Alleekonzepte

Grundsätze nachhaltiger Alleegründung außerhalb der Stadt

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Mit der gezielten Pflanzung von Bäumen an außerörtlichen Straßen wurden in einem mehr als 300-jährigen Prozess herausragende Baumalleen geschaffen, die die Kulturlandschaften außerhalb der Städte prägen, in Deutschland besonders in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern (Fröhlich, 2000; Kuler, 2000; Lehmann u. a., 2006; LUA, 2007; Peters u. a., 2022). Ihre Altersentwicklung, der Ausbau der Verkehrswege, erhöhte Verkehrssicherheitsaspekte, veränderte Wuchsbedingungen, der Klimawandel sowie biotische und abiotische Belastungen erfordern jedoch Anpassungen, um auch in Zukunft vitale und gesunde Neupflanzungen unter Berücksichtigung der Entwicklung von Straßen- und Radwegebau und -erhaltung sowie Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft sicher zu ermöglichen.
Alleen Straßenbäume
Abb. 1: Blick in eine charakteristische Allee mit geschlossenem Kronendach. Foto: Hartmut Balder

Natur- und humanwissenschaftliche, technische und rechtliche Entwicklungen müssen zur Optimierung des Verfahrens in Planungs-, Pflanz- und Pflegekonzepte gezielt Eingang finden, um für nachfolgende Generationen funktionale Alleekonzepte in der Praxis zu ermöglichen.

Allgemeine Herausforderungen für neue Alleekonzepte

    Bisherige Bepflanzungskonzepte zielten darauf ab, vorrangig Bundes- und Landesstraßen seitlich mit Bäumen in engem Abstand zu bepflanzen, um den Nutzern durch die Schattierung der Verkehrswege eine angenehme Fortbewegung zu ermöglichen (Abb. 1). In der Folge ist dieses Konzept in der Altersphase durch enge Pflanzabstände in den Baumreihen und durch ein geschlossenes Kronendach charakterisiert. Die Ausweisung der "Deutschen Alleenstraße" macht die Einmaligkeit dieser Entwicklung für die Gesellschaft erlebbar. Aus Sicht von Denkmal-, Arten- und Naturschutz ist auch für künftige Baumalleen dieses Erscheinungsbild an außerörtlichen Straßen anzustreben, wie auf Fachtagungen zum Alleenerhalt immer wieder gefordert wird (FNEE, 2021; LVGA, 2023).

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    Abb. 2: Räumliche Vernetzung in der Kulturlandschaft – Landwirtschaft und Allee gesäumte Verkehrswege. Foto: Hartmut Balder
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    Abb. 3: Grundsätzliche Beeinträchtigungen von Alleen mit der Folge von Komplexkrankheiten. Grafik: Hartmut Balder
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    Abb. 4: Baum orientierte Entwicklungspflege von Alleen, u. a. rechtzeitiges Herstellen des Lichtraumprofiles. Foto: Hartmut Balder

    Zwischenzeitlich haben sich jedoch die Rahmenbedingungen für den Straßenverkehr und die Anforderungen zum Schutz und zur Entwicklung der Landschaft merklich verändert. Die Straßen- und Radwegeplanung muss verstärkt die fachlichen und rechtlichen Anforderungen des Boden-, Grundwasser-, Natur- und Pflanzenschutzes sowie der Verkehrssicherheit in weiter zu entwickelnde Alleenkonzepte integrieren. (Abb. 2)

    Ein nachhaltiges Alleenkonzept vereint folgende Ziele:

    • Verkehrsströme lenken und sicher gestalten;
    • Klimaentwicklungen in seinen Folgen lindern;
    • Klimawandelfolgenanpassung fördern;
    • Biodiversität fördern und sichern;
    • Artensterben aufhalten und Habitate anbieten;
    • Boden- und Winderosion mindern;
    • Ernährungssicherung der Menschen unterstützen (Vernetzung mit der Agrarlandschaft).

    Die Gesamtheit dieser Aspekte ist in der Praxis weiterhin schwer in ihrer Komplexität zu berücksichtigen, wie aktuelle Studien zeigen (Brehm u. a., 2006; Brehm, 2009; Balder u. a., 2008; Peters u. a., 2022). Vielerorts beeinträchtigen nach wie vor unterschiedliche Belastungsfaktoren die Alleestandorte und lösen in den jeweiligen Lebensphasen der Bäume individuelle Komplexkrankheiten aus (Abb. 3).

    Daraus folgt, dass für die Zukunft moderne Alleenkonzepte außerorts gezielt die Belange aller Akteure berücksichtigen und zu gegenseitigem Nutzen anpassen müssen. Dies gelingt nur, wenn einseitige und praxisferne Positionen aufgegeben und gemeinsame Wege gefunden werden:

    Straßen- und Radwegebau, -erhaltung und -unterhaltung

    • Straßen- und Radwegeplanung mit Alleebäumen Standort bezogen entwickeln
    • Verkehrssicherheit und Alleenplanung harmonisieren
    • geeignete Baumstandorte mit Weitsicht suchen
    • Baumpflanzungen nachhaltig angehen
    • Schutzmaßnahmen mit Weitsicht anpassen
    • baumschonenden Winterdienst einführen
    • Straßenunterhaltung und Baumpflege zielorientiert entwickeln (Abb. 4)

    Naturschutz

    • Ökosysteme erhalten und revitalisieren
    • Artenschutz verbessern
    • Tourismus lenken

    Pflanzenproduktion

    in Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft

    • Pflanzengesundheit und Erträge sichern
    • Integrierten Pflanzenschutz betreiben
    • Betriebseinkommen der Akteure ermöglichen

    Die Konzeption neuer Baumalleen an modernen Straßen ist daher eine komplexe Gemeinschaftsaufgabe für alle beteiligten Akteure, die auf lange Standzeiten der Gehölze ausgerichtet sein muss, in der Regel 80 bis zu 300 Jahren. Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Thematik, insbesondere der beeinflussenden Faktoren zur Erzielung einer vitalen und der Kriterien der Verkehrssicherheit erfüllenden Allee, macht es möglich, in einer Wertschöpfungskette (Lebenszyklusmodell) zu denken und zu handeln. Dies betrifft alle Phasen von der Pflanzung bis hin zur sicheren Altbaumentwicklung, um auch die Folgekosten zu bedenken (Ahner u. a., 2005; Brehm u. a., 2006; Balder, 2020).

    Folgende Schwerpunkte künftigen Handelns im Sinne eines Lebenszyklusmodells sind daher folgerichtig zu fokussieren:

    • Sichere Standortgründung für ein kontinuierliches Baumwachstum;
    • Verwendung geeigneten Pflanzenmaterials;
    • Vermeidung von Konflikten in Straßen- und Radwegebau und -unterhaltung sowie beim Verkehr.

    Zur Optimierung künftiger Konzepte bedeutet das in der Konsequenz für die jeweiligen Phasen der Alleegründung besonders auf der Ebene eines Bundeslandes:

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    Abb. 5: Digitalisierter Masterplan zum Status potenzieller Alleestandorte (Beispiel Brandenburg). Grafik: Landesbetrieb Straßenwesen
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    Abb. 6: Checkliste zur effizienten Standortanalyse. Quelle: Balder, 1998
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    Abb. 7: Alleepflanzung aus mehreren Baumarten. Foto: Hartmut Balder

    Planungsphase

    1. Die Planung von Allee-Neupflanzungen ist in Anpassung an die Verkehrsentwicklung und an die Klimaveränderungen unter Berücksichtigung weiterer Interessen zu gegenseitigem Nutzen ein umfassendes Verfahren. Diese Mehrgenerationen-Aufgabe kann nur gelingen, wenn neben dem wissensbasierten Fachlichen auch die finanziellen Möglichkeiten bedacht und die langjährige Unterhaltung von Alleen gesichert sind. Theoretisch ist damit ein Organisationsablauf mit Lebenszyklusansatz verbunden.
    2. Das Finden und die Einschätzung potenzieller Allee-Standorte sind hierbei von weittragender Bedeutung. Ein umfassender digitaler Masterplan einer Region sollte für die langfristige Perspektive in einem Netzwerk betrieben werden und letztlich nur geeignete und gesicherte Standorte als Potenzial ausweisen (Abb. 5). Dies hat zur Folge, dass bislang Baum gesäumte Straßen nicht in jedem Fall wieder bepflanzt werden können. Zum Ausgleich verlorener Standorte oder zur Erweiterung der Bestände können dafür Fahrradwege, andere Straßen oder Areale in der Landschaft womöglich erstmalig bepflanzt werden.
    3. Es muss gut gelebte Praxis werden, das bisherige und angedachte Alleestandorte auf ihre Bepflanzungsfähigkeit kritisch begutachtet werden. Orte zur Erstbepflanzung, Chancen und Zwänge zum Umbau sowie die vielfältigen Nachbarschaftskonflikte müssen umfassend analysiert werden, eine Checkliste kann hierbei sehr hilfreich sein (Abb. 6). Auch sollte den planenden Akteuren bekannt sein, wo sich im Vorfeld bei Altbäumen grundlegende Probleme wie Trockenheit, Hochwasserereignisse, Unfallschwerpunkte, hoher Wildbesatz, Winderosionen, großräumige Arbeiten an der technischen Infrastruktur, Ausbau bestehender Straßen oder gravierender Schaderregerbefall ergeben.
    4. Hieraus ergeben sich die individuellen Möglichkeiten für die Bepflanzung der unterschiedlichen Straßensituationen, zunehmend vermehrt unter Einbindung von Fahrradwegen. Im Fokus muss besonders der zukünftige Wuchsraum der Wurzelsysteme stehen. Dieser muss für die gewählte Bepflanzung dauerhaft störungsfrei bleiben.
    5. Die Resilienz von Alleen gegenüber Schädlingen kann dadurch erhöht werden, dass neben der Baumartenwahl Mischpflanzungen vorgesehen werden (Abb. 7). Hierdurch wird die Gefahr einer Schädlingsgradation auf mehrere Baumarten verteilt. Gleichzeitig werden natürliche Gegenspieler durch das größere Nahrungsangebot gefördert, optimaler Weise ergänzt um Strauchpflanzungen oder Blühstreifen im Baumumfeld. Mischpflanzungen senken ferner die Gefahr des Ausfalls einzelner Baumarten durch Trockenheit, Hochwasser und Frösten.
    6. Mit der Klimaentwicklung ist mit einer Zunahme von Windereignissen zu rechnen. Nachbarschaftseinflüsse von Gebäuden und Baumbeständen wirken sich schützend oder verstärkend auf den Winddruck auf Baumstandorte aus (Wessolly u. a., 2014). Auch diesbezüglich ist eine Mischpflanzung mit variierenden Kronenformen stabilisierend, da diese sich als Windbrecher (Windkamm) auswirken können. Besser ist es den Wind herunter-zu-transformieren, wo immer es machbar ist. Hieraus folgt, dass Baumalleen in der Hauptwindrichtung durchströmbar sein sollten, d. h. der Pflanzabstand in der Baumreihe vergrößert werden sollte. Dies hat auch den Effekt, dass der Wasserbedarf einer Allee reduziert und Winderosionen abgemildert werden. Derartige Pflanzkonzepte bedürfen noch der praktischen Überprüfung.

    Ein verantwortungsvoller Planungsprozess muss also zukünftig die lokalen Standortverhältnisse mit Lebenszyklusansatz weitsichtig denken und grundlegende Standortfragen klären. In dieser Verantwortung heraus ist besonders die langjährige Pflege und Unterhaltung von Straße und Baumstandort vorzuplanen. Eine Steuerung auf überregionaler Ebene muss sich als Dreh- und Angelpunkt für den Gesamtprozess verstehen. Dies setzt die Akzeptanz der nachgeordneten Organisationen voraus. Aus dem Selbstverständnis der Steuerung heraus ergibt sich, dass die Steuerung:

    • im Ergebnis der Planung, Pflanzung sowie der Fertigstellungs- und Entwicklungspflege eine mangelfreie und angewachsene Allee anstreben muss;
    • die nachfolgenden Prozesse (Unterhaltung) schon im Planungsstadium umfänglich berücksichtigt und vorplant;
    • über die gesamte Standzeit die Entwicklung neuer Alleekonzepte evaluiert;
    • kontinuierlich an der Optimierung der Prozesse arbeitet.

    Darüber hinaus ist ein enger Kontakt zur Wissenschaft und Landwirtschaft essenziell wie auch der Schulterschluss zur Politik. Das erfolgversprechende Marketing für die Alleen der Zukunft wird daher schon während der Planung von der Steuerung betrieben.

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    Abb. 8: Ziele eines QS-Systems für Allee-Neupflanzungen und Aspekte zur funktionalen Vorgehensweise.
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    Abb. 9: Harmonische Allee-Entwicklung nach Beendigung der Fertigstellungspflege. Foto: Hartmut Balder
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    Abb. 10: Baumschonende Bankettpflege. Foto: Hartmut Balder

    Zielgerichtete und erfolgsorientierte Bauphase

    In der Bau- und Realisierungsphase müssen die Ausschreibungen ein klares Ziel verfolgen. Analog zum Pflanzenbau ist dringend geboten, ein Qualitätssicherungssystem (QS) zu entwickeln und zu betreiben (Abb. 8). Die angestrebten Ziele sind nur dann zu erreichen, wenn die sie beeinflussenden Aspekte fachlich erkannt und individuell optimiert werden.

    Mit dem Vorsatz eines QS-Systems sind Optimierungen während des gesamten Prozesses der Bauausführung und in der Anwuchsphase der jungen Alleen weiter zu entwickeln. Am Beginn des Pflanzprozesses steht die Förderung der Feinwurzelbildung im Fokus, um über eine gute Wasser- und Nährstoffaufnahme den sicheren Anwuchs und den Alleen-Aufbau zu ermöglichen. Ausschreibungen können daher mit konkreten Vorgaben u. a. zur Pflanzenherkunft, Kulturverfahren, Bodengüte oder Lieferzeitpunkt oder sogar output-orientiert erfolgen. Bei letzterem Verfahren werden die Ausführenden verstärkt in die Pflicht genommen und an ihrer Leistung gemessen, d. h. abnahmefähig wäre nur die real funktionierende Allee nach Ablauf einer mehrjährigen Fertigstellungspflege.

    Gleiches gilt auch für die Standortvorbereitung und die Pflanzung der Gehölze. Unmittelbar nach der Setzung der Gehölze an ihre Standorte müssen die kulturtechnischen Pflegemaßnahmen den Anwuchs sichern und die Gehölzentwicklung fördern. Auch hier sind die Fachkompetenz und die Verantwortung der beauftragten Firmen, der Pflegenden gefordert:

    • der Wasserhaushalt ist zu sichern und zu harmonisieren;
    • der Austrieb ist der erste Indikator für die Vitalität der Gehölze ;
    • die Nährstoffversorgung ist bedarfsgerecht sicherzustellen und kann flüssig mit Bewässerungsgängen erfolgen;
    • ein Monitoring auf aggressive Schaderreger ist zu betreiben;
    • die Pflege des Baumumfeldes ist zu managen, u. a. die Wildkrautkontrolle;
    • die Kronenentwicklung ist kontinuierlich zu begleiten;
    • Mängel und Fehlentwicklungen sind zu klären und rechtzeitig zu beheben;
    • eine digitale Checkliste für die Dokumentation sichert das Verfahren ab.

    Nach mehrjähriger Entwicklungspflege ist eine Allee nur dann abnahmefähig, wenn eine harmonische Baumentwicklung eingetreten ist. Auch müssen die Gehölze im Kronenaufbau artgerecht und standortgemäß entwickelt, die Laubausbildung vital, gesund und mit Nährstoffen gut versorgt sein (Abb. 9).

    In Fortsetzung der Phase der Entwicklungspflege ist sicherzustellen, dass folgende Ziele konsequent und mit neutralem Controlling im Sinne einer Qualitätssicherung weiter erreicht und damit der Allee-Aufbau sicher fortgesetzt wird:

    • Wachstumsbedingungen weiterhin sichern;
    • Mängel / Schäden rechtzeitig und nachhaltig beheben;
    • Vitalität und Gesundheit erhalten;
    • Kronenaufbau kontinuierlich betreiben;
    • Verkehrsraum sicher entwickeln.

    Die Anpassung der aktuellen Alleenkonzepte und ihre Verfahrensoptimierung ist eine Mehrgenerationenaufgabe. Für die langfristige Entwicklung ist es daher unabdingbar, dass alle beeinflussenden Faktoren wie Klimaentwicklung, Grundwasserstände, Verkehrsaufkommen, Winterdienst, Pflanzenschutz, Gehölzsortimente und rechtliche Veränderungen in den Gesamtprozess der Alleen-Erneuerung einfließen. Nur so können Allee-Konzepte weiter optimiert und zukunftsfähig gemacht werden.

    Unterhaltungsphase mit Kontinuität

    Nach erfolgreicher Etablierung junger Alleen und fachgerechter Kronenentwicklung ist die langjährige Unterhaltungspflege nach Bedarf und Entwicklungsziel zu betreiben. Mit dem kontinuierlichen Kronenaufbau, der Fertigstellung des Lichtraumprofiles und der Erfüllung der Wuchsbedingungen ist verbunden, dass die Pflegeaufwändungen abnehmen und die Unterhaltungskosten dadurch reduziert werden. Die regelmäßigen Pflegemaßnahmen beinhalten in Hinblick auf die Alleebäume die Pflege des seitlichen Bankettes (Abb. 10) und Baumpflegemaßnahmen nach Windbruch, Totastbildung und Anfahrschäden am Stamm oder dem Wurzelhals.

    Ein in der Pflanzphase eingeführte Qualitätssicherung sollte sich fortsetzen. Zu empfehlen ist für alle Akteure:

    • Denken und Handeln als Team in einer Wertschöpfungskette;
    • Output-orientierte Leistungen organisieren und einfordern;
    • Mut und Weitblick für neue Wege zeigen;
    • IT-gestütztes Alleen-Management betreiben;
    • Netzwerke bilden und betreiben;
    • Ökosystem- und Klimaleistungen vermitteln;
    • Qualifizierung der Akteure ermöglichen.

    Die genannten Empfehlungen bedingen in der Entwicklungs- und Umsetzungsphase einen konsequenten moderierten Arbeitsprozess. Zur Steuerung von Arbeitsabläufen, Geräte- und Personaleinsatz sowie von Drittleistungen ist ein leistungsfähiges IT-gestütztes System nachdrücklich zu empfehlen.

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    Abb. 11: Entwicklungsperspektiven herkömmlicher Alleekonzepte (li.) inklusive Fahrradwegintegration (re.). Grafik: Hartmut Balder
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    Abb. 12: Verwendung von kleinkronigen Baumarten in künftigen Straßenquerschnitten (re. ohne Straßenbaumpflanzung). Grafik: Hartmut Balder
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    Abb. 13: Mögliche Zuordnung der Fahrradweg-Bepflanzung – ackerseitig (li.) oder mittig (re.) inkl. Wurzelbarrieren. Grafik: Hartmut Balder

    Entwicklungsperspektiven neuer Standort angepasster Konzepte

    Mit dem Ausbau der Verkehrswege und der Erweiterung der Bundes- und Landesstraßen um Fahrradwege ist zwangsläufig verbunden, zusätzliche Flächen für potenzielle Baumpflanzungen auszuweisen sofern möglich. Stets muss das Ziel sein, Baumstandorte für die Zukunft so zu konzipieren, dass eine störungsfreie Wurzelentwicklung langfristig möglich ist (Balder, 1998; Balder u. a., 2008). Von daher ist die Baumartenwahl, ihr Pflanzabstand von der Straße beziehungsweise Fahrradweg und ihre Zuordnung zu den Verkehrswegen konsequent weiter zu entwickeln. In der jüngsten Zeit wurden bereits beim Ausbau der Verkehrswege unterschiedliche Alleenkonzepte realisiert, so dass sich hieraus die Gelegenheit der wissenschaftlichen Evaluation ergibt. In Langzeitstudien muss weiter geklärt werden:

    • Wie ist die Integration von Fahrradwegen auf die räumliche Entwicklung der Alleebäume zu bewerten? Dies ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Wurzelausbreitung künftiger Alleen verstärkt außerhalb der neuen Straßen stattfinden wird. Der Wurzelraum ist daher nachhaltiger zu planen (Abb. 11).
    • Ferner ist zu klären, wie sich die Alleebilder in der räumlichen Zuordnung von groß- und kleinkronigen Baumarten entwickeln. Durch manuelle Aufgrabungen (Absaugen von Pflanzstandorten) ist besonders die Ausbreitung der Wurzelsysteme abzuklären, in Hinblick auf einen zu entwickelnden Schutzraum hin zu landwirtschaftlichen Flächen.
    • Auch muss untersucht werden, ob kleinkronige Baumarten weniger die Gefahr der Belagsschädigung mit sich bringen. Ferner ist die alleinige Bepflanzung der Fahrradwege in seiner Entwicklung zu bewerten (Abb. 12).
    • Neben der Kleinkronigkeit bietet auch die Zuordnung der Bäume im Bereich der Fahrradwege gute Schutzmöglichkeiten für die Wurzelsysteme. Die seitliche Bepflanzung eines Fahrradweges auf der Ackerseite erfordert wie konventionell einen größeren Schutzstreifen vor mechanischer Beschädigung durch landwirtschaftliche Maschinen. Hinzu kommt die Gefahr, dass bei der geringen Aufbauhöhe eines Fahrradweges bei aggressiven Baumarten Belagsschäden entstehen.
    • Der große Straßenquerschnitt wird bei dieser Konzeption keinen Kronenschluss mehr ermöglichen.

    Fazit

    Die Anpassung der Allee-Konzepte unter dem Einfluss des Klimawandels und den Bedingungen einer großen Flächenkonkurrenz steht für die künftige Planung, Pflanzung und Pflege der Alleebäume an Straßen- und Radwegen vor großen Herausforderungen. Straßenumbau und -erweiterung, Verkehrssicherheitsaspekte sowie die Entwicklungen der Landwirtschaft beeinflussen stark die Umsetzbarkeit bestehender Alleenkonzepte. Die seit den 90er Jahren realisierten Allee-Neugründungen liefern bereits viele Hinweise, wie in Hinblick auf Gehölzsortiment, Straßenausbau und Neupflanzung der Alleenbestand für die Zukunft weiter ausgebaut werden kann. Ein Masterplan auf überregionaler mit Umsetzung auf lokaler Ebene sowie eine Qualitätssicherung im Sinne der Prozessoptimierung sichert den Erhalt vitaler Alleen. Die Forschung muss in Langzeitstudien intensiviert werden und die Funktionalität der unterschiedlichen Konzepte evaluieren.

    Literatur

    Ahner, W.; Brehm, J.; Fritsch, M.; Plietzsch, A., 2005: Unterhaltungs- und Entwicklungskonzeption für die Alleen an Bundes- und Landesstraßen in MecklenburgVorpommern. Pro Baum 1, 6–11.
    Balder, H., 1998: Die Wurzeln der Stadtbäume. Ulmer Verlag. Stuttgart

    Balder, H.; Freese, J.; Henneberg, M.; Peters-Ostenberg, E.; Sack, S. C., 2008: E+E-Vorstudie „Modellhafte Erarbeitung von Lösungsstrategien zum Alleenerhalt an Straßen im Sinne der Biodiversität von Landschaften“. Endbericht. BMU/BfN, Leipzig

    Balder, H., 2020: Planung von Straßenbegleitgrün. In: Andres, C. u. a., 2020: Straßenbegleitgrün. Wirtschaftlich, ökologisch und verkehrssicher. Forum Verlag, Merching.

    Brehm, J. und A. Plietzsch 2006: Konzeptionelles Gutachten zur Erarbeitung einer Alleenkonzeption für die Bundes- und Landesstraßen des Landes Brandenburg. Unveröffentlicht.

    Brehm, J., 2009: Gutachten „Zur Qualitätssicherung von neu gepflanzten Straßenbäumen an Bundes- und Landesstraßen im Land Brandenburg“.

    HNEE, 2021: Tagung: Alleen in der Landschaft. Eberswalde

    Lehmann, I.; Rohde, M., 2006: Alleen in Deutschland. Bedeutung/Pflege/ Entwicklung. Edition Leipzig

    LVGA, 2023: 2. Berlin-Brandenburger Alleentagung. Großbeerener Grünbeiträge 27

    LUA, 2007: Fachtagung über die Entwicklung von Alleen als prägende Landschaftselemente. Studien und Tagungsberichte des Landesumweltamtes. Band 56

    Fröhlich, H.-J., 2000: Zauber der Alleen – Schutz und Erneuerung. In: Dujesiefken, D. und Kockerbeck, P. Jahrbuch der Baumpflege. 86–93. Haymarket Media GmbH

    Kuler, H., 2000: Die Alleen Ostdeutschlands 10 Jahre nach der Wende – dargestellt am Beispiel Brandenburgs. In: Dujesiefken, D. und Kockerbeck, P. Jahrbuch der Baumpflege. 94–110. Haymarket Media GmbH.

    Peters, J.; Luttmann, K.; Wilitzki, A.; Torkler F., 2022: Alleen und Baumreihen an Straßen und Wegen. Eine Anleitung zur Kartierung, zur Pflanzung und zum Schutz. Erstellt im Rahmen eines FuE-Vorhabens der Deutschen Bundesstifung Umwelt (DBU). Osnabrück und Eberswalde

    Wessolly, L.; Erb, M., 2014: Handbuch der Baumstatik und Baumkontrolle. Patzer Verlag. Berlin

    Prof. Dr. habil. Hartmut Balder
    Autor

    Professor für Phytopathologie und Pflanzenschutz im urbanen Bereich

    Beuth Hochschule für Technik Berlin

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