Einfassung, grüne Wand, Fächerallee

Schnitthecken mit vielen Gesichtern

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Schnitthecken gliedern historische Anlagen und säumen Gärten. Sie sind seit Jahrhunderten Teil einer professionellen Gartenkultur - anders als der Formenvielfalt egalisierende "Rundschnitt", wenn das Gepflanzte in unerwartete Dimensionen zu wachsen droht. Ob Platz sparende Einfriedung, Intimität schaffender Gerüstbildner in öffentlichen Freiräumen, zur Seite geklappt oder an die Fassade gelehnt: Ihr vielfältiges Anwendungsspektrum hat die zudem jetzt motorisiert und einfacher pflegbare Schnitthecke lebendig gehalten. Dabei ist das Potenzial einsetzbarer Gehölzarten jenseits von Liguster, Hainbuche und Lebensbaum noch nie ausgeschöpft worden.

Eine "Hecke" ist gewöhnlich länger als breit; im Gegensatz zu flächig aufwachsenden Gebüschen aus Sträuchern oder auf Grenzstandorten bizarr verkrüppelten, niedrig bleibenden Bäumen ("Kratt", z. B. Eichenkratt). Den Schnitt tolerierende Gehölzarten erlauben es, Hecken vielfältige Formen zu geben. Die können sowohl zweckbestimmt, als auch ästhetisch ambitioniert sein. In allen Fällen gilt es, sich der geeigneten Gehölze zu bedienen.

Hecke und Freiraum

Hecken über Augenhöhe bilden Raumwände. Die Proportionen der entstehenden Räume orientieren sich an menschlichen Maßstäben und werden im Verhältnis zur überschaubaren Grundfläche als angemessen und wohnlich, zu "leer" oder zu eng empfunden. Die den Körpermaßen angepasste, Wege oder Räume fassende Schnitthecke bricht große, etwa durch hohe Bäume oder Gebäude gegebene Maßstäbe auf den menschlichen herunter. Der "gerichtete" Raum zwischen hohen Heckengängen hat kaum Aufenthaltsqualität und fordert zum Weitergehen auf - im Idealfall mit Blick auf ein sichtbares Wegeziel. Die Funktion in Augenhöhe abschließender Hecken ist unklar. Ausnahme ist die darauf abzielende Gestaltungsidee, neugierige Ausspäher auf Zehenspitzen zu sehen.

Hecken unter Augenhöhe gliedern Freiräurme. Gerade in kleinen Gärten ist die Schnitthecke - neben Mauern, Rankgerüsten oder Sichtschutzwänden - ein Platz sparendendes Mittel, um Räume aufzuteilen. Der Garten erscheint nunmehr größer, weil er nur noch in kleinen Portionen und weniger schnell erlebt werden kann. Für Staudenpflanzungen davor ist die Schnitthecke nicht nur farbsteigernder Hintergrund. Sie bietet auch Windschutz und ein ausgeglichenes Standortklima.

Ob niedrige Einfassung oder übermannshoch: Aufgrund ihrer prägnanten Konturen drängt sich die Schnitthecke dem Auge des Betrachters auf und ist damit geeignet, eine erfassbare Rangordnung auch in wilden Pflanzungen herzustellen. Das spannende Gegeneinander von freiem Wachstum und ordnenden, weil auffällig konturenscharfen Schnittformen ist eines der reizvollsten Gestaltungsthemen der Gartenkultur. Die Umsetzung wird dort schwierig, wo jede Veränderung Misstrauen, gar Furcht auslöst.

In öffentlichen Freiräumen wird die Schnitthecke gewöhnlich nicht als Einfriedung benötigt; das erledigen freie Hecken oder lockere Gehölzgruppierungen besser. Nach Gestaltungsidee und im Kontext mit der Raumsituation können Heckenriegel Teilräume mit Aufenthaltsqualität schaffen, die gern von Gruppen genutzt werden. In den Randbereichen großer Parkwiesen ist das oft auch nachträglich machbar, ohne den zentral erlebbaren Raum zu beschneiden. Zugeordnete Kleinbäume mit Schirmkrone, aufgelockerter Textur und gern malerisch mehrstämmig spenden Schatten und stellen einen lebendigen Gegensatz zur harten Heckenkontur her (Koelreuteria, Albizia, Amelanchier lamarckii, …). Die moderne Hecke ist mehr als nur Einhegung, nämlich ein unverzichtbares Strukturelement in Freiräumen und Pflanzungen. Dazu kann auch die Abkehr vom Geradlinigen in Ansicht, Kantenverlauf und Grundriss gehören.

Form +

Gewöhnlich bieten offene Parkräume genügend Platz, um mit Heckensegmenten freier und ideenreicher umgehen zu können: beispielsweise gestaffelt, keilförmig auf oder absteigend. Miteinander korrespondierende Heckenbögen bilden Aufenthaltsräume, die sich in verschiedene Richtungen unterschiedlich weit öffnen können.

Vorgesetzte Heckenriegel, die Übergänge in angrenzende Garten- oder Parkräume verdecken und eine versteckte Einladung bedeuten, setzen auf Überraschungen.

Von der Gerade abweichende Heckenkonturen werden durch ihre Wiederholung als Gestaltungsidee glaubhaft. Darüber hinaus überzeugen schwingende Heckenkonturen einmal mehr, wenn sie im Gegensatz zu statischen, vertikalen oder horizontalen gebauten oder Pflanzenformen an Wirkung gewinnen. Einige Hecken haben durch ihre einprägsame Formensprache Berühmtheit erlangt, etwa die im Le Jardin Plume (F) mit ihrer Wellenkontur in regelmäßigem Rhythmus. Noch aufwändiger, weil frei geformt sind die artifiziell skulpturierten, "ausgebeulten" Ansichtsflächen der hohen Eibenwände in Montacute House oder Powis Castle (beide GB). Einzelne Einschnitte in der Hecke, bodentiefe Öffnungen oder Gucklöcher lassen Fragen offen, wenn sie kein lohnendes Blickziel anbieten.

Gebaute Elemente können der Schnitthecke einen wirkungssteigernden, Präsenz und Ästhetik steigernden Rahmen geben. Ob durch Metallrahmen gerastert, breite Pfeiler (Klinker, Naturstein, Beton) oder Holzpaneele - die Vielfalt ist groß, und immer sind die Farben wichtig. Rote Paneele steigern die Wirkung grüner Hecken, Grau passt immer; vor allem zu roten oder orange Herbstfarben oder rotem Sommerlaub (Blutbuche, Blut-Berberitze).

Blühende Schleiervegation kann die Hecke reizvoll beleben. Besonders geeignet sind schwachwüchsige, sommerlang blühende Ranker, die sich in die Heckenoberfläche locker einhängen und nach dem Heckenschnitt bald weiterblühen, etwa Clematis viticella in Sorten, Clematis tangutica und Verwandte. Die Knollen von Tropaeolum speciosum (blüht zinnoberrot) oder T. peregrinum (gelb) müssen frostfrei überwintert werden.

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Auswahlkriterien

Selbstverständlich kann alles geschnitten und Neues ausprobiert werden. Aber wer sich zeitraubende Experimente nicht zumuten will und verlässliche Ergebnisse braucht, kommt ohne Sachkenntnis nicht über Thuja und Liguster hinaus. Jede fundierte Entscheidung für die eine oder andere Gehölzart wird Auswahlkriterien berücksichtigen. Die Schnitteignung ist eine grundsätzliche Forderung. Ein funktionstüchtiges, Blickdichte und Konturenschärfe verheißendes Heckengehölz ist in der Lage, auf den Schnitt mit der Bildung zahlreicher Seitenzweige zu reagieren. Diese Seitenförderung ist bei Liguster, Weichselkirsche, Kornelkirsche, Weißdorn oder Kreuzdorn auch ungeschnitten ausgeprägt. Esche und Gleditsie haben dazu wenig Neigung und bleiben im Winter aufgrund fehlender Seitenzweige fast völlig durchsichtig.

Darüber hinaus ist das Folgende wichtig und in der beigefügten Tabelle mit Gehölzempfehlungen berücksichtigt worden:

  • Die Zielhöhe hat Einfluss auf Privatheit, Sichtbeziehungen und Raumproportionen.
  • Größe und Form der Blätter bestimmen Oberflächenqualität (Textur) und Konturenschärfe der Hecke.
  • Gehölze, die auch aus dem alten Holz wieder austreiben, ermöglichen im Bedarfsfall einen kräftigen Rückschnitt (Verjüngungsschnitt).
  • Immergrüne Gehölze wirken ganzjährig, sommergrüne öffnen den Freiraum im Winter.
  • Schattige Plätze engen die Auswahl stark ein; noch mehr, wenn sie trocken sind (Baumschatten, Wurzeldruck).
  • Hitze, Sonnenstrahlung und Sommertrockenheit tolerierende Arten und Sorten sind erste Wahl.
  • Gehölze, die auch geschnitten auffällig blühen und/oder fruchten können erwünscht sein, das gilt auch für dekorative Herbstfärbungen.
  • Helles oder dunkles Laubgrün bietet Gestaltungsmöglichkeiten mit Einfluss auf die Raumwahrnehmung.
  • Im Kontext mit dem normalen Grün verwendet, können Rot-, Blaugrün- oder Gelbgrün-Töne einiger Gehölzsorten den Heckenmantel vielfältig strukturieren und einen ästhetischen Mehrwert bedeuten.

Am Ende steht ein kompletter Steckbrief, der eine zielorientierte Gehölzauswahl oder - sollte die eigene Suche erfolglos gewesen sein - konkrete Nachfragen in der Baumschulen ermöglicht.

Blätter, Texturen und Konturen

Größe und Anzahl der Einzelblätter bestimmen die Oberflächenqualität (Textur) der Hecke. Klein- und dichtblättrige Arten liefern scharfe Konturen und dichte Heckenseiten.

Großblättrige Hecken engen Räume ein (Großes scheint näher) und haben aufgelockerte, unscharfe Konturen (Prunus laurocerasus 'Caucasica', 'Rotundifolia' . . .). Trockene Schnittränder sind an großen Blättern störend sichtbar. Dekorative Blattformen werden zerschnitten. Ginkgo lässt sich gut in Form halten, aber nicht jeder kommt damit zurecht, ein so symbolträchtiges Blatt (Goethe: "Dieses Baumes Blatt, . . . ) der Schere zu opfern. Auch die langgestreckten, eleganten Blätter der Japanischen Hainbuche Carpinus japonica sieht mancher lieber unbeschädigt. Tröstlich, dass alles wieder nachwächst. Neben Buchsbaum, Liguster oder Feuerdorn überzeugen Eibe, x Cuprocyparis leylandii oder Fagus sylvatica 'Asplenifolia' durch geschnitten besonders feine und dichte Texturen. Auch Farbtöne sind wichtig: Dunkles Grün wirkt schwer und engt ein, steigert aber die Farben von Blütenstauden oder Wechselflor.

Die Tabelle lenkt die Aufmerksamkeit auch auf solche Gehölze, die trotz Schnitt (weil am vorjährigen Holz) blühen und fruchten, etwa Feuerdorn, Kornelkirsche oder Zierquitte. Forsythia sind als frühe Farbknaller beliebt. Die Blätter schlappen in trockenen Sommern. Nicht so schlimm, außerhalb der Blühzeit werden Forsythien ohnehin nicht beachtet.

Geschnitten behalten Hainbuchen- und Rotbuchenhecken das trockene Laub im Winter und bleiben blickdicht.


Melange

Eine Formschnitthecke gilt als "grüne Architektur". Das Gleichmaß und die Ebenflächigkeit einer Wand werden erwartet. Verschiedene Gehölzarten mit unterschiedlicher Textur und verschieden starkem Austrieb können das Heckenbild sehr durcheinanderbringen. Dass es trotzdem funktionieren kann, zeigen Beispiele, etwa:

  • Fagus sylvatica f. purpurea (Blutbuchen-Sämlinge, die sind preisgünstiger als Veredlungen) + Ilex aquifolium 'Argentea Marginata'
  • Fagus sylvatica (Herbstfärbung!) + Picea abies
  • Hainbuche + Buchsbaum oder Eibe (wintergrünes Muster)
  • Iex aquifolium + Berberis thunbergii 'Atropurpurea'
  • Ligustrum vulgare + Berberis thunbergii 'Atropurpurea'

Bei Verwendung von Farbsorten der gleichen Art (grüne und Blutbuchen, grüne und rote Berberis thunbergii, grüne und rot/gelb fruchtende Feuerdorne . . .) bleibt die Textur einheitlich. Mischen verwässert die Unterschiede der beteiligten Gehölze, die sich erst dann gegensätzlich steigern können, wenn sie sich in ausreichend großen Gruppen begegnen, die einem differenzierten, lebendigen Rhythmus folgen. Im Einzelfall - etwa in Richtung eines Wegeziels am Heckenende - kann es sinnvoll sein, die Abstände zwischen andersfarbigen, schmaler werdenden Streifen und ihren Abständen zu verringern.

So wunderbar ein Schwarzer Holunder im Freistand sein kann, so verheerend greift er in die Hecke ein. Schnell wachsend, schiebt er alles beiseite, ist aber im Winter nicht dicht. An anderer Stelle kann die mit den Jahren schleichende Durchdringung einer Hecke sinnvoll sein. Das Experiment funktioniert mit Buchsbaum, Stechpalmen und Feuerdorn gut: Mit Pflanzung sommergrüner Heckengehölze in hinreichender Höhe oder später werden die Immergrünen als kostengünstige Jungpflanzen dazwischen platziert. Im Winter ist ein interessantes, durch die ungleiche Verteilung immergrüner und winterkahler Abschnitte entstandenes Muster zu beobachten. Ähnlich können sich im Sommer hellgrüne Hainbuchenblätter und dunkler Buchs gegenüberstehen. Ob einer der beiden eines Tages die Oberhand gewinnt, hängt von den Wuchsbedingungen ab, von denen sie unterschiedlich profitieren.

Pflanzung

Oberstes Gebot ist die standortgerechte Pflanzung. Nur die ist auch funktionstüchtig. Indes ist eine großzügige Bodenverbesserung nicht verboten. Im Gegenteil: Nährstoff- und Wasserkapazität des Bodens stabilisieren die Vitalität der Gehölze auch unter Hitze- und Trockenstress. Heckenstreifen Niederschlagswasser von Dach- und Belagsflächen zuzuleiten und im Wurzelbereich zu versickern, ist grundsätzlich sinnvoll. Leider hat es in den letzten Jahren in den Sommermonaten wenig geregnet und wir können nicht ausschließen, dass sich das so fortsetzt. Deshalb bleibt die Auswahl klimaresilienter Arten und Sorten das Wichtigste. Es gibt genügend davon. Alle Zusatzbewässerungen verbrauchen eine nicht unbegrenzt verfügbare Ressource.

Mehr als zweireihig muss eine Hecke nicht gepflanzt werden. Die Gehölze in den mittleren Reihen verkümmern. Bäume haben einen stabilisierenden Stamm. Deshalb können Baumhecken (Buche, Hainbuche, Hopfenbuche, Linde . . .) als bis unten beastete Heister gleich in Zielhöhe gepflanzt werden. Das gilt auch für immergrüne Gehölze, die gewöhnlich dicht wachsen. Von gängigen Heckengehölzen sind vorkultivierte Heckenelemente erhältlich. Pflanzabstände zur Grundstücksgrenze sind in den Bundesländern unterschiedlich geregelt. Die zu beachten, kann in Hausgärten einen Beitrag zum Nachbarschaftsfrieden leisten.

Schnitt und Verjüngung

Strauchhecken müssen schrittweise aufgebaut werden. Sträuchern fehlt der für Bäume typische Stamm, deshalb kann nur eine dichte Verzweigung Standfestigkeit auch unter Schneelast garantieren. Großzügige, mehr als 10 cm messende Höhenzugaben werden mit unzureichender Verzweigung und Blickdichte quittiert.

Gewöhnlich sind zwei Schnitte - im Frühsommer und Frühherbst - erforderlich; bei Immergrünen kann ein Schnitt im Sommer ausreichen.

Eine geringfügig verbreiterte Heckenbasis trägt dazu bei, dass auch die unteren Heckenpartien ausreichend Licht erhalten. Nach "Kastenschnitt" mit rechteckigem Querschnitt kann die Hecke aufkahlen. Wie weiter? Konsequent aufgeastet entsteht eine Hochhecke auf "Stelzen", die anspruchlos unterpflanzt wierden kann (z. B. Helleborus foetidus). Vielleicht ist - bei Verzicht auf weiteren Formschnitt - eine malerisch-mehrstämmige, kleine Allee zu entwickeln? Alternative ist ein radikaler Verjüngungsschnitt, an den sich der Wiederaufbau der Hecke anschließt. Dafür sind Hainbuche, Linde, Eibe, Weißdorn und Lorbeerkirsche gut geeignet. Der Verjüngungsschnitt an Buchen lässt den Stamm, aus dem sie eher zögerlich austreiben, am besten unbehelligt. Auch Eiben, Lorbeerkirschen und Stechpalmen regenerieren sich nach einem tiefen Schnitt gut. Lebensbäume, Fichten und Hemlocktannen (Tsuga canadensis) treiben nicht wieder aus, wenn sie in den "Mantel", das heißt in das vorjährige Holz geschnitten wurden. Tsuga-Hecken antworten auf den ersten Schnitt mit elegant nickenden Neutrieben, die sehr ansprechen. Deshalb hat die Schere hier bis zum Folgejahr gern Pause.

Kiefern bleiben dicht, in gewünschter Höhe und in Form, wenn die "Kerzen" (Neutriebe) Ende Mai geschnitten oder gebrochen werden. Dann entwickeln sich an den Schnittstellen noch rechtzeitig Knospen, die im Folgejahr zu zahlreichen Neutrieben führen. Grundsätzlich gelten zweinadlige Kiefern (Pinus sylvestris, P. mugo) im Vergleich zu den fünfnadligen (wie P. strobus) als schnittfester und trockenresilienter.

Mindestens der erste Heckenschnitt im Frühsommer kann Vogelbruten empfindlich stören. Also vorher nachsuchen und gefundene Nistbereiche aussparen und später nachschneiden.

Außerhalb der Stadt ist der Heckenschnitt während der Brutsaison verboten.


Baumwand und Fächerallee

Etwa 8 m hohe Baumwände schützen Gebäude und ganze Gehöfte in windausgesetzten Gegenden. Im Monschauer Land sind viele dieser meist Buchenwände zu sehen. Die Hopfenbuche ist eine hitze- und trockentolerante Alternative zur Rotbuche. Eine hohe Baumwand mit bis zum Boden reichenden, bogenförmig ausgeschnittenen und aneinander gereihten "Fenstern" ist ein "Claire-voie" und transparentes Mittel der Freiraumgliederung. Am Boden kann das Auf und Ab brusthoher und niedriger, überschaubar bleibender Pflanzen die grüne Strenge lockern und den Reiz des halb Durchsichtigen bieten.

Alleen haben gewöhnlich ein Wege- und Blickziel. Damit das sichtbar bleibt, muss im Einzelfall geschnitten werden. Ergebnis ist die "Fächer-Allee", die im Gegensatz zu den Baumwänden nicht dem Windschutz, sondern gestalterischen Zielen dient. Gerade in historischen, insbesondere Barock-Gärten ist die geschnittene Baumwand Teil einer umfassenden "Grünen Architektur".

Hochhecken sind "fliegende" Hecken

Die Hochhecke ist weniger für Sträucher als für stammbildende Bäume geeignet. Sie ist an der Basis offen und lässt die Stammfüße sehen ("kahlfüßig"). Andere Bezeichnungen sind "Stelzenhecke" und "fliegende Hecke". Denn: So angehoben, wirkt die grüne Wand leichter. Auch Fußgänger haben bei ausreichender Stammhöhe mehr Bodenfreiheit. Auch eine Untergrünung ist möglich. Sie bietet im Vergleich zu den harten Kanten der Schnitthecke eine aufgelockerte, bereichernd gegensätzliche Kontur. Blühendes und Feingliedriges ist besonders willkommen. Das Problem ist die Wurzelkonkurrenz durch die Heckengehölze, wenn die Unterpflanzung erst Jahre später erfolgt. Eine Bodenandeckung kann helfen, von der natürlich auch die Hecke profitiert. Große Pflanzlöcher herzustellen, ist im Wurzelfilz der Hecke kaum möglich, deshalb ist es sinnvoll, kleinere Jungpflanzen zu verwenden. Neben Helleborus foetidus sollten gut wachsen: Acanthus hungaricus, Achillea filipendulina 'Schwellenburg', Anemone hupehensis 'Praecox', Aquilegia vulgaris, Aristlochia clematitis, Aster divaricatus, Calamintha nepeta 'Triumphator', Caryopteris 'Blauer Spatz', Centranthus ruber, Elsholtzia stauntonii, Epimedium pubigerum, Geranium 'Rozanne', Heuchera villosa, Kalimeris incisa 'Madiva', Nepeta x faassenii 'Walkers Low'.

Grüne und blühende Wandschirme

Sollen Gebäudewände begrünt werden, die sowohl für Selbstklimmer, als auch für die Anbringung von Kletterhilfen nicht geeignet sind, bleiben grüne "Wandschirme" ("Screening Plants") - gleichsam an die Wand gelehnte Hecken (Arten siehe Tab.). Schon die eintretende Windberuhigung kann die Bauklimatik verbessern. Solche Wandschirme zu schneiden und aufwachsen zu sehen, ist eine schöne Erfahrung. Indes besteht gelegentlich der Wunsch nach einer schnellen Fertiglösung. Das sind in Fächerform und Zielhöhe gezogene Bäume, etwa von Hainbuche oder Amberbaum. Die zeitaufwändige Formung schlägt sich in höheren Verkaufspreisen nieder. Dicht vor der Gebäudewand aufgereiht und flächig geschnitten, ist der superschlanke Säulen-Amberbaum eine der möglichen, zudem mit prächtig orangeroter Herbstfärbung aufwartenden Alternativen (Liquidambar styraciflua 'Slender Silhouette').

Prof. Dr. Wolfgang Borchardt
Autor

Studiendekan der Fakultät Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst, Fachhochschule Erfurt

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