Gartenbesitzer füllen die Auftragsbücher wie nie zuvor
Auch 2021 kommt der GaLaBau gut durch die Pandemie
Der Garten- und Landschaftsbau wird auch dieses Jahr gut durch die Corona-Pandemie kommen. Die Auftragsbücher im Privatgarten-Segment, das dem GaLaBau 2020 rund 58 Prozent seines Gesamtumsatzes bescherte, sind so voll wie nie zuvor. Der Auftragsvorlauf reicht teilweise bis zum Ende des Jahres. Angespannt ist die Auftragslage bei Gewerbe, Industrie und öffentlicher Hand. Die Betriebe müssen jedoch aufpassen, dass die Hygieneregeln auf Baustellen nicht gebrochen werden.
NL-Stellenmarkt
Es werden in diesem Jahr erhebliche Mittel in den Garten investiert", berichtet Michael Daldrup, Geschäftsführer der Daldrup Gärtner von Eden GmbH & Co. KG, in Havixbeck im Münsterland. Viele Privatgarten-Aufträge fokussierten sich auf den Bau neuer Pools. Meist kämen zusätzliche Aufträge rund um den Pool dazu. Die Hauptauftraggeber seien Gartenbesitzer ab 40 Jahren. Sein Auftragsvorlauf beträgt zurzeit rund sechs Monate.
Garten bleibt Urlaubsziel Nummer eins
"Der Garten bleibt das Urlaubsziel Nummer eins", freut sich Reiner Bierig, Geschäftsführer des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (VGL) Baden-Württemberg. Und jüngste Analysen geben ihm Recht. Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) rechnet mit stark reduzierten Reisebuchungen bis zum Herbst dieses Jahres. Nach Angaben von BTW-Chef Michael Frenzel gegenüber der Zeitung "Welt am Sonntag", liegen die diesjährigen Sommerbuchungen gemessen am Umsatz um 76 Prozent unter den Zahlen des Vorjahres.
Im Frühjahr hätten die Stornierungen die Buchungen weiterhin übertroffen. Erst ab dem dritten Quartal rechneten die Deutschen mit spürbaren Verbesserungen. "Die Mehrheit der Menschen setzt auf späte Reisen im Herbst", sagte Frenzel der "Welt am Sonntag". "Das sieht man daran, dass die Buchungsrückgänge für diese Zeit niedriger sind als in den Sommermonaten davor: für September um 36 Prozent, im Oktober um 22 Prozent." Das für Reisen zur Seite gelegte Geld wird in diesem Frühjahr unmittelbar in den Garten investiert, hat GaLaBau-Unternehmer Daldrup in vielen Kundengesprächen festgestellt.
Gewerbe-Auftragslage ist angespannt
Ein bisschen anders sieht es bei Gewerbe, Industrie und öffentlicher Hand aus. Christoph Lau, Geschäftsführer des VGL Nordrhein-Westfalen nennt die Auftragslage bei Gewerbe und Industrie angespannt. Die Bereitschaft zu Investitionen variiere, je nach Branche. Geld werde in Gewerben wie der Medizintechnik oder bei IT-Entwicklern ausgegeben, berichtet Bierig. Andere Branchen wie das Hotel- und Gaststättengewerbe litten unter der Coronakrise und zögen bei Investitionen in die Außenanlagen die Bremse an.
"Die Lage am öffentlichen Markt ist nicht mehr so komfortabel wie noch vor zwei Jahren", konstatiert Lutze von Wurmb, Präsident des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL). Zwar sei die Nachfrage im kommunalen Bereich nicht drastisch eingebrochen, doch gehe sie tendenziell zurück. Erfreulich sei, dass der Neubau und die Pflege von Außenanlagen auch im kommunalen Wohnungsbau weiterliefen wie bisher.
"Kleine Einbrüche" am öffentlichen Markt
Von "kleinen Einbrüchen" am öffentlichen Markt, spricht Prof. Rudolf Walter Klingshirn, Verbandsdirektor des VGL Bayern. Ursache seien die unterschiedlichen finanziellen Mittel in den Kommunen. Und ob die Kommunen für die ausgefallenen Gewerbesteuereinnahmen dieses Jahres eine Kompensation vom Bund erhielten, bleibe unsicher. Entscheidung von Bundesregierung und Bundestag dazu stünden noch aus.
Ein Problem dieses Jahres sind die explodierenden Kosten bei Baustoffen. Vor allem Holz, Kunststoffrohre, Stahl, Naturstein, Sand und Kies seien knapper und teurer geworden, sagt Dr. Michael Marrett-Foßen, Geschäftsführer des Fachverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (FLG) Hamburg. Zum Teil gebe es Preiserhöhungen um 50 bis 70 Prozent. Kalkulationen würden damit schwer. Manchmal müssten an unterschiedlichen Tagen unterschiedliche Preise gezahlt werden.
Dringend nötig: die Stoffpreisgleitklausel
Das führe zu Problemen bei öffentlichen Ausschreibungen, so Marrett-Foßen. Enthielten die Ausschreibungen keine Stoffpreisgleitklauseln, eine Erlaubnis zur Anhebung der Preise in Abhängigkeit vom Materialpreis, dann dürfe der GaLaBau die Preise nicht an den Auftraggeber weiterreichen. Die gesamte Kalkulation gerate dann ins Schwimmen. Die Hamburger Bau- und Ausbauwirtschaft (HBAW) will deshalb die Stoffpreisgleitklausel bei öffentlichen Vergaben als verpflichtend durchsetzen.
Zu schaffen machen auch die verstärkten Bemühungen des Straßen- und Tiefbaus, an kleinen und mittleren Vergaben teilzunehmen. So geschehen bei Ausschreibungen zum Grundausbau von Landesgartenschauen oder Gewerbeaußenanlagen. Laut NRW-Geschäftsführer Lau handelt es sich meist um Vergaben, deren finanzieller Umfang größer als 600.000 Euro sind. Das sorge vor allem bei Submissionsvergaben für Preisdruck und stimme die GaLaBau-Betriebe nicht froh. Manche Betriebe der grünen Branche sprächen in diesem Zusammenhang bereits von einem "Hauen und Stechen".
Nicht von Hygieneregeln abweichen
Klingshirn empfiehlt allen Betrieben, beim Abschluss von Werkverträgen künftig darauf zu achten, dass es möglich ist, Preise für Baustoffe nachträglich anzupassen, die Materialauswahl zu ändern oder bei Gehölzen andere Sorten auszuwählen.
Auch wenn eine Kontrolle der Coronakrise im Laufe dieses Jahres absehbar sei, warnt Hamburgs FGL-Geschäftsführer Marrett-Foßen die GaLaBau-Betriebe davor, auf den Baustellen von den eingespielten Hygieneregeln abzuweichen. Das könne vor allem geschehen, wenn Ereignisse eintreten, die von der Routine abweichen. In einem Hamburger GaLaBau-Betrieb erkrankte im April eine komplette vierköpfige Arbeitskolonne an Covid-19. Sie waren bei starkem Regen gemeinsam in einen Doppelkabinen-Kleintransporter gestiegen um ein Ende des Niederschlags abzuwarten. Ein an Corona erkrankter Mitarbeiter steckte dort alle anderen an.
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