50. Jubiläum des Peter-Joseph Lenné-Symposiums

Wassersensibles Berlin: Schwammlandschaft als Patentrezept?

Die 50. Konferenz zu Ehren Peter-Joseph Lennés hielt wieder eine abwechslungsreiche Palette an Fachbeiträgen bereit. Rund 120 Fachleute der Grünen Branche versammelten sich im Betterplace Umspannwerk zu Berlin.
Berlin Fachtagungen und Kongresse
Beim 50. Jubiläum des Peter-Joseph Lenné-Symposiums in Berlin diskutiert das Publikum, mit welchen Konzepten sich Berlin zur wassersensiblen Stadt umge- stalten lässt. Foto: Danilo Ballhorn

Unter dem Slogan "Berlin auf dem Weg zur wassersensiblen Stadt" diskutierte das Publikum über Konzepte, Wasser und grüne Infrastruktur nachhaltig zu verknüpfen.

"Das Modell der Schwammstadt reicht nicht aus", zog der Präsident des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla), Prof. Stephan Lenzen, das Publikum in seinen Bann. Der Komplex müsse als Schwammlandschaft gedacht werden. Wassersensible Stadtplanung sei eine der größten Herausforderungen der gegenwärtigen Landschaftsarchitektur. "Wir müssen in die Konzepte der wassersensiblen Stadtplanung landwirtschaftliche Fläche einbeziehen", führte Lenzen weiter aus. Das Wasser müsse zwischen urbanem Raum und Landwirtschaft effektiv nutzbar gemacht werden, um ein nachhaltiges Wassermanagement in den Städten zu etablieren, sagte er.

Resiliente Vegetationsflächen Schlüssel zur Schwammstadt

"Es wird keine klimaangepasste Stadt ohne eine wassersensible Stadt geben", erklärte der bdla-Präsident. In urbanen Räumen müsse die Versiegelung minimiert werden und multifunktionale Flächen geschaffen werden. Ein riesiges Potenzial würden Innenhöfe bieten. Sie zu entsiegeln und zu begrünen, könnte viele multifunktionale Flächen schaffen. "Hierbei sind Privatpersonen gefragt", appellierte Lenzen. Sie müssten mehr Engagement zeigen, um Innenhöfe mit mehr Pflanzflächen statt der üblichen Betonwüsten zu gestalten. "Landschaftsarchitektur muss eine Trockenheitsästhetik in die Städte bringen", fügte Lenzen an. Mit trockenheitsresistenten Pflanzen Verkehrsinseln und Plätze zu gestalten, würde einen großen Beitrag zur klimaangepassten Stadt leisten.

"Nur auf Klimabäume zu bauen, ist zu wenig", unterstrich Lenzen. Auch Vegetationsbilder müssten klimaangepasst werden. Naturnahe Gestaltung entlang von Straßenzügen und Verkehrsinseln sei eine Möglichkeit, Vegetationsflächen gleichzeitig als Retentionsbecken zu nutzen. So könnten Plätze an stark frequentierten Straßen entwässert werden. Als Beispiel beschrieb Lenzen den Sankt Kjelds Plads in Kopenhagen, der mit Topografie Retentionsflächen, Baumgruppen und natürlicher Vegetation gestaltet wurde. Dafür müsse für die Planung analysiert werden, welche Qualitäten die Böden in der Stadt haben, auf denen gepflanzt und gebaut wird. So könnten die Potenziale der Standortbedingungen genutzt werden, um nachhaltiger zu planen und unterhalten, erklärte Lenzen abschließend.

Berlin als Vorreiter für Retentionsflächen

"Berlin braucht sich nicht verstecken!", hakte Heiko Sieker, Professor für Urbane Hydrologie an der TU Berlin, ein. Alle würden über internationale Projekte wie Kopenhagen oder Paris reden. Berlin könnte viele Großprojekte von Retentionsbecken vorweisen, in denen multifunktionale Entwässerungen eingebaut wurden. Berlin hätte jedoch noch viel Potenzial, Bestandsflächen zu Retentionsbecken auszubauen. Im Anschluss diskutierte das Publikum über Lösungsansätze und Rahmenbedingungen wassersensibler Städte, die in drei Arbeitsgruppen über Praxisbeispiele im nationalen und internationalen Kontext erarbeitet wurden.

"Die Trinkwasserversorgung wird für Berlin die größte Herausforderung werden", erklärte Manja Schreiner, Berliner Senatorin für Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Dazu stünde man in der Hauptstadt in engem Austausch mit Brandenburg und Sachsen. Mithilfe grüner und blauer Infrastruktur solle Berlin zur Schwammstadt werden. Das würde den Weg ebnen, eine wassersensible Hauptstadt zu gestalten. "Schwammstadt zu werden, ist eine kommunale und keine nationale Aufgabe", beschrieb Schreiner. Der "Masterplan Wasser" als Zukunftsstrategie der Berliner Wasserwirtschaft enthält ein dezentrales Regenwassermanagement, das in den nächsten drei Jahren ganz oben auf der Agenda stehe, so Schreiner weiter. Um das Wasser effektiver aufzubereiten, müssten auch Berlins Kläranlagen umgebaut werden. Danilo Ballhorn

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