Erfahrungen und Einschätzungen aus zehn Jahren botanischer Fernost-Forschungsreisen nach China

Baumbiologie und Baumartenverwendung im Reich der Mitte

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Abb. 1: Chinesische Mauer etwa 75 Kilometer nördlich von Peking (Sept. 2010). Foto: Andreas Roloff

Nach zehn Jahren China-Reisen seit 2009 gebe ich hier einen Überblick über die Erfahrungen betreffend Stadtbäumen und Wertschätzung von Stadtgrün in China. Zudem erfolgt eine Einschätzung der Gesamtsituation dort, verbunden mit interessanten Impressionen.

Vieles ist sehr beeindruckend, die Mentalität sehr offen, interessiert und zukunftsgerichtet. Neue Ideen werden in einer Geschwindigkeit entwickelt und umgesetzt, dass man es zum Teil schon ein Jahr später kaum glauben kann, was sich seit dem Vorjahr wieder verändert hat.

Angefangen hat alles mit den seit 2005 mehrmaligen Nachfragen eines ehemaligen Absolventen unseres englischsprachigen Masterstudienganges "Tropical Forestry", ob und wann ich denn einmal nach China kommen wolle und könne, da er mir dort einige interessante Dinge zu zeigen hätte. Inzwischen ist Deshun Zhang seit längerem Professor für Landschaftsarchitektur und Stadtplanung an der Tongji-Universität Shanghai, einer der renommiertesten Universitäten des Landes wie auch international.

In früheren Pro Baum-Ausgaben wurde schon über einige interessante Ergebnisse der Forschungsreisen detailliert publiziert (Roloff 2018: zum Ginkgo, 2016 und 2018: zu neuen Straßenbaumarten aus China, 2015 und 2017: zu invasiven Baumarten wie zum Beispiel Götterbaum), das soll hier nicht wiederholt werden. Stattdessen werden nun übergreifende Aspekte behandelt, und es wird eine Gesamteinschätzung nach all den Reisen gegeben.

China ist mit knapp 10 Millionen Quadratkilometern Fläche fast so groß wie ganz Europa und erstreckt sich über die vier Klimazonen boreal, temperat (Abb. 1), subtropisch und tropisch, bis nach Hongkong (Abb. 2). Die Zahl einheimischer Gehölzarten in China dürfte bei etwa 10.000 liegen, davon über 5000 Baumarten, mehr als Europa und Nordamerika zusammen aufweisen (Fang et al. 2011).

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Abb. 2: Heiliger Banyan Tree (Ficus retusa) in Hongkong (Okt. 2016). Foto: Andreas Roloff
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Abb. 3: Der Neue Botanische Garten Chenshan im Entstehen (Okt. 2009). Foto: Andreas Roloff
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Abb. 4: Wöchentlicher Umweltbildungstag für Schulen im Botanischen Garten Nanjing (Nov. 2018). Foto: Andreas Roloff

Botanische Gärten in China, Klima, Artenzahl der einheimischen Gehölze

Vor meiner ersten Chinareise hatte ich den Wunsch geäußert, den neu im Aufbau befindlichen Chenshan Botanischen Garten (ca. 40 km südwestlich von Shanghai) zu besuchen, da ich von dem Mammutprojekt gehört hatte und mir ein eigenes Bild davon machen wollte (Abb. 3). In China werden durchschnittlich zwei neue Botanische Gärten pro Jahr angelegt, inzwischen sind es über 100. Das alleine zeigt schon die beeindruckende Wertschätzung dieser Einrichtungen zur Wissensvermittlung über Artenkenntnis und für die Umweltbildung (Abb. 4), von der wir hier in Deutschland noch ein Stück entfernt sind. Stattdessen werden hier sogar Gärten geschlossen, weil sie als nicht mehr notwendig oder zu teuer erachtet werden, wie zum Beispiel jüngst in Saarbrücken.

Der Neue Botanische Garten Chenshan wurde vom Münchener Landschaftsarchitekturbüro Valentin & Valentin konzipiert, in einer internationalen Ausschreibung erhielt das Büro 2005 den Zuschlag und 2006 den Auftrag. Nach diesem Konzept (Valentin & Valentin 2008) wurde die Gestaltung des 200 Hektar große Gartens am feuchtwarmen subtropischen Klima mit wenig Temperaturschwankungen ausgerichtet, und es werden Bäume und Waldtypen dieser Klimazone Shanghais rund um die Welt vorgestellt: sogenannte Lorbeer- und Regenwälder der Erde in Nord-, Mittel- und Südamerika, Makronesien, SO-Afrika, Vorder- und Ostasien, SO-Australien/ Neuseeland. In fast unglaublich kurzer Bauzeit von 2007 bis 2010, also in nur drei Jahren, wurde dieses Vorhaben dann realisiert und der Garten 2010 zur Expo in Shanghai eröffnet.

Inzwischen habe ich über zehn Botanische Gärten in China kennengelernt. An Feiertagen und Wochenenden finden darin wahre Volksfeste statt (Abb. 5), die Besucherzahlen sind enorm, für Hochzeiten sind sie die beliebteste Kulisse (Abb. 6). In Umweltbildungs-Veranstaltungen werden bis zu 1000 Kinder im Garten betreut (Abb. 4). Das stellt dann zusammen mit Hochzeiten und weiteren Feiern eine interessante Mischung der Besuchergruppen dar. Botanische Gärten als Event-Ziel und -Veranstalter: da kommt man ins Staunen. Entsprechend ist dort die Personal- und Infrastruktur-Ausstattung.

Bei Besuchen in Botanischen Gärten Chinas ist vor allem das intensive und vielfältige Leben in diesen Anlagen beeindruckend: Musik, Sport, Kunst und Kultur finden in zahlreichen verschiedensten Aktivitäten und Events statt. Bei der sehr umfangreichen Nutzung dieser Parkanlagen für Erholung durch die Bevölkerung wird "ganz nebenbei" dann auch die Natur wahrgenommen und bestaunt, das fand ich eindrucksvoll: Gartenkunst und -kultur.

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Abb. 5: Botanischer Garten Shanghai als Aufenthaltsort, Treffpunkt und Event-Location im Herbst zur Osmanthus-Blüte (Okt. 2009). Foto: Andreas Roloff
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Hochzeit im Botanischen Garten Nanjing (Okt. 2018). Foto: Andreas Roloff
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Abb. 7: Gartenstadt Hangzhou mit West Lake. Foto: Andreas Roloff

Gartenstadt Hangzhou, Straßenbäume in China, Baumartensuche für Europa

Anfangs stand bei meinen Reisen die Erfahrung chinesischer Denkweise und Wertschätzung betreffend Bäume im Vordergrund. Diese wurde und wird besonders in der chinesischen Gartenstadt Hangzhou deutlich. Es handelt sich um eine 10-Millionen-Einwohner-Stadt etwa 200 Kilometer südwestlich von Shanghai, die seit Jahrzehnten für ihren großartigen Grünbestand berühmt ist. Rund um den See West Lake und in der Stadt erstrecken sich Parkanlagen und Alleen mit einer sehr ästhetisch ansprechenden Gestaltungskonzeption, durch die für China besonders typische Einbeziehung von Landschaftsarchitektur, Kunst und Ästhetik (Abb. 7). Am See befindet sich auch ein heiliger Kampferbaum - heilige Bäume sind in China besonders alte, beeindruckende und bedeutsame Einzelindividuen und streng geschützt.

Die Landschaftsarchitektur hat in China eine lange Tradition und große Bedeutung bei der Stadtgrünplanung, was man deutlich spürt. So hat mein Kollege Prof. Zhang als Landschaftsarchitekt großen Einfluss auf Projekte in vielen chinesischen Städten, mehrere Botanische Gärten konzipiert und zahlreiche nützliche Kontakte bis in die höheren Ebenen von Stadtverwaltungen und Planungsbehörden. Bei dieser Gelegenheit besuchten wir 2009 auch das große Teeanbaugebiet mit Museum für Teegeschichte in der Nähe von Hangzhou. Seitdem trinke ich tagsüber fast nur noch grünen Tee, da er eine beeindruckende Heilwirkung hat und beruhigend wirkt.

Ein weiterer Schwerpunkt der bisherigen Reisen wurde dann ab 2011 die Suche nach neuen Baumarten, die in Mitteleuropa bei einer Verschärfung des Klimawandels interessant werden könnten (Citree 2018, Roloff et al. 2016, 2018). Dafür wurden die chinesischen Megacities (> 5 Mio. Einwohner) Shanghai, Beijing, Hangzhou, Wuxi, Jinan, Fuyang, Nanjing, Juxian und Linyi aufgesucht. Die Reisen starteten meist in Beijing oder Shanghai, da dort die Flüge aus Deutschland ankommen.

Es beeindruckt mich sehr, wie viel Wert in China auf Straßen- und Stadtgrün gelegt wird - Alleenpflanzungen sind die Regel und werden in jüngster Zeit zum Teil in atemberaubender Geschwindigkeit realisiert. So wurden in Linyi innerhalb von fünf Jahren über 75.000 Ginkgos mit einem Stammumfang von 40 bis 50 Zentimeter und Baumgrößen von 6 bis 8 Meter gepflanzt (Abb. 8), die eigens dafür seit über zehn Jahren angezogen wurden. Andere Stadtbäume werden oft einfach aus Wäldern geholt, soweit welche verfügbar sind (Abb. 9). Das Einhalten eines Lichtraumprofils spielt dort keine große Rolle - darauf müssen Lkw- und Busfahrer selbst achten und gegebenenfalls um die zum Teil dicken Äste herumfahren, wurde mir auf Nachfrage mitgeteilt.

Zunächst wurden von uns auf theoretischem Wege aus chinesischen Publikationen geeignete Baumarten herausgefiltert, wobei insbesondere der Atlas of Woody Plants in China (Fang et al. 2011) eine herausragende Rolle spielte, da in ihm detaillierteste Klimadaten aller Teilregionen (Bezirke, ähnlich Landkreisen bei uns) im Heimatareal der Gehölze genannt sind. Dabei wurden als Anforderung ausgewählt: minimaler Jahresniederschlag in Teilen des Areals < 400 Millimeter, Winterhärte in Teilen des Areals mindestens -15 Grad Celsius. Von den im Atlas enthaltenen über 5000 chinesischen Baumarten blieben danach circa 150 Arten übrig, die hinsichtlich weiterer Kriterien (Mindestgröße 8 m, Stamm- und Kronenform etc.) geprüft wurden. Danach verblieben etwa 100 Baumarten, die von den Kollegen in China auf ihre Eignung/Verwendung als Straßenbaum in China hin bewertet wurden. Das führte wiederum zum Ausschluss von 20 Baumarten, so dass die Liste dann 80 Arten umfasste. Diese wurden 2015 während einer Forschungsreise nach Beijing nochmals am chinesischen Megacity-Standort geprüft (Habitus, Stammqualität, Vitalität, Wuchsform), wonach noch 50 Baumarten übrig blieben. Die Liste wurde dann weiter hinsichtlich hiesiger Erfahrungen (in Städten, Parkanlagen und Arboreten) und in Publikations-Recherchen zu ihrer Eignung sowie ihrer Verfügbarkeit in Baumschulkatalogen, Erfahrungen von Praktikern und nach der CITREE-Datenbank (Citree 2018) kritisch überarbeitet. Dabei stellte sich für viele der Arten heraus, dass nur wenige solcher Angaben verfügbar sind - was allerdings nicht verwundert, da es sich dabei wie beschrieben um viele "neue", hier bisher kaum bekannte oder noch nicht häufiger verwendete Baumarten handelt. Das macht die Liste gerade interessant. Die Liste wurde dann durch verschiedene Einschränkungen hinsichtlich der Verwendbarkeit als Straßenbäume letztendlich auf 40 sommergrüne Baumarten reduziert.

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Abb. 8: Ginkgo-Alleebaumpflanzung in Linyi (Okt. 2018). Foto: Andreas Roloff
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Abb. 9: Koelreuteria-Allee mit Bäumen aus dem Wald in Peking (Aug. 2010). Foto: Andreas Roloff
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Abb. 10: Eine der Favoriten-Straßenbaumarten aus China: Populus tomentosa. Foto: Andreas Roloff

Neben einigen hier bereits gut bekannten, bewährten und etablierten Straßenbaumarten wie zum Beispiel Ginkgo (Ginkgo biloba), Schnurbaum (Styphnolobium japonicum) und Blasenesche (Koelreuteria paniculata) sind von besonderem Interesse Arten mit bisher wenig Erfahrungen hierzulande und sehr guten Erfolgsaussichten. Die zehn Top-Favoriten unter diesen "neuen" Baumarten sind nach unserer Einschätzung (alphabetisch, Nomenklatur nach Roloff & Bärtels 2018):

  • Acer truncatum (Chinesischer Spitz-Ahorn),
  • Celtis bungeana (Bunges Zürgelbaum),
  • Eucommia ulmoides (Guttaperchabaum),
  • Fraxinus chinensis (Schnabel-Esche, resistent gegen Eschentriebsterben),
  • Platycarya strobilacea (Zapfennuss),
  • Populus tomentosa (Chinesische Silber-Pappel, Abb. 10),
  • Quercus mongolica (Mongolische Eiche),
  • Tilia mandshurica (Mandschurische Linde),
  • Ulmus pumila (Sibirische Ulme, resistent gegen Holl. Ulmenwelke),
  • Ziziphus jujuba (Chinesische Dattel).

Nach den Erfahrungen in China wird vom Autor das Auftreten vom Götterbaum (Ailanthus altissima) hierzulande differenziert betrachtet und im versiegelten Straßen- und Innenstadtbereich durchaus als Chance gesehen. Wir müssen lernen, mit dieser Baumart umzugehen, sie wird sowieso nicht mehr zu beseitigen sein.

Wertschätzung alter Bäume

Schließlich hatten die letzten Reisen das Ziel, die ältesten Bäume Chinas aufzusuchen, um von ihnen mehr über Alterungsprozesse solcher Methusalembäume zu lernen und deren Schutz und Pflege zu diskutieren und zu verbessern. Dafür wurden die ältesten Ginkgos der Volksrepublik im Tianmushan-Gebirge (Welt-Biosphärenreservat) und in Juxian (Dinglin-Tempel) aufgesucht. Ersteres enthält die etwa 5000 Jahre alten, ursprünglichsten Ginkgo-Vorkommen im Gebirge (Abb. 11), von denen aus der Ginkgo zunächst in China, dann in Japan und schließlich über die ganze Welt verbreitet wurde und so auch vor 280 Jahren nach Europa kam.

Die ältesten Bäume befinden sich an der Oberkante einer 300 Meter senkrechten Felswand und werden "A Family of Five Generations" genannt, was ausdrücken soll, dass es sich um einen Klon mit mehrfachem vegetativen Austrieb handelt, der älteste Einzelstamm mit über 4,5 Meter Stammumfang dürfte über 1000 Jahre alt sein. Die Bezeichnung fünf Generationen beschreibt, dass davon auszugehen ist, dass inzwischen 5-mal immer wieder neue Tochterkolonien dieses Baumes entstanden sind.

Der zweite Methusalem-Ginkgo in Rishao dürfte einer der ältesten und stärksten lebenden Ginkgobäume der Welt sein, mit einem Alter von 3700 Jahren und einem Stammumfang von 16,8 Meter (Abb. 12). Diesen Baum kennen selbst die meisten chinesischen Baumfachleute nicht. Er steht in der Dinglin Tempelanlage, Fulai Mountain Scenic Area, bei Rizhao (Juxian County) in Ostchina, circa 650 Kilometer nordwestlich von Shanghai. Der Baum, seine Ästhetik und Besonderheiten sind einmalig: Er ist einstämmig, fast vollständig intakt, mit einer riesigen, etwa 25 Meter breiten Krone, hervorragend gepflegt, mit zum Baum passender Absperrung, Stützkonstruktion und Besucherzahl-Regulation durch begrenzten Eintritt in das Gelände der Tempelanlage. So kann der Baum durchaus noch weitere Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende überleben.

Mich berührte bei meinem Besuch der Stolz der Baumverantwortlichen, den ich bei einer Teezeremonie genießen konnte und der mich schon mehrmals in China richtig glücklich gemacht hat. Als ich dort war (am 31. Oktober 2018), stand der Ginkgo gerade in allerschönster Herbstpracht mit Zehntausenden goldgelber Fächerblätter. Er ist geschützt, ein heiliger Baum und wird streng bewacht. Das Betreten des Wurzelraumes wird durch eine sehr gelungene Absperrung verhindert: ein kleiner Zaun (Abb. 12), inzwischen dicht behängt mit Tausenden von sogenannten Glücksbändern - das sind feuerrote Bändchen, die Chinesen gerne an besonderen Orten an Bäume oder Zäune hängen und sich etwas Gutes wünschen: hier sicher oft dem Methusalem-Baum oder sich selbst ein langes Leben.

Der Baum ist glaubhaft 3700 Jahre alt, denn es existiert ein etwa 2000 Jahre altes Dokument (damals gab es in China bereits schriftliche Aufzeichnungen), dass dort schon zu jener Zeit ein riesiger, sehr alter Ginkgo stand, und es wurde vor über 1000 Jahren ein Tempel um ihn erbaut. Wenn man das weiß und selbst vor diesem Baum steht, braucht man erstmal Zeit, um das zu begreifen und zu verarbeiten - das war mein bisher stärkstes "Baumerlebnis"! Sich dann vorzustellen, was der Baum schon alles erlebt haben muss, sowohl das Klima als auch die Geschichte Chinas betreffend, ich möchte sofort wieder hinfahren.

Bei meinem Besuch stieg plötzlich ein Wachtmeister über den Zaun, sammelte vier Samen und überreichte sie mir. Und die keimen jetzt gerade, wo ich das schreibe. Leider hatte ich vergessen sie in eine Tüte zu tun, sondern habe sie mir dort einfach mit Samenhülle in die Tasche gesteckt, weil es so aufregend war. Ich hatte dann später am Tag ein paar Probleme damit.

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Abb. 12: 3700 Jahre alter, einstämmiger Ginkgo in Rizhao (Nov. 2018). Foto: Andreas Roloff
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Abb. 11: 5000 Jahre alter Ginkgo-Klon im Tianmushan-Gebirge (Okt. 2016). Foto: Andreas Roloff
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Abb. 13: Hochwertige Grünpflege in Nanjing – die Pfauen sind ca. 5 m hoch (Nov. 2018). Foto: Andreas Roloff

Fazit - China im Aufbruch und beim Überholen

Das Niveau des Stadtgrün-Managements in China ist beeindruckend (Abb. 13). Bei der Konzeption und Anlage neuer Stadtteile oder ganzer Städte spielen Bäume eine bedeutsame Rolle und erhalten hohe Wertschätzung und Priorität: Bei der Pflege steht Handarbeit sehr im Vordergrund, zum Beispiel bei Schnittmaßnahmen. Teams von Baumkletterern sorgen jährlich für entsprechende Maßnahmen. Die Anforderungen an die Verkehrssicherheit sind deutlich entspannter als hierzulande.

Fazit: Es besteht ein hoher Wissensstand in Baumbiologie und zur Baumartenverwendung in China. Allerdings ist die große Anzahl an Menschen eine Herausforderung, die wir uns schwer vorstellen können - aber andererseits auch gerade eine Riesenchance. Wenn in China neue Erkenntnisse umgesetzt werden, hat das sogleich für viel mehr Menschen Auswirkungen. Handlungsbedarf besteht (wie auch bei uns in Mitteleuropa) bei der Berücksichtigung von mehr Baumarten im Stadtbereich und der Anpassung des Artenbestandes an den Klimawandel. Sowohl in China als auch bei uns machen derzeit drei bis fünf Baumarten über 50 Prozent der Straßenbäume der Großstädte aus - das ist zu riskant, wenn von diesen in Zukunft zwei Baumarten mit neuen Krankheiten Probleme bekommen sollten. Der fachliche Austausch zwischen Mitteleuropa und Ostasien beziehungsweise Deutschland und China ist sehr erfolgversprechend. So soll im Herbst ein neues gemeinsames Projekt zur Zusammenarbeit begonnen werden.

Wenn ich die Technik-Entwicklung im chinesischen Alltag über nunmehr zehn Jahre verfolge, bin ich etwas sprach- und fast atemlos: alleine was die Tablet- und Smartphone-Ausstattung und -Nutzung angeht, sind die Chinesen auf der Überholspur. In den Städten gibt es als Fortbewegungsmittel neben Autos inklusive Öffentlichem Personennahverkehr fast nur noch Elektro-Roller und Fahrräder, was den Geräusch- und Emissionspegel drastisch (zum Positiven) verändert hat und die neuerdings oft komplett von der Auto-Fahrbahn getrennte Bereiche erhalten.

Zudem staunt man über die Schnellzug-Entwicklung des Fernverkehrs in alle Regionen. Damit meine ich nicht die Transrapid-Magnetschwebebahn, die bei uns eingestellt wurde und dort seit 2002 problemlos von Shanghai Pudong-Airport ins Zentrum fährt, sondern die Superschnellzüge mit circa 400 Kilometern pro Stunde auf inzwischen Tausenden Kilometern Streckennetz, mit denen man zum Teil 1000 Kilometer in drei Stunden bewältigen kann, mit einem Bahnhofsmanagement und -baustil wie für Flughäfen. Vor zehn Jahren waren es noch zwei parallele Überlandgleise, in Bahnhöfen vier Gleise, inzwischen sind es zum Teil acht Gleise nebeneinander und in Bahnhöfen zum Teil über 20. Und als ich (bereits mehrfach) damit gefahren bin, war immer alles minutenpünktlich - das geht also!

Danksagung

Danken möchte ich meinem Kollegen Prof. Deshun Zhang und seinem engagierten Institutsteam für den langjährigen Erfahrungsaustausch, die immer intensiver werdende Kooperation und die vielen gemeinsamen Forschungsreisen mit jedes Mal phantastischer Vorbereitung.

Literatur

Citree (2018): Planungsdatenbank Gehölze für urbane Räume. www.citree.de [Zugriff: 1.12.2018].

Fang, J., Wang, Z., Tang, Z. (2011): Atlas of woody plants in China. (2 Bände) Higher Education Press, Beijing.

Mann, S.; Roloff, A. (2015): Der Götterbaum - Einschätzung des Invasionspotenzials und der Ausbreitungstendenz am Beispiel von Dresden und Vorschläge für einen Umgang mit dieser Baumart. ProBaum 4: 9-13.

Roloff, A. (2018): Porträt einer 1000-jährigen Baumart: Der Ginkgo (Ginkgo biloba). ProBaum 04: 2-6.

Roloff, A. (2017): Invasive Baumarten in der Stadt - Risiken und Potenziale. ProBaum 3: 2-7

Roloff,A.; Bärtels, A. (2018): Flora der Gehölze. 5.Aufl. Ulmer Verlag, Stuttgart.

Roloff, A.; Gillner, S.; Kniesel, R.; Zhang, D. (2018): Interesting and new street tree species for European cities. Journal Forest Landscape Research 1 (2018): 1-7.

Roloff, A.; Kniesel, R.; Zhang, D. (2016): Neue Straßenbaumarten aus China. Pro Baum 1: 2-7.

Valentin, D.; Valentin, C. (2008): Neuer Botanischer Garten Shanghai. Jovis Verlag, Berlin.

Zhang, D. (2008-2019): mündl. Recherchen und Mitteilungen.

Zhang, D., You, X., Wang, C. (2010): New and Excellent Tree Species Selection in Shanghai's Response to Climate Change. Chinese Landscape Architecture 9: 72-77.

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