Fassadenbegrünung - Grün und lebendig

von:

Heute werden Kletterpflanzen hauptsächlich aus ästhetischen und ökologischen Gründen gepflanzt. Kletterpflanzen bringen Grün in Lebensbereiche des Menschen, in denen für andere Pflanzen kein Lebensraum vorhanden ist.

Die wärmedämmende Wirkung von Fassadenbegrünungen ist bei heutigen Neubauten nicht mehr entscheidend, aber die positiven Auswirkungen auf das Kleinklima der Umgebung durch Strahlungsabsorption und Verdunstung sind deutlich spürbar. Die Abmilderung von Temperaturschwankungen unter begrünten Fassaden ist bauphysikalisch bedeutsam.

Kletterpflanzen haben im Laufe ihrer Evolution verschiedene Systeme entwickelt, wie sie in ihrer ökologischen Nische überleben. Da ihr Spross die Blätter nicht selbst dem Licht entgegentragen kann, sind sie auf die Besiedelung eines vorhandenen Gerüstes angewiesen. Je nach angewandter Klettertechnik unterscheiden wir zwischen:

Grüne Wände

  • Winder: Geißblatt, Hopfen und Schlingknöterich;
  • Ranker: Wein und Waldrebe;
  • Selbstklimmer: Efeu und Wilder Wein;
  • Spreizklimmer: Rosen und Brombeeren.

Spinnen wir ein grünes Netzwerk lebendiger Hausfassaden übers Land, werden wir damit belohnt. Das sind zusätzliche Lebensräume für eine in die Enge getriebene Tierwelt. Zaunkönig und Mauereidechse lassen grüßen. Zudem üben sie Wohlfahrtsfunktionen aus, indem sie das Stadtklima spürbar kühlen helfen. Wände gibt es in der Regel gleich viermal soviel wie Häuser und sogar Parkbauten können lebendig aussehen.

Nur die Selbstklimmer sind in der Lage, mit speziellen Haftorganen ohne Rankhilfe eine glatte Hausfassade zu überwachsen. Wilder Wein kann mit seinen Haftscheiben sogar Glasfassaden erobern. Alle anderen Kletterpflanzen brauchen eine Rankhilfe. In vielen Fällen genügt ein einfaches Holzgerüst, das mit mindestens 10 cm Abstand zur Fassade montiert wird, damit die Pflanze zwischen Rankhilfe und Wand durchwachsen kann. Eleganter und dauerhafter sind Rankhilfen aus Edelstahlseil. Sie wirken leicht, können in unterschiedlichsten Formen montiert werden und verwittern nicht. Entsprechende Systeme werden von verschiedenen Herstellern angeboten.

Wenn man seinem Haus einen grünen Pelz verschaffen möchte, sollte man folgende Punkte beachten:

  1. Pflanzenauswahl nach Wuchseigenschaften (Wuchshöhe/stärke, Triebdurchmesser) auf das Gebäude abstimmen (Höhe, Fassadenaufbau, begrünungsfähige Fläche);
  2. Nur intakte Fassaden begrünen, die nicht regelmäßig Bauunterhalts- oder Instandhaltungsmaßnahmen unterzogen werden müssen;
  3. Vorgehängte Fassaden, zum Beispiel Schindeln oder Schieferplatten nicht oder nur mit schwach wachsenden Rankern und Spreizklimmern begrünen, und Abstand zur Fassade auf 15 bis 20 cm vergrößern;
  4. Ausreichende Verankerung für Kletterhilfen schaffen, beispielsweise in massivem Mauerwerk mit Klebeankern oder an Dachpfetten;
  5. Lüftungsöffnungen, Fenster, Rolladenkästen, Regenrinnen, Fallrohre etc. von Bewuchs freihalten. Nur mit heimischen Kletterpflanzen kommen wir nicht weiter. Um alle Ansprüche zu erfüllen, wachsen hierzulande zu wenig Arten. Der Griff zu nichtheimischen Spezies ist also notwendig.


NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
eine*n Landschaftsarchitekt*in/-planer*in, Schwerte  ansehen
Leiter*in der Abteilung Planung und Neubau sowie..., Giessen  ansehen
Bauleitung (a) im Bereich Grünplanung, Freiburg  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Kletterpflanzen rund ums Haus – Eigenschaften der getesteten Begrünungssysteme

Es ist die dritte Dimension. Gerade bei kleinen Grundstücken eigentlich keine Alternative, sondern ein Muss. So vervielfachen sich Lebensräume. Was man alles begrünen kann, hängt dabei weniger von den Pflanzen als vom Erfindungsgeist der Benutzer ab.

Denkstück: Grüne Visionen im Vertikalpark

Platz wird knapp in den Megastädten der Zukunft. Oder unbezahlbar, denn die Quadratmeterpreise schnellen rasanter in die Höhe, als Schlingknöterich es hoch schafft. Doch gerade die Metropole braucht frisches Grün. Lebenswichtig!

Hier eine Idee aus Zürich, die Schule machen sollte: Der vertikale Park! Die Planungsgemeinschaft Burckhardt + Partner und Raderschall Architekten errichtete das visionäre Werk 2001. Der öffentliche und allseits offene MFO-Park liegt auf dem Gelände der ehemaligen Maschinenfabrik Oerlikon im Stadtteil Neu-Oerlikon. Er ist mit den Dimensionen 100?m Länge, 34?m Breite und 18?m Höhe die größte Gartenlaube der Welt. Klettersträucher beranken Stahlgerüste. Zwischenräume der Doppelwände sind durchzogen von Treppenläufen, Wandelgängen und auskragenden Loggien. Ins Gerüst sind Rankseile, Pflanzschalen, Treppen, Galerien und Balkone eingehängt. Das Sonnendeck auf dem Dach bietet einen Rundblick über Zürich. Sieht luftig aus und ist es auch. Frisch-grün-luftig. So kann man in ziemlicher Höhe auf einer Holzbank picknicken. Mit Blick in Blauregen, Knöterich und Dutzende anderer Hochkletterer und Runterhänger.

Literatur

Hilgenstock/Witt: Das Naturgartenbau-Buch. Nachhaltig denken, planen, bauen. Böden, Baustoffe, Bauwerke, Bau- und Vegetationstechnik, Beispiele. 2 Bände, 816 Seiten, 2725 Foto, 250 Schritt-für-Schritt-Praxisbeispiele. Naturgarten Verlag, Ottenhofen 2017.

Dr. Reinhard Witt
Autor

Freiberuflicher Biologe, Journalist und naturnaher Grünplaner

Reinhard Witt - Fachbetrieb für naturnahe Grünplanung

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen