Fortbildungsreihe des BDLA Bayern
Zukunftsträchtige Bäume für klimaresiliente Städte
Der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) Bayern richtete Ende März eine digitale Veranstaltung in der Fortbildungsreihe "Klimagerechtes Bauen - klimagerechte Bauwerksbegrünung" aus. Prof. Dr. Swantje Duthweiler von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf referierte zum Thema "Klimabäume - Sortimente und Erfahrungen". Rund 70 Teilnehmer diskutierten im Anschluss, wie Klimabäume in urbanen Räumen verwendet werden können.
Höhere Kühlleistung von einheimischen Gehölzen
Klimabäume vom Balkan, dem Kaukasus, China und Nordamerika verdunsten bei Hitze und Trockenheit weniger Wasser. Sie kühlen die Umgebung damit weniger als heimische Bäume, sind jedoch flexibler einsetzbar, erklärte Duthweiler. Auf heimische Bäume zu setzen, sei riskant, da diese wegen ihrer stärkeren Verdunstung einen höheren Wasserbedarf hätten, der bei künftiger Wasserknappheit nur mit großem Aufwand bereitzustellen sei.
"Großkronige Bäume bieten Schattenplätze, die das Mikroklima effektiver herunterkühlen als die Transpiration kleinerer Vegetationsstrukturen", merkte Duthweiler an. Daher sollten Planer auf dicht belaubte Arten und Sorten setzen, um der Hitze in urbanen Räumen mit vegetativen Maßnahmen vorzubeugen. Auch Dachbegrünungen wirken sich positiv auf das Stadtklima aus. Bei Fassadenbegrünungen ist ab zwei Metern Abstand die Kühlungsrate schon fast nicht mehr messbar, führte Duthweiler weiter aus.
Der Anordnung von Bäumen müsse in der Freiraumplanung genauso betrachtet werden wie die Auswahl der Pflanzen, erklärte Duthweiler. Traditionelle Anordnungsstrategien wie dichte Randbepflanzungen oder Mauern würden Kaltluftschneisen verhindern. Stattdessen könnten urbane Räume mit einer Mischung aus Baumhainen und freien Flächen gestaltet werden, um die Kühlung effektiver zu gestalten. Baumgruppen würden in inselartigen Formationen tagsüber schattige Aufenthaltsqualitäten schaffen und offene Flächen würden vor allem die nächtliche Abkühlung anregen. "Lücken in der Vegetation sorgen für Durchlüftung und es bilden sich Mini-Kaltluftschneisen", veranschaulichte Duthweiler.
Planungstool für Kühleffekte
Das Planungstool "Greenpass" verbindet Mikroklima-Simulation mit speziell für die Landschaftsarchitektur und Stadtplanung ausgerichtete Auswertungsprozesse. Die Software verdeutlicht die positiven Effekte von Bäumen, Dach- und Fassadenbegrünung auf das Mikro- und Stadtklima. Mithilfe des Tools lassen sich klimatische Hotspots in urbanen Räumen darstellen und optimieren. Entwickelt wurde die Software von Green4cities, Kompetenzzentrum für grüne Infrastruktur im urbanen Raum, in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU). Für Bauherren ließen sich so räumliche und klimatische Folgen baukastenähnlich zusammensetzen, sagte Duthweiler. "In den kommenden Jahren wird es weitere Programme geben, um Kühlungsraten in Städten berechnen zu können. Das wird die Stadt- und Landschaftsplanung künftig beim klimagerechten Bauen unterstützen."
Das Forschungsprojekt "Stadtgrün 2021: Neue Bäume braucht das Land" der Bayrischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) untersuchte 20 zukunftsträchtige Baumarten. In drei bayrischen Städten sollen Langzeitstudien zeigen, ob beispielsweise Zerreiche Quercus cerris oder Silberlinde Tilia tomentosa 'Brabant' mit den neuen Klimabedingungen besser zurechtkommen als etablierte Gehölze. Dabei wurden auch Proben erhoben, ob sich der Einsatz von Mykorrhiza auf die Vitalität der Bäume auswirkt. "Die Nachfrage an klimaresilienten Bäumen wird in den nächsten Jahren steigen, doch noch ist es schwer einige Klimabäume zu vermehren", erläuterte Duthweiler. Es sei nur zu vermuten, welche Schädlinge und Krankheiten unsere Gehölze erwarten, doch eine vielfältige Pflanzenauswahl würde eine unkontrollierte Ausbreitung von Befällen verhindern.
Die mehrteilige Fortbildungsreihe "Klimagerechtes Bauen" organisiert der BDLA Bayern in Kooperation mit dem Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (VGL) Bayern. Der Vortrag "Klimabäume - Sortimente und Erfahrungen" von Prof. Dr. Swantje Duthweiler war die sechste Veranstaltung im Rahmen des Lehrgangs.
www.bdla.de/klimagerechtesbauen
Danilo Ballhorn
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