Farbe für Stadt und Land: Ansaaten für öffentliches und privates Grün

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Stadtklima
Die einjährige Mischung "Veitshöchheimer Sommertöne" als bunte Zwischenbegrünung im Hausgarten. Fotos: Angelika Eppel-Hotz, Kornelia Marzini

Wo Wechselflor oder Staudenpflanzungen zu teuer und zu aufwändig sind, können Ansaatmischungen, ob ein- oder mehrjährig, eine preiswerte Möglichkeit bieten, artenreiche und pflegereduzierte Pflanzenbestände zu etablieren. Selbst eintönige Flächen können in ein Blütenmeer umgewandelt werden. Zusätzlich wird für eine vielfältige Insektenwelt, darunter auch der Honigbiene, Nahrung zur Verfügung gestellt.

Innovative Ideen und intensive Forschungsarbeiten sowie das Engagement aufgeschlossener Stadtgärtner haben in den letzten Jahren trotz knapper Kassen eine verstärkte Verwendung von Stauden in öffentlichen Bereichen ermöglicht. So haben pflegeextensive Staudenmischpflanzungen inzwischen einen festen Platz, wenn es um kostenreduziertes Stadtgrün geht. Man findet sogar dort Pflanzflächen, wo früher nur verunkrautete Pflasterflächen die Fahrbahnen trennten. Die Akzeptanz dieser mehr naturnah wirkenden Flächen ist in der Bevölkerung hoch und wird bereits auch im privaten Bereich umgesetzt. Die Anlagekosten für das Pflanzgut und das erforderliche Substrat sind jedoch nicht unerheblich, so sind allein für die Pflanzen etwa 10 bis 15 Euro/m2zu veranschlagen. Eine qualifizierte Pflege muss gewährleistet sein, um die Langfristigkeit der Bestände zu sichern.

Staudenpflanzungen oder Ansaaten

Mit Saatmischungen ist es möglich, die Kosten noch weiter zu reduzieren und selbst "vergessene" Flächen in einen positiven Zustand zu versetzen. Doch was leisten Saatmischungen im Hinblick auf Optik, Dauerhaftigkeit, Pflege und Ökologie und welche Mischung ist für welchen Zweck geeignet? Je nach Nutzeranspruch kann hier auf ein- oder mehrjährige Saatmischungen zurückgegriffen werden.

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Einjährige Ansaaten

Vor zehn Jahren noch in der Versuchsphase, trifft man vielerorts auf bunte Ansaaten aus einjährigen Blumenmischungen auf Kreisverkehren, Straßenrandstreifen, im Park oder auch auf Gartenschauen. Auf dem Markt gibt es inzwischen eine Fülle von Saatgutmischungen diverser Anbieter aus dem In- und Ausland. Richtig angelegt und gepflegt, beeindrucken sie mit einer Blütenfülle vom Frühsommer bis in den späten Herbst. Sommerblumen werden aufgrund ihrer kräftigen und anhaltenden Blütenpracht besonders an repräsentativen Stellen sehr geschätzt. Gepflanzt als Wechselflor, stillen sie das Bedürfnis der Bürger nach Farbe im öffentlichen Raum und sind aus historischen Gartenanlagen nicht wegzudenken. Diese Pflanzungen gehören allerdings zu den kosten- und pflegeintensivsten Grünflächen überhaupt.

Um diese einjährigen Arten aufgrund von Sparmaßnahmen nicht völlig aus den Städten zu verbannen, wurde vor ca. 10 bis 15 Jahren begonnen, die Leistungsfähigkeit von Saatmischungen zu prüfen. Zu diesem Zweck wurden auch an der LWG (Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau) drei Mischungen mit unterschiedlicher Farbwirkung sowie Strategien zur Etablierung der Bestände entwickelt. Diese sind seit sechs Jahren im Handel erhältlich und zeichnen sich vor allem durch eine unterschiedliche Farbgebung aus. Unter dem Namen "Veitshöchheimer Sommertöne" verbirgt sich eine bunte Farbmischung aus weiß-, rosa-, gelb- und orange-blühenden Arten mit zeitweilig roten und blauen Farbtupfern. Die "Veitshöchheimer Gelbtöne" sind besonders geeignet für fernwirksame Flächen mit leuchtendem Gelb/Orange und Rot und punktuell durchsetzt mit Weiß und Violett. Wo die Farben nicht so kräftig und bunt sein sollen, können die "Veitshöchheimer Pastelltöne" in überwiegend weiß-, rosa- und violetten Farben eine Alternative bieten.

Ganz ersetzen können diese Saatmischungen den Wechselflor nicht. Nach der Aussaat dauert es ca. sechs bis acht Wochen bis sich die ersten Blüten entwickeln. Je nach Region, Saattermin und Mischung erstreckt sich der Blütezeitraum ab Mitte Juni bis zum ersten Frost. In den letzten Jahrenblühten manche Bestände sogar noch im Dezember. Soll der Blütenflor in den Folgejahren wiederkehren, müssen die alten Pflanzen im Winter entfernt und die Beete jedes Jahr neu eingesät werden. Der nötige Bodenumbruch schafft jedoch nicht nur ein geeignetes Pflanzbeet für die Einsaat, sondern fördert auch die Keimung bodenbürtiger Samenunkräuter.

Kommen zwischen den Sommerblumen zum Beispiel Beifuß, Amaranth, weißer Gänsefuß, Melde oder Ampfer zur Fruchtreife, so können diese in den Folgejahren große Probleme bereiten und den eingesäten Arten kaum eine Chance zur Entwicklung lassen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, die Flächen jährlich zu wechseln beziehungsweise die Entwicklung unerwünschter Samenunkräuter von vorneherein zu unterdrücken. Hierzu hat die LWG verschiedene Versuchsreihen durchgeführt, die im Textteil "Anlage und Pflege" genauer beschrieben werden.

Einjährige Mischungen sind vor allem für die Begrünung temporärer Flächen zu empfehlen, die vorübergehend keine anderweitige Nutzung erfahren beziehungsweise für eine Saison attraktiv gestaltet werden sollen. Dies kann in einer städtischen Grünfläche oder auch im Hausgarten sein. Auch auf Gartenschauen erfreuen sie sich zunehmend an Beliebtheit. Sollen dennoch mehrere Jahre hintereinander die gleichen Mischungen verwendet werden, so empfiehlt sich die Begrenzung auf Blühstreifen, deren Lage von Jahr zu Jahr gewechselt werden sollte. Gerade der wiesenartige dynamische Aspekt gibt den Beständen im Gegensatz zum Wechselflor mehr Natürlichkeit und begeistert vor allem diejenigen, die sich mit exakt geplanten Beeten nicht identifizieren. Jede Mischung zeichnet sich durch ihre eigene Dynamik aus und präsentiert sich in jedem Jahr, an verschiedenen Standorten und bei unterschiedlichen Ansaatzeitpunkten immer wieder anders. Auch Balkonkästen und Schalen können leicht und preiswert begrünt werden.

Mehrjährige Ansaaten

Für die Dauerbegrünung sind mehrjährige Saat-Mischungen zu bevorzugen. Hier bietet der Markt ein reiches Angebot an Bienenweide- oder Blumenwiesensaatgut. Die Blütenpracht ist, je nach Mischung, im Anlagejahr zum Teil gering beziehungsweise nimmt im Laufe der Jahre wieder ab. Die intensive Farbigkeit der Einjährigen kann mit mehrjährigen Ansaaten dauerhaft nicht erreicht werden. Mit speziellen heimischen Magerrasenmischungen werden zum Teil nachhaltige, attraktive Aspekte erzielt.

Neue Veitshöchheimer Mischungen im Vergleich

Um die Blütenvielfalt längerfristig noch weiter zu erhöhen, entwickelte die Abteilung Landespflege der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau- und Gartenbau, Veitshöchheim (LWG) im Jahre 2010 zehn verschiedene gestaffelte Mischungen. Das heißt, mit einem einmaligen Saatvorgang werden ein-, zwei- und mehrjährige Kultur- und Wildarten gleichzeitig ausgebracht. Enthalten sind auch direkt aussäbare Gartenstauden, die langfristig für eine gute Erscheinung sorgen sollen. Auf Gräser wurde komplett verzichtet, da diese meist nach einigen Jahren dominieren und die Farbwirkung leidet. Mit einem hohen Anteil heimischer Arten, vor allem bei den Mehrjährigen, wird gleichzeitig Nahrung für Blütenbesucher bereitgestellt und so auf ökologische Wertigkeit und Nachhaltigkeit geachtet. Während die Bestände im ersten Jahr wie eine einjährige Sommerblumenwiese sehr plakativ wirken, gestalten sie sich im zweiten und dritten Jahr komplett um und nehmen einen eher naturnahen Charakter an.

Im Jahr 2011 wurden die Mischungen im Rahmen eines Parzellenversuches in Veitshöchheim und zum Vergleich an der LVG (Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau) Erfurt erstmals ausgesät. Aufgrund dieser Ergebnisse wurden die Zusammensetzungen kontinuierlich verändert, so dass derzeit in verschiedenen Versuchsreihen sechs eigene Mischungen auf dem Prüfstand stehen. Diese werden aktuell mit acht handelsüblichen Fremdmischungen verglichen. Neben der Ästhetik, wie Farbe und Duft spielen bei den LWG-Mischungen auch funktionale Aspekte eine Rolle. Diese sind, beispielsweise niedriger Wuchs für die Verwendung im Straßenraum und Eignung für besondere Standorte, wie zum Beispiel Böschungssicherung, Regenwasserversickerung oder Gestaltung von Vorhalteflächen. Durch die Beimischung nicht heimischer Kulturarten ist ihre Ausbringung auf den Siedlungsbereich begrenzt und für die freie Landschaft nicht geeignet.

Folgende farbliche Kombinationen stehen zur Verfügung: Blau-Gelb, Gelb-Rot, Rosa-Lila und Bunt. Die Artenzahl und deren Herkunft sind in Tabelle 1 zusammengefasst. In der Höhe variiert der Aufwuchs jeweils zwischen 60cm und ca. 1 m, nach einem Sommerschnitt bleibt der zweite Flor mit 30 bis 60cm deutlich niedriger.

Die Flächen befinden sich derzeit im fünften Standjahr. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Attraktivität der bunten sowie der rosa-lila-Mischung bisher im ersten Jahr am höchsten war. Bei allen anderen Mischungen nimmt die Optik mit der Entwicklung der ausdauernden Arten weiter zu. In allen Jahren blühten in den verschiedenen Mischungen zwischen acht und fünfzehn Arten gleichzeitig, wobei die mehrjährigen Arten mit den Jahren anteilsmäßig zunahmen. Im Juni sind die Bestände, übers Jahr gesehen, am attraktivsten. Die gelb-rote Mischung zeichnet sich durch eine große und lang anhaltende Leuchtkraft aus und eignet sich am besten für fernwirksame Flächen, zum Beispiel im Verkehrsbegleitgrün. Enthalten sind auch salzverträglichen Arten, wie beispielsweise die Färberkamille (Anthemis tinctoria). Im Sommer übernehmen die Blüten von Kokardenblumen (Gaillardia) und Mädchenauge (Coreopsis grandiflora) einen hohen Anteil der Schauwirkung. Die blau-gelbe Mischung zeigt auch im fünften Jahr noch Entwicklungspotential und wirkt mit ihren Farben vor allem in der Nähe.

Die drei Salbeiarten (Salvia pratense, Salvia nemorosa und Salvia verticillata) sowie das aufrechte Fingerkraut (Potentilla recta) und der aufrechte Ziest (Stachys recta) sind beständige Farbträger und Insektenmagnete Bart-Nelken (Dianthus barbatus) sorgen in der bunten Mischung sowie in einer speziellen Duftmischung für außergewöhnliche Farb- und Duft-Effekte. Die Mischung Rosa-Lila ist für besondere Farbbedürfnisse konzipiert. Sie hat mit Flockenblumen (Scabiosa jacea) und Kronwicken (Securigera varia) eine eher "wiesenartige" Erscheinung, aber auch einiges für Blütenbesucher zu bieten. Die rote Lichtnelke (Silene dioica) garantiert durch ihre schnelle Regenerationsfähigkeit bereits zwei bis drei Wochen nach dem ersten Rückschnitt eine sichere Nachblüte.

Für den Straßenraum wurde eine niedrige Mischung kreiert, die eine Höhe von 60 cm nicht überschreitet. Die mehrjährigen Komponenten bestehen ausschließlich aus heimischen Arten und wirken eher naturnah. Mit einer Duftmischung soll neben der Optik auch die Nase angeregt werden. Vor allem bei den ein- und zweijährigen Arten sind Nachtdufter enthalten, die im städtischen Nachtleben ihre Reize verströmen und gleichzeitig Nahrung für Nachtfalter liefern. Alle Mischungen zeichnen sich durch besondere Insektennährpflanzen aus und versorgen Honig- und Wildbienen mit ausreichend Nektar und Pollen.

Die gelb-rote und die blau-gelbe Mischung sind bereits im Handel erhältlich, auch die bunte, die rosa-lilafarbene, die niedrige und die Duftmischung können dem Markt kurzfristig zur Verfügung gestellt werden.

Die Flächen aus dem aktuellen Versuch mit vergleichbaren handelsüblichen Mischungen der Firmen Saatgutmanufaktur/Küpper, Nova Flore, Herbamadre, Rieger-Hofmann und Knapkon stehen derzeit im zweiten Jahr. Bisher lieferten fast alle Mischungen gute Aspekte. Im ersten Jahr überzeugten besonders die Mischungen der Firmen Saatgut-Manufaktur und Küpper. Im zweiten Standjahr holten die naturnahen Mischungen der Firma Rieger-Hofmann auf. Wie sich die weitere Entwicklung in den Folgejahren präsentiert, bleibt abzuwarten.

Anlage und Pflege

Die Bodenvorbereitung der Flächen ist prinzipiell für ein- und mehrjährige Mischungen gleich und umfasst folgende Arbeitsschritte: Zunächst wird der Boden 5 bis 10 cm tief gelockert, eingeebnet und planiert. Je nach Bodenart und -zustand kann auch eine Lockerung von 20 bis 30 cm notwendig werden. Diese sollte dann vor dem Winter erfolgen, damit sich der Boden absetzen kann. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Ansaaten ist der Zustand des anstehenden Bodens. Ist er frei von Dauer- und Samenunkräutern steht einer Ansaat nichts im Wege. Sind problematische Dauerunkräuter vorhanden, wie Winde oder Ackerkratzdistel, so empfiehlt sich ein Austausch der oberen 10 bis 20 cm gegen ein unkrautfreies Substrat, wie zum Beispiel Unterboden oder ein Baum- oder Staudensubstrat. Anderenfalls bleibt nur eine mechanische Bekämpfung, chemische Maßnahmen sind im öffentlichen Bereich im Allgemeinen nicht zulässig. Auflaufenden Samenunkräutern kann durch wiederholte flache Bodenbearbeitung entgegengewirkt werden. Der Ansaatzeitpunkt verschiebt sich dadurch allerdings um einige Wochen.

Sollten nach der Ansaat dennoch unerwünschte Arten, wie Melde oder Gänsefuß flächig auflaufen, so kann ein Schröpfschnitt auf eine Höhe von ca. 10 bis 15 cm hilfreich sein. Die eingesäten Arten entwickeln sich oft langsamer und können sich anschließend noch adäquat entfalten.

Um das Aufkommen unerwünschter Samenunkräuter von vorneherein zu verhindern, erwies sich der Einsatz von flächigen Mulchauflagen in Versuchen der LWG mit einjährigen Sommerrblumenansaaten als sehr effektiv. Mulchpapiere, Kraftpapier und sogar Raufaser sind brauchbare Materialien und werden nach der Herstellung des Saatbeetes bahnenweise ausgerollt. Diese sollten sich an der Stoßkante wenigstens 5 cm überlappen. Da nicht direkt auf das Mulchmaterial gesät werden kann, wird noch eine Schicht Substrat aufgebracht, die als Saatbeet fungiert.

Hierfür hat sich eine 3 cm dicke Schicht aus unkrautfreier gärtnerischer Anzucht- beziehungsweise Kulturerde - wie sie im Handel erhältlich ist - bewährt. Auch Dachgartenerden (zum Beispiel Patzer Extensivsubstrat) erwiesen sich günstig für die Aussaaten. Sand dagegen ist nicht geeignet.

Ab Mitte April kann gesät werden. Die richtige Saatgutmenge bei den einjährigen Veitshöchheimer Mischungen liegt zwischen 1g und 3g/m2. Bei den mehrjährigen Test-Mischungen der LWG ist man mit 2g/m2 gut beraten. Hier ist auch eine Herbstansaat von Mitte bis Ende September möglich. Vor allem bei kombinierten Mischungen aus ein- und mehrjährigen Arten ist es wichtig, dass der Aufwuchs im ersten Jahr nicht zu dicht wird, damit sich die mehrjährigen Arten gut entwickeln können. Gleichzeitig übernehmen die einjährigen Arten eine gewisse "Ammenfunktion" in dem sie den Bestand führen und mögliche Beikräuter unterdrücken ohne die Entwicklung der Folgearten zu beeinträchtigen. Zur gleichmäßigen Verteilung empfiehlt sich die Beimengung von Sand, Sägemehl oder Spelzen. Das Streckmittel dient gleichzeitig als visuelrle Kontrolle für eine gleichmäßige Aussaat. Das Saatgut wird leicht eingerecht und zum Schluss wird angewalzt, um einen guten Bodenschluss zu erzielen. Voraussetzung für einen frühen Blühbeginn ist eine regelmäßige Bewässerung in Trockenzeiten während der Auflaufphase bis zum Bestandsschluss. Herrscht zum geplanten Saattermin eine längere Trockenphase, so sollte dieser so lange ausgesetzt werden bis natürliche Niederschläge absehbar sind. Sechs bis acht Wochen nach der Saat entwickeln sich die ersten Blüten. Bei günstigen Witterungsbedingungen hält der Flor den ganzen Sommer über bis zum ersten Frost. Die einjährigen Mischungen sind dann neu anzulegen. Die mehrjährigen sollten im Ansaatjahr bereits im Oktober abgemäht werden, um die Entwicklung der zwei- und mehrjährigen Arten zu fördern. Ab dem zweiten Standjahr erhalten die mehrjährigen Mischungen einen Sommerschnitt Ende Juni/Anfang Juli, der mit Balkenmäher oder Freischneider ausgeführt werden kann. Die Schnitthöhe beträgt 5 bis 10 cm. Der genaue Zeitpunkt kann mittels spezifischer Indikatorarten für jede Mischung individuell bestimmt werden. So dient zum Beispiel das Blütenende der Färberkamille bei der Gelb-Roten oder die Hauptblüte des Natternkopfes bei der Blau-Gelben als Orientierung. Das Schnittgut ist jeweils zu entfernen.

Die Mähgutmenge in den Versuchen betrug je nach Mischung zwischen 0,5 und 1,5 kg/m2 Nach zwei bis vier Wochen stellt sich ein Folgeflor ein, der eine geringere Wuchshöhe aufweist und im Spätherbst oder Winter einen zweiten Schnitt erfordert. Eine Düngung ist im Allgemeinen nicht erforderlich.

Die langfristige Wirkung und Artenvielfalt sowie die Lebensdauer der Flächen ist auch abhängig von der qualifizierten Pflege der Bestände. So sollte auf Problemunkräuter geachtet und diese, falls möglich, entfernt werden. Gegebenenfalls können zusätzliche Schnittmaßnahmen durchgeführt werden, um eine Aussaat unerwünschter Arten zu verhindern oder den Bestand zu regenerieren, wenn er, zum Beispiel nach Trockenheit nicht mehr ausreichend attraktiv ist.

Einsatzbereiche für Ansaaten: Vor- und Nachteile

Die Nachfrage nach blühendem Grün ist in der Bevölkerung unverändert hoch. Vor allem auf großen und eher vernachlässigten Flächen, wo eine Bepflanzung mit Stauden zu teuer ist, kann mit mehrjährigen Ansaaten das städtische Grün weiter aufgewertet werden. Auch im Straßenbegleitgrün, in Parkanlagen, auf Spielplätzen, Vorhalteflächen und Industriebrachen finden sich geeignete Standorte. Die im Test befindlichen Mischungen der LWG bewährten sich im Versuch zur Böschungssicherung und zur Begrünung von Flächen zur Regenwasserversickerung. Im Vergleich zu kurz gemähten Rasenflächen oder gräserdominierten Beständen bieten sie eine hohe ökologische Vielfalt. Ganz ohne gärtnerischen Sachverstand ist die Pflege zwar nicht zu leisten, allerdings kann die Unterhaltung mit nur zwei Schnittmaßnahmen preiswerter sein als bei Stauden- oder Rasenflächen, vor allem, wenn es möglich ist, das Schnittgut einer energetischen Verwertung, beispielsweise in einer Biogasanlage zuzuführen.

Die Saatgutkosten liegen mit 20 bis 80 Cent/ m2zwischen zwei Prozent und fünf Prozent der Kosten, die bei einer Pflanzung anfallen. Die Optische Erscheinung präsentiert sich dynamisch durch Farbe mit wiesenartigem Charakter und zeichnet sich durch eine hohe Artenvielfalt aus. Die Struktur dagegen lässt sich schlechter steuern als beispielsweise bei Staudenmischpflanzungen oder bei Wechselflor. Ganzjährige Aspektfolgen lassen sich nur schwer erzielen.

Einjährige Ansaaten wirken über einen Sommer, mehrjährige wirken ähnlich einer Blumenwiese mit einer Blühpause im Sommer nach dem Rückschnitt. Die Intensität und Dauer der Nachblüte bei Mehrjährigen ist weniger intensiv und abhängig von den Witterungsverhältnissen. Kombinationen aus Stauden mit Zwiebelpflanzen und Saatmischungen mit ein-, zwei- und mehrjährigen Arten bieten sich an. Beispielsweise ergänzen sich bandartig gepflanzte Gräser (zum Beispiel Miscanthus, Calamagrostis oder Panicum-Arten und Sorten) und Ansaaten hervorragend. Im Frühjahr und Frühsommer wirken die Ansaaten, nach der Mahd im Sommer und Herbst kommen die Gräser zur Geltung. Gleichzeitig gliedern sie die Fläche und geben die nötige Struktur. Auch eine gestaltete Verwendung mehrerer Mischungen kann für Spannung und Strukturierung sorgen. Kombinationen mit Zwiebelpflanzen ermöglichen einen frühen Blütenflor schon ab März.

Nicht zuletzt können entsprechende Mischungen durch eine gezielte Kombination von Modulen aus Ein- und Mehrjährigen unter farb- und funktionsorientierten Aspekten für zahlreiche Anwendungsbereiche individuell angepasst werden. Die Entwicklung solcher Module ist ein Ziel der laufenden Versuchsreihen der LWG. Das Potential zur Bereitstellung attraktiver Ansaatmischungen ist nach wie vor hoch und hängt stark von der Verfügbarkeit und der damit verbundenen Kosten für Saatgut außergewöhnlicher Arten ab. So konnten auch in den Versuchen nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, da sich die Saatgutbeschaffung zum Teil als schwierig oder zu kostenintensiv erwies.

Literatur

Illies,I. (2015): Wenn Bienen wünschen könnten - Wichtige Nektar- und Pollenspender in Ansaatmischungen. Veitshöchheimer Berichte 172, S.41-44.

Marzini, K. (2014): Seeding follows function - mit Saatmischungen Probleme lösen. Neue Landschaft 7/2014, S. 43-47.

Pacalaj, C. (2014): Bunte Ansaaten für Stadt und Land, In: Tagungsband Thüringer Garten- und Landschaftsbautag, S. 48-55.

Dipl.-Biologin Angelika Eppel-Hotz
Autorin

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
Dipl.-Biol. Kornelia Marzini
Autorin

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

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