Leserbrief

Thomas Sinn, vom gleichnamigen Baumkontroll- und Sachverständigenbüro, Arbeitsstelle für Baumstatik in Niddatal-Assenheim, setzt sich mit den Ergebnissen eines Zugversuchs zur Standfestigkeit basierend auf der Methode Wessolly in Pro Baum 3/2018 auseinander.

Ich begrüße grundsätzlich die Baumumzugs-Initiative des Bundesverbandes für Arboristik, Höhenarbeit und Ökologie (BAHÖ). Im Juni 2010 haben wir gemeinsam in sehr entspannter Atmosphäre mit verschiedenen Prüfverfahren eine alte Eiche an der Saalburg in Hessen messtechnisch begleitet umgezogen. Die Überschrift in dem oben genannten Bericht "Methode Wessolly am genauesten" ist dann aber doch sehr verwegen, vor allem wenn man bedenkt, dass die Prognosegenauigkeit nur ein kleiner Aspekt eines tauglichen Standsicherheitsprüfverfahrens ist. Wir haben mit der AfB-Methode bei eigenen messtechnisch begleiteten Umzugversuchen an alten Fällkandidaten immer wieder gleichartig genaue Prognosewerte erzielt.

Wenn man dann allerdings pauschal einen 1,5-fachen Sicherheitsabstand zur Ergebnisbeurteilung draufhaut, ist die beste Prognosegenauigkeit dahin. Bei der AfB-Methode ist das nicht erforderlich. Dabei werden mittlerweile auf die Wuchsform abgestimmte individuelle Sicherheitsabstände berücksichtigt, die erst ab 80 Zentimeter Stammdurchmesser erforderlich sind. Diese können dann bei Bäumen mit sehr hohem Widerstandsmoment stufenweise bis zu einem zweifachen Sicherheitsabstand ansteigen. Wie sich in mittlerweile 38 Jahren Baumstatikentwicklung und -anwendung gezeigt hat, ist das in Kombination mit dem Prognoseverfahren der Arbeitsstelle für Baumstatik (AfB) die bisher realistischste Verfahrensweise zur Standsicherheitsbeurteilung von Bäumen.

Hierzu ist außerdem anzumerken, dass die Genauigkeit der Standsicherheitsprognose außer von dem Prognoseverfahren ganz wesentlich von der Höhe der aufgebrachten Zugkraft abhängt. Deshalb arbeiten wir bei unserem Verfahren im verletzungsfreien Bereich mit vergleichsweise hohen Zugkräften von 30 Prozent der Orkanwindlast. Das ist zwar aufwändig, führt aber zu sehr hohen Prognosegenauigkeiten. Bei vielen Bäumen mit hohen Widerstandsmomenten wurde festgestellt, dass sich erst in einem Bereich ab etwa 20 bis 30 Prozent der Orkanwindlast das für die zutreffende Standsicherheitsbeurteilung tatsächliche Neigungsverhalten zeigt. Wer mit geringeren Zugkräften arbeitet, muss nach diesseitiger Erfahrung auch Fehldiagnosen in Kauf nehmen.

Der zweite wesentliche Teil einer Statik integrierten Baumstatikprüfung ist die Windlastermittlung. Davon hängt letzten Endes die Sicherheitsbeurteilung eines Baumes ab. Hier ist es zum Beispiel nicht zulässig, cw-Werte von Bäumen anhand von Tabellenwerten einzusetzen (vergleiche hierzu den Aufsatz des Verfassers "Sachstand zum cw-Wert von Bäumen" in Pro Baum 2/ 2017, Seite 20-21).

Auf einen Fehler in dem oben genannten Beitrag des BAHÖs muss an dieser Stelle noch hingewiesen werden. Die Aussage "Das Verfahren wird von etablierten Baumstatik-Sachverständigen bei Fragen der Standsicherheit als einziges Messverfahren anerkannt und angewendet" ist falsch. Zumindest die Arbeitsstelle für Baumstatik und ihre Franchisenehmer arbeiten mit diesem Verfahren nicht.

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