KlimaFit
Wasser marsch?
von: Johannes M. JeutterEndlich hat es in den vergangenen Monaten wieder mehr geregnet. Die Grundwasserreserven haben sich in den vergangenen Monaten in Deutschland zwar nicht ganz aufgefüllt, aber sie sind wieder deutlich gestiegen. Doch die Flora hat sich in Deutschland verändert. Ein schleichender Prozess, wie bei den Insekten und Vögeln, aber es tut sich was.
Die Arten, die es kühler brauchen, ziehen sich in höhere Lagen zurück oder wandern nach Norden. Die entstehenden Freiräume werden zuerst von denen besetzt, die fliegen können. Die Pflanzen folgen langsam nach. Und so leiden unsere Ökosysteme, wie alle Systeme, die sich im Übergang befinden. Auch unsere Pflanzungen müssen wir anpassen. Es wird in der Zukunft immer luxuriöser Wasser aus der Leitung im Garten zu vergießen.
Unsere Branche hat jetzt die Chance zu reagieren, statt einfach nur zuzusehen und vom Gesetzgeber oder von den reinen Tatsachen getrieben zu werden. Wenden wir unser Wissen über den Boden an und schauen wir uns erfolgreiche Agrarsysteme ab und übertragen diese.
In der Kurzversion: Es gilt Bodenhorizonte aufzureißen. Eine, dem örtlich anstehenden Boden entsprechende und humusreiche Bodenverbesserung einzubringen. Und für dauerhafte Bedeckung des Bodens zu sorgen, ob mit Mulch oder besser noch mit einer Pflanzendecke.
Natürlich mit der richtigen Pflanzenauswahl, denn unterschiedliche Wurzelhorizonte, schaffen nicht nur den Humusaufbau und in Folge die CO2-Speicherung. Sie sorgen auch für einen deutlich besseren Feuchtigkeitshaushalt. Beim Medium Boden haben wir es noch verhältnismäßig leicht, herausfordernd wird es, wenn wir im städtischen Bereich unterwegs sind. Da müssen wir neue Wege gehen, siehe das Beispiel Klagenfurt oder dem "Inneren Garten Leutschenbach" in Zürich.
Stimmt die Pflanzenauswahl, kommen unsere Pflanzungen nach den ersten zwei bis drei Jahren mit einem Minimalaufwand an Wässerung aus. Und richtiges Wässern am Anfang, ist tatsächlich eine Voraussetzung für das Wassersparen in der Zukunft. Zu sparsam mit dem Wasser umgehen, dürfen wir eben hier nicht. Boden ist in der Lage, bis zu 25 Prozent seines Volumens an Wasser zu speichern.
Wenn wir anfänglich viel wässern, die Intervalle aber soweit wie möglich ausdehnen, dann hat die Pflanze Lust nach unten zu wurzeln. Vorausgesetzt wir haben den Boden bereitet. Immer ist es elementar die Bodenfeuchte zu kontrollieren. Es gibt keine Tabelle, die in der Lage ist, Klima, Bodenzusammensetzung und lokale Schwankungen miteinzubeziehen und eine perfekte Gießanleitung gibt. Ob händisches Gießen erfolgt oder die Bewässerung über ein System ist egal. Wichtig ist, dass das Wasser in die Tiefe geht und die Wurzel folgt. Dann haben wir deutlich trockenresistentere Pflanzungen. Die Technik kann uns hier sehr gut unterstützen.
Eine Tröpfchenbewässerung ist immer wassersparender, als eine Beregnung von oben. Sie lässt die Blätter trocken und verhindert so sekundär auch Pilzkrankheiten. Ganz ungut ist ein System, das mit kurzen Bewässerungsintervallen und zu wenig Wasser fährt. Das gilt auch für die Handbrause. Kaum sind wir dann zwei Wochen im Urlaub und das System fällt aus, dann war es das.
Bei Intensiv-Pflanzungen auf Dächern oder in Trögen verhält es sich genauso. Besser das Substrat ganz durchfeuchten, wenn von oben mit Tropfern gearbeitet wird. Ein Perl- oder Schwitzschlauch unterirdisch verlegt, man beachte den Wurzelhorizont der eingesetzten Pflanzen, spart auch hier noch einmal viel Wasser. Pflanzenauswahl, der bewusste Einsatz der Technik und intelligente Kontrolle sind die Chance für eine erfolgreiche Pflanzung.