John Muir - Pionier für den Naturschutz

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Nationalparks Landschaft
John Muir. aus: J. Muir (2013), Die Berge Kaliforniens

Der Umgang mit der Natur hat sich über Jahrhunderte stark verändert. Über lange Zeit gab es aus Sicht der Menschen die gestaltete Landschaft (besiedelte Flächen und "kultivierte" Flächen) und im Gegensatz dazu die "ungezähmte" Natur, die "Wildnis". Diese Flächen galten als wertlos oder wurden, wenn dort Bäume standen, genutzt oder übernutzt. In Europa kann man noch immer das Ergebnis dieser vor Jahrhunderten erfolgten Rodungen sehen. Die Eingriffe des Menschen haben in der Landschaft deutliche Spuren hinterlassen.

Während in Europa und den angrenzenden Ländern im Mittelmeerraum bereits seit Jahrhunderten, teilweise seit Jahrtausenden Wälder gerodet wurden, begann in Nordamerika diese Art der Landnutzung erst durch die Siedler ab dem 17. Jahrhundert. Die Ureinwohner lebten anders und hatten keine Bäume gefällt für Häuser, Schiffe oder für den Bergbau. Die Landschaft war quasi noch unberührt und die Neuankömmlinge fanden alte Baumbestände vor.

Mit der Besiedelung setzte jedoch sofort die Rodung dieser ursprünglichen Wälder ein, zunächst an der Ostküste und später auch an der Westküste, wo die Holzfäller riesige, mehrere tausend Jahre alte Bäume vorfanden. Es drohten der Verlust einer beeindruckenden Landschaft und zudem langfristige Probleme mit der Holzversorgung, wie es sie in Europa seit Jahrhunderten gab. So entstand in dieser Zeit in Nordamerika der Impuls, faszinierende Landschaften und wertvolle Baumbestände unter Schutz zu stellen. 1864 wurde das erste Schutzgebiet im heutigen Yosemite-Nationalpark in Kalifornien gegründet. Ein derartiges Schutzgebiet hatte es bis dahin nicht gegeben. Der Initiator hierfür war John Muir (Abb. 1).

Wer war John Muir?

John Muir wurde 1838 als drittes von acht Kindern in Dunbar, Schottland, geboren. Als er elf Jahre alt war, reiste sein Vater mit ihm und zwei Geschwistern in die USA, um die Auswanderung der Familie vorzubereiten. Muir wurde streng erzogen und musste bereits als Kind schwere Arbeit auf der Farm leisten. Er besuchte keine Schule, sondern bildete sich autodidaktisch. Er begann Gerätschaften und Maschinen zu erfinden, verdiente dadurch Geld und konnte so an der Universität in Madison, Wisconsin studieren. Seine Hauptinteressen lagen in der Geologie, Chemie und vor allem in der Botanik. 1863 verließ er die Hochschule ohne Abschluss.

Muir unternahm viele Reisen innerhalb Nordamerikas, hier unter anderem einen 1000 Meilen Fußmarsch von Kentucky zum Golf von Mexiko, sowie nach Europa, Asien, Australien und Neuseeland. Er betätigte sich als Naturforscher, Schriftsteller und Erfinder. 1898 erschien sein erstes Buch "The Mountains of California" und es folgten noch viele weitere Veröffentlichungen. Er starb 1914 in Los Angeles, Kalifornien.

Muir, der Schriftsteller und Naturwissenschaftler, schrieb mit wunderbaren Worten über die Natur, über die "herrlichen Wälder an der feuchten und milden Pazifikküste", wo die Bäume "dicht beisammen wuchsen wie Gras auf einer Wiese", wo sie "ihre kühnen Kuppeln und Türme 300 Fuß über den Farnen und Lilien, die den Boden überzogen, in die Höhe streckten und jahrhundertelang heiter aufragten und Gottes himmelsfrische Forstarbeit predigten."

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Durch Muir wurden viele außergewöhnliche Landschaften geschützt. Die Besucher der Nationalparks wie hier in Kalifornien können noch heute die einmalige Landschaft unverändert erleben. Foto: Dirk Dujesiefken

Prägende Landschaftsreisen

Und er beschreibt die drohenden Gefahren für die Wälder: "Die Indianer fügten ihnen mit den Steinäxten nicht mehr Schaden zu als nagende Biber oder der Verbiss der Elche. Selbst die Feuer der Indianer und die heftigen Blitzeinschläge schienen gemeinsam nur Gutes zu bewirken, indem sie hier und dort eine Stelle für ebene Präriegärten und eine Lichtung für die lichtsuchenden Sonnenblumen rodeten. Als jedoch die Stahlaxt des weißen Mannes in die erschrockene Luft hinausschallte, war ihr Schicksal besiegelt. Jeder Baum hörte den unheilvollen Klang und Rauchsäulen schickten Zeichen gen Himmel."

Durch seine Reisen, häufig zu Fuß, per Boot oder auf dem Pferd, lernte er im Westen Nordamerikas viele unberührte Landschaften kennen, Orte, die noch nicht durch menschlichen Einfluss verändert worden waren. Anders als die Menschen in Europa hatten die Indianer keine Wälder gerodet oder Burgen und Schlösser errichtet.

"Bäume vernichten kann jeder Narr"

Muir erlebte das Ursprüngliche dieser Landschaft und zugleich die Bedrohung durch die Siedler. So wurde er im Laufe seines Lebens mehr und mehr zum Naturschützer. In seinen Veröffentlichungen beschreibt er sehr eindringlich die Zerstörung der Natur, speziell der Wälder im Westen der USA: "Bäume vernichten kann jeder Narr. Sie können nicht weglaufen; und selbst, wenn sie es könnten, würden sie vernichtet werden - gejagt und zu Tode gehetzt so lange man Spaß oder einen Dollar aus ihrem Borkenfell, ihren verzweigten Hörnern, ihrem herrlichen Stamm-Rückgrat rausschlagen kann. Nur wenige, die Bäume fällen, pflanzen sie; doch selbst das Anpflanzen würde wenig nützen, um diese noblen Urwälder wiederzuerlangen. Während eines Menschenlebens wachsen nur die Sämlinge anstelle der alten - jahrhundertealten - Bäume heran, die zerstört worden sind."

Das Buch "Bäume vernichten kann jeder Narr" hat bis heute nichts an Aktualität verloren. Bemerkenswert ist, dass dieses Buch erst über 100 Jahre nach der Ersterscheinung auch ins Deutsche übersetzt wurde. Seit 2017 stehen dem deutschen Leser seine wunderbaren Naturbeschreibungen sowie seine kritischen Kommentare über das schon damals rücksichtslose menschliche Handeln der Natur gegenüber zur Verfügung.

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Der Yosemite Nationalpark war weltweit der erste seiner Art. Heute existieren mehr als 2.200 Nationalparks auf dem gesamten Globus. Foto: GuyFrancis, Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0

Die ersten Nationalparks

John Muir hatte offenbar etwas von einem Einzelgänger und Asketen (siehe auch Abb. auf Seite 8), doch war er zugleich (wie man heute sagen würde) ein Netzwerker. 1903 lud er den Präsidenten der USA, Theodore Roosevelt, ein, mit ihm die landschaftliche Schönheit und Schutzwürdigkeit bedrohter Regionen zu erläutern. Roosevelt hatte bereits Bücher von Muir gelesen, was offenbar seine Bereitschaft für eine solche Reise erhöht hatte.

Zusammen gingen sie auf eine mehrtägige Campingtour und besuchten Yosemite in Kalifornien. Dabei erklärte Muir die Bedeutung des Natur- und Landschaftsschutzes und dass Yosemite als damaliger "State Park" nur ungenügend geschützt sei. Muir war dabei offenbar so überzeugend, dass Roosevelts das Tal wieder auf die Bundesregierung übertrug. 1906 wurde es stark erweitert und als "Yosemite-Nationalpark" unter Schutz gestellt.

"Yosemite" folgten bald weitere Nationalparks in den USA und auch in anderen Ländern. Weltweit existieren inzwischen mehr als 2200 Nationalparks. In Deutschland gibt es 16 Schutzgebiete, das älteste ist der "Nationalpark Bayrischer Wald" aus dem Jahr 1970. Die landschaftliche Vielfalt der Gebiete ist enorm und umfasst fast alle Landschaftstypen. Die Koordination für alle Nationalparks erfolgt durch die IUCN (International Union for Conservation of Nature; www.iucn.org). Die IUCN organisiert alle zehn Jahre einen internationalen Kongress, auf dem Strategien zum Naturschutz in Nationalparks festgelegt werden.

Vater der Nationalparks - weltweit

Das Engagement eines einzelnen, dem die Natur am Herzen lag, hat letztendlich zu weltweiten Kooperationen geführt. Die Definition eines Nationalparks ist zwar nicht in allen Staaten gleich, jedoch gibt es eine gemeinsame Idee, die auf den Intentionen Muirs beruhen: die Erhaltung großer, nicht durch menschliche Eingriffe veränderte Naturgebiete für die Nachwelt.

Als Nationalpark wird allgemein ein ausgedehntes Schutzgebiet verstanden, das meistens nur der natürlichen Entwicklung unterliegt und durch spezielle Maßnahmen vor nicht gewollten menschlichen Eingriffen und vor Umweltverschmutzung geschützt wird. In der Regel sind dies Gebiete, die ökologisch besonders wertvoll oder von herausragendem landschaftlichem Reiz sind, und im Auftrag einer Regierung verwaltet werden. Sie werden oft als Erholungsgebiete und für den sanften Tourismus genutzt.

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Riesenmammutbäume (Sequoiadendron giganteum) im kalifornischen Yosemite. Muirs Initiative ist es zu verdanken, dass das Gebiet 1906 stark erweitert und als "Yosemite-Nationalpark" unter Schutz gestellt wurde. Foto: Walter Siegmund, Wikimedia Commons CC BY 2.5

Die Anfänge des Natur- und Baumschutzes

Das besondere Verdienst Muirs besteht darin, dass durch sein Engagement erstmals die Idee des Naturschutzes in die Politik hineingetragen wurde. Es war eine Initialzündung. Die Einrichtung eines Nationalparks ist eine sehr weitreichende Unterschutzstellung. Der Gedanke wurde anschließend weiter ausgestaltet beziehungsweise modifiziert. Derzeit gibt es viele Arten des Schutzes der Natur, und zwar vom Landschaftsschutzgebiet bis hin zur Ausweisung eines einzelnen Baumes als Naturdenkmal. Diese Art des Natur- beziehungsweise Baumschutzes sowie seiner Pflege wurde erst in den folgenden Jahrzehnten entwickelt.

Heutzutage fließen Aspekte des Naturschutzes bei vielen Entscheidungen mit ein, von der Land- und Forstwirtschaft bis hin zur Städteplanung und Industrieproduktion, und ist damit ein selbstverständlicher Teil unseres täglichen Lebens. In Europa sind die Grundlage verschiedene Programme und Regelungen (z. B. Natura 2000 oder die Europäische Wasserrahmenrichtlinie), in Deutschland sind es das Grundgesetz Art. 20a sowie das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG). Danach ist es das Ziel des Naturschutzes, Natur und Landschaft auf Grund ihres eigenen Wertes und als Lebensgrundlage des Menschen zu erhalten. Der Naturschutz ist damit eine öffentliche Aufgabe. Hierzu gehört auch der Baumschutz.

Der Sierra Club: Die erste Naturschutzorganisation

Weiterhin gründete John Muir mit seinen Mitstreitern 1892 die erste Naturschutzorganisation im modernen Sinne: den Sierra Club. Dieser Club ist noch heute einer der größten und einflussreichsten Umweltorganisationen Nordamerikas (www.sierra-club.com). Er war dessen erster Präsident und behielt das Amt bis zu seinem Tod. Inzwischen gibt es weltweit viele Umweltverbände, in Deutschland sind beispielsweise BUND, Greenpeace, NABU und WWF aktiv. Alle diese national und international arbeitenden Verbände wurden erst Jahrzehnte später gegründet. Der Impuls dazu ist über 100 Jahre alt.

In der Geschichte des Naturschutzes hatten Bäume eine besondere Bedeutung. Wahrscheinlich ist es deren Langlebigkeit und Größe, die bis heute Menschen für die verschiedensten Schutzmaßnahmen motivieren. Die Langlebigkeit der Bäume prägt zwangsläufig auch das Denken. Das überträgt sich auch auf den Naturschutz, denn es muss auch kein Berufsstand in so großen Zeiträumen planen wie Förster und Baumpfleger. Von dieser Art zu denken können andere Lebensbereiche und auch die Politik nur profitieren.

Verwendete und weiterführende Literatur

Dujesiefken, D., 2019: Prägend bis heute, vielfach vergessen: - die "Baum-Pioniere".

In: Dujesiefken, D. (Hrsg.): Jahrbuch der Baumpflege 2019. Haymarket Media, Braunschweig, 21-29.

Muir, J., 1898: The Mountains of California. The Century, New York, 381 S.

Muir, J., 1901: Our national parks. Houghton Mifflin, Boston/New York, 370 S.

Muir, J., 1911: My first summer in the Sierra. Houghton Mifflin, Boston/New York, 355 S.

Muir, J., 1912: The Yosemite. The Century, New York, 284 S.

Muir, J., 1916: A thousand-Mile Walk to the Gulf. Houghton Mifflin, Boston/New York, 220 S.

Muir, J., 1913: The Story of my Boyhood and Youth. Houghton Mifflin, Boston/New York, 294 S.

Muir, J., 2013: Die Berge Kaliforniens. Übersetzt, kommentiert und mit einem Essay von Jürgen Brocan. Matthes & Seitz, Berlin, 352 S.

Muir, J., 2017: Bäume vernichten kann jeder Narr. Matthes & Seitz, Berlin, 122 S.

Steiner, D., 2011: Die Universität der Wildnis: John Muir und sein Weg zum Naturschutz in den USA, Oekom, München, 402 S.

Wulf, A., 2016: Schutz und Natur. John Muir und Humboldt. Kapitel in: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur. Aus dem Englischen von Hainer Kober. Bertelsmann, München, S. 392-415.

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