Der Kommentar

Keine Angst vor KI

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Das Jahr 2023 war im Bereich Technik dominiert von einem Thema: Künstliche Intelligenz, kurz KI. Ein richtiger KI-Hype ist durch die Welt gezogen. Keine Tagung, kein Magazin, das nicht etwas dazu gesagt hat. So haben die Osnabrücker Baubetriebstage im Februar 2024 doch einiges zur Einordnung beigetragen.

Was ist KI? Das ist unter den Fachleuten gar nicht so klar. Für die einen geht es um menschliches Verhalten, das untersucht, nachgeahmt, unterstützt, gestärkt oder imitiert wird. Die Maschinen sollen also "Mensch werden", wie wir es aus Science-Fiction wie "Terminator" oder "Matrix" kennen. Für andere geht es darum, dass Maschinen in Umgebungen zielgerichtet agieren, welche nicht vollständig kontrollierbar, dynamisch und vorab ungenau bekannt sind. Das kennen wir aus dem Auto. Es richtet ziemlich komplex das Fernlicht aus und bremst für uns, auch wenn es nur Brennnesseln sind.

Was kann KI? Wenn wir die Entwickler hören, die begeistert vom detailgetreuen Spiegelbild in der Sonnenbrille schwärmen, erscheinen die Möglichkeiten unbegrenzt. Die Begeisterung ist so groß, dass schon jetzt nach engen gesetzlichen Regeln gerufen wird, weil Gefahren für die Gesellschaft bestehen, indem mit dieser Technologie versucht wird, Wahlen zu beeinflussen oder sie für Propaganda zu nutzen. Klingt ein wenig wie das Klagen der Kirchen, als der Buchdruck erfunden wurde. Denn auch ganz ohne KI gab es schon immer Propaganda, tendenziöse Berichterstattung, aber auch sorgfältig aufbereitete Informationen. Das Spiegelbild in der Brille ist tatsächlich beeindruckend, aber bei genauem Hinschauen eben doch falsch, weil so sauber keine Brille ist. Zudem schwebt die Person haltlos über dem Boden. Die Texte aus ChatGPT sind blutleere, aalglatte Sprachgebilde und vielfach erfunden.

Wird uns KI ersetzen? Ganz sicher wird auch diese Technik Arbeitskräfte ersetzen. Das ist sogar einer der Haupttreiber. Das ist aber auch seit der Erfindung der Dampfmaschine so. Werden wir eine Gesellschaft von Arbeitslosen sein? Nein. Arbeitslosigkeit wurde auch zur Verbreitung des Personal Computers Ende der 1980er Jahre vorhergesagt. Tatsächlich herrscht heute, trotz vielfältiger Krisen, Arbeitskräftemangel bei nie dagewesenem Wohlstand.

Was leistet KI für den Bau? Da wird es aus mehreren Gründen ganz übersichtlich. Es ist verdammt komplex für Maschinen beispielsweise eine Schalung zu stellen, eine Toilettenspülung einzubauen oder Bordsteine auf einem matschigen Baufeld zu setzen. Der Ort der Leistungserbringung ist immer wieder neu. Die Skalierungseffekte, also eine mögliche Zahl der Nutzung, ist nicht so hoch wie bei Produkten für Konsumenten. Nicht zuletzt sind viele Dinge zudem noch nicht wirtschaftlich. Der Mörtel für den Druck von Häusern ist um ein Vielfaches teurer als herkömmlicher Mörtel. Auch Roboter, die schon menschlich wirken, sind allesamt noch Prototypen, denen das Treppensteigen schwerfällt oder die sündhaft teuer sind. Zudem können Sie in der Praxis kaum mehr als Fotos der Baustelle zu machen. Das kann auch ein Bauhelfer mit Fotoapparat, der zur Baustelle geschickt wird.

Nicht zuletzt sind die Maschinen zurzeit einfach nicht sorgfältig genug. Zwar können sie Texte scannen und vergleichen, übersehen aber das Wesentliche. Wenn Wässern zur Nebenleistung wird, ist das einfach schwach. Leider geht auch manchen Menschen die Sorgfalt bei der Arbeit verloren. Alle anderen brauchen KI nicht zu fürchten.

Ihr Martin Thieme-Hack

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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