Der Kommentar

Naturrasen vs. Kunststoffrasen

von:

Jahrelang hatten die Freunde des natürlichen Sportrasens Angst vor der Kunststoffrasenlobby. Was wird wohl passieren, wenn der DFB nicht mehr sein Gewicht bei der FIFA für den natürlichen Sportrasen einbringen kann und der Kunststoffrasen Einzug in die internationalen Fußball Wettbewerbe findet? Könnte der schon heute unverständliche Hype auf den künstlichen Belag zusätzlich durch die Profis befördert werden? Was die Profis haben, wollen die Amateure, vor allem die Jugend, auch.

Nun ist es ganz anders gekommen. Obwohl nicht unerhebliche Summen von den Herstellern an die FIFA geflossen sind. Natürlich nur die Kosten für die unerlässliche FIFA Zertifizierung. Eine Zertifizierung, deren Anforderungen nur wenig von der Deutschen DIN 18035-7 abweicht. Natürlich hat Herr Blatter das nicht wegen des Geldes gemacht, sondern nur, damit auch in den heißen Ländern Fußball gespielt werden kann, ganz altruistisch also. Bereits 2011 haben die Verantwortlichen der FIFA auf Nachfrage eingesehen, dass es ja auch für den Naturrasen Standards geben müsse. Bis heute ist dort nichts passiert.

Warum ist es in den vergangenen Jahren nur zu dieser großen Popularität von Kunststoffrasen gekommen? In vielen Fällen spielen die Fußballer auf Flächen, die weder fachgerecht hergestellt worden sind, noch fachgerecht gepflegt werden. Oft sind es eher eingeebnete Wiesen. Da ist der Wunsch nach Verbesserung sehr verständlich. Ein zweiter Grund ist dann auch nachvollziehbar. Die Belastungsgrenzen von Kunststoffrasen sind bei jeder Witterung unvergleichlich hoch.

Die Nachteile sind weitreichend. Die Schadstoffbelastungen in Faser und Füllstoff, insbesondere wenn Altreifen verwendet werden, sind bekanntlich hoch. Dabei belegen Studien, dass nicht nur die Schwermetalle ein Problem sind, sondern auch die Keimbildung. Im Gegensatz zum natürlichen Belag werden Schweiß und Spucke langsamer abgebaut. Hohe Temperaturen, Geruchsbelästigungen und nicht zuletzt die deutlich höheren Kosten, über die Lebensdauer gerechnet, sind Nachteile des Belags. Immer häufiger sind Gemeinden überrascht, wie schnell die zehn bis 15 Jahre maximale Nutzungsdauer vergehen können und schon wieder 200000 Euro fällig werden. Um nicht falsch verstanden zu werden: Kunststoffrasen ist ein Belag für Fußball, der bei entsprechenden Vorrausetzungen die richtige Wahl ist. Für einen Verein mit vier Mannschaften ist er es sicher nicht. Für ein größeres Trainingszentrum ist ein Kunststoffrasen-Belag als Allwetterbelag sicher eine unverzichtbare Ergänzung. Dass sich eine Vielzahl von Kunststoffrasenherstellern vom deutschen Markt aktiv verabschiedet haben, zeigt dass der Markt eher rückläufig ist und Kunststoffrasen eben doch keine Alternative zum natürlichen Sportrasen ist.

Auf die Frage was das schlimmste sei, was bei der Fußball WM in Kanada passieren könnte, hat eine deutsche Nationalspielerin gesagt: "Auf Kunststoffrasen grätschen." Damit ist wohl alles gesagt.

Ihr Martin Thieme-Hack

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Gartenhelfer (w/m/d) für den Schlossgarten..., Heidelberg  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen