Klimaveränderungen und die Folgen für das Stadtgrün

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Die weitsichtige Gestaltung und nachhaltige Unterhaltung des Stadtgrüns, insbesondere als Straßenbegleitgrün, war für die beteiligten Akteure schon immer eine große Herausforderung. Während zu Beginn der grünen Stadtentwicklung ab dem 16. Jahrhundert wenige Waldbaumarten in unversiegelten Standorten ohne größere Belastungen mit gärtnerisch leistbarer Pflege erfolgreich verwendet werden konnten (Kühn, 1961; Meyer, 1982; Balder u. a., 1997), stellen sich heute mit der schrittweisen Verdichtung und Versiegelung der Baumstandorte, der Motorisierung der Städte, der Technisierung der Infrastrukturen und der Klimaentwicklung die Wuchssituationen für urbane Pflanzen völlig anders dar (Balder, 1998; Roloff, 2013; Andres u. a., 2020).
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Abb. 1: Förderung von wärmeliebenden Spinnmilben an Linde als Folge der Versiegelung und Verdichtung von urbanen Baumstandorten. Fotos: Hartmut Balder
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Abb. 2: Flächenkonkurrenz von technischer Infrastruktur und Baumstandorten als charakteristische Altlast.
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Abb. 3: Mehrjährige Erprobung neuer Bepflanzungskonzepte mit strukturstabilen Substraten und Klimabäumen (Carpinus betulus).
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Abb. 4: Erprobung von angepassten Straßenquerschnitten mit Muldenbepflanzungen in der Schwammstadt.

Für die Stadt der Zukunft ergeben sich daraus bei den aktuellen Klimaprognosen zahlreiche Fragen zur effizienten Pflanzenverwendung, um auch unter veränderten Wuchsbedingungen eine Stadtbegrünung im Sinne einer lebenswerten, bezahlbaren Stadt erfolgreich weiterentwickeln zu können (Augustin u. a., 2018; Balder u. a., 2024). Gestalterische Vorstellungen müssen in unterschiedlichsten Standortsituationen daher durch ein angepasstes Pflanzensortiment, urbane Vegetationstechnologien, Pflegeprogramme, ökologische und ökonomische Vorhersagen sowie Ansprüche an die Verkehrssicherheit der öffentlichen Räume neu gedacht werden, nur so lassen sich die zahlreichen Funktionen des Stadtgrüns unter den verschärften Klimabedingungen künftig erreichen (BBSR, 2023). Nur bei Beachtung der neuesten Erkenntnisse von Wissenschaft und Technik können sowohl die ästhetischen als auch die klimatisierenden Effekte des Straßenbegleitgrüns in einer modernen Stadt sicher erzielt werden. Die aktuellen Diskussionen allein um Folgen von Trockenheit und Starkregen greifen daher viel zu kurz. Ziel muss mehr Qualität und weniger Quantität in der zu verdichtenden Stadt sein.

Einleitung

Klimatische Faktoren wie Feuchtigkeit, Strahlung, Temperatur und Wind beeinflussen seit jeher individuell das Wachstum der Gehölze an den Standorten, was in der Stadtplanung und Pflanzenverwendung zentrale Beachtung finden muss. Diese Klimafaktoren beeinflussen gleichzeitig die Aktivität von Schädlingen und Nützlingen als Baum bewohnende Organismen, charakterisieren kleinräumig den Standort und sind somit begrenzender Faktor für die vitale und gesunde Pflanzenverwendung. Bei Nichtbeachtung resultieren hieraus direkte und indirekte Pflanzenschäden (Abb. 1).

Diese Faktoren haben aber mit der Frage der erforderlichen Anpassung an die Stadtverdichtung, den unmittelbaren Klimafolgenschäden und den zunehmenden manuellen Baumschäden eine neue Dimension bekommen. Daher sind grundlegende interdisziplinäre Planungsverfahren und nachhaltige Grünkonzepte mit einem Lebenszyklusansatz gefragt, um die Bewirtschaftung der urbanen Lebensräume in einer hohen Aufenthaltsqualität zu sichern. Altlasten im Sinne von wachstumsbegrenzenden Faktoren der zu begrünenden Standorte müssen daher konsequent erkannt und mit Weitsicht aufgearbeitet werden, bevor eine Baumpflanzung erfolgreich realisiert werden kann (Abb. 2). Förderprogramme dürfen sich daher nicht an Baumzahlen allein messen, sondern sie sind bei Berücksichtigung von optimierten Vegetationskonzepten langfristig anzulegen und stellen eine Mehrgenerationen Aufgabe dar.

Ebenfalls muss die Stadtentwicklung auf den demografischen Wandel und auf den Trend reagieren, dass immer mehr Menschen als Folge veränderter Lebensformen und -erwartungen in die Städte ziehen. Nicht zielführend sind daher in Hinblick auf gesamtstädtische Fehlentwicklungen hohe Belastungen des Straßenbegleitgrüns, verkürzte Lebenserwartungen der Pflanzen, unästhetische Stadtbilder, Schäden an den technischen Infrastrukturen, Beeinträchtigungen für die Bürger sowie explodierende Unterhaltungskosten insbesondere der Baumbestände. Eine zukunftsgerichtete Stadtentwicklung muss all diese Veränderungen der Stadt, der Gesellschaft, rechtliche Vorgaben sowie den technischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnisprozess in allen beteiligten Disziplinen zum Anlass nehmen, Optimierungspotenziale zu erkennen und nachhaltige Anpassungen zielgerichtet vorzunehmen. Die Schlussfolgerungen werden nachfolgend dargestellt.

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Abb. 5: Fachgerechte Kroneneinkürzungen (2004) und Baumpflege zur Stabilisierung von Wasserhaushalt, Baumgesundheit und Ästhetik. (Zustande 2024 nach 4-maligem Schnitt).
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Abb. 6a/b: Modernes Bepflanzungskonzept in einem Berliner Wohnquartier mit strukturstabilen Substraten (Pflanzgraben), versickerungsfreundlichen Belägen und Klimabäumen.
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Abb. 6a/b: Modernes Bepflanzungskonzept in einem Berliner Wohnquartier mit strukturstabilen Substraten (Pflanzgraben), versickerungsfreundlichen Belägen und Klimabäumen.
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Abb. 7a/b: Multifunktionale Bepflanzungen von Regenwasseranlagen in breiten Straßenquerschnitten.
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Abb. 7a/b: Multifunktionale Bepflanzungen von Regenwasseranlagen in breiten Straßenquerschnitten.

1. Stadtplanung der Zukunft – Ertragsdenken unter veränderten Klimabedingungen

  • Weitere vitale Durchgrünung der Städte durch Neupflanzungen zur Kühlung der Städte
  • Steigerung der Schattierungs- und Transpirationsleistung der Gehölze durch Schaffung und Sicherung der Wuchsbedingungen für die langjährige Standzeit der Bäume (Abb. 3)
  • Fachgerechte Pflege der Gehölze zur Erhaltung von Vitalität und Baumgesundheit
  • Umfassender Baumschutz bei Eingriffen und Veränderungen des Baumumfeldes
  • Entsiegelung der Pflanzenstandorte zur Verbesserung der Infiltrationsrate der Niederschläge
  • Nutzung von Niederschlägen zur Verbesserung des Wasserhaushaltes von Baumstandorten (Abb. 4)
  • Stabilisierung von Baumbeständen bei zunehmendem Klimastress (Hitze, Trockenheit, Sturm) durch baumverträgliche Kroneneinkürzungen (Abb. 5)
  • Stabilisierung der Baumbestände durch Erhöhung der Biodiversität durch Unterpflanzungen
  • Regelmäßige Baumkontrolle zur Erhöhung der Verkehrssicherheit

Im künftigen Stadtplanungsprozess müssen Gestaltung, Nutzung und Unterhaltung der innerstädtischen Straßen in Hinblick auf die städtebauliche Situation, die Mobilitätswende sowie die Lebensqualität für die Stadtgesellschaft optimal abgestimmt werden. Aktuell prägen unter Klimaaspekten die Wege zur Kühlung der urbanen Räume, Folgen extremer Sturmereignisse sowie ein neuer Umgang mit dem Regenwasser die fachlichen und politischen Diskussionen.

Mit der Vorlage des Grünbuches "Grün in der Stadt – für eine lebenswerte Zukunft" (BMU, 2015) sowie des nachfolgenden Weißbuches (BMU, 2017) hat die Politik die großen Handlungsfelder für die Zukunft erstmalig formuliert und fordert im Ergebnis eines langen Arbeitsprozesses alle Akteure zu einer integrierten Vorgehensweise auf. Planung, Realisierung und Unterhaltung des Stadtgrüns sind als Gesamtkonzept im Rahmen einer Wertschöpfungskette auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntniszugewinne neu zu denken, so dass graue, grüne und blaue Infrastrukturen der Stadt zu gegenseitigem Nutzen zu konzipieren und zu betreiben sind. Aktuell unterstützt die Politik die Kommunen und Städte mit Förderprogrammen, die aber nur Erfolg versprechen, wenn weitsichtig und nachhaltig gehandelt wird. Die Forschung ist daher weiter zu intensivieren, um angepasste Bepflanzungskonzepte und -verfahren zu erproben und der Praxis abgeklärt zur Verfügung zu stellen (Abb. 3 und 4).

Die gezielte Klimatisierung und die Verkehrssicherheit der urbanen Räume stellen alle Akteure vor große Herausforderungen. Dies betrifft sowohl vorhandene Baumbestände an problematischen Standorten als auch neu zu konzipierende Grünkonzepte. Folgende Ziele müssen unter dem Aspekt von veränderten Klimabedingungen wie eine zunehmende Stadterwärmung, Hitze- und Trockenheitsereignisse, Stürme, sinkende Grundwasserstände sowie neue Schaderregerpotenziale erreicht werden:

Unter den verschärften Klimabelastungen fehlen aktuell leider gesicherte Langzeitstudien, um den Umbau der Städte hin zur klimaresilienten Umwelt voranzubringen. Die vielen Berliner Best Practise Beispiele geben hierzu allerdings wertvolle Anregungen (Balder, 2020; 2022; 2023).

Folgerichtig stellt auch der Baukulturbericht 2020/21 (Bundesstiftung Baukultur, 2020) mit Schwerpunkt auf den Öffentlichen Raum fest:

"Attraktive Städte und Orte sind lebendig, sicher, nachhaltig und gesund. Sie zeichnen sich durch eine Vielzahl gut gestalteter öffentlicher Freiräume aus, die Begegnungen ermöglichen und den Austausch fördern. Als Ausgangspunkt städtebaulicher Planungen legen Freiräume grundlegende Qualitäten wie Wegeverbindungen fest. Sie bilden die elementare und dauerhafte Struktur einer Stadt, in der sich ihr Charakter und Rhythmus zeigen.

Straßen, Wege und Plätze überdauern Jahrhunderte. Wer sie plant und gestaltet, muss sich fragen, welche Aufgabe sie für kommende Generationen erfüllen werden. Antworten liefern städtebauliche Leitbilder, die den Menschen in den Mittelpunkt rücken.

Durch die Gestaltung von Straßen und Verkehrsflächen können Städte und Gemeinden die Aufenthaltsqualität in öffentlichen Räumen erheblich verbessern. Attraktive und unverwechselbare Verkehrs- und Stadträume machen vielfältige gestalterische, soziale und kommunikative Angebote. Für Verkehrsgerechtigkeit zu sorgen heißt auch, Flächen gegebenenfalls neu aufzuteilen. Zeitgenössisches Bauen und Umbauen knüpft an vorhandene Kulturen und Bauwerke an. Es liefert Antworten auf technische, ökologische und gesellschaftliche Fragen."

Gestaltung, Vegetationstechnik und Unterhaltung müssen demnach zur Erzielung funktionaler Straßenbegrünungen zusammen gedacht werden.

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Abb. 8a/b: Zentrale Bepflanzung von Promenaden mit Aufenthaltsqualität und Wuchsraum für Großbäume.
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Abb. 8a/b: Zentrale Bepflanzung von Promenaden mit Aufenthaltsqualität und Wuchsraum für Großbäume.
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Abb. 9: Hochwertige Gestaltung eines Boulevards mit Biodiversitätsfördernder Bepflanzung (Unter den Linden, Berlin).
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Abb. 10: Öffnung einer zu dichten Straßenbepflanzung (2006) zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität (Kurfürstendamm, Berlin).
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Abb. 11: Starker Blattfall der Platane durch die Blattnervenkrankheit (Apiognomonia veneta) an schlecht durchlüfteten Standorten.

2. Straßenraum und künftige Gestaltung

2.1 Funktionen des Straßenraumes

Die originäre Aufgabe einer Straße war und ist die Verbindung zweier Punkte. In Anpassung an Klimaveränderungen lassen sich diese lokal und besonders auf Stadtquartiersebene neu konzipieren, da sich mit dem Rückbau und der Entsiegelung von nicht mehr benötigten Verkehrsflächen neue Möglichkeiten ergeben, das Straßenbegleitgrün quantitativ und qualitativ weiter zu entwickeln (Abb. 6). In gestalterischer und klimatisierender Hinsicht erfüllen besonders die Straßenbäume auch in der Stadt der Zukunft vielfältige Funktionen:

  • Sie wirken raumbildend, da sie in der Länge und Breite der Straße die Höhe hinzufügen und somit neben baulichen Einrichtungen die dritte Dimension des Straßenraumes bilden.
  • Sie wirken leitend, da eine straßenbegleitende Baumpflanzung dem Straßenverlauf folgt und somit stets zielorientiert ist.
  • Sie bilden Orientierungszeichen, da sie durch die optische Vielfalt des Laubes, der Blüte, der Früchte, des Stammes und der Wuchsform der unterschiedlichen Arten einen großen Fundus für die Gestaltung und damit für die Identifikation eines Ortes liefern.
  • Sie bilden gestalterische Schwerpunkte, da sie aufgrund ihres Erscheinungsbildes einem bestimmten Areal mit einer besonderen Bedeutung eine markante Erscheinung geben.
  • Sie ergänzen die Wirkung der Architektur, indem sie zum Beispiel Gebäude umrahmen, verdecken, betonen, farblich ergänzen.
  • Sie schattieren und kühlen durch Verdunstung die öffentlichen Räume und wirken dadurch der Überhitzung der Städte entgegen.
  • Sie geben Windschutz, indem sie durch ihre Kronen die Windstärke reduzieren.
  • Sie dienen der Luftreinigung, indem sie Stäube und Schadgase binden.
  • Sie erhöhen die Biodiversität, da sie ober- und unterirdisch Lebensraum für viele Organismen sind.

Weitere pflanzliche Elemente ergänzen diese wesentlichen Funktionen bodennah und stabilisieren vielfach die Gesundheit der Bäume durch die Förderung von natürlichen Gegenspielern der Baumschädlinge. Sie können aber auch allein für sich ohne Baumbestand wirken und Areale begrünen, die keine größere Wuchshöhe zulassen oder haben sollen. Stets stehen alle Pflanzen in enger Beziehung zur Architektur, so dass im Zusammenspiel das Straßengrün in Farbe, Duft, Form und Wuchshöhe unterschiedliche Wirkungen erzielen kann. Während eine dunkle und dichte Belaubung den Eindruck von Massivität, Enge und Dunkelheit weckt, wirken hingegen helles, lichtes Laub und filigrane Blätter oder Kronen heiter und lichtdurchlässig (Balder, 2020).

Die gewünschten Funktionen können auf Dauer nur in Anpassung an die Folgen der Klimaentwicklung gesichert werden, da bereits ein einmaliges Klimaereignis wie Dürre, Starkregen, Hochwasser, Sturm, Strahlung oder Fröste jahrelange Investitionen in Stadtgrün vernichten kann. Kommunen und Städten ist daher zu empfehlen, vorhandene Grünkonzepte den Klimabelastungen durch geeignete Maßnahmen anzupassen, bevor größere Baumschäden oder -verluste entstehen. Bei Neuanlagen müssen diese Aspekte von vornherein mitgedacht werden (Abb. 3 und 4).

2.2 Räumliche Zuordnungen im Straßenquerschnitt in der Stadt der Zukunft

Auch unter veränderten Klimabedingungen und gesellschaftlichen Anpassungen zur Mobilitätswende sind Nutzung, Gestaltungsmöglichkeiten und Mikroklima einer Straße von ihrer städtebaulichen Zuweisung und Verkehrsbedeutung maßgeblich abhängig und bedingen sich gegenseitig. Ihre Raumbreite wird in der Regel von den Gebäudekanten bestimmt, je breiter, desto mehr Funktionen und mehr großkroniges Straßenbegleitgrün kann untergebracht werden. Dieser Aspekt ist als Folge der 2024 beschlossenen EU-Verordnung über die "Herstellung der Natur" (Nature Restoration Law. COM 304) von besonderer Bedeutung. Während bislang der Kfz-Verkehr prioritär bemessen wurde, treten zunehmend separate Busspuren, Straßenbahntrassen, Fahrradwege und barrierefreie Bürgersteige in den Konzepten und Leitplänen in den Vordergrund. Die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer und die Annehmlichkeit des Ortes sind heute wesentliche Kriterien bei der Ausgestaltung der Straßenquerschnitte. Hinzu kommen die Forderung nach mehr Biodiversität und Rückzugsmöglichkeiten für Insekten, aber auch Erwartungen an gezielte Nutzung (Früchte, Urban Gardening) und Verwertung der Biomasse (Kompost, Mulch, Holzhäcksel, Wertholz, Raffinerie, Biogas). Mutige Konzepte zur Regenwasserbewirtschaftung werden exemplarisch realisiert, u. a. Mulden-Rigolensysteme, Schwammstadtmodelle (Abb. 7).

Nach wie vor geben für die Proportionen der jeweiligen Straßenbereiche sowie Abstandsvorgaben der grünen von der grauen Infrastruktur kommunale Vorschriften den Rahmen vor. Die Ausstattung mit Grünelementen lässt aber durchaus gestalterischen Spielraum zu, wobei die Begrünung je nach Raumbreite auch so konzipiert werden kann, dass sie Nutzungsbereiche bewusst trennt und abschirmt. Grundsätzlich sind folgende Zuordnungen – besonders auch in Hinblick auf das lokale Mikroklima – von Bedeutung:

  • Klassische Seitenalleen haben den Vorzug, dass der Fahrverkehr auf dem Mittelweg übersichtlicher, der Eindruck der Straße und des Straßenverkehres einheitlicher und eindrucksvoller ist. Der Umstand jedoch, dass die Baumkronen mit zunehmender Größe die Hausfassaden zum Teil verdecken und bei räumlicher Enge regelmäßig einen kostenträchtigen Fassadenfreischnitt bedeuten ist eher ungünstig. Gleiches gilt für die Aufrechterhaltung von Blickachsen und Luftschneisen. Dies ist mit der Aufheizung der versiegelten Straßenbereiche und der benachbarten Stadtquartiere verbunden.
  • Straßen mit Mittelalleen inclusive integrierten Promenaden oder Fahrtrassen (ÖPNV, Fahrradwege) sind weniger stattlich in der Erscheinung, aber klimaresilient behaglicher sowohl für Spaziergänger und Fahrradfahrer als auch für die Anwohner; darüber hinaus ist der Anblick der Fassaden freier (Abb. 8). Ferner können lokal Nutzungen integriert werden, unter anderem Stadtmöbel, Gastronomie, Freizeitbeschäftigungen, Kunst, Wasserspiele. Sie haben durch ihre schattierte Gesamtsituation eine hohe kühlende Aufenthaltsqualität.
  • Durch die verschiedene Anordnung und Anzahl der Baumreihen, insbesondere durch Verbindung von Mittel- und Seitenalleen und durch Einfügung von Radfahrwegen, Bus- und Straßenbahntrassen, Rasenstreifen, Wildblumeneinsaaten oder Zierpflanzungen können viele verschiedene symmetrische und asymmetrische Straßenprofile gestaltet werden. Ihre Bepflanzung schattiert, kühlt und ist windgeschützt.
  • Lokale Begrünungsinseln in seitlicher, mittiger oder zufälliger Anordnung können gezielt den Verkehrsfluss beeinflussen. Auf das Stadtklima haben sie nur wenig Einfluss.
  • Fußgängerstraßen und Boulevards sind durch ihre hohe Fußgängerdichte gekennzeichnet und müssen die hohen Erwartungen der Nutzer und Anrainer durch eine attraktive Gestaltung mit Identifikationscharakter erfüllen. Gewünscht sind durch die Kronenentwicklungen Kühlung, Schattierung und Regenschutz (Abb. 9).
  • Konzepte zur Regenwasserbewirtschaftung der Straße selbst und des Umfeldes können zur Bewässerung des Straßengrüns integriert werden (Balder u. a., 2018; Richter u. a., 2023). Je nach räumlicher Zuordnung wird das Wachstum der Bäume gefördert, so dass Verdunstung und Schattierung der Baumkronen sich kühlend auswirken können. Die Erfahrungen hierzu sind allerdings erst dünn und wenig differenziert.
  • Stellflächen für den ruhenden Verkehr können auf vielfältige Weise integriert werden, die Schattenwirkung des Straßenbegleitgrüns ist entsprechend zu planen.
  • Gleichrangige Verkehrssituationen von Kfz, ÖPNV, Radfahrer und Fußgänger ohne Markierung in beruhigten Zonen.

Zwangsläufig ist der Gestaltungsspielraum u. a. abhängig von den Grundprofilen der jeweiligen Straßensituation und ermöglicht individuell eine Pflanzenverwendung mit der Optimierungschance zur Klimaanpassung.

Bei allen Begrünungskonzepten sind zwangsläufig neben den Investitionskosten die direkten Konsequenzen für die langjährige Unterhaltung zu beachten. Die Pflege des Begleitgrüns sowie der Straßenkörper beeinflussen sich gegenseitig und bieten viele Ansätze von Synergien (Andres u. a., 2020; Balder u. a., 2024). Die Notwendigkeit der Anpassung der Konzepte an die Klimaentwicklung muss jedoch klar erkannt werden. So muss die Wurzelentwicklung von Gehölzen bei Neupflanzungen räumlich in die Tiefe gefördert, die Wasserversorgung auch in Trockenzeiten gesichert und die Bruch- und Standsicherheit besonders von Großbäumen durch Baumpflegemaßnahmen gegeben sein.

2.3 Wirkungen der grünen Infrastruktur auch künftig von Bedeutung

Mit der Anpflanzung von Straßenbäumen kann für den Verkehr eine leitende, trennende, geschwindigkeitsbeeinflussende und orientierende Wirkung erzielt werden, die gezielt zur Erhöhung der Verkehrssicherheit eingesetzt werden sollte, indem das Straßenbegleitgrün bezüglich Art, Größe, Form und Farbe geschickt ausgewählt und angeordnet wird, wie psychologische Studien belegen (Bogaard-Bos, 2018). Die gewünschten Klimaeffekte kommen noch hinzu.

Durch eine Baumbepflanzung wird der Straßenquerschnitt optisch eingeengt, die Helligkeit vermindert und ein Wechsel von Licht und Schatten hervorgerufen, was die Aufmerksamkeit der Straßennutzer erhöht und reduzierend auf die Geschwindigkeit des Verkehrs wirkt.

Schließen mit der naturnahen Entwicklung der Bäume mit den Jahren die Kronendächer zu einem geschlossenen Tunnel, so hat dies zur Folge, dass das Mikroklima für den menschlichen Aufenthalt angenehm temperiert wird, der schattierte Bereich aber mangels Licht kaum Unterpflanzungen zulässt, die erhöhte Luftfeuchtigkeit Baumkrankheiten fördert und die Feinstaubkonzentration mangels Wind zunimmt (Abb. 10). Offene Straßenzüge oder in Form geschnittene Baumkronen sind daher in der Gesamtbetrachtung in der Aufenthaltsqualität höher zu bewerten. Umgekehrt schattieren großkronige Bäume die Straßenbereiche. In Windlagen ist aber zu prüfen, ob nicht durch rechtzeitige Kronenreduktionen die Stabilität der Baumbestände verbessert werden kann und muss, um sie nicht bei Sturmereignissen zu verlieren.

Durch die gezielte Gestaltung unterstreichen Straßenbäume die Hierarchie eines Straßensystems. Von der Hauptstraße abzweigende Nebenstraßen, die gegenüberliegende Seite einseitig einmündender Straßen und andere Gefahrenstellen können durch eine entsprechende Baumbepflanzung betont werden, so dass dadurch der Verkehrsteilnehmer auf die Gefahrensituation aufmerksam gemacht wird. Die gleiche Signalwirkung kann auch bei Kreuzungen durch die Wahl der Laubfarbe und Kronenform erreicht werden. Auch der Endpunkt von Sackgassen kann in dieser Art unterstrichen werden. Unterstützung erfährt die Markierung durch die Wahl einer anderen Baumart oder Begrünungsform (Bogaard-Bos, 2018).

Sichtbehinderungen in Bezug auf den Straßenverlauf, Kreuzungen sowie Verkehrs- und Beleuchtungseinrichtungen sind durch die Wahl von Standort und Baumart möglichst gering zu halten. Lichtsignalgeber, Verkehrszeichen, Hinweisschilder und andere Leiteinrichtungen des Verkehrs dürfen von der Bepflanzung weder verdeckt noch verschmutzt (Honigtau von Blatt saugenden Schädlingen) werden. Ferner darf die Sicht an Kreuzungen, Einmündungen und Überwegen nicht beeinträchtigt werden.

Flächen zur Erhöhung der Biodiversität müssen so integriert und bewirtschaftet werden, dass größere Beeinträchtigungen des übrigen Straßenbereichs vermieden werden, u. a. durch Pollenflug (Allergien), Sichtbehinderung (Wuchshöhe) oder Insektenflug.

Die Integration von Mulden- und Rigolensystemen im Rahmen von Regenwasserbewirtschaftungs-konzepten setzt voraus, dass die Wahrnehmung derselben durch die Straßennutzer gegeben ist. Sie können durch Baum-, Strauch- und Staudenpflanzungen ergänzt werden und gezielt eingesetzt eine lenkende Funktion übernehmen. Die Konzepte müssen den ruhenden und fahrenden Verkehr integrieren, um Schäden an den Infrastrukturen zu vermeiden und die Funktionalität der Versickerungsanlagen zu gewährleisten. Erste Studien belegen, dass die Zufuhr von Regenwasser das Straßenbegleitgrün nachhaltig fördert (Balder u. a., 2018; Rehfeld-Klein u. a., 2019).

2.4 Mit Weitsicht die Zukunft entwickeln

Von Planungsprozessen muss erwartet werden, dass für den jeweiligen Straßenzug für die angedachte Standzeit der Bäume ein vollständiges Konzept entwickelt wird, welches die gewünschten Funktionen sicher erfüllt und fachlich wie auch ökonomisch mit dem Ansatz eines Lebenszyklusmodells erreicht wird. In Hinblick auf das Straßenbegleitgrün bedeutet dies im Sinne des Weißbuches "Stadtgrün" und in Anpassung an die Klimaentwicklungen ein zielgerichtetes Ertragsdenken (BMUB, 2017). Hieraus folgt:

  • Eine konzipierte Straßenbegleitbegrünung sollte durch die Nutzung der Straße möglichst keine Beschädigungen erleiden, u. a. durch Anfahrschäden, unkontrollierte Bauarbeiten, chemische Auftausalze des Winterdienstes, Bodenvibrationen, Emissionen, Hunde-Urin.
  • Der Rückbau von Straßen muss dazu genutzt werden, mehr Straßenbegleitgrün in den urbanen Bereichen zu ermöglichen und dadurch die Kühlung der urbanen Räume zu optimieren (s. Abb. 6b).
  • Zur Schattierung der hitzebelasteten Stadtareale ist die Verwendung von künftigen Großbäumen zu fördern, indem die unterirdischen Wuchsräume besser vorbereitet werden (s. Abb. 6a).
  • Verwendung von versickerungsfähigen Substraten zur Optimierung der Infiltrationsraten zur Entlastung der Kanalisation bei Starkregenereignissen (s. Abb. 6a).
  • Die Entwicklung der Pflanzen, insbesondere der Bäume, darf nicht durch lichtbeeinflusstes Wachstum zu Beeinträchtigungen des lichten Verkehrsraumes führen, beispielsweise durch Schiefwuchs von Lichtbaumarten.
  • Die Wurzelentwicklung der Bäume muss so gelenkt werden, dass keine Beeinträchtigungen oder Beschädigungen der technischen Infrastruktur der Straßenkörper oder benachbarter Gebäude, Mauern und Stadtmöblierungen ausgelöst werden.
  • Zu enge Pflanzenbestände bewirken ein instabiles Pflanzenwachstum, beeinträchtigen die Architektur der Gebäude, erfordern permanent Pflegekorrekturen und fördern Pflanzenkrankheiten mangels Durchlüftung. Auch erhöht das den Trockenstress durch einen erhöhten Wasserbedarf.
  • Fehlentwicklungen in der Ästhetik eines Straßenzuges durch mangelnde Vitalität und Gesundheit des Straßenbegleitgrüns sind nicht zielführend und lösen Unzufriedenheit aus (s. Abb. 10).
  • Vom Straßenbegleitgrün dürfen in der gesamten Standzeit keine Gefährdungen für die Straßennutzer ausgehen, u. a. durch eine unzureichende Stand- und Bruchsicherheit der Bäume, Fruchtfall, Belagsglätte durch Pflanzensäfte oder durch allergieauslösende Pflanzenteile, u. a. Pollen, Blatt- (Platane) (Abb. 11) und Insektenhaare (Eichenprozessionspinner).
  • Die gärtnerische Pflege der Bepflanzung muss fachlich, rechtlich und ökonomisch transparent gestaltet und abgesichert sein. Insbesondere Baumkronen müssen für die Baumkontrolle und Baumpflege zugängig sein.
  • Pflanzensaugende Schadinsekten (Blattläuse, Schildläuse) treten zyklisch in nennenswerter Befallsdichte auf und produzieren große Mengen an sog. Honigtau und ermöglichen in der Folge das Auftreten von Schwärzepilzen, die Beläge, Pkw, Beschilderungen und Stadtmöbel verschmutzen (Reinigung, Verkehrssicherheit, Allergien).
  • Die kontinuierliche Reinigung der Belagsflächen muss leistbar sein, u. a. durch die Zugängigkeit der Flächen mit Maschinen, Befahrbarkeit von Baumscheiben oder durch angepasste Grünkanten bei Pflanzrabatten. Ein differenzierter Servicelevel ermöglicht die Planung und Kontrolle der gewünschten Aufenthaltsqualität nach Bildqualitätskatalog (FLL, 2016; Semmler u. a., 2016).
  • Anlagen der Regenwasserbewirtschaftung bedürfen der zielgerichteten Pflege, um die Ästhetik und Funktionalität der Konzepte zu sichern (Balder u. a., 2022; Gorning u. a., 2021).
  • Veränderungen der Gebäudearchitektur beeinflussen nachhaltig das Mikroklima. Daher sind sie in der Planungsphase kritisch zu prüfen, ob sie Baumstandorte nachhaltig verändern, zum Beispiel durch Besonnung, Verschattung, Düseneffekte.
  • Der Winterdienst (Schnee-, Eisbeseitigung) belastet nach wie vor das Straßenbegleitgrün sowohl durch den Eintrag von chemischen Auftausalzen als auch abstumpfenden Materialien. Die Einführung eines differenzierten Winterdienstes und Festlegung auf die Streckenbehandlung (Weißes Netz, Dringlichkeitsstufen) auf Stadtebene mit langfristiger Bindung hilft, die Pflanzenauswahl entsprechend abzustimmen. Konzepte zur Regenwassernutzung müssen die Schadstoffeinträge in Hinblick auf Grundwasserbelastung und Phytotoxizität auf die Vegetation konsequent beachten (GALK, 2023).
  • Die Bewirtschaftung der Straßen muss organisatorisch, ökonomisch und rechtlich abgesichert sein, ein integriertes Stadtmanagement mit IT-gestützter Kontrolle und Steuerung des Personal- und Geräteeinsatzes ist daher empfehlenswert (Balder, 2022; Semmler u. a., 2016). Auch können aus den Daten Erkenntnisse gewonnen werden, die in die Stadtplanung und -bewirtschaftung zur Optimierung eingehen können (Abb. 12).

Ein optimierter Planungsprozess kann bei diesen Herausforderungen nur unter Beteiligung aller Disziplinen gelingen und setzt den gleichrangigen Umgang mit der Materie voraus. Unterschiedliche Strategien müssen sachlich abgewogen und vorrangig unter dem Aspekt der partnerschaftlichen Nutzung sowie der gesamten Unterhaltungskosten transparent entschieden werden. Moderne Software steht den Beteiligten nicht nur für die Visualisierung der Begrünungs- und Verkehrskonzepte zur Verfügung, sondern auch für die Vorhersage der Folgekosten. Ziel muss daher von Beginn an das Bekenntnis zur Funktionalität eines Konzeptes sein, weniger das einmalige Design einer Örtlichkeit.

Stadtgrün Klimawandel
Tab. 1: Resistenz verschiedener Baumarten gegenüber Wasserüberschuss (aus: Balder, 1998)

3. Baumempfehlungen im Klimawandel

Ästhetische Ansprüche und die individuellen Standorteigenschaften haben bislang die Gehölzwahl maßgeblich beeinflusst. Baumschulbetriebe haben schon immer nach geeigneten Gehölzen für die städtische Verwendung gesucht, die in vielen Städten seit 1995 getestet und in der sog. GALK-Straßenbaumliste bewertet werden. Hieraus wurde aktuell eine Auswahl als "Zukunftsbäume für die Stadt" publiziert (BdB). Darüber hinaus sind von mehreren Fachinstitutionen lokal unterschiedliche Testreihen als Feldstudien und teils auch in Städten angelaufen, die aber aufgrund der kurzen Testzeit noch keine gesicherten Aussagen zulassen. Auch ist zu bedenken, dass die deutschen Städte in verschiedenen Klimazonen liegen, von maritim bis kontinental ist alles vertreten. Eine Abstimmung zu den Erfahrungen der jeweiligen Versuchsanstalten erscheint dringend geboten.

Die künftige Gehölzverwendung muss mit Blick auf die Klimaentwicklung verstärkt auf Baumarten mit folgenden Eigenschaften zurückgreifen:

  • breite Kronenentwicklung mit hohem Schattierungspotenzial,
  • gute Stammbildung und Aufastungsverträglichkeit,
  • tiefgründige Wurzelentwicklung zur Erschließung des Unterbodens,
  • hohe Bruchfestigkeit gegenüber Sturmbelastungen,
  • gute Schattenverträglichkeit zur Verwendung in engen Stadtstraßen,
  • hohe Verträglichkeit gegenüber Überflutungen, u. a. in Regenwasserbewirtschaftungsanlagen,
  • Hitze- und Strahlungsresistenz,
  • Trockenheitsresistenz,
  • gute Schnittverträglichkeit,
  • geringe Anfälligkeit für wärmeliebende Schaderreger,
  • geringe Anfälligkeit für stamm- und rindenbrütende Schädlinge,
  • geringes Allergiepotenzial für den Menschen,
  • geeignete Futterquelle und Lebensraum zur Erhöhung der Biodiversität, u. a. für Insekten und Vögel.

Es muss bedacht werden, dass aktuell nicht alle Baumarten und -sorten in den Baumschulbetrieben unbegrenzt vorrätig sind.

Die aktuelle Auswertung von Sturmereignissen in Berlin hat weitere Hinweise gegeben:

  • Linden als häufig verwendeter Straßenbaum erleidet meist nur dünne Astabbrüche.
  • Platane, Ulme, Kastanie, Robinie, Pappel und Ahorn erleiden schnell Starkastbrüche (Abb. 13).
  • Platane und Ahorn können die halben Kronen verlieren.
  • Pappeln werden neben Astbruch aufgrund der häufig oberflächennahen Wurzelentwicklung am häufigsten geworfen.

In Hinblick auf die Verträglichkeit gegenüber Überflutungen zur Verwendung von Gehölzen in Grünkonzepten im Rahmen der Regenwasserbewirtschaftung liegen bislang nur empirische Erkenntnisse vor (Tab. 1). Auch muss gesehen werden, dass es durch den Klimawandel vermehrt zu Sommerüberflutungen kommt, deren Auswirkungen wie auch die jungen Schwammstadtkonzepte noch einer wissenschaftlichen Bearbeitung bedürfen.

Es ist davon auszugehen, dass die bisherigen Empfehlungen in den nächsten Jahren aufgrund verbesserter Erkenntnisse weiter angepasst werden.

Stadtgrün Klimawandel
Abb. 12: Funktionale Stadtbegrünung als Ergebnis eines modernen Betreibermodelles (BID KuDamm-Tauentzien, Berlin
Stadtgrün Klimawandel
Abb. 13: Kronenbrüche nach Sturmereignis mit Sachschäden

Fazit

Die Verdichtung der urbanen Stadträume muss im Blick haben, wie sich die Wuchssituationen der Bäume durch den Wandel in Stadtarchitektur und Klimaentwicklung ober- und unterirdisch verändern. Bisherige Pflanz- und Bewirtschaftungskonzepte sind häufig nicht mehr ausreichend, vielmehr müssen vorhandene Gehölzbestände in ihrer Vitalität gezielt verbessert werden. Das setzt weitsichtige Konzepte voraus, die sowohl die Nachqualifizierung vorhandener Gehölzbestände zum Inhalt haben als auch die städtebauliche Entwicklung mit Auswirkungen auf die mikroklimatischen Folgen für Baumbestände, u. a. Schattierung, Düseneffekte, gestörter Wasserhaushalt. Neuartige Konzepte zur Stabilisierung von Baumbeständen bei Klimabelastungen oder Konzepte zur Regenwasserbewirtschaftung incl. der Schwammstadt bedürfen der wissenschaftlichen Aufarbeitung, bevor sich hieraus Standards entwickeln.

Den Kommunen und Städten ist zu empfehlen, durch ein geeignetes Monitoring die Entwicklungen selbst im Blick zu haben und die gewonnenen Erkenntnisse kontinuierlich in die verwaltungsinternen Planungen einzufügen. Die Forschung zu den Fragen der Klimaanpassung muss intensiviert werden.

Literatur

  • Andres, C. u. a., 2020: Straßenbegleitgrün. Wirtschaftlich, ökologisch und verkehrssicher. Forum Verlag
  • Augustin, B. u. a., 2018: Grünflächenpflege. Verwaltung, Pflege und Unterhalt von öffentlichen und privaten Flächen. Forum Verlag
  • Balder, H., Ehlebracht, K., Mahler, E. (1997): Straßenbäume. Planen. Pflanzen. Pflegen. Am Beispiel von Berlin. Patzer Verlag, Berlin. 240 S.
  • Balder, Hartmut; 1998: Die Wurzeln der Stadtbäume. Ulmer Verlag, Stuttgart. 180 S.
  • Balder, H., 2020: Gehölzentwicklung in strukturstabilen Substraten. NL 2, 12–18
  • Balder, H., 2022: Betreiber-Modelle im Stadtgrün – neue Chancen für den GaLaBau? NL, 47 – 53
  • Balder, H., 2023: Fachgerechte Kroneneingriffe für Stadtbild und Baumerhalt. TASPO 22
  • Balder, H.; Goll, L.; Nickel, D.; Rehfeld-Klein, M., 2018: Befunde zur Verwendung von Bäumen in Muldensystemen im Rahmen der Regenwasserbewirtschaftung. Pro Baum 4, 15 –2
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  • BdB und GALK. Zukunftsbäume für die Stadt. Auswahl der GALK-Straßenbaumliste.
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  • BMUB, 2015: Grünbuch Stadtgrün. Berlin. 97 S.
  • BMUB, 2017: Weißbuch Stadtgrün. Berlin. 47 S.
  • Bundesstiftung Baukultur, 2020: Baukulturbericht 2020/21. Potsdam
  • EU, 2024: Gesetz zur Wiederherstellung der Natur. Brüssel
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  • Gorning, G.; Kaletta, M.; Balder, H., 2021: Stadtgestaltung und Biodiversität durch Regenwassermanagement. Pro Baum 2, 19–26
  • FLL, 2016: Bildqualitätskatalog Freianlagen – BK FREI. Bonn
  • Kühn, Rudolf; 1961: Die Straßenbäume. Patzer Verlag, Berlin. 200 S.
  • Meyer, Franz-Joseph (Hrsg.);1982: Bäume in der Stadt. Ulmer Verlag, Stuttgart. 380 S.
  • Rehfeld-Klein, M.; Balder, H.; Nickel, D., 2019: Bäume in der Stadt. Blau-Grüne Infrastrukturen: Gemeinsam Planen, Bauen und Pflegen. AQUA & GAS No 10, 14–18
  • Richter, M.; Dickhaut, W., 2023: Dezentrale Regenwasserbewirtschaftung an Baumstandorten. Jahrbuch der Baumpflege, Haymarket, Braunschweig; 99–119
  • Roloff, Andreas; 2013: Bäume in der Stadt. Ulmer Verlag, Stuttgart. 254 S.
  • Semmler, R. und Schultze, J., 2016: Der Lebenszyklus von Außenanlagen. Planen. Erstellen. Erhalten. Rückbauen. 1. Auflage. Datenbankgesellschaft mbH, Falkensee n
Prof. Dr. habil. Hartmut Balder
Autor

Professor für Phytopathologie und Pflanzenschutz im urbanen Bereich

Beuth Hochschule für Technik Berlin

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