Deutsche Zulassungspraxis zeigt Lücken

Glyphosat-Herbizid kann Insekten direkt schädigen

Eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) zeigt, dass ein Glyphosat-basiertes Herbizid (GbH) Florfliegenlarven stark schädigt, wenn sie den Wirkstoff unmittelbar über die Nahrung aufnehmen.
Bundesamt für Naturschutz (BfN) Pflanzenschutzforschung
Florfliegen starben nach der Aufnahme von Roundup in einem Entwicklungsstadium zwischen Larve und ausgewachsenem Tier, so die Autoren der Studie von ETH und BfN. Foto: AJC1, Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.0

Bei der offiziellen Herbizidzulassung wird die Aufnahme von Stoffen über die Nahrung jedoch nicht untersucht. Die Tiere werden lediglich auf besprühte Oberflächen gesetzt. Die derzeitige Zulassungspraxis wird deshalb wohl überprüft werden müssen.

Neue Studie weist starke Toxizität nach

„Bislang wird lediglich diskutiert, dass Glyphosat-basierte Herbizide Amphibienlarven direkt schädigen können und Insekten dagegen nur indirekt, da Ackerbeikräuter als ihre wichtige Lebens- und Nahrungsgrundlage wegfallen“, sagte BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm. Mit der neuen Studie werde nachgewiesen, dass GbH auch direkt stark toxisch für Insekten sein können. Und das sogar bei Konzentrationen deutlich unterhalb der erlaubten Spritzmenge.

Für die Studie wurden Florfliegenlarven als sogenannte Stellvertreterorganismen herangezogen, um die Wirkung von GbH zu testen. Die Larven der Florfliege (Chrysoperla carnea) nahmen das auf Glyphosat basierende Totalherbizid Roundup über die Nahrung (mit GbH besprühte Insekteneier) auf. Als Folge entwickelten sich die Tiere nicht weiter und starben.

Lücke in behördlicher Risikobewertung

„Die Gefahr, die von der direkten insektiziden Wirkung von GbH nach oraler Aufnahme ausgeht, ist für die Umweltsicherheit von großer Bedeutung und offenbart eine Lücke in der behördlichen Risikobewertung, die dringend geschlossen werden sollte“, erklärte Dr. Angelika Hilbeck, Projektverantwortliche vom Institut für Integrative Biologie der ETH Zürich. Im Freiland sei eine Aufnahme von Stoffen über die Nahrung, ähnlich wie im Versuchsdesign, relevant. In den Zulassungsverfahren für Herbizide spiele die orale Aufnahme bei Gliederfüßern (Arthropoden), zu denen auch die Insekten gehören, hingegen keine Rolle.

GbH, die zu den weltweit am meisten genutzten Pestiziden gehören, stehen auch in engem Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Organismen: Viele Pflanzen werden so verändert, dass sie resistent gegen Glyphosat sind. Die Studienergebnisse zeigten, wie wichtig hier eine stringente Zulassung und Risikobewertung ist – dies gilt für Pestizide ebenso wie für gentechnisch veränderte Organismen, so das BfN. „Nur wenn die Auswirkungen auf Insekten umfassend erforscht und relevante Effekte bei der Prüfung berücksichtigt werden, können wir die Insektenvielfalt besser schützen“, drängte BfN-Präsidentin Riewenherm.

Sorge, dass viele Insekten geschädigt

Die Anwendung von Pestiziden gilt als eine der Hauptursachen für den Insektenrückgang. Studien zeigen, dass selbst in Schutzgebieten der Verlust von über drei Viertel der Insektenbiomasse unter anderem der intensiven Landwirtschaft mit ihrem hohen Pestizideinsatz zugeschrieben werden kann. Das in der „Farm to Fork Strategie“ der EU und in der EU- Biodiversitätsstrategie 2030 EU vereinbarte Ziel, das Risiko von Pestizidanwendungen um 50 Prozent zu reduzieren, müsse dringend umgesetzt werden, um weitere Biodiversitätsverluste zu verhindern, erklärte das Bundesamt für Naturschutz.

Die Ergebnisse der veröffentlichten Studie geben Anlass zur Sorge, dass auch andere Insekten als die Florfliege durch GbH geschädigt werden und Herbizide die Biodiversität auf noch unbekannte Weise beeinträchtigen können. Riewenherm schlussfolgert: „Das BfN sieht hier weiteren dringenden Forschungsbedarf, um das Risiko für Insekten und generell die biologische Vielfalt zu prüfen.“

Glyphosat ist einer der Hauptwirkstoffe in den weltweit am häufigsten verwendeten kommerziellen Herbizide, zu denen auch das in der Studie eingesetzte Roundup gehört. Die Chemikalie kommt seit den 1970er-Jahren vor allem in der Landwirtschaft zur Bekämpfung unerwünschter Beikräuter zum Einsatz. Glyphosat und seine Abbauprodukte sind inzwischen in den meisten Ökosystemen der Welt, einschließlich aquatischer Lebensräume, zu finden. cm/ BfN

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