Zäune und Holzkonstruktionen: Es geht immer natürlicher
von: Dr. Reinhard Witt
Holz als pures Konstruktionsmittel, das alles sparen wir uns und überlassen es konventionellen Bau- und Architekturwerke(r)n. Doch Holz kann drei weitere zentrale Aufgaben erfüllen, die meistens weder gewollt noch gesehen noch gefördert werden: Es kann Lebensmittel sein und außerdem und zugleich Stilmittel. Natürlich brauchen wir es auch als Spielgerät.
Die Schwelle zur Kunst wird in allen Fällen dabei schnell überschritten, was besonders Holzzäune beweisen. Holz sozusagen als Eckpfosten und Signalmast einer differenzierten Anschauung von Gartengestaltung und Lebensverständnis. Wir zeigen also hier: Das etwas andere Holz. Bereichern Sie sich aber nicht nur optisch an unseren Beispielen, sondern bereichern Sie Ihre Planung und Gärten damit ganz real. Sie können kaum Besseres tun.
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Der biologische Werdegang von frischem, lebendigem Holz im vollen Saft zum angenehm nach Walderde riechenden Humus beherbergt, verköstigt und verkörpert unzählige Lebewesen. Wir möchten sogar so frei sein zu behaupten: Ein Stück Totholz birgt mehr Leben als sein lebendiges Gegenstück. Der Braunbär, der in naher Zukunft durch unsere Wälder streifen wird, weiß das. Und jede Art von Specht auch.
Doch bevor Holz so zerfällt, dass Braunbärkrallen oder Vogelschnäbel es zerfetzen auf der Suche nach Holzkäferlarven, hat es - gerade weil tot - schon einen langen lebenspendenden Weg hinter sich.



Verschwenden Sie auf die Verwendung, Bautechnik, Böden oder Standorte nicht zu viel Hirnmasse: Totholz ist in jeder Form und jedem Alter von Wert, in jeder Lage und Stellung: Ob liegend, schräg oder aufrecht, mit oder ohne Wurzel, ob alleine oder im Haufen, ob kleine Zweige oder dicke Äste oder gar im Stammformat, ob feucht oder trocken, schattig oder sonnig, ob bewusst drapiert oder zufällig hingeschmissen - auf all das, genau das, wartet ein Heer von Lebewesen.
Und selbst unbehandelte Zäune, Pfosten, Bänke oder ausrangierte Kletteranlagen, Hüpfpalisaden, Scheunenbalken oder Türpfosten vollbringen auf ihrem Rückweg von der Zellulose über Zellen von Pilzen, Tieren oder Pflanzen hin zu den original chemischen Bestandteilen wertvolle ökologische Taten. Bevor das jetzt noch ein Buch über Totholz gibt, enden wir mit diesem Grundsatz: Mit Totholz macht man nichts falsch. Aber alles richtig. Denn nun möchten wir in einigen Beispielen zeigen, dass Totholz ganz bewusst zu ökologischen Zwecken in naturnahe Anlagen hineingehört und hineinpasst. Es sind im Grunde, wir sprechen das Wort gelassen aus: Artenschutzprojekte. Hier geht es schwerpunktmäßig um die Förderung seltener Tiere. Dass wir dabei zuweilen durchaus ästhetische Bilder erzeugen, nehmen wir billigend in Kauf.
Ins Gelände eingepflanztes oder gelegtes Totholz veredelt das Projekt. Es gibt den Orten ein gewisses Etwas. Einen natürlichen Rahmen. Auch hier ist es wieder relativ egal, welche Art von Holz gewählt wird und was man damit anstellt.
Apropos stellen: wenn man große vier bis fünf Meter lange Baumstämme setzt, dann müssen sie sicher stehen. Sehr wichtig ist, dass sie in den Löchern nicht kippen können. Also fixieren große Steinbrocken bis obenhin. Danach Lücken mit Grobschotter oder Kies füllen und mit einem Stampfer gut verdichten. Keinen Erdboden verwenden, das fault schneller. Eine sichere Einbautiefe ist etwa ein Drittel der Stammhöhe. Ein 3-Meter-Stamm gehört also einen Meter in den Boden, ein sechs Meter langer etwa zwei Meter. Das alles gilt auch für schräg gesetzte Stämme. Und die Stämme dazu immer in eine Richtung neigen lassen, wo sie notfalls ohne Gefahr umkippen können. Denn irgendwann werden sie morsch und brechen Stück für Stück oder insgesamt ab. Bis dahin aber sind sie eine große Freude für alle Beobachter und Nutzer.
Daher sollten die Staketen beziehungsweise Bretter mindestens 15 cm über dem Boden enden. Wenn man beim Befestigen der Zaunelemente ein circa 15 cm starkes Kantholz auf den Boden legt und die Staketen daraufstellt, wird das Maß gleichmäßig über die gesamte Zaunlänge eingehalten. Auch Tore oder Türen können im Stil einer natürlichen Gestaltung gem(d)acht sein. Entweder man nimmt die Zaunidee in Form und Material auf oder entwickelt sie weiter oder setzt bewusst einen lebhaften Kontrast.
Ideenkiste: Räume für Zäune
Wer viel rumkommt, sieht mehr. Mit Grenzen kann man ganz verschieden umgehen. Die Grenzen sind fließend. Wir beginnen mal mit den ganz einfachen Ideen, die nicht mehr kosten als Arbeit. Alle sind Zäune aus dem vor Ort und im Moment vorhandenen Material gefertigt, je nach (finanziellen) Möglichkeiten. Es zeigt sich, man kann Kapital wunderbar durch Kreativität ersetzen, durch Zeit und Liebe zur Sache.
Metall oder Holz?
Einmal abgesehen davon, dass die schönste Grundstücksabgrenzung in naturnahen Gärten eben keine ist, der Zaun also eher die technisch nötige oder nachbarschaftlich gewollte Zweitlösung wäre, können wir mit Zäunen viel Gestaltungswillen ausdrücken. Die meisten Zäune sind aus Stahl oder Holz. Beim Holzzaun sind die unterschiedlichen Resistenzklassen des Holzes zu beachten. So ist die Montage eines Zaunes recht einfach. Schnur am Boden spannen, damit der Zaun gerade wird. Entlang der Schnur Pfähle einschlagen und ausrichten, Abstand ein bis zwei Meter. Zum Einschlagen Holz- oder Nylonhämmer verwenden, um die Zaunpfahlköpfe nicht zu zerstören. Nach dem Einschlagen Pfosten auf gleicher Höhe absägen. Eckpfähle zusätzlich abstützen. Zaunelement an einem Eckpfahl mit Drahtschlaufen ("Krampen") befestigen und bis zum nächsten Pfahl abrollen. Zaunelement spannen und mit Drahtschlaufen befestigen. Beim Zaunbau sollte immer darauf geachtet werden, dass Kleintiere wie Igel unter dem Zaun durchwandern können.


Staketenholzzäune
Daneben gibt es rollbare Staketenzäune aus gespaltenem Kastanienholz, die in Kreisen von Naturgärtnern und Naturliebhabern hohe Priorität besitzen, weil sie sich sehr fein in natürliche Bilder einfügen, ja, sie sogar ergänzen und aufwerten. Mit ihnen lassen sich sogar Rundungen und Höhensprünge abgrenzen. Sie sind sehr einfach aufzustellen, da sie keine Betonfundamente benötigen. Alle 3 bis 4 m werden Zaunpfosten ebenfalls aus Kastanienholz in den Boden eingeschlagen. Daran wird die ausgerollte Meterware schließlich mit U-Krampen angeschlagen, fertig. Genauso schnell funktioniert der Abbau. Die Haltbarkeit ist vergleichbar mit anderen Holzzäunen und noch darüber hinaus. Esskastanienholz rangiert in der Resistenzklasse von Lärche.



Am Zaun kann man oft schon erkennen, was für eine Art Mensch dahinter wohnt. Und wie er mit seiner Umwelt umgeht. Zäune sind sozusagen die Visitenkarte des (Garten-)Inneren. Je fantasie- und mühevoller sie geraten, um so eher dürfen wir annehmen, dass hier kreative Geister, Köpfe oder wenigstens Hände wohnen.
Literatur
Hilgenstock/Witt: Das Naturgartenbau-Buch. Naturgarten Verlag, Ottenhofen 2017.