Halbjähriges GaLaBau-Praktikum in New York City
Arbeiten auf den Dächern der Stadt, die niemals schläft
Arbeiten auf den Dächern der Stadt, die niemals schläft
Die Idee, für einen begrenzten Zeitraum in den USA zu leben und zu arbeiten bestand schon länger. Nach absolvierter Ausbildung und Erfahrungen als Geselle in der Schweiz bot sich von März bis August 2023 die Möglichkeit dazu. Als Partner für die organisatorischen Hürden bot sich die Schorlehmer Stiftung des Deutschen Bauerverbandes mit ihrer Partnerorganisation CAEP (Communicating for Agriculture Education Program) an. Durch die freundliche Hilfe von Herrn Professor Thieme-Hack sowie Herrn Breulmann kam eine Vereinbarung über ein Praktikum bei der Firma Town and Gardens Ltd. in Queens, New York City zustande.
Bürokratische Hürden fürs US-Praktikum
Aufgrund der besonderen Wohnungssituation in und um New York war kein Zimmer seitens des Gastbetriebs gestellt worden. Schlussendlich fand sich ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft über ein Internetportal in einem klassischen Reihenhaus in Bedfort-Stuyvesant, Brooklyn. Die Beantragung von Sozialversicherungsnummer und Bankkonto, welche für eine Anstellung benötigt wurden, sind schon eine besondere Herausforderung, wenn man kein US-Bürger ist. Der Arbeitsweg mit der New Yorker Subway, anschließend mit morgendlichem Blick auf Manhattan und seine niemals endenden Wolkenkratzer, wurde nie wirklich zu einer alltäglichen Erfahrung.
Nahe der Queensboro Bridge nach Manhattan gelegen, beschäftigt die 1995 gegründete Town and Gardens Ltd. in der Hauptsaison etwa 50–60 Mitarbeiter. Geschäftsbereiche sind Design (Planung), Installation (Bau), Maintenance (Pflege) und Irrigation (Bewässerung). 20 Mitarbeiter im Büro setzen sich aus Landschaftsarchitekten, Kaufleuten, Geschäftsführung und Account Managern zusammen. Die Mitarbeiter auf den Baustellen sind in bekannter Form in Vorarbeiter, Landschaftsgärtner und Helfer eingeteilt, wobei der Großteil der Trupps im Teilbereich Pflege arbeitet. Da die meisten Mitarbeiter als Quereinsteiger in den Beruf gekommen sind, finden außerhalb der Hauptsaison (Mai–November) betriebseigene Fortbildungen statt. Dazu werden meist an zwei Tagen in der Woche, 1–1,5 Stunden während der Arbeitszeit angeboten. Inhalte sind Themen wie Bewässerungstechnik, Düngerverwendung, Vorstellung neuer Produkte, Infos zur richtigen Pflege von Hecken und vieles mehr. Durchgeführt werden diese von Teilen der Geschäftsführung, den Account Managern aber auch Vorabeitern und anderen Crewmitgliedern.
NL-Stellenmarkt
Pflege- und Pflanzaufträge für "Residentials"
Der Großteil der Pflege- und Pflanzaufträge bilden sogenannte "Residentials". Dies sind große, genossenschaftliche Wohnhäuser, aufgrund der exklusiven Lage auf Manhattan meist im hochpreisigen Segment, mit mehreren Einheiten und Mitarbeitern für Wäscheservice, Sicherheit, einfache Reparaturen etc., die dauerhaft bei der Gebäudeverwaltung angestellt sind. In der Regel wählen die Wohnungseigentümer ein "Board of Members", welches über die Vermietung, bauliche Veränderungen/Renovierungen aber auch über die Gestaltung der oft knapp bemessenen Dachterrassen und Pflanzflächen entscheidet. Verträge über Pflege und saisonale Bepflanzungen sind häufig über einen sehr langen Zeitraum konzipiert, teilweise bis zu 15 Jahren. Gepflegt wirrd entweder wöchentlich, alle zwei Wochen oder einmal im Monat. Im Regelfall werden die Pflanzbeete viermal im Jahr bepflanzt. Eine Frühlings-, ein Sommer-, ein Herbst- und eine Weihnachtspflanzung. Teilweise gab es auch spezielle Dekoration zusätzlich, beispielsweise zu Thanksgiving oder anderen Feiertagen. Die Account Manager sind hierbei Pflanzplaner, Bauleiter sowie persönliche Rundum-Kundenbetreuer.
Der Teilbereich Bau/Installation besteht bei Towns and Garden aus der Installation von Pflanzbehältern, dem Verlegen von Belägen sowie diversen Arbeiten mit Holz, hautsächlich auf Dachterrassen.
Die Logistik im dicht bebauten und eng getakteten Manhattan bildet die größte Herausforderung. Pflanzen, Substrate, Pflanzbehälter sowie alle anderen Materialien werden meist zum Betrieb geliefert und dort den Baustellen zugeordnet. Zu Arbeitsbeginn wird alles für den Tag benötigte auf die typischen Pickups mit Kastenaufbau oder auf einen von zwei Lkws geladen. An der Baustelle angekommen, wird das Material auf Handwagen verladen und via Aufzug zur Dachterrasse gebracht. Dies ist sehr zeitaufwendig, aber Kräne sind nicht nur zu teuer, es dauert in der Regel viel zu lange, eine Genehmigung zum Sperren eines Aufstellbereiches auf den vielbefahrenen Straßen zu bekommen. Teilweise waren die Dachterrassen schlicht zu weit oben auf den Wolkenkratzern. Am Ende wurde aber die ganze Schlepperei mit atemberaubenden Blicken auf die New Yorker Skyline und den Central Park belohnt.
Bei den Pflanzkübeln auf den Dachterrassen mit hochwertiger Bepflanzung ist eine Bewässerung unerlässlich. Da sich die Kundschaft aus teils hoher Prominenz aus Wirtschaft, Film und Sport zusammensetzt und sich nur für wenige Tage im Jahr in ihrer Wohnung in Manhattan befindet, müssen Funktion, Pflanzung und jedwede Komponenten ständig überprüft werden.
Pflege-Highlight Greenacre Park
Neben diesen exklusiven Aufträgen im Privatsektor hat Towns and Garden auch einige prominente öffentliche Projekte im Auftrag. Dazu zählen der Campus der Columbia State University im Norden Manhattans oder das Metropolitan Art Museum an der 5th Avenue. Ein großes Highlight ist der Greenacre Park an der 217 East 51st Street. Der 1971 gebaute, private Park, eingebettet in einer Nische zwischen klassischen Stadthäusern unweit des UN-Hauptquartiers sowie des Chrysler Buildings wurde von Abby Rockefeller Mauzé, der Enkelin von John D. Rockefeller, gestiftet. Er ist während den Öffnungszeiten der Öffentlichkeit unentgeltlich zugänglich. Ein ruhiger, ästhetisch gestalteter Grünraum im hektischen Stadtgeschehen.
Die Zeit in New York war eine unfassbare Bereicherung – fachlich, kulturell, persönlich. Die New Yorker haben sich in dieser kurzen Zeit als ausgesprochen offene, pragmatische und anpassungsfähige Menschen gezeigt.
Diese, teils auf den zweiten Blick doch sehr grüne Stadt bietet so viel zu entdecken, ist faszinierend und macht ehrfürchtig angesichts ihrer Geschichtsträchtigkeit. Vom höchsten Gebäude der USA, dem One World Trade Center oder, wie ihn viele der Mitarbeiter nannten, "Freedom Tower" mit 1776 Fuß Höhe im Süden bis zum Botanischen Garten in der Bronx im Norden ist die Vielfalt unbegrenzt. New York ist wahrlich die Stadt, die niemals schläft und in der jeder Arbeitstag ein Erlebnis ist.
Ferdinand Schwehr
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