Gehölze in Gärten und Grünanlagen

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Abb. 1: Wohnturm mit versiegeltem Umfeld; auch nach der Fertigstellung ist kaum Platz für Grünanlagen. Foto: Isolde Hagemann

Wo pflanzen wir Gehölze, wenn die Landschaft mit Wohntürmen oder dicht beieinander stehenden Wohnblöcken, Tiefgaragen, Parkflächen, Feuerwehrzufahrten und Müllplätzen versiegelt ist? Es zeigt sich schon heute, dass sich Wohnungen in derartigen Siedlungen schwer vermieten lassen, denn wer will schon in einem zubetonierten Umfeld wohnen, in dem kaum Raum für Grünflächen ist. Die Schaffung von mehr Wohnraum pro Fläche verspricht zwar eine höhere Rendite. Es wird sich aber zeigen, ob sich dauerhaft ein höherer Gewinn realisieren lässt.

Seit einiger Zeit, glaubt man den Untersuchungen, scheint eine grüne Umgebung in der Nähe des Wohnsitzes gewünscht zu werden. Deshalb wird wohl gegenwärtig das Umland bevorzugt. Doch auch bei der Wahl des Wohnsitzes gibt es Schwankungen, die von verschiedenen Faktoren, beispielsweise der Entwicklung des Ölpreises, günstigen oder auch kurzen Verkehrswegen etc., abhängen. Deshalb wird in Zukunft die Stadt, wenn sie denn entsprechende grüne Areale bietet, bevorzugt werden. Immobilienmakler wissen seit Langem, Immobilien in einer grünen Umgebung lassen sich leichter verkaufen. Sogar Erdgeschosswohnungen mit kleinen Gärtchen sind seit einiger Zeit wieder gefragt. Deshalb werden bei neueren Siedlungen und auch bei Stadtvillen immer öfter derartige Flächen vorgesehen. Auch in größeren Siedlungen mit Geschosswohnungsbau werden solche, die von größeren Grünflächen (Abb. 2) umgeben sind, bevorzugt. Das gilt beispielsweise für Siedlungen aus den 20er- und 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts mit großzügigen Grünflächen. Für die Zukunft dürfen aber keine zu optimistischen Hoffnungen geweckt werden, denn Freiräume werden in Städten immer rarer.

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Abb. 2: In älteren Siedlungen mit großen Abstandsflächen sorgen Bäume verschiedenen Alters für ein angenehmes Klima. Foto: Isolde Hagemann
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Abb. 3: Die Rotbuche zeigt zwar eine tolle Herbstfärbung; sie ist für einen Reihenhausgarten viel zu groß. Foto: Isolde Hagemann
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Abb. 4: Spitz-Ahorn-Bäume sind wegen der frühen Blütezeit für Insekten eine Oase, zudem zieren und beschatten sie mit ihrer ausladenden Krone jede Grünfläche. Foto: Isolde Hagemann
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Abb. 5: Für Innenhöfe gibt es wohl kaum einen schöneren Baum als die Rosskastanie mit ihren wundervollen Blütenständen. Foto: Isolde Hagemann

Kleine Gärten und Grünflächen – Was gibt es zu bedenken?

Hier ist die grüne Zunft gefragt; sie muss Konzepte entwickeln, damit trotz kleinerer Flächen ansprechende Gärten und Anlagen entstehen. Es sollte für die engen Räume sehr genau überlegt und geplant werden – was pflanzen wir denn da? Einfach die üblichen Gehölze möglichst zahlreich zu verwenden, damit wäre eine Chance vertan. Leider ist aber des Öfteren zu beobachten, dass bereits nach wenigen Jahren Bäume und Sträucher aus einer zu dicht bepflanzten neuen Anlage herausgenommen werden müssen, weil alles zugewachsen ist. Kleine Freiräume können aber auch als Herausforderung angesehen werden, und der Versuch, neue Ideen zu realisieren lohnt sich. Dabei sollten folgende Aspekte unbedingt bedacht werden: Wie viele Bäume und Sträucher haben, auch noch Jahre nach der Pflanzung, genügend Raum auf der jeweiligen Fläche. Dabei muss differenziert werden zwischen:

  1. Reihenhausgärten,
  2. Gärten an Ein- und Zweifamilienhäusern,
  3. Vorgärten,
  4. Siedlungen mit Grünflächen,
  5. Innenhöfe.

Pflege der Anlagen

Ein wichtiger Aspekt ist: Wie wird die jeweilige Fläche gepflegt. Selbst auf die Gefahr hin, dass Landschaftsgärtner und Baumpfleger heftig protestieren, sei ein Resümee aus jahrelanger Erfahrung erlaubt: In der Tendenz haben sich die Pflegeleistungen sowohl in den Grünflächen als auch in der Baumpflege im Laufe der letzten Jahre verschlechtert, Ausnahmen gibt es aber glücklicherweise durchaus!

Drei Gründe für schlechte Pflege

  1. Die Leistungen werden zu schlecht bezahlt; meistens werden aber die Preise durch Ausschreibungen bei größeren Anlagen und bei Gärten durch Angebote ermittelt und von den Firmen selbst angegeben. Soll die Konkurrenz ausgeschaltet werden, dann wird die Pflegeleistung zu niedrigen Preisen, die nicht auskömmlich sind, angeboten. Das hat zur Folge, dass die Firmen bei den Leistungen sparen. Auch bei Pflege privater Gärten spielt die Preisgestaltung eine Rolle.
  2. Die Pflegekräfte haben keine angemessene Ausbildung, oftmals handelt es sich nicht um Fachkräfte, statt derer werden nur angelernte Kräfte eingesetzt. Insbesondere am Strauchschnitt lässt sich ablesen, wie qualifiziert die Pflegenden sind.
  3. Die Qualität der Pflege wird oftmals vom Auftraggeber nicht überprüft; durch eine regelmäßige Kontrolle kann sich die Situation deutlich verbessern.

Bäume

So schön Bäume sein mögen, sie entfalten ihre volle Pracht aber erst, wenn sie genügend Raum haben, um sich richtig entwickeln zu können und fachgerecht gepflegt werden. Dazu brauchen sie entsprechende Freiflächen, sie dürfen nicht zu dicht an die Grundstücksgrenze oder Hausfassade gepflanzt werden. Doch woher bekomme ich fachgerechte Empfehlungen, sozusagen unter dem Motto: „Wie viele Bäume verträgt das Grundstück?“. Eigentlich sollte jeder Landschaftsgärtner, aber auch jede Fachkraft in einer Baumschule den Kunden kompetent beraten können. Mit einem Plan vom Grundstück ist die Beratung sicherlich einfacher, denn die richtige Auswahl ist entscheidend. Schließlich werden Bäume für Generationen gepflanzt. Ein groß werdender Baum zu dicht an das Gebäude gepflanzt, verdunkelt mit seiner Krone die Wohnungen; das lässt sich nicht mehr korrigieren. Ein ständiger Rückschnitt führt zur Verstümmelung des Baumes, eine eigentlich wunderbare Krone kann sich nicht entwickeln (Abb. 3).

Wurde ein groß werdender Baum zu dicht an die Grundstücksgrenze gepflanzt, so wird der Nachbar verstimmt sein, wenn der Baum nach Jahren Teile seines Grundstückes beschattet. Dabei sollte eine Nachbarschaft nicht durch derartige Probleme belastet werden.

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Abb. 6: Die Walnuss entwickelt sich schnell zu einem stattlichen Baum; sie liefert bereits in jungen Jahren schmackhafte Nüsse. Foto: Isolde Hagemann
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Abb. 7: Birken eignen sich wegen ihres schlanken Wuchses für kleinere Flächen und begeistern durch ihre tolle Herbstfärbung. Foto: Isolde Hagemann
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Abb. 8: Ebereschen haben eine zierliche Statur; die Vögel schätzen die roten Vogelbeeren. Foto: Isolde Hagemann
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Abb. 9: Eine Hainbuche eignet sich für kleinere Flächen; sie ziert sich im Frühling mit frisch grünem Austrieb. Foto: Isolde Hagemann

Baumarten für große Grundstücke

In älteren Wohnanlagen und auf großen parkähnlichen Privatgrundstücken dürften größer werdende Baumarten (bis 30 m, mitunter 40 m hoch werdend) genügend Platz finden, denn dort sind die Abstandflächen zwischen den Wohnblöcken und um das Wohnhaus herum in der Regel relativ groß, so wie der Spitz-Ahorn (Acer platanoides), der noch vor dem Austrieb der Blätter blüht (siehe Abb. 4) und eine phantastische Herbstfärbung zeigt. Die Rosskastanie, (Aesculus hippocastanum) , ist ein wunderbarer Baum für große Flächen und insbesondere für Innenhöfe (siehe Abb. 5). Auch Stiel-Eiche (Quercus robur) und Trauben-Eiche (Quercus petraea), Winter-Linde (Tilia cordata) und Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) können auf solchen Flächen gepflanzt werden. Die genannten Baumarten sind bei uns einheimisch und entwickeln prächtige Baumkronen. Sie sind bereits nach wenigen Jahren eine Zierde für das jeweilige Grundstück. Aber auch die Pflanzung der Walnuss (Juglans regia) ist eine Option (siehe Abb. 6), sie wächst schnell, bildet eine schöne Krone und liefert zudem schmackhafte Nüsse. Auch in Parkanlagen und auf Friedhöfen können und sollten alle genannten Bäume genügend Platz finden. Vermieden werden sollte die Pflanzung vom Eschen-Ahorn (Acer negundo) und Silber-Ahorn (Acer sacharinum) aber auch vom Götterbaum (Ailanthus altissima). Alle drei Arten sind bei uns nicht einheimisch. Sie waren zunächst – weil sie sehr schnell wachsen und dadurch für einen Baum in kurzer Zeit eine ansehnliche Statur zeigen – sehr beliebt. Inzwischen hat sich jedoch gezeigt, dass ihr Holz weich ist. Damit verbunden ist die Gefahr, dass Äste aus der Krone herausbrechen. Außerdem neigen der Eschen-Ahorn und Götterbaum zum Verwildern; sie gelten inzwischen als invasiv.

Baumarten für kleinere Grundstücke

Für neuere Wohnanlagen mit enger Bebauung sind nur mittelhohe Bäume (bis 20 m hoch werdend) zu empfehlen, wie beispielsweise der Feld-Ahorn (Acer campestre), die Hänge-Birke (Betula pendula), ist mit ihrer eleganten Statur für Flächen zwischen Siedlungsgebäuden (siehe Abb. 7) und mit schöner Herbstfärbung ein idealer Baum, aber auch Hopfen-Buche (Ostrya carpinifolia), Vogel-Kirsche (Prunus avium), Schwedische Mehlbeere (Sorbus intermedia). Vor allem die Eberesche, auch Vogelbeere genannt, (Sorbus aucuparia) ist mit ihrem zierlichem Wuchs ein schönes Gehölz. Zudem wird sie bei Vögeln wegen der leuchtend roten Früchte sehr geschätzt (siehe Abb. 8).

Baumarten für kleine Grundstücke

Auf kleinen Grundstücken sollten nur klein bleibende Baumarten (bis maximal 12 m hoch werdend) gepflanzt werden, beispielsweise die Scharlach-Roßkastanie (Aesculus x carnea), Hainbuche (Carpinus betulus) mit zartgrünem Austrieb (siehe Abb. 9), Blumen-Esche (Fraxinus ornus), Blasenbaum (Koelreuteria paniculata), Weißer Maulbeerbaum (Morus alba). Neben den hier genannten Arten gibt es in den Baumschulen mehrere Sorten, die kleiner und/oder schlanker bleiben als die Stammart. Doch Vorsicht! Manche Sorten halten nicht das, was versprochen wird. Das beste Beispiel dafür ist die Pyramiden-Hainbuche (Carpinus betulus ‚Fastigiata‘), sie wurde als schlanker Baum beschrieben, bildet aber eine breite Krone, die zudem sehr dicht ist. Soll etwas Licht in die Krone gebracht werden, so muss öfter ausgelichtet werden. Viel schöner ist der Habitus der Stammart, der sich zwar durch etwas ausladende Zweige auszeichnet, dafür aber einen lichteren Kronenraum hat. Zudem ist ihr Erscheinungsbild viel eleganter.

Obstbäume passend für jede Grundstücksgröße und jeden Geschmack

Eine wunderbare Alternative zu den genannten Laubbäumen sind die Obstbäume. Sie sind in Baumschulen in verschiedensten Größen und Sorten zu haben. Obstbäume bieten in den verschiedenen Jahreszeiten immer neue Aspekte. Im Frühjahr bezaubern sie durch reichen Blütenflor, wie hier bei der Vogelkirsche (Prunus avium), im Sommer wachsen die Früchte heran, die bei der Vogelkirsche bereits im Juli große Scharen von Vögeln anlocken (siehe Abb. 10). Die meisten Prunus-Arten werden in verschiedenen Kultursorten angeboten – wie Edelkirsche, Pflaume, Pfirsich, Aprikose. Die Früchte der Kultursorten von Apfel (Malus), Birne (Pyrus), reifen zu einem späteren Zeitpunkt und können im Herbst geerntet werden.

Die Zeit der Fruchtreife ist natürlich besonders schön. Allerdings ist heutzutage eine reiche Ernte oftmals ein Problem. Wenn die Früchte zu zahlreich sind, könnten die Nachbarn zu einem kleinen „Erntefest“ eingeladen werden.

Aber auch vor der Pflanzung von Obstbäumen sind Überlegungen zur Auswahl von großer Bedeutung, denn es gibt sie in verschiedenen Größen und unterschiedlicher Wüchsigkeit, wofür die Unterlagen die entscheidende Rolle spielen. Es gilt auszuwählen zwischen:

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Abb. 10: Die Vogelkirsche mit weißen Blüten im Frühling und kleinen Kirschen, bei Vögeln hochgeschätzt. Foto: Isolde Hagemann
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Abb. 11: Reihenhausgärten, seitlich begrenzt mit Ligusterhecken werden Individuell gestaltet – mit Sträuchern, Stauden und einem Obstbaum. Foto: Isolde Hagemann
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Abb. 12: Mietergärten hinter großen Wohnblocks werden noch heute gemäß des altem Konzepts mit Gemüse, Obst und Blumen liebevoll betreut. Foto: Isolde Hagemann
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Abb. 13: Gemüse, Obst und Blumen stehen stark in der Gunst von Mietern. Foto: Isolde Hagemann
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Abb. 14: In schmalen Vorgartenstreifen wachsen zierlich bleibende Birken. Foto: Isolde Hagemann

Spalierobst, Spindelbaum, Buschbaumstamm, Halb- oder Hochstamm. Wenn keine Früchte gewünscht werden, dann gibt es Alternativen; unter den Äpfeln sind es beispielsweise Sorten des Wildapfels, wie Malus ‚Evereste‘ und Malus ‚Red Sentinel‘. Diese Sorten werden maximal 8 m hoch, zeigen einen zierlichen Wuchs, haben wunderschöne kleine Äpfelchen und eignen sich sogar für Vorgärten. Zudem haben sie schöne Apfelblüten, gesundes Laub und sind nicht schorfanfällig. Eine wichtige Eigenschaft sei noch erwähnt: Besonders die Sorte ‚Evereste‘ ist ein guter Pollenspender. Obstbäume haben in unseren Breiten eine sehr lange, gute Tradition, sie wurden und werden in Obstplantagen, Streuobstwiesen, als Straßenbäume und in Gärten gepflanzt. Seit einiger Zeit ist Obst, das im eigenen Garten oder im Umland angebaut und geerntet wird, in seiner Beliebtheit auch wieder gestiegen.

Manches muss nicht neu erfunden werden

In den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts entstanden in Frankfurt am Main Wohngebiete mit Reihenhäusern und Wohnblöcken, beispielsweise die Römerstadt in Heddernheim, aber auch Siedlungen in Niederrad oder in Bornheim. Sie wurden konzipiert von dem Architekten Ernst May in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekten Leberecht Migge im Stil der neuen Sachlichkeit. Weitere Siedlungen entstanden in Berlin von Bruno Taut mit weiteren Architekten. Auch hierfür erstellte Migge Konzepte für die Gestaltung der Grünflächen, unter anderem in der Berliner Hufeisensiedlung in Britz, übrigens seit 2008 in der Liste des UNESCO-Welterbes, und in der Waldsiedlung Onkel-Toms-Hütte in Berlin-Zehlendorf, erbaut zwischen 1926 und 1932, die bereits 1995 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Dabei ging es Migge um eine sozial engagierte Gartenkultur. Er publizierte seine Ideen in verschiedenen Büchern, so beispielsweise in „Garten-kultur des 20. Jahrhunderts“. Diese Siedlungen sind mit ihrer Klarheit und Einfachheit in der Gestaltung vom „Neuen Bauen“ im Bauhausstil geprägt. Die Grünflächen zwischen den Wohnblöcken, die Reihenhausgärten, der Erhalt alter Bäume dokumentieren, dass die Nähe zur Natur in den Konzepten verankert wurde. Die zu den Reihenhäusern gehörigen Gärten, die durch Ligusterhecken zwischen den Nachbarn begrenzt werden, waren als Nutzgärten konzipiert. Sie dienten dem Anbau von Gemüse, Obststräuchern, Blumen und enthielten jeweils einen Obstbaum (siehe Abb. 11).

Zu den Wohnungen in den Wohnblöcken gehörten direkt hinter den Gebäuden kleine Gärten, fast wie Schrebergärten, auch diese hatten und haben oftmals einen Obstbaum. Die Mieter können auch hier Gemüse, Blumen und Obststräucher anbauen (siehe Abb. 12). Die Gärtchen werden, zumindest zum großen Teil, noch heute nach dem ursprünglichen Konzept gepflegt. Eine Zeitlang wurden vor allem Zierpflanzen kultiviert (siehe Abb. 13), aber die Tendenz hat sich geändert, inzwischen stehen Nutzpflanzen wieder stärker in der Gunst der Mieter. Offenbar ist es angesichts der Diskussion über den Einsatz von Herbiziden und Insektiziden für etliche Mieter schön, in eine selbst gezogene Möhre zu beißen und Küchenkräuter aus dem eigenen Gärtchen zu verwenden, denn da weiß man, was man isst. Mitunter wurden die Obstbäume entfernt, inzwischen aber oftmals auch wieder neue gepflanzt.

Die schmalen Vorgärten sind mit klein bleibenden Bäumen bepflanzt, beispielsweise mit Birken, die sich mit ihren lichten Kronen für diese Standorte gut eignen (siehe Abb. 14).

Inzwischen wird in Mustergärten innerhalb der Reihenhaussiedlung das ursprüngliche Gartenkonzept mit der entsprechenden Bepflanzung vorgestellt. Obstbäume müssen, sollen sie sich gut entwickeln und Erträge bringen, geschnitten werden. Bei einem Obstbaumseminar in einer Reihenhaussiedlung werden den Mietern die Grundlagen des korrekten Baumschnittes vermittelt. Diese Praxisstunde wurde dankbar angenommen (Abb. 15). Da Obstbäume nicht in den Himmel wachsen, sind sie, hat man mal die Regeln verstanden, auch für den Laien gut zu schneiden.

Gartenstädte haben eine lange Tradition; das wird ausführlich am Beispiel Hellerau durchaus kritisch beleuchtet. Dabei wird herausgestellt, dass „je idealistischer der Impetus bei der Gründung einer Gartenstadt war, desto größer die Wahrscheinlichkeit des Umschlags in totalitäre Ideologien“ sei. (Wiens, B. 2014)

Im Falle der Römerstadt und weiterer Siedlungen aus den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts in Frankfurt am Main, der Britzer Hufeisensiedlung, der Onkel-Thom-Siedlung in Berlin sind totalitäre Ideologien nicht zu erkennen. Zurzeit sind die Häuser und Wohnungen in diesen Siedlungen sehr gefragt, das zeigen lange Wartelisten. Der Verkauf einzelner Reihenhäuser beispielsweise in Frankfurt Niederrad hat sich – soweit erkennbar – bisher nicht negativ auf die Wohnqualität in der Siedlung ausgewirkt. Dort wohnen Mieter und Eigentümer direkt nebeneinander, besser gesagt Haus an Haus. Die Anzahl der Eigentümer wird sich im Laufe der Jahre erhöhen, weil jedes freiwerdende Reihenhaus zum Verkauf angeboten wird. Immer öfter werden beim Neubau von Stadtvillen oder in neuen Siedlungen für die Erdgeschosswohnungen kleine Gärten vorgesehen. Diese sind in ihren Abmessungen nicht mehr lange „Schläuche“, wie sie sich zwangsläufig bei Reihenhäusern ergeben, sondern günstiger, meistens annähernd quadratisch, geschnitten.

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Abb. 15: Fachgerechter Obstbaumschnitt wird Reihenhausmietern erklärt. Foto: Isolde Hagemann
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Abb. 16: Die Haselnuss wird für kleine Gärten viel zu groß. Foto: Isolde Hagemann
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Abb. 17: Die Korkenzieher-Hasel, kommt mit weniger Platz aus. Foto: Isolde Hagemann
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Abb. 18: Eine Kolkwitzie begeistert mit üppiger Blütenpracht braucht aber etwas Platz. Foto: Isolde Hagemann
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Abb. 19: Eine Weigelie ist für kleine Gärten besser geeignet. Foto: Isolde Hagemann

Oftmals sind diese Gärten so angelegt, dass sie einen Innenbereich, der als Spielplatz und/oder als Grünfläche für alle
Mieter der Siedlung gestaltet wurde, umgeben. Hier erleben die alten Konzepte gewissermaßen eine Renaissance. Die starke Nachfrage nach diesen Wohnungen unterstreicht die Tendenz, dass Menschen gern in einer grünen Umgebung leben wollen und auch ein kleines Gärtchen pflegen möchten. Manchmal entschließen sich Wohnungsunternehmen, den Erdgeschossmietern von Wohnblöcken mit ein paar Stufen vom Wohnzimmer aus einen Zugang zum eigenen kleinen Garten zu ermöglichen. Das hat, wie in einem Pilotprojekt gezeigt werden konnte, mehrere Vorteile:

  1. Erdgeschosswohnungen mit Garten sind für etliche Mieter attraktiv,
  2. Mieter haben über den niedrigen Zaun Kontakte zum Nachbarn,
  3. sie dürfen pflanzen und ernten, was ihnen gefällt,
  4. es werden Pflanzen und Sämereien ausgetauscht,
  5. da die Gartenfläche vom Mieter der Erdgeschosswohnung gepflegt wird, fällt sie aus der allgemeinen Grünflächenpflege heraus, wodurch die Betriebskosten für die Gemeinschaft sinken.

Obststräucher

Sträucher finden selbst in kleinen Gärten einen Platz. Da aber nur wenige Exemplare gepflanzt werden können, ist auch hier die richtige Auswahl von entscheidender Bedeutung. Beliebt sind Obststräucher wie Brombeere, Himbeere, Stachelbeere, Johannisbeere. Diese sind leicht zu pflegen und für Kinder ist die Ernte der Früchte ein „Kinderspiel“. Der Schnitt von Beerensträuchern ist im Gegensatz zum Baumschnitt relativ einfach, weil das Ausmaß der Sträucher überschaubar ist und Anleitungen leicht umgesetzt werden können. Für die Auswahl sind vor allem die Früchte (Reifezeit, Geschmack, Größe) der verschiedenen Sorten bedeutsam. Bei der Brombeere sind beispielsweise die stachellosen Sorten beliebt.

Ziersträucher

Die Zahl der Sträucher, die sich für Gärten eignen ist groß; ein Blick in die Sortimentskataloge der Baumschulen bestätigt diese Aussage. Diese alle aufzuzählen, ist müßig, dennoch sollten drei Beispiele angeführt werden. Auch bei Ziersträuchern müssen Pflanze und Platzverhältnisse im Garten aufeinander abgestimmt sein, so die bei uns einheimische Haselnuss (Corylus avellana), ein wunderbarer Strauch, der aber im Alter sehr groß werden kann, (siehe Abb. 16). Von dieser Art gibt es eine klein bleibende „Schwester“ die Sorte Korkenzieher-Hasel (Corylus avellana ‚Contorta‘), (siehe Abb. 17). Wunderbar blühende Ziersträucher aus der Familie der Geißblattgewächse sind Kolkwitzie (Kolkwitzia amabilis), auch Perlmuttstrauch genannt und die Weigelie (Weigela florida), (siehe Abb. 19). Besonders die Weigelie eignet sich für kleinere Gärten, die Kolkwitzie kann bis zwei Meter hoch werden. Beide Ziersträucher stammen aus Ostasien, sind anspruchslos und gedeihen unter unseren Klimabedingungen prächtig. Für Insekten sind sie gute Pollenlieferanten.

Fazit

Neubauten haben immer kleinere Grünflächen, sowohl im Geschosswohnungsbau als auch bei Privathäusern. Für Gartenplaner ist es eine besondere Herausforderung, solche Flächen angemessen zu gestalten und die geeigneten Gehölze auszuwählen. Schließlich sollen sie auch nach vielen Jahren immer noch „am richtigen Fleck“ stehen. Oftmals müssen nach wenigen Jahren Bäume herausgenommen werden, weil sie die Häuser verschatten oder weit über die Grundstücksgrenze ragen, was aber aufgrund der jeweils geltenden Baumschutzsatzungen nicht ohne weiteres möglich ist. Eine Alternative für zu groß werdende Laubbäume sind Obstgehölze, die es in verschiedenen Größen gibt. Hier kann für jeden Garten die geeignete Größe gefunden werden. Für die Gestaltung kleiner Gärten in Gartenstädten gibt es Vorbilder, so beispielsweise die Konzepte von Migge, der Wohnungs- aber auch Reihenhaussiedlungen und Hausgärten für die Bewohner gestaltete
und ihnen so die Beschäftigung mit Nutzund Zierpflanzen im eigenen Gärtchen ermöglichte. Dieser Ansatz stößt bei Menschen, die sich ein eigenes kleines Paradies am Haus wünschen und zu schätzen wissen, wieder auf große Resonanz. Deshalb werden in Stadtvillen oder Neubauarealen grüne Innenhöfe mit Spielplätzen geplant und für die umliegenden Erdgeschosswohnungen des Öfteren kleine Gärten vorgesehen. Für Familien, insbesondere mit kleineren Kindern, können diese Oasen eine willkommene Abwechslung bieten. Da ein Garten mit seinen Pflanzen und zahlreichen Tieren, vor allem Vögeln und Insekten Nahrung und Unterschlupf bietet, finden Kinder hier ein spezielles Feld für eigene Naturbeobachtungen.

Literatur

Migge, L. 1981: Gartenkultur des 20. Jahrhunderts. Hrsg. Fachbereich Stadt- und Landschaftsplanung der
Gesamthochschule Kassel.

Wiens, B. 2014: Rhythmus und Gleichschritt – Gute und schlechte Zeiten für Gartenstädte. Das Beispiel
Hellerau, Teil 1. Stadt+Grün, Patzer Verlag, Heft 9, S.40–44.

Wiens, B. 2014: Über die Zukunftsfähigkeit auslaufender Modelle – Gute und schlechte Zeiten für Gartenstädte – Hellerau, Teil 2. Stadt+Grün, Patzer Verlag, Heft 10, S. 51–54.

Dr. Isolde Hagemann
Autorin

Biologin, Lektorin an der Universität Salzburg

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