GaLaBau-Wissen - Junge Landschaft

Blatt- und Nadelsalat – Teil 2

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184. FOLGE: Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema .
Pflanzenbestimmung Ausbildung und Beruf
Foto: Uwe Bienert 2023

Es gibt kaum eine Pflanze, die uns seit frühester Kindheit vertrauter ist als ein Nadelgehölz: Der Tannenbaum zum Fest der Feste, der Weihnachtsbaum. Unser Beruf bringt es aber leider auch mit sich, dass es mit dieser Idylle ein jähes Ende findet.

Spätestens wenn man erfährt, dass die meisten Tannenbäume eigentlich Fichten sind. Schade eigentlich! Zeit, unser Wissen auf dem Gebiet der Koniferenerkennung ein wenig auffrischen.

Systemcheck

Die Koniferen (Zapfenträger) umfassen Taxusgewächse, Ephedra und Ginkgo. Die Bezeichnung „Nadelgehölze“ ist recht volkstümlich gehalten, wissenschaftlich richtig ist der Begriff Gymnospermen (Nacktsamer).

Für die Pflanzenbestimmung sollte bekannt sein, dass uns auch bei den Nadelgehölzen Wurzel, Stamm, Blätter, Blüten und Früchte interessieren müssen. Die Wurzel, mit Ausnahme der Wurzel vom Taxodium (Atemknie – eine aus dem sumpfigen Boden herausragende, innen hohle Durchlüftungseinrichtung des Baumes), spielt für die Bestimmung eine untergeordnete Rolle.

Weitaus interessanter ist hingegen der Stamm, der bei den meisten Nadelbäumen ein lang aufgeschossener „Monolith“ ist und dessen Rinde weit weniger rissig daherkommt als die der Laubgehölze, und die Krone. Auch die Stellung der Äste, Zweige und Zweiglein spielen bei der Pflanzenerkennung eine wichtige Rolle.

Diese Merkmale (wechselständig, gegenständig, quirlig, schraubig) erinnern stark an die Laubgehölze und unterscheiden sich von diesen nur geringfügig. Das Pflanzenteil, welches beim Laubbaum in der Vegetationszeit die wichtigsten Erkennungs- und Unterscheidungsmerkmale aufweist, bringt uns bei der Bestimmung von Nadelgehölzen ebenfalls ans Ziel – die Nadeln.

Auf den ersten Blick sehen die kleinen grünen Dinger alle gleich aus, aber sieht man mal genauer hin, kann man schon einige Differenzen erkennen.

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Pflanzenbestimmung Ausbildung und Beruf
Stellung der Blätter bei Gymnospermen Tabelle: Uwe Bienert
Pflanzenbestimmung Ausbildung und Beruf
Die wichtigsten Nadelformen Tabelle: Uwe Bienert

Genauer hingeschaut

    Die Blätter der Gymnospermen werden in der Botanik als Nadeln und Schuppen bezeichnet. Die Form der Nadeln ist bei allen Nadelgehölzen sehr ähnlich. Wir müssen also näher heran ans Objekt der Begierde, um eventuelle Unterschiede in der Beschaffenheit, dem Querschnitt, der Anheftung am Zweiglein, der Färbung, der Spaltöffnungslinien, der Form der Nadelspitze und des Blattgrundes zu erkennen.

    Nadeln unterteilen sich in ihrer Beschaffenheit in vier Gruppen:

    • Pflanzen mit filigranen, dünnen Nadeln, wie zum Beispiel Metasequoia und Taxus.
    • Pflanzen mit derben Nadeln , wie zum Beispiel Abies und Araucaria.
    • Pflanzen mit lederartigen, geschmeidigen Nadeln, wie zum Beispiel Taxus und Phyllocladus
    • Pflanzen mit steifen bis starren Blätter, wie zum Beispiel Juniperus und Abies

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    Pflanzenbestimmung Ausbildung und Beruf
    Grafik: Uwe Bienert
    Pflanzenbestimmung Ausbildung und Beruf
    Foto/Grafik: Uwe Bienert
    Pflanzenbestimmung Ausbildung und Beruf
    Foto/Grafik: Uwe Bienert
    Pflanzenbestimmung Ausbildung und Beruf
    Grafik: Uwe Bienert

    Wonach sollte man schauen

    In der Mehrzahl der Fälle sitzen die Nadeln auf einem Blattkissen, welches die Aufgabe hat, die Nadel am Zweiglein oder Zweig zu halten. Bei manchen Spezies ist dieses Blattkissen stark geschwollen, wie zum Beispiel bei Piceae-Arten. Das erklärt die Tatsache, dass beim Abreißen der Nadel immer ein kleines "Fähnchen" an der Nadel zurückbleibt.

    Die Nadeln sind sitzend, gestielt, frei oder angewachsen, angedrückt oder abstehend an der Pflanze angeheftet.

    An dieser Stelle sei auch noch auf kuriose Besonderheiten des Nadelwachstums an einigen Gymnospermen hingewiesen, die uns zusätzlich das Leben, in dem Fall die Bestimmung, erschweren. So kann man beispielsweise bei manchen Juniperus-Arten (Juniperus x pfitzeriana) erkennen, dass diese sowohl Nadeln als auch Schuppen an einer Pflanze ausgebildet haben.

    Oder bei einigen Chamaecyparis-Arten und Thuja-Arten erkennt man an der jungen Pflanze Nadeln, die sich im Alter dann in Schuppen umwandeln. Verrückt, nicht? Ich kann nur sagen: Gärtner, seid wachsam! Die Strukturierung des Blattrandes ist nicht so detailliert wie bei den Laubgehölzen. Der ist nämlich immer nur glatt oder mehr oder weniger gezähnt. Super, wenigstens etwas.

    Die Blattspitze

    Bei den Blattspitzen sind jedoch sehr gute Anhaltspunkte für eine Bestimmung zu finden. Die Differenzierung geht von spitz, stumpf, zugespitzt, stachelspitz über abgerundet, gestutzt, ausgerandet bis hin zu eingeschnitten und zweispitzig.

    Der Blattgrund

    Der Blattgrund ist bei allen Koniferen und bei Taxus keilförmig ausgebildet. Dabei kann man erkennen, dass verschiedene Nadeln frei wachsen (Picea, Abies, Pseudotsuga), andere angewachsen sind, wie die der Araucarien. Manche sind deutlich gestielt (Tsuga, Pseudotsuga, Taxus), einige sind an der Basis schildartig verbreitert (Abies) und wieder andere haben am Blattgrund eine Scheide (Pinus).

    Pflanzenbestimmung Ausbildung und Beruf
    Pflanzenbestimmung Ausbildung und Beruf
    Pflanzenbestimmung Ausbildung und Beruf

    Was ist bunt und riecht?

    Viele denken ja bei Nadelgehölzen nur an Grün – immergrün eben. Auch erstaunen uns Nadelgehölze immer wieder mit vielen neuen Züchtungen und damit verbundenen Farbvariationen.

    Nadelgehölze mithilfe des Geruchssinnes zu bestimmen ist nicht nur ein Renner bei "Wetten, dass. . . ?". Nicht bei allen Gattungen und Arten ist das ein Hochgenuss – so viel kann ich versprechen. Während die überwiegende Mehrheit der Nadelgehölze das beliebte "Nadelhölzdüftchen" verbreitet, das man aus manchem Badewasserzusatz sicher zu kennen glaubt, sind einige Vertreter dieser Pflanzengruppe dort eine Ausnahme. Pseudotsuga menziesii verwöhnt uns bei leichtem Reiben an den Blättern (oder besser Nadeln) mit einem milden Orangenduft. Ganz im Gegensatz zu solchen Kandidaten wie dem Juniperus x pfitzeriana, dessen Geruch (das ist auch schon gelogen) ich hier dezent mit aromatisch umschreiben will.

    Über den Ginkgo (Ginkgo biloba) wird immer wieder viel philosophiert. In puncto Geruch steht aber das Urteil ohne Zweifel fest: Man kann eine übelriechende Tendenz erkennen. Sehe ich Zweifel aufkommen? Na, dann riecht mal an den Früchten dieses Baumes – Buttersäure. Klingt harmlos, aber das "Teil" stinkt!

    Jetzt kommt die Lupe ins Spiel

    Geht man nun sehr nah mit einer Lupe oder besser einem Mikroskop an die Nadeln heran, kann man auf der Unterseite die sogenannten Stomatalinien erkennen. Jede Art hat dabei ihr eigenes Muster. Stomatalinien sind in Reihen angeordnete Spaltöffnungen, die sich meist noch farblich von der Blattunterseite abheben. Diese Linien sind ein- oder mehrreihig parallel angeordnet. Und selbst mit einem scharfen Messer kann man am Blattquerschnitt noch die letzten Zweifel bei der Bestimmung beseitigen.

    Hat man das Blattteil einmal unter dem Mikroskop, sollte man gleich noch die Verteilung der Harzkanäle im Blattinneren überprüfen. Diese sind bei jeder Art anders angeordnet und bilden eigentlich somit den Abschluss unserer Bestimmungsrunde.

    Noch ein bisschen Schuppenkunde

    Die ganze Zeit ging es um Nadeln, aber was sind eigentlich die Schuppen und wie sehen diese aus? Schuppen bilden nur wenige Gattungen der Gymnospermen aus. Stellvertretend seien hier die Gattungen Thuja, Chamaecyparis und Juniperus genannt. Diese Schuppen heißen nicht nur so, sondern sehen auch genauso aus. Es sind kleine eng am Zweig oder Zweiglein angeschmiegte Blattkonstruktionen, die man an ihrer Form, ihrer Farbe und der auf ihr befindlichen Öldrüse unterscheiden kann.

    Uwe Bienert

    Pflanzenbestimmung Ausbildung und Beruf
    Pflanzenbestimmung Ausbildung und Beruf

    Quellen:

    • Gütebestimmungen für Gehölze (FLL e. V.) und den Gütebestimmungen für Stauden (FLL e. V.) (Forschungsanstalt Landesentwicklung Landschaftsbau e. V.)
    • Der Gärtner 1 (Martin Degen, Karl Schrader; Ulmer-Verlag),
    • Grundkurs Gehölzbestimmung (Lüder, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim),
    • Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt/Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim),
    • International standard ENA 2010-2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA’s European Plant Names Working Group),
    • DIN 18916 „Vegetationstechnik im Landschaftsbau – Pflanzen und Pflanzarbeiten“,
    • Die Nadelgehölze (Krüssmann, Paul Paray Verlag Berlin/Hamburg 1955),
    • Wikipedia, www.baumkunde.de



    Nächsten Monat lesen Sie: „Ich setze einen Kantenstein“.

     Uwe Bienert
    Autor

    Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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