GaLaBau-Wissen - Junge Landschaft

Wir pflanzen einen Baum

von:
GaLaBau Wissen Ausbildung und Beruf
Grafik: Uwe Bienert

170. FOLGE: Unsere Serie für den Nach wuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Baumpflanzung.

Bei einer Fahrt zu einer unserer Baustellen sah ich in einem thüringischen Dörflein eine recht ansprechend aussehende Baumpflanzung, die ein ortsansässiger GaLaBau-Betrieb angelegt hatte. Optisch ein absolutes Highlight – dabei kam mir der Gedanke zu diesem Artikel. Lange ist es her, als in unserer Rubrik „Junge Landschaft“ dieses Thema behandelt wurde. Ich denke mir, dass eine Auffrischung jedem guttut.

Jeder, der in unseren Beruf reingeschnuppert hat, weiß, dass das Baumpflanzen eine grundlegende Arbeit für uns Gärtner ist. Wir besitzen das Wissen darüber als Alleinstellungsmerkmal in unserem Beruf. Unsere fachmännische Arbeit garantiert, dass Bäume richtig anwachsen, gedeihen und damit ihrem neuen Besitzer lange Zeit den Garten oder die öffentliche Anlage verschönern.

Unser Basiswissen beziehen wir aus den entsprechenden DIN-Normen und den Dokumenten der FLL über die Baumpflanzung.

Standortbedingungen beachten

Bei der Pflanzung von Gehölzen, seien es nun Bäume oder Sträucher, ist es wichtig, für den jeweiligen Standort die geeignete Art zu wählen. Das soll heißen, nicht auf allen Böden wächst alles gleichermaßen gut. Die Pflanzregeln hierzu sind:

  1. Bodenart: Wir unterscheiden zwischen leichten und schweren Böden. Mit zunehmendem Tongehalt sprechen wir von leichten Böden (Sand, sandiger Lehm) bis hin zu schweren Böden (Ton, lehmiger Ton).
  2. PH-Wert des Bodens: Durch eine PH-Wertbestimmung kann man erfahren, ob der Boden basisch (kalkreich), neutral oder sauer ist.
  3. Feuchtigkeit des Bodens: Eine Beobachtung der Bodenfeuchte übers Jahr gibt stabile Anhaltspunkte zur Bodenfeuchte. So kann man zu der Erkenntnis gelangen, ob der Boden überwiegend nass, gut durchfeuchtet oder trocken ist.
  4. Lichtverhältnisse am Standort: Nicht zuletzt sollten Licht und Schatten eine Rolle spielen. Denn es gibt Gehölze, die sich nur in voller Sonne gut entwickeln und andere, die unbedingt etwas Schatten benötigen oder sogar im vollen Schatten noch gut gedeihen.

Einige Baumarten reagieren recht empfindlich, wenn einer der Standortfaktoren nicht optimal ist, so beispielsweise die Helmlocktanne (Tsuga canadensis), die Rotbuche (Fagus sylvatica), die Fichte (Picea) oder die Elsbeere (Sorbus tominalis).

Wann ist Pflanzzeit?

Die richtige Pflanzzeit ist bei Gehölzen der erste und wichtigste Punkt für eine zu gewährleistende Anwuchsgarantie. Einen kleinen Überblick gibt die Tabelle auf Seite 60.

Das Pflanzen kann beginnen

Nachdem alles klar ist (also wohin und wann), kann es losgehen mit der "Pflanzerei". Vorher sollte man allerdings noch die einschlägige Fachliteratur, in unserem Fall mit der DIN 18916 (2016) Vegetationstechnik im Landschaftsbau - Pflanzen und Pflanzarbeiten, studieren. Dort erhält man wichtige Hinweise auf einzuhaltende Normative.

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"Ran ans Loch!"

Die Pflanzgrube soll der Ballen- oder Wurzelgröße (bei ballenloser Ware) angepasst sein. Sie ist in der Länge und Breite ca. 1,5mal so groß sein wie der Durchmesser des Ballens oder Wurzelraumes. Wir schaffen damit den Spielraum, um die Pflanze in die richtige Position zu bringen. Ballentuch oder Drahtkorb können problemlos in der Pflanzgrube untergebracht werden und selbst hat man noch genügend Arbeitsraum beim Antreten. Es ist dabei anzustreben, dass die Abweichung vom geplanten Standort ± 10cm nicht überschreitet.

Die Trennung des Oberbodens vom Unterboden ist eine wichtige Maßnahme zur Erhaltung der Bodenstruktur. Im Oberboden sind Bodenlebewesen (Edaphon) für die Zersetzung der vorhanden en organischen Bestandteile des Bodens verantwortlich. Diese organischen Substanzen werden von ihnen unter Verbrauch von Sauerstoff in pflanzenverfügbare Nährstoffe umgewandelt. Bringt man nun diesen "Minilebensraum" in untere Bodenschichten, fehlt zum Überleben der Sauerstoff.

Die Bodenlebewesen sterben ab und das organische Material bleibt für die Pflanzen nicht erreichbar zurück. Bei auftretender Bodennässe entwickelt sich (da kein Sauerstoff vorhanden ist) ein Fäulnisprozess, dessen Endprodukte, wie beispielsweise Methangas, pflanzenschädlich sind und den Wachstumsprozess der Pflanze negativ beeinträchtigen können.

Wenn der vorhandene Boden nicht die für das Pflanzenwachstum optimalen Parameter aufweist, setzt man in der Regel Stoffe zur Verbesserung der Bodenqualität ein. Hierfür kommen organische (Komposte, Mulchstoffe, Strohhäcksel u. ä.) und mineralische Stoffen (Kalk, Sand, Kies, Bims, Lava, Steinmehl, Blähton usw.) in Frage. Die mineralischen Stoffe sind in erster Linie zur Verringerung oder Verstärkung der Plastizität, der Verbesserung der Wasserdurchlässigkeit, der Erhöhung der Belastbarkeit, zur Vergrößerung oder Verkleinerung des Porenvolumens und der Strukturstabilität des Bodens verantwortlich.

Die organischen Stoffe wiederum zeichnen unter anderem für die Verbesserung des Wasserhaushalts (Speicherung und Verfügbarkeit), für den Nährstoffgehalt und zur Versorgung der Mikroorganismen verantwortlich.

Die Grubensohle der Pflanzgrube kann durch verschiedene Einwirkungen in einen verdichteten Zustand gebracht worden sein. Zum Einen kann von der Bodenstruktur her ein sehr bindiger Boden (Lehm, Ton usw.) vorhanden sein, zum Anderen wird die Grubensohle beim Aushub mit Maschinen (Minibagger) mechanisch verdichtet. Diese Bodenverdichtung muss beseitigt werden, da sich sonst an dieser Stelle Stauwasser bildet. Eine Aufrauhung der Grubenwände ist nur bei bindiger Bodenkonsistenz notwendig. Dadurch wird der Pflanze eine bessere Möglichkeit geboten, sich im Umland zu verankern und einen "Drehwuchs" in der Grube zu verhindern.

Die Düngung von neugepflanzten Bäumen sollte in der Grube mit einem Startdünger erfolgen, welcher der Pflanze schnell zur Verfügung steht. Im Traufbereich der Pflanzung verwendet man besser einen Depotdünger, um der Pflanze auf lange Sicht Nährstoffe zur Verfügung zu stellen. Steine und Unrat sind aus der Pflanzgrube zu entfernen.

Der Pflanzschnitt bei Bäumen

Gehölze ohne Ballen sind in der Regel unter Berücksichtigung der Art und Größe sowie der Standortbedingungen und Jahreszeit zurückzuschneiden oder auszulichten. Bei Heistern, Stammbüschen, Halb- und Hochstämmen ist dabei die natürliche Wuchsform zu erhalten. Containerpflanzen werden nicht geschnitten. Bei Ballenpflanzen erfolgt bei Bedarf ein Auslichtungsschnitt. Auf alle Fälle werden beschädigte Pflanzenteile entfernt und Wunden glatt geschnitten. Der Pflanzschnitt an Jungbäumen (H 1-2xv) stellt an den Landschaftsgärtner besondere Anforderungen. Dieser Schnitt bildet in der Regel die Grundlage für ein natürliches, habitusgerechtes Wachstum. Fehler und Versäumnisse beim Jungbaumschnitt rächen sich in späteren Jahren. Korrekturen im Alter sind, wenn überhaupt noch ausführbar, aufwendig und kostspielig. Außerdem führen sie zu großen Verletzungen des Baumes.

Nach fachgerechter Pflanzung sind an Jungbäumen Erziehungs- und Aufbauschnitte durchzuführen. Wesentlicher Zweck dieser Schnittmaßnahmen ist die frühzeitige Beseitigung von Fehlentwicklungen und der Aufbau eines stabilen, artgerechten Konengerüstes. Es handelt sich dabei um Beseitigung von Konkurrenztrieben, Zwieseln, Drehästen, sich reibenden und kreuzenden Ästen sowie instabilen Trieben.

Jetzt wird gepflanzt!

Ganz recht, auch da gibt es Regeln, die eingehalten sein wollen. Im Schema sind die einzelnen Punkte aufgeführt.

Haltung ist alles

Der Baum soll möglichst gerade wachsen und fest stehen. Diese beiden Gründe werden immer als erste genannt. Aber sind sie eigentlich die Gründe, warum man einen Baum anbinden muss? Ganz klar - NEIN. Bäume und auch Großsträucher müssen befestigt werden, um die Garantie des Anwachsens zu geben. Denn was passiert, wenn der Baum durch den Wind bewegt wird?

Krone und Stamm bewegen sich, und durch die Hebelwirkung wird auch der Ballen oder bei wurzelnackter Ware, der Wurzelstock, bewegt. Dabei wird verhindert, dass der Baum sein Feinwurzelsystem ausbilden kann, da die neu gebildeten Faserwurzeln sofort wieder abreißen würden. Das schädigt das Wachstum der Pflanze, da sie nur mit diesem Wurzelteil Wasser und Nährstoffe aufnehmen kann.

Wie sollte der Baumpfahl aussehen?

Beim Anbinden kommen geschälte Baumpfähle zum Einsatz. Das Schälen der Pfähle ist ein entscheidender Faktor zur Erhaltung der Baumgesundheit. Unter der Rinde von Bäumen, und das waren Pfähle nun einmal, befinden sich immer Schädlinge und Schaderreger. Um ein Überspringen auf den zu befestigenden Baum zu verhindern, werden die Pfähle geschält angeboten. Eine nachfolgende Behandlung ist aufgrund der Auswahl der Hölzer (i. d. R. Nadelhölzer oder Robinie) und deren natürlicher Imprägnierung (z. B. Baumharz) nicht nötig. Damit wird ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet. Um die Garantie zu geben, dass Pfähle auch die zwei Jahre der Gewährleistung ohne Schaden überstehen, ist eine zweckmäßige Zopfstärke (Pfahldicke) empfehlenswert. Im Handel werden Pfähle für den GaLaBau zwischen 8 und 12 cm Durchmesser angeboten.

"Hau den Lukas"

Für das Einschlagen der Holzpfähle wird auf den Baustellen immer wieder der Vorschlaghammer eingesetzt. Dabei kommt es sehr häufig vor, dass die Köpfe der Pfähle reißen und dann aufwendig nachgearbeitet werden müssen. Dieses Reißen kann man verhindern, indem man zweckmäßiges Werkzeug, wie beispielsweise Pfahlramme, benutzt Natürlich besteht auch die Möglichkeit, gerade bei kleinen Pfählen, mit diesem Hammer auf den Pfahlkopf zu schlagen. Allerdings sollte man dabei darauf achten, dass die Hammerbahn vollflächig auf den Kopf auftrifft und nicht nur mit einer Kante getroffen wird. In vielen Betrieben ist auch noch der Pfahlhammer im Einsatz: Ein großer Holzhammer, der durch seine breite Aufschlagfläche das Platzen der Pfähle verhindert.

Das Eindrücken der Pfähle mit der Schaufel des Radladers oder mit dem Löffel des Minibaggers zeugt von der Verantwortungslosigkeit des zuständigen Bauleiters oder Poliers und ist verboten!

Auch "Zuschütten" will überlegt sein

Bein Verfüllen der Grube ist es besonders wichtig, das Material der Grubenverfüllung abhängig vom Material des gestandenen Bodens auszuwählen. So wirken lockere Substrate mit großem Porenvolumen im Pflanzloch bei einem bindigen Boden im Umfeld der Pflanzung wie eine "Sickergrube". Das Wasser fließt in der Grube zusammen. Noch dazu kommt die Tatsache, dass der junge Baum mit seinen Wurzeln nicht in den harten Boden des Umlands eindringen kann und nur im Pflanzloch weiter wächst. Er kann sich nicht richtig verankern. Nach geraumer Zeit findet er in der Pflanzgrube keine Nährstoffe mehr. Es tritt der so genannte "Blumentopfeffekt" ein.

Quellen:

  • Gütebestimmungen für Gehölze (FLL e. V.) und den Gütebestimmungen für Stauden (FLL e. V.) (Forschungsanstalt Landesentwicklung Landschaftsbau e. V.)
  • Der Gärtner 1 (Martin Degen, Karl Schrader; Ulmer-Verlag)
  • Grundkurs Gehölzbestimmung (Lüder, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt/Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • International standard ENA 2010-2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA’s European Plant Names Working Group)
  • DIN 18916 „Vegetationstechnik im Landschaftsbau – Pflanzen und Pflanzarbeiten“

Uwe Bienert

Nächsten Monat lesen Sie: „Baumpflanzen kann jeder – aber einen Straßenbaum?“

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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