeit neu überarbeitet und angepasst, dabei soll der Ginkgo nun einen noch höheren Stellenwert erhalten.

Als Maßnahmen am und für den Baum erfolgen Einkürzungen der Äste und einer Krone von Nachbarbäumen, die den Ginkgo sehr bedrängen, beschatten und bereits zu Kurztrieben in vielen Kronenbereichen geführt haben. Wenn jetzt nichts unternommen würde, wäre der Baum in 50 Jahren voraussichtlich aus Lichtmangel abgestorben. Ansonsten hat er auf dem Standort und in diesem Park sicher das Potenzial für viele weitere Jahrhunderte Lebenserwartung.

Auch hier übertraf die Ausrufungszeremonie (Abb. 8) die Erwartungen bei weitem, sowohl die Teilnehmerzahl (250) betreffend als auch die Aktivitäten der Grundstückseigentümer-Gemeinschaft, die drei Wochen lang zuvor eigens dafür Fingerfood hergestellt hatten (süßes und salziges Gebäck), was ein Hochgenuss war.

Als dritter Nationalerbe-Baum folgte am 27.10.2019 eine Eibe in Flintbek (bei Kiel, Schleswig-Holstein), die Ausrufung begann mit einem bewegenden Sonntags-Gottesdienst zum Baum, da es sich um einen Kirchenbaum handelt. Mit seinem möglichen Alter von 600 bis 800 Jahren ist er eine der ältesten Eiben des Landes, bei einem Stammumfang von 3,93 Metern in 1,30 Meter Höhe (Abb. 9, 10). Er steht nicht weit von der Kirche entfernt auf einer Gelände-Rippe, die nach Süden und Westen unmittelbar hinter dem Baum etwa 10 Meter tief abfällt, was neben der Langsamwüchsigkeit dieser Baumart zu der moderaten Stammstärke der Eibe geführt hat.

Der Bedarf an Pflegearbeiten ist vergleichsweise gering, die Eibe befindet sich in einem sehr guten Zustand und ist hervorragend gepflegt worden (behutsame Schnittmaßnahmen).

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7. Der Ginkgo (Ginkgo biloba) im Schlosspark Riesa-Jahnishausen. Foto: Andreas Roloff
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8. Ausrufung des Ginkgos zum Nationalerbe mit Flötenspiel. Foto: Andreas Roloff

Weiteres Vorgehen

Für jeden dieser Bäume wird nach Erstellung eines Gutachtens ein Pflegekonzept erarbeitet, soweit sinnvoll und notwendig. Pflege-/Sicherungs- und Schutzmaßnahmen werden dann jeweils mit dem Eigentümer besprochen und gemeinsam festgelegt.

Die Rückmeldungen während der Veranstaltungen, die Meldungen von Kandidaten und die Kommentare zu dieser neuen Baum-Kategorie in Deutschland lassen bereits jetzt erkennen, dass es damit gelingen wird, alte Bäume ganz allgemein mehr wertzuschätzen, zu schützen und der Nachwelt zu erhalten. Es entsteht etwas Neues an Bewusstsein und Respekt, verbunden mit sehr persönlicher und emotionaler Kommunikation und einer signifikant zunehmenden Zahl von Baumliebhabern. Es wird sehr spannend, dies weiter zu verfolgen. Mehrere Uralt-Bäume sind bereits jetzt durch diese Initiative vor ihrem Absägen oder Verstümmeln bewahrt worden alleine deshalb, weil sie auf die Liste möglicher Kandidaten gesetzt worden sind.

Das Kuratorium wird die weiteren Kandidaten beraten und dabei zunächst vorrangig sowohl die noch fehlenden Baumarten als auch die weiteren 13 Bundesländer berücksichtigen, die alle zeitnah mit Baumstandorten dabei sein sollen. Aufgrund der umfangreichen Vorarbeiten zu jedem Baum und einer begrenzten Zahl infrage kommender Wochenenden ist dabei maximal mit fünf bis acht Ausrufungen pro Jahr zu rechnen. Somit könnte die erste Runde aller Baumarten und Bundesländer 2021 abgeschlossen sein, und dann werden auch Baumarten und Bundesländer zum zweiten oder dritten Mal drankommen.

Inzwischen sind bereits fast 100 Baumvorschläge eingegangen, die intensiv geprüft und daraus geeignete Kandidaten ausgewählt werden; für 2020 ist das erfolgt. Sie werden in einer nichtöffentlichen Kandidatenliste geführt, bis mit Vertragsunterzeichnung die Ernennung sicher ist. Die Reihenfolge wird sich dabei vor allem aus Baum- oder Pflege-Besonderheiten, dem Baumstandort und einer angemessenen Berücksichtigung der Baumarten ergeben. Auf der Website www.nationalerbe-baeume.de finden sich tagaktuell mehr Informationen, auch über die weiteren Planungen und Kandidaten.

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9. Die Eibe in Flintbek bei Kiel mit Ernennungstafel. Foto: Andreas Roloff
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10. Die Flintbeker Eibe mit ihrem eindrucksvollen Stamm. Foto: Andreas Roloff

Schlussbemerkungen

Das allgemeine Bewusstsein für den Wert alter Bäume wächst. Man darf vorsichtig optimistisch sein, dass damit ihre Anzahl nach einer "Periode des Absägens oder Verstümmelns" und der Aufwand für ihren Erhalt in Zukunft wieder größer wird. Dafür bedarf es einer besonderen finanziellen Förderung - diese ist zumindest für die Nationalerbe-Bäume Deutschlands nunmehr möglich und wird voraussichtlich auf die allgemeine Beachtung und Wertschätzung von Baum-Monumenten ausstrahlen.


Literatur

BfN (Bundesamt für Naturschutz) (2019): www.bfn.de/themen/gebietsschutz-grossschutzgebiete/nationale-naturmonumente.html, Zugriff 15.10.2019.

Hartig, A.; Roloff, A. (2018): Bäume mit Charakter. BaumZtg. 06: 33-36.

Liesebach, H.; Ewald, E. (2015): DNA-Nachweis: Die "tausendjährige" Linde von Heede (Tilia platyphyllos SCOP.) ist ein einziges Individuum. Mitt. Dt. Dendrol. Ges. 100: 229-232.

Roloff, A. (2017): Der Charakter unserer Bäume - ihre Eigenschaften und Besonderheiten. Ulmer, Stuttgart.

Roloff, A. (2018): 1000-jährige Baumarten: Eibe, Ginkgo, Ess-Kastanie - Charakter, Besonderheiten und Potenzial. In: Dujesiefken, D. (Hrsg.): Jahrbuch der Baumpflege 2017: 117-132. Haymarket Media, Braunschweig

Roloff, A. (2019): Erste Nationalerbe-Bäume ausgerufen. BaumZtg. 04: 24-28.

Roloff, A. (Hrsg.) (2020): Die starken Bäume Deutschlands - 111 faszinierende Naturerben und ihre Geschichten. Quelle & Meyer, Wiebelsheim.

Schröder, R. (2019): Ernste Gefahr für die Baum-Naturdenkmale: 90 von 212 Naturdenkmalen des Landkreises Görlitz sollen aufgehoben werden. Ginkgoblätter 157: 19-26.

Stokes, J.; Rodger, D. (2004): The Heritage Trees of Britain and Northern Ireland. Constable & Robinson, London.

www.championtrees.de: Rekordbäume. DDG und GDA. Zugriff 15.1.2020

www.nationalerbe-baeume.de: Nationalerbe-Bäume Deutschlands. Zugriff 15.1.2020

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