Parkschadensbericht

Erste Erkenntnisse zum Zustand der Bäume in historischen Gärten

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Historische Parks und Gärten stellen ein bedeutendes Kulturerbe dar. Als Orte der Erholung erfüllen sie eine wichtige Rekreationsfunktion. Allerdings schützen Parkbäume nicht nur Menschen vor diesen extremen Wetterphänomenen – sie sind selbst auch von den Folgen des Klimawandels betroffen. Bislang fehlt eine verlässliche Datengrundlage, um die Dimension des Problems konkret fassen zu können. Die hier vorgestellte Forschung wird eine erste Bilanzierung ermöglichen.
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1. Absterbende Eichen am Wall in den Wörlitzer Anlagen Fotos: Norbert Kühn

1. Ausgangsituation

Die historischen Parks und Gärten in Deutschland stellen ein national und international bedeutsames Kulturgut dar. Deutschland besitzt diesbezüglich eine hohe Verantwortung. Schätzungen zufolge gibt es zwischen 12.000 bis 15.000 eingetragene Gartendenkmale, genaue Zahlen fehlen. Historische Gärten haben einen hohen kulturellen Stellenwert und gehören auch zu den meistbesuchten Kultureinrichtungen in Deutschland.

Als Orte der Erholung erfüllen historische Parks und Gärten eine wichtige Rekreationsfunktion für die Bürger. Durch das geringe Maß an Versiegelung und ihre Ausstattung mit Pflanzen tragen sie ganz wesentlich zur Klimaadaption bei (Verdunstung der Vegetation, kühle, schattige Bereich unter Bäumen, Wiesen zur Abkühlung in der Nacht usw.). Diese Bedeutung der Parks wird gerade in stadtnahen Bereichen weiter zunehmen. Allerdings schützen Pflanzen, die in historischen Parks und Gärten wachsen, nicht nur die Menschen vor diesen extremen Wetterphänomenen – sie sind auch selbst von den Folgen des Klimawandels betroffen.

Schon bislang bestand ein großer Handlungsbedarf vor allem bezüglich Geldmittel, Personal und Forschung (s. die Positionspapiere "Personalbedarf für historische Gärten" und "Wissenschaft und Forschung in den staatlichen Gartenverwaltungen" der Fachgruppe Gärten, Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen). Im Zuge des Klimawandels und insbesondere nach den letzten klimatischen Ausnahmejahren hat sich die Situation verschärft. Das Forschungsprojekt der TU Berlin versucht eine erste Bilanz der derzeitigen Situation zu ziehen, der Fokus liegt auf dem Zustand der Bäume in den Parkanlagen.

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2. Trockenschäden an Blutbuche und Eichen historischen Parks im Sommer 2020 (Potsdam, Neuer Garten). Foto: Norbert Kühn
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3. Die beindruckenden, bis zu 40 Meter hohen Buchen im Schlosspark Dyck, zeigen deutliche Spuren von Trockenstress. Überraschend schnell haben sie in den letzten Jahren an Vitalität verloren oder sind sogar schon abgestorben. Foto: Norbert Kühn

2. Forschungen zu historischen Gärten im Klimawandel

2014 veranstaltete die Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten (SPSG) eine Tagung zu "Historische Gärten im Klimawandel" in Potsdam. Aus einer Zusammenarbeit mit der SPSG entstand an der TU Berlin ein erstes Forschungsprojekt: "Zukunftsweisender Umgang mit der Gehölzvegetation historischer Gärten in Zeiten des Klimawandels" (Kühn et al. 2017; Kühn 2021, 2022). Auch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen, Fachgruppe Gärten, beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit diesem Thema. Derzeit entwickelt die Fachgruppe Gärten, gefördert von der DBU, "Handlungsstrategien zur Klimaanpassung: Erfahrungswissen der staatlichen Gartenverwaltungen" (Abschluss 2024). 2018 hat sich das Initiativbündnis "Gärten im Klimawandel" gegründet, das aus einer Initiative des Vereins Schlösser und Gärten Deutschland entstand. Im Verein sind private Eigentümer und öffentliche Stiftungen zusammengeschlossen. Innerhalb dieser Gruppe ist ein Wissensspeicher entstanden, der aktuelle Projekte und Erkenntnisse präsentiert (2023).

Auch international ist man auf dieses Thema aufmerksam geworden. "As noted at the 2017 ICOMOS Triennial General Assembly, cultural heritage is both under threat from climate change, and asset in our attempts to adapt to and mitigate its impacts" (ICOMOS 2019: 11). Dies trifft ganz besonders für historische Gärten und Parks zu. Aus Großbritannien stammen Empfehlungen zum "Gardening in a changing climate" (Bisgrove and Hadley 2002, Webster et al. 2017) durch die Royal Horticultural Society, die aber nicht speziell historische Gärten betreffen.

3. Bedrohung der Bäume in historische Parks und Gärten durch den Klimawandel

Anthropogene Einflüsse wie Umweltverschmutzung, zunehmende (Über-)Nutzung durch lokale Nutzer aber auch Tourismus und menschengemachter Klimawandel gefährden das historische Grün. Die Jahre 2018 bis 2020 stellen das vermutlich größtes Dürreereignis in Europa seit 250 Jahren dar (Rakovec et al., 2022). Es brachte Deutschland neue Hitzerekorde (bis 42,8 °C). Die extreme Trockenheit führte dazu, dass die Feuchte auch in tieferen Schichten des Bodens stark reduziert ist (UFZ – Dürremonitor, 2023). Für den Forst sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bäume schon seit langem ein Thema und wurden auch klar benannt: "Der Klimawandel wird wahrscheinlich durch Hitzestress, sommerliche Trockenphasen, Sturmschäden, zunehmende Brandhäufigkeit und Förderung des Schädlingsbefalls zu Verschiebungen der Baumartenverteilung und -häufigkeit in Deutschland führen" (Brüggemann & Butterbach-Bahl 2017: 175). In der Folge der letzten Dürrejahre kam es jetzt tatsächlich zu Schäden an Waldbäumen, einem Verlust der Vitalität und vermehrtem Absterben. Am stärksten betroffen waren Fichte (Picea abies) und Buche (Fagus sylvatica), aber auch bei Kiefer (Pinus sylvestris), Tanne (Abies alba) und sogar Trauben-Eiche (Quercus petraea) und Stiel-Eiche (Quercus robur) gab es Schäden (Schuldt et al. 2020: 91). Die Folgen sind inzwischen deutschlandweit unübersehbar. Der Waldzustandsbericht 2023 vermeldet: "… das Schadensniveau befindet sich jedoch weiterhin auf dem höchsten Niveau seit Beginn der Aufnahmen in den 1980er Jahren" (BMEL 2023: 3). "Vor allem unsere älteren Bäume über 60 Jahre sind von Absterbeerscheinungen betroffen. Doch auch bei den jüngeren Bäumen zeigt sich ein negativer Trend" (ebd.: 5).

Ähnlich alarmierende Beobachtungen gibt es auch aus den historischen Parks und Gärten. Die Verantwortlichen gaben dazu zahlreiche Berichte, Pressemeldungen und Interviews in regionalen und überregionalen Zeitungen heraus. "Der Schaden ist schon da. Und wir stellen fest, dass mehr Bäume aufgaben, als wir dachten. Also einfach nicht mehr austreiben, zu viel Totäste abgeworfen haben. Wir mussten allerdings große Bereiche in Babelsberg und auch in Sanssouci komplett sperren, über Wochen." (Rohde zitiert in von Aster, 2020). "Die Situation im Schlossgarten ist dramatisch", betonte Troll. "Diese Effekte sind nicht nur auf die derzeitige Hitzewelle zurückzuführen, denn die Jahre werden immer trockener und die Niederschlagsmenge nimmt laufend ab" (RNZ vom 27.07.2019). "Es wird sich was verändern, es werden viele Bäume nicht gehalten werden können, das ist irreversibel", bestätigte auch Cord Panning von der Stiftung Fürst-Pückler-Park im sächsischen Bad Muskau" (SZ online, 2023). Leider gibt es anders als im forstlichen Bereich bislang kein Instrument, um diese Entwicklung zu dokumentieren, zu evaluieren und über die Jahre zu verfolgen. Somit ist unbekannt wie gravierend die Schäden bislang waren. Da sich Parkanlagen auch in vielerlei Hinsicht von freien Wäldern unterscheiden (andere Artenzusammensetzung, höhere Diversität an Arten – auch viele fremdländische, andere Pflege-, Entwicklungs- und Einflussmöglichkeiten, andere Zielsetzungen), ist eine Übertragung der Ergebnisse aus den entsprechenden Waldzustandsberichten nur sehr eingeschränkt möglich.

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4. Synchronisierte Bewertungsskala für den Parkschadensbericht (PSB).

4. Forschungsprojekt Parkschadensbericht

Das Forschungsprojekt Parkschadensbericht hat sich zum Ziel gesetzt, eine erste Bestandaufnahme der Altbäume in historischen Gärten in Deutschland zu erstellen und die Schäden der Trockenphase 2018 bis 2020 zu bilanzieren. Es wird gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, der Abschluss ist für Anfang 2024 geplant.

5. Bestandsdaten zu Bäumen in historischen Parks

Wir erheben selbst keine Daten, sondern nutzen die Katasterdaten der einbezogenen Anlagen. Baumkataster müssen in allen öffentlich zugängigen Parks geführt werden, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Eine Auswertung und Nutzung dieser umfassenden Datengrundlagen in Eigenregie unterblieben jedoch bislang, da es hierfür keine Dringlichkeit gab und es den Parkverwaltungen in der Regel an Geld und Personal mangelt.

Die Schwierigkeiten bei der Datenbeschaffung für das Projekt Parkschadensbericht zeigen, dass eine digitale Datenhaltung für viele Verwaltungen keine Routine darstellt. Nicht selten befinden sich die Datenbanksysteme noch in der Aufbauphase oder es findet ein Umstieg auf neue Systeme statt, was wiederum zu Herausforderungen bei der Datenmigration führt. Die Rückmeldungen aus den Verwaltungen lassen außerdem darauf schließen, dass die aktuell am Markt erhältlichen Softwareprodukte beim Abfragen von historischen Daten (also dem Zustand in früheren Jahren) noch Defizite aufweisen. Somit wird der Vergleich zu den Jahren vor dem Dürreereignis 2018/2020 schwierig, eine Zeitreihenanalyse ist in der Regel nicht möglich. Ein weiteres Problem dürfte der erhebliche personelle und finanzielle Aufwand sein, der für den Aufbau und die Pflege einer konsistenten und aktuellen Datenbank erforderlich ist. Dieser scheint für viele Verwaltungen noch nicht im wünschenswerten Umfang leistbar zu sein. Daher konnten leider nicht alle bedeutsamen Anlagen in Deutschland berücksichtigt werden.

Nach Abschluss der Datenakquise und einem intensiven Austausch mit den Bearbeitern und Bearbeiterinnen der zugehörigen Institutionen liegen Datensätze von 61 Parkanlagen aus elf Bundesländern vor, die im Rahmen des Projektes genutzt und ausgewertet werden. Die größte Übereinstimmung in den Datensätzen lässt sich für folgende Parameter feststellen: Art botanisch, Vitalitätseinstufung, Baumumfang, Baumhöhe, Kronendurchmesser, Koordinaten. Für die Fällungen sind meist Art und Datum, teilweise auch die Ursache für die Entnahme angegeben und können somit übernommen werden.

6. Aufarbeitung der bereitgestellten Datensätze

Auch die strukturellen Unterschiede und Inkonsistenzen in den bereitgestellten Datensätzen stellten eine Herausforderung für unser Projekt dar. Vor der statistischen Auswertung von Datenbeständen sind in den meisten Fällen ein Aufbereiten und Sortieren der Rohdaten erforderlich. Die im Projekt verwendeten Datensätze sind strukturell sehr unterschiedlicher und enthalten auch Fehler und Inkonsistenzen. So mussten die Datensätze auf Rechtschreibfehler innerhalb der Artnamen und Fehler bei der Eingabe von Größeneinheiten und Dezimalstellen geprüft und diese Angaben ggf. korrigiert werden.

Ein wichtiger Arbeitsschritt war auch die Vereinheitlichung verschiedener Artbezeichnungen und Schreibweisen. Insbesondere für Hybridarten und Sorten gibt es verschiedene gängige lateinische Schreibweisen, wie beispielsweise Tilia x europaea, Tilia x intermedia oder Tilia x vulgaris für die Holländische Linde. Kann eine Art nicht eindeutig bestimmt werden finden sich ebenso verschiedenste Schreibweisen in den Ursprungsdatensätzen, wie beispielsweise Tilia spec., Tilia sp., oder Tilia species. Teilweise enthielten die Datensätze auch veraltete Einträge, wie beispielsweise bereits gefällte Bäume, die erfasst und vor der Auswertung entfernt werden mussten.

Eine Herausforderung bestand auch in der Zusammenführung der unterschiedlichen in den Verwaltungen verwendeten Bewertungs-Skalen zu einer einheitlichen Skala. Insgesamt lagen seitens des Park-, Schlösser- und Stadtverwaltungen elf unterschiedliche Bewertungssysteme mit drei bis fünf Zustandsstufen zur Bewertung des Baumzustandes vor. Eine derart große Anzahl unterschiedlicher Bewertungssysteme hatten wir nicht erwartet, da in der Literatur vor allem die Systeme von Andreas Roloff, Peter Klug und der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) beschrieben sind. Es wurde schnell klar, dass ein Vergleich des Gehölzzustandes zwischen den einzelnen Anlagen nur unter einer Vereinheitlichung der Bewertungssysteme möglich ist. Da keine Möglichkeit Bestand von drei auf vier oder fünf Stufen zu extrapolieren, wurde eine dreistufige Skala entwickelt, in die alle Systeme integriert und zusammengeführt werden konnte. Diese für die Auswertungen im Rahmen des Projektes entwickelte Skala ist in Abb. 4 dargestellt. Es wird für alle weiteren die 61 Anlagen zusammenfassende Auswertungen verwendet.

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5. Steckbrief des Barockgartens von Großsedlitz. Daten: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH, SBG
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6. Steckbrief des Schlossparks von Schwetzingen. Daten: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
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7. Steckbrief München Nymphenburg. Daten: Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, BSV
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7. Erste Ergebnisse

Aufgrund der langwierigen Datenakquise, -bereinigung und -aufbereitung hat die Auswertung gerade begonnen (08/2023). Zunächst wurden Steckbriefe für die einzelnen Anlagen erstellt, um einen Überblick über die wichtigsten Kennzahlen der Parks bezüglich ihres Baumbestandes zu erhalten (s. Abb. 5, Abb. 6, Abb. 7, Abb. 8). Die Steckbriefe stellen die Verteilung der Vitalitätsstufen, die Art und Anzahl der am häufigsten vorkommenden Baumarten, sowie die Verteilung der Baumumfangklassen in kompakter und vergleichbarer Weise dar. Dies gibt einen schnellen Einblick in die Vitalitätsverhältnisse, die Altersstruktur und auch die Artenzusammensetzung der einzelnen Anlagen.

Aus ihnen geht zunächst einmal hervor, dass es große Unterschiede bezüglich der Vitalität der Hauptbaumarten und ihres Zustandes gibt. Da in den Datensätzen in der Regel keine Angaben zum Alter der Bäume gemacht wurden, wurde als Hinweis auf die Altersverteilung der Stammumfang genommen.

Um der Frage nachgehen zu können, inwiefern sich die Witterung der letzten besonders trockenen Jahre, aber auch die Standortbedingungen auf die Vitalität der Gehölzbestände in den Parks auswirkt, werden weitere Klima- und Standortparameter benötigt. Als Beispiel sei hier die klimatischen Wasserbilanzen in der Vegetationsperiode (April bis Oktober) angeführt. Anhand des Beispiels Bayreuth wird klar (s. Abb. 9), wie außergewöhnlich die Jahre 2018 bis 2020 für die Gärten und ihre Vegetation waren. Nur ganz wenige Monate liegen über dem langjährigen Mittel, in der Regel wird es weit unterschritten.

Dass es in Parks und Gärten eine hohe Anzahl von Arten und Sorten gibt, war zu erwarten beziehungsweise ist für die Anlagen der Preußischen Schlösser und Gärten (SPSG) bekannt (Kühn 2019). Historische Parks und Gärten sind ein Hotspot der biologischen Diversität, sowohl botanisch also auch faunistisch, was sich erst vor kurzem durch eine Untersuchung der Bayerischen Schlösser und Gärten wieder bestätigt hat. Trotzdem überraschen die Zahlen bei den Bäumen: 522 Arten und Hybriden wurden insgesamt registriert, 1156 Sorten finden sich in den Katasterdaten der 61 Anlagen. Zum Vergleich: Für ganz Deutschland werden rund 90 Baumarten angegeben. Auf der aktuellen Straßenbaumliste der GALK finden sich 102 Arten beziehungsweise Hybriden und 104 Sorten. Die historischen Gärten und Parks sind also neben den Botanischen Gärten in Deutschland der größte Pool für die Artenvielfalt bei Gehölzen.

Fremdländische Arten sind in großer Anzahl vertreten. Dies könnte für den Klimawandel ein Glücksfall sein, da auf diese Weise sichtbar wird, welche sich davon bewähren und sich als Zukunftsbäume eignen. Die vielfältigen Aktivitäten insbesondere innerhalb der "Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen, Fachgruppe Gärten" aber auch durch das Initiativbündnis "Gärten im Klimawandel" zeigen, dass man sich der Tatsache wieder bewusst wird, dass Gärten nicht nur Orte der Denkmalpflege, sondern immer auch Orte des Forschens, also Freilandlabore, waren.

Zählt man jedoch nicht nur die Anzahl der Taxa, sondern die Individuen, die es von einer Art gibt, so sind die heimischen Arten weit in der Überzahl (s. Abb. 10). Das Bild der Parks wird also in fast allen Anlagen von den heimischen Arten dominiert. Sie bilden die Substanz des Bestandes, ihr Überleben ist von überragender Bedeutung für das Gartenkunstwerk.

8. Ausblick

Durch eine gezielte Auswahl der Objekte sind die wichtigsten Klima- und Naturräume Deutschlands vertreten. Wir gehen bei dem großen Stichprobenumfang davon aus, Aussagen zu den regional unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels auf Parks innerhalb Deutschlands treffen zu können. Im weiteren Verlauf des Projektes soll untersucht werden, ob Muster hinsichtlich der regionalen Verteilung der Gehölzvitalität erkennbar sind. Ebenso soll geprüft werden, ob sich bestimmte Baumarten und Artengruppen in der Verteilung der Vitalität unterscheiden. Dabei sollen insbesondere die derzeitigen Hauptbaumarten und klimasensible Baumarten, aber auch Bäume mit hohem Anpassungspotential ins Visier genommen werden. Auch soll noch untersucht werden, ob sich Korrelationen zu klimabedingten Stressfaktoren nachweisen lassen. Diese Untersuchungen werden abschließend in einem Parkschadensbericht zusammengefasst.

Eine solche Aufstellung ist wichtig, um die Brisanz des Themas belegen zu können. Die Ergebnisse sollen im Rahmen der Akteure (Gartenabteilungen der Stiftungen, Grünflächenämter der Städte und Kommunen) diskutiert werden. Mit diesem wissenschaftlichen Hintergrund lässt sich auch gegenüber den politischen Entscheidungsträgern kompetent argumentieren, wenn es um die zukünftige Ausstattung dieser Institutionen, insbesondere um Personal- und Finanzmittel, gehen wird.

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9. Klimatische Wasserbilanz von April bis Oktober (Vegetationsperiode) am Standort Bayreuth. Der rote Punkt zeigt das langjährige Mittel. Dort befinden sich wichtige Anlagen der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen wie die Eremitage, der Hofgarten, der Schlossgarten Fantaisie oder der Felsengarten Sanspareil).
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10. Links: Anzahl der Individuen einer Art für die Hauptbaumarten (Insgesamt 522 Baumarten); Rechts: Anzahl aller Individuen einer Art, die als Sorten in den Parks zu finden sind (Insgesamt 1156 Sorten).

9. Danksagung

Dank gilt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für die Unterstützung dieser Forschungsarbeit. Dank gilt aber auch allen beteiligten Institutionen und Personen, ohne deren Daten, Zuarbeit und intensiven Austausch diese Forschung nicht zustande gekommen wäre: Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen; Berliner Bezirksämter der Bezirke Mitte und Pankow; Hamburger Bezirksämter der Bezirke Altona und Harburg; Stadtverwaltung Dessau-Rosslau; Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg; Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH; Staatliche Schlösser und Gärten Hessen; Stadtverwaltung Baden-Baden; Stadtverwaltung Freiburg; Stadtverwaltung Kassel; Stadtverwaltung Magdeburg; Stiftung Schloss Dyck; Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten; Stiftung Schloss und Park Benrath; Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten; Stadtverwaltung Hannover; Stadtverwaltung Moers; Stadtverwaltung Wiesbaden; Staatliche Vermögens- und Hochbauverwaltung Baden-Württemberg.

LITERATUR

  • Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlössen, Gärten und Seen, 2019: Artenschutz_plus im Gartendenkmal. Eigenverlag.

  • Bisgrove, R., Hadley, P. 2002: Gardening in the Global Greenhouse: The Impacts of Climate Change on Gardens in the UK. Technical Report. UKCIP, Oxford. BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) 2023: Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2022. www.bmel.de/SharedDocs/Downlo- ads/DE/Broschueren/waldzustandserhebung-2022.html

  • Brüggemann, N, Butterbach-Bahl, K., 2017: Biogeochemische Stoffkreisläufe. In: Klimawandel in Deutschland. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. 2018: 16f. Fachgruppe Gärten der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen, 2014: Personalbedarf für historische Gärten. Eigenverlag

  • Fachgruppe Gärten der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen, 2019: Wissenschaft und Forschung in den staatlichen Gartenverwaltungen. Eigen- verlag.

  • ICOMOS Climate Change and Cultural Heritage Working Group. 2019. The Future of Our Pasts: Engaging Cultural Heritage in Climate Action, July 1, 2019. Paris: ICOMOS.Schuldt, B., Buras, A., Arend, M., Vitasse, Y., Beierkuhnlein, C., Damm, A., . . . & Hartmann, H., 2020: A first assessment of the impact of the extreme 2018 summer drought on Central European forests. Basic and Applied Ecology, 45, 86-103.

  • Initiativbündnis Gärten im Klimawandel, 2023. gaertenimklimawandel.de. Kühn, N., 2019: Herkunft und Diversität der Gehölze in landschaftlichen Gärten

  • am Beispiel der Parks der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten Berlin-Bran- denburg (SPSG). In: Historische Gärten im Klimawandel. R.F. Hüttl, K. David, B. U. Schneider (Hrsg.). Berlin/Boston: De Gruyter, 194–210.

  • Kühn, N., 2021: Gehölze in historischen Parks im Klimawandel. In: Verein Freunde des Eisenstädter Schlossparks (Hrsg.): Landschaftsgärten – Kulturerbe in Trans- formation. Eisenstadt, 113–136.

  • Kühn, N., 2022: Gehölzbestand historischer Gärten in Zeiten des Klimawandels. Der gartenbau 2/2022, 28–31.

  • Kühn, N., Gillner, S., & Schmidt-Wiegand, A. (Eds.), 2017: Gehölze in historischen Gärten im Klimawandel: Transdisziplinäre Ansätze zur Erhaltung eines Kulturguts. Universitätsverlag der TU Berlin, Landschaftsentwicklung und Umweltplanung 131. (https://verlag.tu-berlin.de/pr... mit Download). Rakovec, O., Samaniego, L., Hari, V., Markonis, Y., Moravec, V., Thober, S., Hanel, M., Kumar, R., (2022): The 2018–20 multi-year drought sets a new benchmark in Europe.Earth Future 10 (3), e2021EF002394.

  • RNZ, 2019: Schwetzingen. Die Situation im Schlosspark „ist dramatisch“. 27.07.2019. www.rnz.de/region/metropolregion-mannheim_artikel,- Schwetzingen-Die-Situation-im-Schlosspark-ist-dramatisch-_arid,456110.html SPSG (Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten), 2014: Historische Gärten im Klimawandel. Leipzig: Edition Leipzig.

  • SZ online, 2023: Schlösserverwaltungen: Lösungen für klimageschädigte Parks. 1. Juni 2023.
    www.sueddeutsche.de/bayern/denkmaeler-muenchen- schloesserverwaltungen-loesungen-fuer-klimageschaedigte-parks-dpa.urnnewsml-dpa-com-20090101-230601-99-906730

  • UFZ-Dürremonitor, 2023: www.ufz.de/index.php

  • Webster, E., R. W. F. Cameron, A. Culham, 2017: Gardening in a Changing Climate. London: RHS.

  • von Aster, E. L., 2020: Historische Parks und der Klimawandel: Hitzeschaden am Landschaftsbild. Deutschlandfunk am 18.08.2020. www.deutschlandfunkkultur.de/historische-parks-und-der-klimawandel-hitzeschaden-am-100.html

Prof. Dr. Norbert Kühn
Autor

Leiter des Fachgebiets Vegetationstechnik und Pflanzenverwendung am Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung der TU Berlin

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