Gemeinsame Problemanalyse, unterschiedliche Rezepte
Wohnungsbau: Bauindustrie und Gewerkschaft schlagen Alarm
Er nennt die bereits genehmigten, aber noch nicht fertiggestellten Wohnungen. Die Statistikbehörde beziffert ihn mit 884 800 (+38 400 gegenüber 2021). 48 Prozent (421 900 Wohnungen) davon stehen nur auf dem Papier. Sie sind nur geplant, einen Baustart hat es für sie noch nicht gegeben. Nach Angaben des IG Bau-Bundesvorsitzenden Robert Feiger werden diese Bauvorhaben gerade reihenweise auf Eis gelegt: "Die Bauprojekte sterben."
"Vielen Investoren geht aufgrund steigender Preise die Puste aus, weshalb auch den Wohnungsbauunternehmen bald die wirtschaftliche Perspektive fehlen wird", erläuterte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie. 2022 sei fast alles fertiggestellt worden, was noch im Bau war. "Dieses Polster ist nun aufgebraucht." Für 2024 sei kaum Besserung in Sicht, nachdem die Baugenehmigungen dramatisch eingebrochen seien und weiter sinken.
Die Gewerkschaft fordert ein Sonderprogramm, das verhindert, dass genehmigte Bauprojekte in der Schublade verschwinden. Ziel einer "Wohnungsbau-Soforthilfe" müsse es sein, einen Switch zu machen: Aus geplanten Wohnungen, die auf dem Markt keine Chance auf Realisierung mehr haben, müssten Sozialwohnungen und bezahlbare Wohnungen werden – und zwar mit der notwendigen staatlichen Unterstützung. Dazu sei ein Förderpaket mit Zuschüssen und günstigen Krediten notwendig.
Die Bauindustrie verlangt dagegen, das Vertrauen am Markt wiederherzustellen, damit Investoren zurückkommen. Entscheidend dafür seien eine verlässliche Neubauförderung, Steueranreize und weniger Regulierungen am Bau, etwa im Bereich der Baustandards oder der Gebäudeenergieeffizienz. cm/IG BAU