Wie sich die Wädenswiler Konzepte in der Praxis bewähren
Funktionalgrün: Staudenmischpflanzungen nach Strategietypen
von: Dipl.-Ing. Axel HeinrichVor zwei Jahren wurden in dieser Zeitschrift in der August-Ausgabe die neuen Staudenkonzepte aus Wädenswil vorgestellt. Nun ist es an der Zeit, mit den Erfahrungen aus der Praxis für das Prinzip der Mischpflanzung aktiv umzugehen, diese weiterzuentwickeln und logisch, also einfach verständlich, zu kommunizieren.
Zunächst: Nicht nur in Wädenswil werden solche langjährigen Erfahrungen gemacht, im gesamten deutschsprachigen Raum existieren über Jahre sehr gut funktionierende Staudenmischpflanzungen unterschiedlichster Ansätze. Diese Pflanzungen können alle nach den Grimeschen Strategietypen (das sogenannte R-C-S Modell) nach frühestens fünf Jahren analysiert werden. Diese langjährigen Erfahrungen im urbanen Raum, wie beispielsweise die zur BUGA 2005 in München Riem gepflanzte „Iris-Minzen-Wiese“ sind insofern wichtig, da zukünftige Mischpflanzungen nach den Wünschen der Auftraggeber langlebiger sein sollen. Aktuelle Auftragsziele werden durch die Stadt Zürich mit zehn bis gar 20 Jahren formuliert. Es bleibt die Frage: Ist das zu schaffen?
Lösungsorientiert stellen wir fest, dass weder großzügige Monopflanzungen aus Stauden als Ersatz der Gehölzbodendeckerflächen noch die nach englischem Vorbild unterhaltsintensiven Staudenrabatten allein zielführend sind. Beide Bepflanzungstypen haben ihre Berechtigung. Während das erste Prinzip gestalterisch „die Weite“ sucht, sogar fließt, orientiert sich die detailliert geplante und immerauf das Neue sich inszenierende Staudenrabatte direkt am rahmenden Hintergrund. Dies in der Regel angelehnt an ein Bauwerk. Dabei kommuniziert sie mit diesem ganzjährig, wenn sogar gerüstbildende Gehölze im Winter die optische Führung übernehmen.
NL-Stellenmarkt
Soweit die allen bekannte Ausgangslage: Sie ist beschrieben in den „Lebensbereichen der Stauden“, mit den naturfernen Planungs-, Anordnungsprinzipien der Mono- oder der Mosaikpflanzung und dem naturnahen, dynamischerscheinenden „Geselligkeitsprinzip“. Dabei liegen dem Geselligkeitsprinzip wichtige ökologische also pflanzensoziologische Zusammenhänge zu Grunde. Und diese Zusammenhänge werden eben nicht alleinig durch die Geselligkeitsstufen sichtbar – sondern sie werden durch die Logik der sogenannten Strategietypen der Stauden (nach Grime) deutlicher.
Haben sich zunächst die ersten und heute „am Markt“ sehr erfolgreichen Mischpflanzungen vorrangig nach dem Geselligkeitsprinzip und vor allem dem Blühaspekt orientiert, treten aktuell komplexere Ansätze für naturnahe Staudenplanungen in den Vordergrund. Kurz- und besonders langlebige Pflanzenarten werden bewusst verstärkt miteinander kombiniert, sogar ihr Austriebszeitpunkt, sowie ihre Vegetationslänge spielen neben dem Herbst- und Winteraspekt in derartig abgestimmten Pflanzensystemen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Dieses langfristige planerische Verständnisführt zu langlebigen Staudenpflanzungen, wie sie derzeit im öffentlichen Grün durch die großzügige Freiraumplanung zunehmend gefordert wird. Die eigens hierfür erstellten komplexen Ereignistabellen verdeutlichen die Funktionen der Staudenarten in einem derart kreierten Pflanzensystem.
Die Grimeschen Staudenstrategienin der Praxis
Nach dem Grimeschen Staudenstrategiemodell eingeteilt, stehen derzeit für an Artenreiche Staudenkombinationen nach dem Prinzip der Mischpflanzungen folgende drei (Grund)Typen im Fokus.
Der erste und schwerpunktmäßig im Verkehrsgrün erfolgreich durchgeführte Planungsansatz ist der der Verwendung trockenheitsliebender Stauden auf eher nährstoffarmen Böden in sogenannten Stress ertragenden „S-orientierten“ Pflanzensystemen. Dieser Effekt kann unter Umständen sogar auf drainierenden Böden verstärkt werden.Die bekannte sonnenliebende Mischung „Silbersommer“ ist nach wie vor up to date. Stress ertragen müssen ebenfalls schattige Unterpflanzungen unter eingewachsenen Bäumen und vor allem auch unter kahlfüßigen Sträuchern in den Lebensbereichen Gehölz und Gehölzrand.
Der zweite „Strategie“-Ansatz: die ZHAW Wädenswil beschäftigte sich als erste Hochschule im deutschsprachigen Raum intensiv mit dem ebenfalls langlebigen Bepflanzungssystem, dem für schwere, nährstoffreiche, nasse bis feuchte Böden, den sogenannten „C- oder wettbewerbsorientierten“ Bepflanzungsmodellen. Nicht zuletzt wegen regionaler Anforderungen im Alpenanstau, dies vor allem aufgewachsenen, lehmigen sogenannten puffernden Böden. Der „Indian Sunset“ ist eine Wädenswiler farbenfrohe, reich strukturierte Staudenmischung mit einer mittleren Höhe ab 80 bis 100 cm. Eine dritte, nicht zu unterschätzende und zu Unrecht völlig vernachlässigte Bepflanzungsstrategie wäre die gezielte Verwendung kurzlebiger Staudenarten, der „R-orientierten“ Bepflanzungsmodelle. Flächen die derart begrünt wurden, müssten jedoch nach wenigen (zwei bis vier) Jahren beispielsweise durch Fräsen gestört werden. Sie stehen in diesem Artikel nicht im Focus. Eine interessante Option wäre jedoch eine winterannuelle Einsaat auf mäßig nährstoffreichen Substraten, welche nach dem zweiten Standjahr umgebrochen wird, einem pflegetechnisch einfachen Management. Dianthus-, Digitalis-, Malva-,Verbascum- Arten wären mögliche Vagabunden, wenn sie im ersten Standjahr jeweils anfangs Juni gemäht würden. Sie würden danach Nachblühen und mit ihren Rosetten im zweiten Winter gut abdecken. Wie auf einem Fußballfeld könnte in den folgenden Jahren „kreuz und quer“ gemäht für ein interessantes Design werden.
Nun muss bedacht werden, in der Regel werden Staudenplanungen genau zwischen den Idealpolen der drei Ökostrategien auszuführen sein. Also mit Pflanzen, die ein gewisses C-, R- und S-Potential aufweisen wie wiesenartige Geranium-, Salvia- Arten sowie schattenverträgliche Lathyrus vernus, Fragaria vesca. Hier können und müssen diese Arten standort- und witterungsbedingt ihre Stärken ausspielen können. Und sie können sehr gut als Begleiter neben Großstauden funktionieren.
Langlebige Bepflanzungen: S-orientierte Staudenbepflanzungen
Die S-Strategen lieben salopp gesagt stressige Standorte. Das sind Standorte, die durch begrenzende Standortfaktoren wie extreme Trockenheit, Nährstoffarmut, Hitze oder Kälte und Schatten und diese oft miteinander kombiniert, beeinflusst werden. Nur unter diesen Gegebenheiten sind „Stresstoleranz-Strategen“, in die auch den sogenannten Bodendeckern zuzuordnen wären, konkurrenzstark und langlebig. Werden sie jedoch unter „gärtnerisch guten“, Stress vermeidenden Bedingungen verwendet, können sie von anderen starkwüchsigeren, also größeren Pflanzen verdrängt werden und wären somit kurzlebig.
Typische und geeignete Standorte für S-orientierte Pflanzensysteme sind trockene Bereiche an Gebäudefüssen in voller Sonne und Schatten, auf extensiven bis halbintensiven Dachbegrünungen oder als Fugenbepflanzungen aber auch auf Verkehrsteilern und –kreiseln, wie eingangs mit dem Silbersommer erwähnt.
Als Arten-Beispiele sind mediterrane sonnenliebende Halbsträucher wieThymian, Lavendel, Rosmarin, Bohnenkräuter oder Salbei zu nennen, ebenso zählen Fetthennen (Sedum-Arten) und Gold-Aster (Aster linosyris) dazu. „Stress-Stauden“ für den trockenen Schatten unter Gehölzen sind Gedenkmein (Omphalodes verna) oder die Golderdbeere (Waldsteinia geoides).
Die immergrünen S-Strategen wie Carex caryophylleaoder Vaccinium myrtillus sind deswegen immergrün, da sie unter den extremen Lebensbedingungen auch im Winter assimilieren können, gar müssen. Und dieser ökologische Zwang der Anpassung an die kargen Lebensbedingungen mit verlängerter Assimilationszeit bedeutet einen ästhetischen und funktionalen Vorteil. Die Stauden sind optisch lange grün und decken somit zugleich aktiv mit der eigenen Biomasse den Boden vor möglichen einwandernden, unerwünschten Fremdarten ab. Nach einem hin und wieder notwendigen Rückschnitt im Frühjahr treiben sie zügig mit gleichen Vorteilen wieder durch.
Die zuzuordnenden naturnahen Lebensbereiche des Gehölzrandes/Gehölz und der Freifläche sind mit der Feuchtezahl 1 und 1 bis 2 beschrieben. Die mittlere Vegetationshöhe von stressorientierten Staudenpflanzungen beginnt bei wenigen Zentimetern und erreicht mit etablierten Vegetationsteppichen von Elfenblumen (wie Epimedium `Frohnleiten) von 25 cm, Lenzrosen (Helleborus orientalis) bis 30 cm Höhe. Lavendel und Salbei können noch zehn Höhenzentimeter zulegen. Höhendifferenzierung ist in reinen Stress betonten Pflanzenkombinationen jedoch äußerst schwierig, zumal sie in den Lebensbereich der Steppenheide (SH) fließend übergehen. Gelegene Ausnahmen stellen beispielsweise Aster linosyris, Anthericum ramosumoder Perovskia im Sommer dar. Die immergrünen Festuca mairei und Stipa gigantea wären ganzjährige wünschenswerte Strukturbegleiter. Für das späte Frühjahr sind großzügig eingesetzte Allium-Arten perfekte Partner. Planer sollte sich zudem pflegetechnisch von Anfang an bewusst sein, wann die S-betonten Pflanzensysteme zu pflegen sind, denn die mediterranen Halbsträucher vertragenden Rückschnitt perfekt im beginnenden Höhepunkt der Vegetationsphase Anfang Juni. Krautige Kombinationen sollten vor dem Austrieb der Geophyten mechanisch geschnittenwerden. Hieraus ergeben sich fürdas Design interessante Bilder und Reliefs, für die Pflege hingegen die Entschärfung von Pflegespitzen.
Der häufigste begangene Fehler neben der Fehleinschätzung des Standortes ist wohl, dass den S-orientierten Bepflanzungsmodellen ein zu guter Boden und somit zu viele Nährstoffe von Anfang an eingeräumt werden. Hier steigen der Pflegeaufwand und die mögliche Einnieschung von Problemarten immens. Eine Mulchauflage aus 5 cm mineralischem Mulch (optimal ist ein Splitt 8/16) regionaler Herkunft ist für einen Bestandsschluss pflegeoptimierend. Auch ist die Niederschlagstätigkeit nicht zu unterschätzen. Bei 1000 mm Jahresniederschlag hat sich am Zürichsee eine stressorientierte FR1/SH-Bepflanzung beispielsweise auf 50 cm Betonsand erfolgreich auf einem Verkehrskreisel etablieren lassen. Ihre mittlere Vegetationshöhe liegt bei 20 bis 40 cm. Sie entwickelt sich überraschender Weise im sechsten Jahr zu einer heideähnlichen Pflanzengesellschaft. Hingegen stehen seit zwölf Jahren erfolgreich Silbersommer-Mischungen im kontinentalen mitteldeutschen Bernburg an der Saale auf Löss bei etwa 400 mm und in Churim Vorderrheintal der Südostschweiz bei ausgesprochenem Föhnklima bei 1000 mm Jahresniederschlägen. Das verblüffende Ergebnis: An beiden Orten setzten sich dauerhaft gleiche Arten durch. Die extensive Pflege nach der Etablierung der Pflanzungen reduzierte sich über Jahre auf die maschinelle Spätwintermahd.
„C-orientierte“ Bepflanzungsmodelle
C-Strategen sind die Groß- oder Hochstauden. In den Prärien bilden sie natürlich einen Klimax durch das regelmäßige Abbrennen. In den Flussauen Mitteleuropas wird gegen das Verbuschen regelmäßig gemäht. Flächige und lineare C-orientierte Bepflanzungsmodelle sind in Wädenswil für die Lebensbereiche Freifläche FR2-3 exemplarisch entwickelt worden. Ebenso wären ähnliche hohe Kombinationen im Schlagschatten von Gebäuden mit Schattenstauden (Lebensbereich G2-3) anzuwenden. Die wichtigsten C Strategen sind Miscanthus sinensis sowie die in der Pflanzenverwendung bedeutenden Präriestauden wie Sternwolken- und Schirmastern, Eupatorium, hohe Lysimachia, Veronicastrum und Panicum. Nicht vergessen werden sollten die europäischen Hoch- und ein Teil der Wiesenstauden wie Euphorbia palustris, Filipendula ulmaria, Iris sibiricaund Sanguisorba officinalis. Im Schatten von Gebäuden sind Aconitum, Aruncus dioicus, Darmera peltata, Lunaria rediviva und Rodgersia typischer Vertreter.
Die Stauden bilden in ihren Kombinationen eine mittlere Höhe ab 100 oder gar 150 cm. In die Höhenentwicklung sind eigentlich keine Grenzen gesetzt, diese wird für die Artenwahl lediglich durch die Standfestigkeit der Großstauden limitiert. Diese Angaben und Wuchshöhen können zudem jahresabhängig sein. Denn sie variieren stark durch Niederschlagsmenge und -verteilung und bei den gern verwendeten Präriepflanzen sind sie zudem von der Wärme im Frühsommer abhängig. Großstauden (kombinationen) benötigen für ihr Gedeihen tiefgründige, nährstoffhaltige, nicht vollkommen im Sommer austrocknende Böden. Diese Voraussetzungen werden im Alpenvorfeld, im Schwarzwald, anden deutschen Mittelgebirgen, in Nordwestdeutschland oder an Flussauen auch im Binnenland ideal erfüllt. Bei zu großer Trockenheit kann allenfalls bei Bedarf, vor allem im urbanen Repräsentativ grün, durchdringend gewässert werden.
Viele C-Strategen haben in der Regel einen kürzeren Vegetationszyklus als S-Strategen, was bei der Planung derartiger Pflanzensysteme besonders für die zukünftige Pflege bei der Klima veränderten Vegetationszeitverlängerung zu berücksichtigen ist. Die heimischen Großstauden mit ihrem europäisch angepassten Verhalten, also früh austreibend, schließen in der Regel Mitte Sommer mit dem aktiven Vegetationszyklus ab. Welkende Strukturen und ein morbider Gesamteindruck zeugen in der zweiten Sommerhälfte davon. Dagegen erreichen dies pät austreibenden Präriearten nun voll aktiv erst zu diesem Zeitpunkt ihre Größe und die Blüte staffelt sich sortimentsbedingt bis in den Herbst. Beide Großstaudenzyklen weisen jedoch ein Handycap auf: Sie benötigen eine fast ganzjährig aktive Bodenschicht, aus der die hohen sich vertikal aufbauenden Schaftstauden herauswachsen können. Parallel dazu wird der Boden mit einem wiesenartig gestaffelten Aufbau gegen einnieschende, unerwünschte Arten aktiv geschützt.
Kombiniert man Großstauden geschickt mit bodendeckenden Partnern, können auf schweren und reifen Böden optimale Bepflanzungslösungen in Parks, im Repräsentativgrün oder im privaten Garten hinter dem Haus umgesetzt werden. Alle diese Stauden sind sehr alterungsfähig und werden mit den Jahren raumgreifend. Bislang wurde diese Gruppe der Stauden allzu oft eher solitär eingesetzt. Es fehlte der Mut – wohl mangels guter Beispiele– Großstauden großflächig(er) und naturnah zu verwenden. Überlebt haben wenige Beispiele in Landschaftsparks, in Botanischen Gärten, sogar in privaten Pflanzensammlungen. Auf Gartenschauen findet man diese sich langsamentwickelnden Bilder erst viele Jahre später, wie das eingangs erwähnte gelungene Beispiel der „Iris-Minzen-Wiese“ nach der BUGA München 2005 beweist.
Heiner Luz hat nach dem „Prinzip der Aspektbildner“ einen neuen Weg in der Anordnung der Stauden für naturnahe Mischpflanzungen gewählt. Heute ist diese Savannaähnliche Hochstaudenflur ein wichtiger landschaftlicher Bestandteil des umgestalteten ehemaligen Riemer Flughafengeländes. Gleichzeitig wird der raumbegleitende Einsatz langlebiger Großstauden beider Vegetationszyklen großzügig dokumentiert. Zunehmend ist dieser aus der Ferne wirkende großzügige Pflanzenteppich Vorbild für aktuelle Bepflanzungslösungen mit Stauden, wenn diese kubusartig im städtischen Freiraum fast homogen, zudem gendergerecht wirken sollen.
Verwiesen sei auf gepflanzte Stauden-Wiesen mit einmaliger Mahd im Sommer mit der Anpassung an den europäischen Vegetationszyklus mit der 2012 in der Neuen Landschaft vorgestellten Geranium-Frauenmantelwiese.
Was der grüne Berufsstandwissen muss
Ein unerlässlich pflanzensystemares Denken implementiert eine gute Pflege, sie basiert auf einer exzellenten Artenkenntnis sowohl der Zielvegetation (in der Mischung), der zu duldenden oder duldbaren Begleitvegetation und der lästigen bis hin zu den aggressiven Unkräutern. Denn die Begleitvegetation sind die Zeigerarten, zum Substrat als auch zum Standort, besonders wenn Pflanzungen auf neuen, also gestörten Standorten errichtet werden. Robinson hätte nie auf gestörten Standorten Stauden gepflanzt, er hat beispielsweise vielmehr im reifen Park landschaftlich Stauden in großen Gruppen wirkungsvoll linear an die Besonnung angepasst erfolgreich etabliert, nachdem er die begleitenden Unkräuter kannte. So sind Stauden stressfähiger, das gilt auch für C-Strategen und sie bauen sich jedes Jahr von neuem auf. Auch ein trockenes Jahr wird durch Stauden im darauffolgenden perfekt überwachsen. Ruderalstrategen finden für eine kurze Zeit ihre befristeten Auftrittsfenster. Tipps: Die Pflanzdichte bei landschaftlichen Pflanzungen sollte immer mit acht Stauden je Quadratmeter berechnet werden. Dann muss bei gelegentlichen Ausfällen nicht nachgepflanzt werden. Vergessen wird auch allzu oft, dass Großstauden immer geklont sind. Sie wachsen nur soweit zusammen, bis der Teppich geschlossen ist. Und auch der Artenreichtum kommt nicht zu kurz: In einem derartig gestaffelten Pflanzensystem sind mit den Aspektbildnern, die sich minimal an Phänologie und einigen Eyecatchern orientieren, 15 bis 20 Arten zwingendes Minimum. Die gute und sich unter diesen Gesichtspunkten erweiternde Pflanzenkenntnis sei bei Planung, Pflanzung und Pflege vorausgesetzt.
In den Beetrandbereichen muss generell an die Schleppe gedacht werden. Sie sollte aus S Strategen wie Geranium sanguineum entlang von breiten Wegen oder einfach nur Geraniumx magnificum und Alchemilla epipsila (Vorbild Englische Rabatte) bestehen. Dann können Unkräuter schwerer in Bepflanzungen eindriften. Generell gilt, das Unkraut sollte nicht höher werden als die Stauden. Dieses Prinzip muss allen staudigen Bepflanzungen zu Grunde liegen. Dann kann die Bepflanzung erfolgreich das Unkraut, wenn es stört, auskonkurrieren.
Ein weiteres strategisches Denken ist wichtig: Kurzlebige Stauden (R-Strategen) für die ersten Jahre als Lückenfüller planmäßig integrieren, bis sich die oft träg wüchsigen C- und S Strategen etabliert haben. An besonders gefährdeten Punkten (Enden, Pfosten) können sogenannte lebende Steine, die ganzjährig sichtbar sind, gezielt eingebaut werden. Das sind beispielsweise Festuca mairei, Stipa gigantea, große Bergenia, aber auch fast aggressive Phlomis russeliana und Aster `Asran`. Sie schützen doppelt die sensibleren inneren Bepflanzungen, indem sie gewünschte System-Grenz-Aufgaben übernehmen und sind in einigen Staudenmischungen im Artenspektrum enthalten. Sie müssen jedoch funktionsgerecht, siehe Titel, verwendet, allenfalls zusätzlich geplant werden.