KlimaFit
Die Kunst der Fuge
von: Johannes M. Jeutter
Die Verwendung von Beton gehört in unserer Branche zum Alltag. Wir nutzen dieses Material ganz selbstverständlich und mit hoher Akzeptanz. Beton gehört zu unserem gärtnerischen Leben wie der Sicherheitsschuh und der Meterstab. Ohne Frage ist Beton ein wunderbares Material. Mit unterschiedlichster Konsistenz, bei den unterschiedlichsten Bauwerken einsetzbar. Mit der richtigen Rezeptur, entsprechend druck- und biegefest, formbar fast bis zum Geht-nicht-mehr.
Beton ist und bleibt ein Baumaterial, das wir brauchen und beherrschen müssen. Eine der neuesten Innovationen sind die Betonpflastersteine, die Wasser dauerhaft durchlassen und das städtische Klima besser regulieren helfen. Aber, bleiben wir ehrlich, der am meisten im Landschaftsbau verwendete Stein bleibt der Standard-Betonstein, ob als Pflaster oder als Mauerscheibe. Und wird es in absehbarer Zeit auch bleiben.
Wir erleben gerade wieder in vielen Teilen unseres Landes, dass eine Vielzahl von kleinen Firmen entsteht, die mit einer gewissen Goldgräberstimmung, Teile des Marktes erobern. Firmen, die mehr oder weniger sachkundig, Hofeinfahrten machen, L-Steine setzen, Granitpalisaden einbauen und Kirschlorbeerhecken setzen. Klar, das war gerade überspitzt und das Auftragsspektrum dieser Firmen ist größer.
NL-Stellenmarkt


Es gibt fraglos Menschen, die auch ohne die staatlichen Qualifikationen Gutes leisten.
In unserer Branche muss man, um eine Firma zu führen kein Meister, Techniker oder Ingenieur sein. Eine Ausbildung macht es wahrscheinlicher, dass Empathie fürs Handwerk geweckt wird. Naturstein ist für viele Ausbilderinnen und Ausbilder eine Herzensangelegenheit. Bespielen wir dieses Thema doch wieder ausführlicher. Mehr Mut zum Naturstein tut gut.
Natürlich sind Mauersteine und Platten auch eine begrenzte Ressource. In der Regel aber deutlich langlebiger als jeder Betonstein. Das Upcycling oder Recycling beim Naturstein ist mehr als problemlos. In einer Trockenmauer steckt ganz viel Biodiversität und der CO2-Abdruck, vor allem bei heimischem Naturstein, ist deutlich geringer als bei Beton.
Nach Jahren sind alle Steine grau, ein mittelmäßig verarbeiteter Beton nur alt. Je mehr Handwerk im Stein steckt, desto persönlicher wird er. Wir können weg vom Uniformismus und hin zum Werkzeug. Wenn wir es dann noch schaffen, den Alterungsprozess als positiv zu bewerten, dann haben wir mit der Reife der Patina ein Werk mit der ganz persönlichen Note. Ob bei einer traditionellen Trockenmauer oder bei einem polygonalen Belag. Die Kunst der Fuge ist gelebtes Handwerk. Sie schafft nicht nur etwas Besonderes, sondern kann auch den Berufsstand besser positionieren. Mit einem feinen Fugenbild erhalten wir Werte. Hier können wir uns abgrenzen und vor allem … kann das echt Spaß machen. Und Spaß bei der Arbeit ist ein unschlagbarer Vorteil.