Dahliengarten und Dahlienneuheiten
von: Dipl.-Ing. Ingrid GockDie Präsentation von Dahlien liegt in der Tradition des egaparks. Jährlich werden hier im Sommer Dahlien deutscher Dahlienzüchter und Zwiebelproduzenten sowie die Sommerflorsortimente diverser Produzenten präsentiert. Im Spätsommer und Herbst begeistern Dahlien jährlich aufs Neue mit Ihrer Blütenpracht und ihrem Farbenfeuer die Besucher.
Konzipiert wurde der Dahliengarten 1959 von Reinhold Lingner als ein intensiv gestalteter Sonderbereich und Teil des Gesamtkonzepts für die iga 1961. Der Bereich ist entsprechend Lingners Gesamtkonzeption formal gestaltet. Ein zweiteiliges Wegeraster, breite und schmale Wegestreifen, gliedern den Gartenbereich. Dadurch entsteht ein graphisches Muster aus rechteckigen Beetflächen unterschiedlicher Größe. Im Laufe der Jahre kam es zu wechselnden Nutzungen und ehemals Beetflächen wurden in Rasenflächen umgewandelt, dies zum Teil bedingt durch den Kronendruck der Bestandsgehölze. Die Grundstruktur des Dahliengartens ist jedoch seit 1961 erhalten geblieben.
Zur BUGA 2021 wurde der Bereich des Dahliengartens den Empfehlungen des Parkpflegewerks entsprechend angepasst. So stellt das Thema "Dahlie" jetzt wieder das Hauptmotiv in diesem Gartenbereich und wie zur iga 61 sind hier die Dahlienpflanzungen, bis auf die Dahlien-Neuheitensichtung, konzentriert. Die im Laufe der Jahre in Rasenflächen umgewandelten Beetflächen wurden in Teilen zurückverwandelt. Aktuell besteht der Dahliengarten aus 17 rechteckigen Einzelflächen mit Flächengrößen von 35 bis 215 m² und einer Gesamtfläche von 1333 m².
Konzept
Struktur und Muster
Die graphische Gestaltung der Grundstruktur wird in graphische Bepflanzungsmuster umgesetzt. Aus dem vorgegebenen Wegeraster entsteht jedoch partiell eine Kleinteiligkeit in den Beetflächen. Dahlien und ihre Sommerflor-Begleiter hingegen benötigen Platz und eine gewisse Großzügigkeit. Diese Großzügigkeit wird durch das Überspringen des Bepflanzungsmusters und des Farbverlaufs über mehrere Beete geschaffen. Optisch entsteht eine Farb- und Musterfläche.
Farbkonzept
Die Farben sind derart auf der Gesamtfläche verteilt, dass von jedem Standpunkt aus betrachtet eine harmonisch verlaufende Farbkomposition entsteht.
NL-Stellenmarkt
Konzept Frühlingsbepflanzung
Seifenblasen
Viele verschieden große Seifenblasen, wie zufällig auf die Beete gefallen, verteilen sich über die Flächen, überspannen diese über die Wege hinweg und fügen die Beete optisch zusammen.
Es gibt verschiedene Seifenblasen-Kategorien: Violen-Seifenblasen, Kontrast-Seifenblasen, Struktur-Seifenblasen. Die beetübergreifenden Violen-Blasen bestehen aus einem niedrigen changierenden Violenblütenteppich. Daraus erheben sich die Kontrast-Seifenblasen, die mit einer Mischung aus Kaiserkronen, Erysimum und Tulpen den höchsten Punkt der Pflanzung bilden. Dagegen stehen die ruhigen Struktur-Seifenblasen mit Narzissen und Tausendschön. Ein Band aus Blattstrukturpflanzen und Gräsern umgibt spannungsreich die Seifenblasen.
Viola wittrockiana- und Viola cornuta-Hybriden (Stiefmütterchen/Hornveilchen) läuten mit ihren farbenfrohen Blüten den Frühling ein. Die Blüten von Fritillaria imperialis, Fritillaria persica (Kaiserkronen), Tulpen und Erysimum-Hybriden (Goldlack) schweben in kontrastreichen Farben über den Violen-Seifenblasen. Höhere Gräser wie Carex buchananii (Fuchsrote Segge), Stipa tenuissima (Mexikanisches Federgras) und Festuca-Hybriden (Blauschwingel) umspielen Kaiserkronen & Co. Narzissen in Weiß, Gelb und zweifarbig stehen elegant über einem Teppich aus Bellis perennis in Rot, Rosa und Weiß.
Durch die farbigen Blütenkreise schlängeln sich Bänder aus grünen und buntlaubigen Gräsern (niedrige Carex-Arten), Heuchera (Purpurglöckchen), Tiarella (Schaumblüte) und Kräutern. Die Bänder heben sich mit ihren Blattfarben und Blattstrukturen von den Seifenblasen ab.
Konzept Sommerbepflanzung
Wogen und Wellen
Wogen in unterschiedlichen Höhen schieben sich im rhythmischen Wechsel in die einzelnen Beetflächen. Zwischen den Wogen entsteht ein fließendes Farb- und Blütenband, eine Blütenwelle, die sich über alle Beete ausbreitet und so die Einzelflächen gestalterisch miteinander verbindet. Die Blütenwelle bietet die benötigte Großzügigkeit für die Dahlien-Ausstellung. Jede Woge ist dreiteilig und besteht von innen nach außen betrachtet aus einer Struktur-Woge, Kontrast-Woge und Wechselflor-Woge. Die Struktur-Woge besteht aus Blattstruktur-Pflanzen und steht als pflanzliches Gegengewicht zur Blütenwelle. Dahlien, die farblich im Kontrast zur Blütenwelle stehen, finden sich in der Kontrast-Woge. Die Wechselflor-Woge bildet den Abschluss zum Beetrand. Sie ist im Farbduktus der Blütenwelle gehalten. Jedes Beet ist in sich nach Höhe und Struktur gestaltet. Die Blütenwelle ist der höchste Punkt der Pflanzung. Die Pflanzung wird über die einzelnen Wogen von innen nach außen niedriger (Struktur-Kontrast-Wechselflor).
Im Sommer werden 290 verschiedene Dahliensorten in allen 15 Dahlien-Klassen präsentiert.
Die Dahlie, die Königin des Hochsommers und Herbstes, zeigt ab Juli ihr Feuerwerk der Farben. Sie begeistert nicht nur mit einer nicht enden wollenden Vielfalt an Farben, Blütenformen und Größen, sondern bringt trübe Herbsttage zum Strahlen.
Ihre prächtigen Blüten bestechen mit einer breiten Farbpalette die von Weiß über Gelb, Orange, Lachs bis zu Rosa, Lila, Purpur, Rot und einem fast schwarzen Dunkelrot reicht.
Dahlien blühen einfarbig, mehrfarbig, in anmutigen Farbverläufen changierend, marmoriert oder dramatisch geflammt. Neben dem Spiel der Farben, bringen die vielfältigen Formen der Blüten Abwechslung und Spannung in die Pflanzung. Canna (Indisches Blumenrohr), Colocasia (Elefantenohr), Cynara (Artischocke), Musa (Banane), Ricinus mit eindrucksvollem Laub und hohe sommerannuelle Gräser, wie Pennisetum-Arten (Federborstengras), Cyperus (Zypergras) bilden den pflanzlichen Gegenpol zu den farbenfrohen Dahlienblüten in Blütenwelle und Kontrast-Woge. Farblich passende Sommerblumen, wie Salvia-Hybriden (Salbei), Asclepias (Seidenpflanze), Nicotiana (Ziertabak), Cosmea (Schmuckkörbchen) und Zinnien begleiten die Dahlien mit Blüte und Struktur. Ergänzt und erweitert wird die Auswahl der Begleiter noch mit der Präsentation von Achillea (Schafgarbe), der Staude des Jahres 2021.
Dahlien-Neuheiten
Der Bereich der Dahlienneuheiten, angeordnet um ein Wasserbecken, die Kinderplansche, ist zur BUGA 2021 Ausstellungsfläche für die Sichtung und Prüfung neuer Dahlien-Züchtungen und weiterer ausgewählter Besonderheiten, wie 'Otto-Dahlien', Thüringer-Persönlichkeiten und Dahlien-Täuflinge.
Konzept
Ein plakatives Muster aus Farbblöcken strukturiert die Ausstellungsfläche. Die strenge, geometrische Anordnung der diagonal verlaufenden linearen Farbblöcke steht im spannungsreichen Gegensatz zur kreisförmigen Grundstruktur der Beete. Die Farbblöcke erhalten im Sommerflor eine farblich neutrale Bepflanzung im Farbdreiklang Weiß-Grün-Blauviolett. Im Kontrast dazu stehen die in die Dreiecke gepflanzten Dahlien, die in allen Farbtönen erscheinen.
Neuheitenprüfung
Neue Züchtungen werden hier aufgepflanzt und gemäß der Prüfungsordnung der Deutschen Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolengesellschaft (DDFGG) geprüft. Die Prüfung verfolgt das Ziel, die besten neuen Dahliensorten herauszufiltern und so zur Qualitätsverbesserung der Sorten und des Sortimentes beizutragen. Die Prüfung erfolgt anhand von zehn Kriterien unter anderem Gesundheit, Standfestigkeit, Blütenform, Blühwilligkeit, Farbwirkung.
'Otto-Dahlien'
'Otto-Dahlien' sind Züchtungen des Lüneburger Dahlienzüchters Prof. Michael Otto (1933-2017), der sich der Züchtung der Einfachen Dahlien verschrieben hatte. Ihm zur Ehre und Erinnerung sowie zur Erhaltung des Sortimentes werden 20 Sorten aus der Vielzahl seiner Züchtungen ausgestellt.
Thüringer-Persönlichkeiten und Dahlien-Täuflinge
Präsentiert werden Dahliensorten, die nach Thüringer Persönlichkeiten benannt wurden sowie Dahlien, die im egapark getauft wurden.
Quellen:
- Egapark Erfurt Parkpflegewerk, Erläuterungen Parkbereiche - 7 Dahliengarten Landschaftsarchitektur Franz, Leipzig.
- www.ddfgg.de