Dachbegrünung

Staudenvielfalt auf dem Dach

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Die Dachbegrünung war viele Jahre für die Pflanzenverwendung relativ uninteressant. So jeder sein extensives Gründach schnell und problemlos mit einfachen Sedummatten oder einer Mischung unterschiedlicher Sedumsprossen begrünen.
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Abb. 1: Aufbaudicken bei Dachbegrünung mit Begrünungsmöglichkeiten. Abbildungen: S. Duthweiler

Die Aufbaudicke des eingebrachten Substrates ist bei der Dachbegrünung entscheidend für die Begrünungsmöglichkeiten (s. Abb. 1). Bei 4–10 cm Aufbaudicke haben nur Moose, Sedum, Sempervivum und einigen wenigen mattenbildenden Trockenrasenarten, wie zum Beispiel Thymus serpyllum, Saponaria ocymoides, Satureja monatana, Petrorhagia saxifraga, im Frühling Kleinzwiebelsortimente wie Muscari armeniacum, Allium flavum, Tulipa tarda eine Überlebenschance.

Spannend wird die Dachbegrünung erst bei höherem Substrataufbau, hier kann man die gestalterische und ökologische Vielfalt deutlich erhöhen. Ab etwa 10 cm Wurzelraumtiefe können Pflanzen intensivere Wurzelsysteme ausbilden und Notreserven für Extremzeiten schaffen. Im höheren Substrat kann auch das Niederschlagswasser länger gespeichert werden, gibt es kleinklimatisch bessere Standortbedingungen. Die aktuelle Förderung von Biodiversitätsdächern mit einem Substrataufbau von 15–25 cm Schichtdicke (einfache Intensivbegrünung ohne Bewässerung) ist pflanzlich anspruchsvoll. Ab 10 cm Substrataufbau können sich zunehmend mehr Staudenarten und auch Gräser etablieren, ab 15–20 cm sogar Kleingehölze (z. B. Cytisus decumbens, Genista lydia, Euonymus fortunei, Caryopteris x clandonensis, Salix repens argentea, Salix hastata 'Wehrhanii'. . . ).

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Abb. 2: Biodiversitätsdächer imPrinz-Eugen-Park, München (Planung: Rupert Wirzmüller, Regensburg) Foto: S. Duthweiler

Die Staudenvielfalt lässt sich auf Biodiversitätsdächern noch steigern, indem man das Substrat zwischen 15 cm und 25 cm Substrataufbau durchmodelliert. Anhügelungen und Mulden bilden auf dem Dach ein Mosaik aus ganz unterschiedlichen Standortbedingungen für Pflanzen, zudem tierökologische Rückzugsräume. Wie auf Buckelwiesen im Alpenvorland wachsen auf den verschiedenen Standorten ganz unterschiedliche Artengemeinschaften.

Auf substratmodellierten Biodiversitätsdächern kann man Staudenvielfalt mit Flachballen pflanzen oder aussäen, zum Beispiel Aster linosyris, Campanula rotundifolia, Centranthus ruber, Calamintha nepeta ssp. nepeta, Dianthus carthusianorum, Inula ensifolia, Iris Barbata-Media, Linaria purpurea, Nepeta faassenii, Pulsatilla vulgaris, Thymus vulgaris … Aber auch Gräser, wie Stipa calamagrostis 'Algäu' oder Pennisetum alopecuroides 'Hameln' unterstützen mit einem zusätzlichen Winteraspekt und Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten.

Hier ist wieder gärtnerisches Wissen gefragt, reichen Standardmodule nicht mehr aus. Was wächst auf den eingebrachten Lehmlinsen, die viele Wildbienenarten als Nistgänge nutzen? Wie können sich manche Pflanzen auf den sandigen Kiesinseln etablieren? Welche Staudenarten bieten gute Insektennährmöglichkeiten? Hier ist Vielfalt gefragt, werden auf Dächern nie alle Pflanzen gedeihen, muss aber gewährleistet sein, dass eine Vielfalt überlebt. Wenn heimische Stauden im Spätsommer und Herbst nicht mehr blühen, bieten auch Pflanzenarten derselben Familie reichlich Nektar- und Pollenangebote, sieht man beispielsweise die auf Glockenblumen spezialisierte Scherenbiene im Sichtungsgarten Weihenstephan zahlreich auf Platycodon mariesii, einer ganz hervorragenden Dachbegrünungspflanze aus Japan. Mit etwas Experimentierfreude und aufmerksamen Beobachtungen bei Pflegegängen kann man bei der Begrünung von Biodiversitätsdächern viele Erlebnisse schaffen – für Tiere und den Menschen.

Prof. Dr.-Ing. Swantje Duthweiler
Autorin

Pflanzenverwendung, Fakultät Landschaftsarchitektur, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

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