New German Gardening - Pflanzenverwendung
Bewehrte Schönheit – Cirsium rivulare
von: Dipl.-Ing. Ulrike Battmer
Immer mehr schärft sich das Bewusstsein, insektenfreundliche Pflanzen in Privatgärten und auch in öffentlichen Grünanlagen zu etablieren. Eine wertvolle ökologische Gruppe stellen die Disteln dar. Vom vermeintlich schlechten Image haben sich diese Pflanzen langsam erholt. Der Bund deutscher Staudengärtner kürte die Gruppe der gartenwürdigen Disteln sogar zu den Stauden des Jahres 2019.
Disteln sind weit mehr als das "kratzige Unkraut" am Wegesrand. Sie sind zum einen wichtige Nahrungspflanzen für viele Tiere, Insekten wie Bienen, Fliegen, Käfer und Schmetterlinge laben sich an ihrem Nektar, die Raupen der Distelfalter ernähren sich von ihren Blättern und viele Vogelarten profitieren von ihren ölhaltigen Samen. Zudem sind ihre Blütenstände oftmals ein formschöner Hingucker in naturnahen Staudenpflanzungen.
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Während die Edlen Disteln (Eryngium) u. a. zu der Familie der Apiaceae (Doldenblütler) zählen, ist die die Bach-Kratzdistel (Cirsium rivulare) in die Familie der Asteraceae (Korbblütler) einzuordnen. Die Bach-Kratzdistel ist eine heimische, ausdauernde, sommergrüne Pflanze, deren Blütenstängel eine Höhe von 60 bis 120 cm erreichen kann. Ihre Blütenstängel sind filzig behaart, im oberen Bereich haben sie unscheinbare Hochblätter, ihre Grundblätter sind beidseitig grün, sie haben an den Blatträndern leichte Dornen, sind kurz behaart und nicht gestielt. Von Ende Mai bis in den August hinein blühen sie lila-violett, ihre körbchenförmigen Blütenstände mit einem Durchmesser von etwa 2,5 cm zieren zu zweit bis viert die Stängelenden.
Cirsium rivulare ist eine Pflanze der feuchten Wiesen, Flachmooren, Quellgebiete und Uferränder. Sie bevorzugt frische bis feuchte, nährstoffreiche, eher kalkarme Böden. Die Bach-Kratzdistel ist in Mitteleuropa zuhause. Während sie in Norddeutschland selten vorkommt, ist sie in den Alpen und Süddeutschland häufiger zu finden, dort wird sie in einigen Regionen liebevoll Trommelschlägel genannt. Zusammen mit Caltha palustris, Geranium pratense, Trollius europaeus und Sanguisorba officinalis wachsen sie auf feuchten Wiesenstandorten.
Eine gärtnerische Auslese ist sehr lange schon in den Staudengärtnereien zu finden, die Sorte `Atropurpureum´. Sie wird bis zu 120 cm hoch, in einem tiefen purpurrot blüht sie sehr lange von Mai bis in den August hinein. Ihre Blüten sind steril, sodass sie eine Ausbreitung über das Saatgut dieser Distel nicht zu befürchten haben. Auf der Chelsea Flower Show wurde 2016 dem begeisterten Publikum ein weiß blühendes Pendant mit dem Namen `Frosted Magic´ vorgestellt. Diese Sorte ist ebenfalls steril und wächst etwas kompakter und wird bis ca. 100 cm hoch. Eine andere neue Auslese ist die Sorte 'Trevor's Blue Wonder'. Auch sie wird etwa 100 cm hoch, ist steril und blüht in bläulichem Purpur.
Die Wildart kann man sehr schön in naturnahe Feuchtwiesen und im Uferbereich von Teichen integrieren, dort finden sie genug Raum sich zu versamen und können mit zum Beispiel Geranium pratense, Sanguisorba officinalis und Trollius europaeus sehr schöne Bilder zaubern. Die Sorten hingegen bleiben ortstreu, man kann sie auch mit Beetstauden kombinieren und sich an ihrer langen Blütezeit und ihren zahlreichen tierischen Besuchern erfreuen.