Biodiversität im innerstädtischen Straßenbegleitgrün

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Um kommunale Grünflächen strukturreicher zu gestalten, kommen häufig artenreiche Blühmischungen zum Einsatz. Jedoch ist bei der Auswahl geeigneten Saatgutes für unterschiedliche Standorte und Einsatzbereiche Sachkenntnis gefragt.
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1. Die Ansaat der Flächen im Straßenbegleitgrün erfolgte im Februar 2021 per Hand. Foto: Elena Krimmer, LWG Veitshöchheim
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2. Im ersten Standjahr ist das Blütenangebot der gebietseigenen Mischung Mitte Juni sehr üppig (l.), nimmt aber im Juli stark ab (r.). Foto: Elena Krimmer, LWG Veitshöchheim

Im innerstädtischen Straßenbegleitgrün beispielsweise müssen Blühmischungen besondere Anforderungen erfüllen, nach denen sich die Auswahl der Arten richtet. Um die Sichtachsen im Straßenverkehr und insbesondere an Kreuzungen nicht zu beeinträchtigen, müssen die enthaltenen Wildpflanzen niedrigwüchsig sein. Sie sollten sich leicht etablieren lassen und gegen unerwünschte Beikräuter durchsetzen können, um die laufenden Kosten der Pflege eines nachhaltigen Bestandes gering zu halten. Der Zustand der Flächen hat direkte Auswirkungen auf die Akzeptanz in der Bevölkerung, bei der die Optik eine große Rolle spielt. Insbesondere die starke Veränderlichkeit einer angesäten Blühfläche mit abgeblühten, braunen Pflanzen trifft nach wie vor auf eher wenig Zustimmung. Vor allem jedoch sollten Blühmischungen fürs Straßenbegleitgrün, das meistens an hitzespeichernde Teerflächen angrenzt, nach erfolgreicher Etablierung auch ohne aufwändige Bewässerung mit dem trocken-heißen Stadtklima zurechtkommen.

Häufig wird bei der Anlage von Blühflächen heimisches oder auch gebietseigenes Saatgut empfohlen, da dieses zum einen der heimischen Insektenwelt besonders gerecht wird, und gebietseigenes Saatgut zudem die genetische Vielfalt innerhalb der einzelnen Pflanzenarten erhält (Skowronek et al. 2023). Zusätzlich können die über Generationen entstandenen Anpassungen an regionale Klimabedingungen zum Etablierungserfolg beitragen. Durch starke Bebauung mit Bodenversiegelung und hohem Verkehrsaufkommen kommt es in Städten jedoch zu einem Wärmeinsel-Effekt, die Temperaturen sind als Folge innerhalb des Stadtgebietes im Vergleich zum Umland erhöht (Rizwan et al. 2008). Dies kann zur Folge haben, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf die Verschiebung der Pflanzenphänologie (DKK 2022) im urbanen Raum weiter verstärkt werden (Jochner & Menzel 2015), was zum früheren Abblühen von Wildpflanzen führen kann. Abgeblühte Blühflächen sind zum einen optisch nicht sehr ansprechend, zum anderen entsteht dadurch vor allem im Sommer eine Lücke im Blütenangebot, welche für Wildbienen mit später jahreszeitlicher Aktivität zum Problem werden kann (Hofmann et al. 2019). Hier könnten ergänzend eingesetzte, nichtheimische Wildpflanzen mit höherer Hitze- und Trockentoleranz sowie spätem Blütezeitpunkt Abhilfe schaffen.

Im seit 2020 laufenden Projekt "Biodiversität im Stadtgrün" der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau wird untersucht, inwiefern gebietseigene und nichtheimische Wildpflanzen mit den trocken-heißen Bedingungen im innerstädtischen Straßenbegleitgrün zurechtkommen und welche Defizite sich ergeben. Der Fokus liegt hierbei auf dem bereitgestellten Blütenangebot und dessen Nutzung durch Wildbienen und Schwebfliegen. Zusätzlich wurden weitere Faktoren wie die Flächengröße und Wechselwirkungen mit auf den Flächen befindlichen Stadtbäumen miteinbezogen. Die Ergebnisse der ersten zwei Standjahre sollen im Folgenden vorgestellt werden.

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2. Im ersten Standjahr ist das Blütenangebot der gebietseigenen Mischung Mitte Juni sehr üppig (l.), nimmt aber im Juli stark ab (r.). Foto: Elena Krimmer, LWG Veitshöchheim
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3. Die nichtheimische Mischung blüht schon ab Anfang Juni des ersten Jahres (l.) und hat ihren Höhepunkt im August (r.). Foto: Elena Krimmer, LWG Veitshöchheim

Versuchsdurchführung

Konzeption der Blühmischungen

Für die Untersuchungen wurden zwei Blühmischungen mit Wildpflanzen unterschiedlichen geographischen Ursprungs zusammengestellt, die möglichst langblühend und trockenheitstolerant sind. Zunächst wurde eine Mischung aus 46 heimischen Arten konzipiert. Nach Abfrage bei Saatgutlieferanten erwiesen sich die entsprechenden Arten jedoch als nicht beschaffbar, so dass auf eine handelsübliche Regiosaatgutmischung ohne Gräser für das Ursprungsgebiet Südwestdeutsches Bergland (Ursprungsgebiet 11) zurückgegriffen wurde, in dem der Untersuchungsstandort Würzburg liegt. Dieser Mischung wurden zusätzlich weitere verfügbare Arten hinzugefügt, so dass eine Blühmischung aus 35 gebietseigenen Wildpflanzen entstand. Als Vergleich wurde eine Mischung aus 57 Wildpflanzen nichtheimischer Herkunft mit Arten aus Eurasien und Nordamerika erstellt. Diese ist nicht für den Einsatz in der Praxis gedacht, sondern dient nur dazu, die Bestäuber sowie das Blühverhalten nichtheimischer Pflanzen als solche zu untersuchen. Sie zeichnet sich vor allem durch 19 einjährige Arten aus, während bei der gebietseigenen Mischung die Verfügbarkeit an Einjährigen mit fünf Arten gering ausfiel. Die Anzahl an zwei- und mehrjährigen Wildpflanzen beträgt bei der gebietseigenen Mischung 30 Arten und bei der nichtheimischen Mischung 38 Arten.

Anlage und Pflege

Die Blühflächen wurden im äußeren Stadtgebiet Würzburgs zwischen Gehweg und Straße, beziehungsweise neben einem geteerten Weg, auf unterschiedlich breiten Streifen (3 m, 7 m und 10 m) auf ehemaligen Rasenflächen etabliert (Bild 1). Durch starke Verunkrautung mit Sumpfkresse (Rorippa sp.) wurde auf diesen zuvor ein Substrataustausch benötigt. Zwischen den Blühflächen wurden die Rasenflächen erhalten und dienen, im üblichen Mährhythrmus gepflegt, als Kontrollflächen. Durch die unterschiedlichen Streifenbreiten ergeben sich unterschiedliche Flächengrößen (von 50 m² bis 180 m²), an denen untersucht werden kann, ob dies einen Einfluss auf die Blüten- und Bestäuberanzahl und Vielfalt hat. Die Ansaat erfolgte im Februar 2021, da einige der in der nichtheimischen Mischung enthaltenen nordamerikanischen Wildpflanzen eine Kälteperiode zur Brechung der Keimruhe benötigen. Im Ansaatjahr wurden die Flächen nach Bedarf bewässert, damit sich die Mischungen erfolgreich etablieren können. Jedoch sind die Blühmischungen generell so konzipiert, dass eine Bewässerung in den folgenden Standjahren nicht notwendig sein sollte. Zur Pflege wurden die Flächen im jährlichen Rhythmus händisch von unerwünschten Beikräutern und Gräsern befreit und das alte Pflanzenmaterial Ende des Winters abgetragen. Ein Schnitt zur Blütezeit fand hingegen nicht statt, da ein durchgehendes Blütenangebot bereitgestellt werden soll.

Bewertung der Pflanzenarten

Auf den Blühflächen und Rasenflächen wurden ab April bis November im zweiwöchigen Rhythmus die Anzahl der blühenden Arten sowie die Blütenhäufigkeit und der Blütenzustand aufgenommen. Aus diesen Werten lässt sich ein Blütenwert berechnen, mit dem sich Flächen in ihrem Blütenangebot vergleichen lassen und der Verlauf über das Jahr dargestellt werden kann. Da Blühmischungen für den Siedlungsbereich auch optisch hohe Ansprüche erfüllen müssen, wurde auch eine ästhetische Bewertung durchgeführt. Die Bewertung wurde im monatlichen Rhythmus über die gesamte Saison mittels eines einfachen Bewertungssystems von Fachleuten und Laien durchgeführt. So lässt sich abschätzen, ob die Blühmischungen auf Zustimmung treffen und inwiefern sich diese im Verlauf der Vegetationsperiode verändert.

Faunistische Aufnahmen

Zu vier Terminen im Zeitraum von Mai bis September wurden für je 30 Minuten pro Fläche blütenbesuchende Wildbienen und Schwebfliegen durch das Institut für Biodiversitätsinformation e. V. (IfBI) mit Hilfe eines Keschers gefangen und anschließend im Labor auf Art bestimmt. Nach Einschätzung vor Ort wurde die Fangzeit bei zu geringem Blütenangebot verkürzt. Auf den Flächen befinden sich bereits junge Silberlinden und in einem Abschnitt Mongolische Linden, die Anfang 2018 gepflanzt wurden. Da Wechselwirkungen zwischen den Insekten in der Baumkrone und dem direkten Baumumfeld angenommen werden können, wurden in den Baumkronen zu ein beziehungsweise zwei Zeitpunkten im Jahr ebenfalls blütenbesuchende Wildbienen und Schwebfliegen gefangen, um zu sehen, ob die Untersaat einen Einfluss auf die Anzahl und das Artenspektrum hat.

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3. Die nichtheimische Mischung blüht schon ab Anfang Juni des ersten Jahres (l.) und hat ihren Höhepunkt im August (r.). Foto: Elena Krimmer, LWG Veitshöchheim
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4. Im Juni des zweiten Standjahres blüht bei der gebietseigenen Mischung vor allem Schafgarbe (Achillea millefolium). Foto: Elena Krimmer, LWG Veitshöchheim

Ergebnisse

Blütenvielfalt und Ästhetik

Die Anzahl der zur Blüte gekommenen Arten unterschied sich in den ersten zwei Standjahren zwischen den verschieden breiten Streifen kaum, wohl aber zwischen den beiden Blühmischungen (Tab. 1). Dies hängt vor allem mit der unterschiedlichen Anzahl enthaltener Arten zusammen, denn prozentual gesehen konnten sich beide Mischungen ähnlich gut etablieren. Im ersten Standjahr kamen bei beiden Mischungen schon über ein Drittel der mehrjährigen Arten zur Blüte, und auch im zweiten Standjahr blühten noch über die Hälfte der einjährigen Arten.

Durch den errechneten Blütenwert lässt sich der Verlauf des Blütenangebotes über die Saison darstellen (Abb. 1). Im ersten Standjahr wiesen beide Blühmischungen bis Mitte Juli einen ähnlichen Blütenwert auf, sind also in der Häufigkeit und Vielfältigkeit der blühenden Arten ähnlich. Ab Mitte Juli sank jedoch das Blütenangebot der gebietseigenen Mischung (Bild 2), während das der nichtheimischen Mischung erst Mitte August seinen Höhepunkt erreichte, welcher bis Mitte September anhielt (Bild 3). Das Optimum des Blütenwertes ist aufgrund der vielen einjährigen Arten bei der nichtheimischen Mischung sehr viel höher als bei der gebietseigenen Mischung.

Auch im zweiten Standjahr war der Blütenwert beider Mischungen bis Mitte Mai auf demselben Niveau. Durch die anhaltende Trockenheit im Jahr 2022 sank er jedoch bei der gebietseigenen Mischung ab Juni stark ab (Bild 4), während die nichtheimische insgesamt auf einem höheren Niveau blieb und erst ab Anfang Juli weniger Blüten bot (Bild 5). Im Gegensatz zur gebietseigenen Mischung blühten in der nichtheimischen Mischung zudem auch über die gesamte Vegetationsperiode durchgehend mehrere Arten gleichzeitig. Ende August hatten beide Mischungen ihren Tiefpunkt erreicht. Durch Niederschläge ab September konnten sich beide Blühmischungen wieder erholen und viele bereits abgeblühte Arten bildeten eine zweite Blüte aus. Diese hielt dann bis in den November an.

In den Rasenflächen blühten einige von außen eingewanderte Arten (Tab. 1). Diese traten jedoch eher vereinzelt auf und wurden zusätzlich durch das regelmäßige Mähen immer wieder abgeschnitten. Hierdurch kam es über das Jahr gesehen zu starken Einschnitten im Blütenangebot, das dadurch insgesamt geringer ausfiel. Im trockenen Jahr 2022 boten die Rasenflächen jedoch teilweise mehr Blüten als die gebietseigene Mischung (Abb. 1).

Die ästhetische Bewertung der Blühmischungen ergab, dass diese allgemein als optisch ansprechender empfunden werden als die im engen Rhythmus gepflegten Rasenflächen, auch nach der sehr ansprechenden Hauptblüte, wenn bereits abgeblühte und verwelkte Pflanzen im Bestand vorkommen. Insgesamt entspricht die optische Bewertung in etwa dem errechneten Blütenwert, ein hohes Angebot an Blüten wird also als optisch ansprechend empfunden (Bild 6).

Wildbienen und Schwebfliegen

Insgesamt wurden in den zwei Standjahren auf den verschiedenen Flächen 326 Wildbienen aus 52 verschiedene Arten nachgewiesen (Tab. 2). Auf der Fläche mit nichtheimischer Blühmischung waren es insgesamt 37 Arten, davon zwölf die ausschließlich auf der nichtheimischen vorkamen. Die Anzahl der gebietseigenen Mischung lag bei 34 Arten, davon kamen zwölf ausschließlich in der gebietseignen vor. In beiden Standjahren wurden mehr Individuen in der nichtheimischen als in der gebietseigenen Mischung gefangen, jedoch war der Unterschied im ersten Standjahr größer. Auch die Anzahl der Arten unterscheidet sich im ersten Standjahr mehr als im zweiten. Auf den Rasenflächen wurden im Vergleich zu den Blühmischungen nur wenige Wildbienenarten und Individuen festgestellt. Insgesamt dreizehn der festgestellten Wildbienenarten stehen auf der Roten Liste Bayerns, beziehungsweise Deutschlands. Von diesen sind acht als gefährdet eingestuft, während die restlichen fünf auf der Vorwarnliste stehen (Tab. 3), so unter anderem die Bunte Hummel (Bombus sylvarum). In beiden Standjahren wurden mehr Rote Liste Arten auf den Flächen mit nichtheimischer Mischung als mit gebietseigener Mischung festgestellt. Die meisten der festgestellten Wildbienen wiesen keine Spezialisierung auf eine bestimmte Pflanzenfamilie oder -gattung auf, jedoch wurden insgesamt neun sogenannte oligolektische Wildbienenarten gefangen, die eine Pollenspezialisierung aufweisen (Tab. 3), unter anderem die Rainfarn-Seidenbiene (Colletes similis) und die Bedornte Mauerbiene (Osmia spinulosa). Insgesamt fünf dieser oligolektischen Arten wurden in der gebietseigenen Mischung und vier in der nichtheimischen Mischung nachgewiesen.

Das Artenspektrum und die Anzahl an Wildbienen in den Linden scheint nicht von der Untersaat beeinflusst zu werden. Über die Hälfte der in den Baumkronen gefangenen Arten kamen an Linden auf allen drei Flächentypen vor, und auch bei den restlichen Arten ist kein Muster erkennbar. Auch die Anzahl der Individuen wurde von der Untersaat nicht beeinflusst. Die Breite der Streifen, und damit auch die Flächengröße an sich, hatte bei diesen relativ geringen Unterschieden ebenfalls keinen messbaren Einfluss auf die Wildbienen.

Zusätzlich zu den Wildbienen wurden auch blütenbesuchende Schwebfliegen gefangen. Ausgewertet ist jedoch bisher nur das zweite Standjahr, in dem nur sehr wenige Exemplare gefangen wurden. Auf allen Flächen wurden insgesamt nur 16 Individuen aus sieben Arten gefangen, so dass hier noch keine Aussage zur Attraktivität der verschiedenen Blühmischungen getroffen werden kann. Eine der Arten, Merodon avidus, steht auf der Vorwarnliste und kam in der nichtheimischen Mischung vor. Die Datenlage wird im dritten Untersuchungsjahr noch erweitert

Fazit für die Verwendung

Die Untersuchungen im Projekt Biodiversität im Stadtgrün zeigen, dass durch den Einsatz von Wildpflanzen mit hoher Trockentoleranz und spätem Blütezeitpunkt für das innerstädtische Straßenbegleitgrün artenreiche und durchblühende Mischungen erstellt werden können. Ausgewählte nichtheimische Wildpflanzen können hierbei in Ergänzung zu heimischen Wildpflanzen, die spezialisierten Insekten als Pollenlieferanten sowie Wirts- und Fraßpflanzen dienen, wichtige Funktionen erfüllen. Durch ihre lange Blütezeit auch in Hitze- und Trockenperioden können sie Trachtlücken schließen und sind zudem für Bestäuber und Menschen attraktiv. Schon im ersten Standjahr konnte durch den Einsatz vieler einjähriger, nichtheimischer Arten ein optisch sehr ansprechendes Blütenangebot bereitgestellt werden, dessen hohe Artenvielfalt auch viele Wildbienen anlockte.

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5. Ende Juni blühen im zweiten Jahr bei der nichtheimischen Mischung unter anderem Präriesonnenhut (Ratibida columnifera) und Prachtkerze (Gaura lindheimeri). Foto: Elena Krimmer, LWG Veitshöchheim
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Abb. 1: Verlauf des Blütenwertes (Mittelwert + Stabw.) der verschiedenen Blühmischungen und der Rasenflächen im Jahresverlauf des ersten und zweiten Standjahres. Abbildungen: Krimmer
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Tab. 1: Mittlere Anzahl der im Laufe der Vegetationsperiode zur Blüte gekommenen Arten in beiden Blühmischungen und auf den Rasenflächen im ersten und zweiten Standjahr des Versuches.
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6. Die hohe Blütenvielfalt der nichtheimischen Mischung wird als optisch ansprechend empfunden. Foto: Elena Krimmer, LWG Veitshöchheim
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7. Ysop (Hyssopus officinalis, l.) und Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea ssp. angustifolia, r.) blühten auch bei anhaltender Trockenheit durch. Foto: Elena Krimmer, LWG Veitshöchheim
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7. Ysop (Hyssopus officinalis, l.) und Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea ssp. angustifolia, r.) blühten auch bei anhaltender Trockenheit durch.
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8. Trauben-Katzenminze (Nepeta racemosa, l.) und Schafgarbe (Achillea millefolium, r.) blühten ab September ein zweites Mal. Foto: Elena Krimmer, LWG Veitshöchheim
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8. Trauben-Katzenminze (Nepeta racemosa, l.) und Schafgarbe (Achillea millefolium, r.) blühten ab September ein zweites Mal. Foto: Elena Krimmer, LWG Veitshöchheim

In unserer Untersuchung blühten auch im zweiten Standjahr noch viele einjährige Arten, es ist aber zu erwarten, dass dieser Anteil mit den Jahren schwindet und die mehrjährigen Arten den Bestand übernehmen. Viele der mehrjährigen Arten hingegen blühten bereits im ersten Standjahr, und einzelne Arten auch im Trockensommer im Jahr 2022 durchgehend. Hier sind unter anderem die nichtheimischen Arten Ysop (Hyssopus officinalis) und Erika-Aster (Aster ericoides), sowie die gebietseigene Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea ssp. angustifolia) zu erwähnen (Bild 7). Nach den einsetzenden Niederschlägen ab September 2022 erholten sich die Blühmischungen und viele Arten bildeten eine zweite Blüte aus. Unter anderen die aus dem Kaukasus stammende Trauben-Katzenminze (Nepeta racemosa), die bereits sehr früh ab Mitte April bis Anfang Juni blühte. Auch die heimische Schafgarbe (Achillea millefolium) gehörte hierzu. Zwar legte sie Mitte August eine Blühpause ein, blühte aber ab September wieder üppig nach (Bild 8).

Beim Einsatz von gebietseigenen Mischungen wird zur Verlängerung der Blüte häufig ein Pflegeschnitt während der Vegetationsphase empfohlen, um eine Nachblüte bis in den Herbst zu fördern (u. a. Fenchel et al. 2015). Jede Pflegemaßnahme ist jedoch mit erhöhtem Kosten- und Arbeitsaufwand sowie einem Einschnitt im Blütenangebot verbunden. Allein der Mähvorgang kann zudem zu "tierischen" Verlusten führen (Schiess-Bühler et al. 2011). Mit Wildpflanzen aus unterschiedlichen Florengebieten können Blühmischungen erstellt werden, die auch ohne einen Pflegeschnitt durchgehend blühen, während sich dies bei ausschließlich gebietseigenen Wildpflanzen durch die eingeschränkte Artenauswahl bei gebietseigenen Wildpflanzen schwieriger gestaltet.

Der Klimawandel, der urbane Wärmeinsel-Effekt und die Bedingungen im innerstädtischen Begleitgrün stellen besondere Ansprüche an die Artenzusammensetzung von Blühmischungen. Mit dem gezielten Einsatz geeigneter Wildpflanzen gebietseigener, heimischer und nichtheimischer Herkunft in abgewogener Mischung können verschiedene Aspekte wie frühe und späte Blüte, durchgehendes Blütenangebot, Trocken- und Hitzetoleranz, Angebot an geeigneten Wirts- und Fraßpflanzen, botanischer und faunistischer Artenschutz abgedeckt und so die Funktionalität von Blühmischungen an extremen Standorten wie dem innerstädtischen Straßenbegleitgrün deutlich verbessert werden.

Saatgut
Tab. 2: Anzahl der Wildbienenarten und Individuen, die in den ersten beiden Standjahren auf den Flächen festgestellt wurden.
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Tab. 3: Anzahl der Rote Liste (Deutschland und Bayern, Stand 2018) und oligolektischen (Spezialisten) Wildbienenarten, die im ersten und zweiten Standjahr auf den Flächen festgestellt wurden.

Literatur

  • Deutsches Klima-Konsortium (DKK), Deutsche Meteorologische Gesellschaft, Deutscher Wetterdienst, Ex- tremwetterkongress Hamburg, Helmholtz-Klima-Initiative, klimafakten.de (2022). Was wir heute übers Klima wissen – Basisfakten zum Klimawandel, die in der Wissenschaft unumstritten sind.
  • Fenchel, J., Reichardt, I., Tischew, S. (2015). Hinweise zur erfolgreichen Anlage und Pflege mehrjähriger Blühstreifen und Blühflächen mit gebietseigenen Wildarten. Maßnahmen zur Erhöhung der Biodiversität in Sachsen-Anhalt.
  • Hofmann, M.M., Zohner, C.M., Renner, S.S. (2019). Narrow habitat breadth and late-summer emergence increases extinction vulnerability in Central European bees. Proc. R. Soc. B., 286: 20190316.
  • Jochner, S., Menzel, A. (2015). Urban phenological stu- dies – Past, present, future. Environmental Pollution 203, 250–261.
  • Rizwan, A.M., Dennis, L.Y.C, Liu, C. (2008). A review on the generation, determination and mitigation of urban heat island. J. Environ. Sci., 20, 120–128.
  • Schiess-Bühler, C., Frick, R., Stäheli, B., Furi R. (2011). Erntetechnik und Artenvielfalt in Wiesen, AGRIDEA, 2. Auflage.
  • Skowronek, S., Eberts, C., Blanke, P., Metzing, D. (2023). Leitfaden zur Verwendung von gebietseigenem Saat- und Pflanzgut krautiger Arten in der freien Natur Deutschlands. BfN-Schriften 647: 98 S.
Dr. Elena Krimmer
Autorin

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
Dipl.-Biol. Kornelia Marzini
Autorin

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
Dipl.-Biologin Angelika Eppel-Hotz
Autorin

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

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