Diskussionsprozess steht vor dem Abschluss
Beuth Hochschule entscheidet über Namenspatron
Die Diskussion um eine Umbenennung der Beuth Hochschule für Technik Berlin steht nach anderthalb Jahren kurz vor dem Abschluss. Der Namenspatron, Preußens Reformer Christian Peter Wilhelm Beuth (1781-1853) war nicht nur ein geistiger Vater der Ingenieurwissenschaften, sondern, nach zwei Gutachten, auch ein antisemitischer Hassredner. Im Januar will nun die Akademische Versammlung über eine Umbenennung entscheiden.
Gutachten: „Hassgetränkte Rhetorik
Prof. Dr. Achim Bühl hatte 2017 ein Gutachten zu Beuths Reden vorgelegt und damit die Debatte über seinen antisemitischen Hintergrund gestartet. Bühl schrieb damals von einer "hassgetränkten Rhetorik", die Beuth zu einer Gleichsetzung von Juden mit Schweinen geführt habe. Außerdem schrieb er von "ausgeprägten Gewaltfantasien", die auf eine "physische Existenzvernichtung der Juden" abgezielt hätten.
Die Historiker Jörg Rudolph vom Deutschen Historischen Museum und der Rathenau-Biograf Dr. Christian Schölzel bescheinigten Beuth 2018 eine "im zeitüblichen Spektrum durchaus als rigide zu bezeichnenden judenfeindlichen Haltung". Daran änderten auch pragmatische Zugeständnisse Beuths im Bereich der Wirtschaft nichts.
Ex-Präsidenten unterschiedlicher Meinung
Eine Entgegnung zu den zwei Gutachten lieferten die Ex-Präsidenten der Beuth Hochschule, Prof. Dr. Reinhard Thümer und Gerhard Ackermann. Sie forderten "gerade die negative Seite Beuths, seinen Antisemitismus" auszuhalten und an dem Namenspatron festzuhalten. In ihrem Papier wird empfohlen, der Frage nachzugehen, ob es rational nachvollziehbare Vorbehalte gegen die jüdische Bevölkerung gab.
Dem gegenüber betonte die Ex-Präsidentin Prof. Dr. Monika Gross: "Antisemitismus, Rassismus, Sexismus und generell Diskriminierungen geben wir keinen Raum." Die Hochschule für Technik Berlin zeichne sich tagtäglich durch gelebte Vielfalt im Studium, der Lehre und in der Forschung aus. Gross: "Gesellschaftliche Schranken zu überbrücken, Vorurteile abzubauen und den Dialog zwischen Kulturen zu führen und zu fördern, ist uns Verpflichtung".
AStA: Beuth nicht länger ein Vorbild
Für den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) ist der Fall klar: Beuth sollte nicht länger Vorbild der Hochschule sein. "In einer Zeit, in der rechtsradikale Kräfte in Deutschland und an unseren Berliner Hochschulen und Universitäten wieder präsent sind, ist es wichtig, ein Zeichen für unsere Verbindlichkeit zu humanistischen Werten zu setzen und jegliche Form von Diskriminierung und Menschenhass ganz klar zurückzuweisen". Studierende haben den Namen Beuths im großen Schriftzug der Hochschule an der Luxemburger Straße inzwischen mehrfach verhüllt.
Die Arbeitsgruppe "Diskurs Beuth" des Akademischen Senats wird nun im Januar ein zweites Symposium zur Umbenennung der Hochschule abhalten. In vier Vorträgen soll das Für und Wider debattiert werden. Neben Beuths mutmaßlichen Hassreden geht es dann auch um seine Verdienste um das gewerbliche Bildungswesen sowie um die Innen- und Außenwirkung einer Umbenennung für die Hochschule. Die Impulsvorträge sollen anschließend in fünf Arbeitssessions von den Hochschulmitgliedern diskutiert werden. Noch im Januar soll sich schließlich das Schicksal des Hochschulnamens entscheiden. Danilo Ballhorn
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