Der Kommentar

German Efficiency

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Wenn man etwas über sein eigenes Land lernen möchte, sollte man Menschen aus aller Herren Länder zu sich einladen. In meiner Familie hatten wir viele Jahre Austauschschüler zu Gast. Etwas, das ich nur jedem empfehlen kann, der die Möglichkeit dazu hat. Was sind die Top-Besonderheiten in Deutschland? Man muss für die Toilette bezahlen, man wartet an roten Fußgängerampeln, dafür gibt es auf der "German Autobahn" kaum ein Limit.

Auch an der Hochschule haben wir immer wieder Studierende im internship (Praktikum). Aktuell ist am Institut Connor von der University of Wisconsin zu Gast. Ihn habe ich gefragt, warum er nun gerade zu uns nach Deutschland gekommen ist. Die Antwort: "German efficiency!"

Andere Besucher, die diesen Sommer beispielsweise zur EURO 2024 zu uns gekommen sind, durften die Effizienz der DB Fernverkehr AG erleben und haben sich die Augen gerieben, was aus der deutschen Effizienz geworden ist. Dabei hat die Politik zuvor den ehrgeizigen Deutschlandtakt ausgerufen. Unter anderem sollten Fernzüge im 30-Minuten-Takt fahren. Die Umsetzung ist aktuell für 2070 geplant. Ich habe es im Kalender zu stehen.

Nun ist die Liste der Dinge, wo in der Politik aber auch in der Gesellschaft Wunsch und Wirklichkeit sehr weit auseinanderliegen, ausgesprochen lang: Elektromobilität, Energiewende, Bürokratieabbau, soziale Gerechtigkeit, Migration, Kriegstauglichkeit, Artenschutz und so weiter, und so weiter.

Ein Projekt, was uns durch das Wachstumschancengesetz am Bau Anfang nächsten Jahres umtreiben wird, ist die E-Rechnung. Ein ganz anderes Format von Rechnung, dass mit wenigen Ausnahmen und Übergangsregelungen für B2B-Umsätze (Umsätze zwischen Unternehmen oder mit öffentlichen Auftraggebern) auch für Kleinstunternehmer zur Pflicht wird. Gemeint ist damit nicht das Versenden einer E-Mail mit einer Datei im PDF-Format, sondern ein maschinenlesbares Format, entweder als ZUGFeRD 2.x oder als XRechnung, wobei nur das Format ZUGFeRD auch von Menschen gelesen werden kann.

Auch wenn diese Vorschrift aus dem Wachstumschancengesetz kommt, geht es überhaupt nicht darum, mehr Effizienz für Unternehmen zu schaffen. Das eigentliche Ziel ist die Einführung eines europaweiten, elektronischen Meldesystems für alle B2B-Umsätze, um den Finanzämtern eine lückenlose Kontrolle aller Umsätze zu ermöglichen.

Es wird sich dadurch einiges ändern. Eine Rechnungskorrektur kann nicht mehr der Rechnungsempfänger vornehmen, sondern es müssen Stornorechnungen und angepasste neue Rechnungen verschickt werden. Trotz des zehnjährigen Bestehens des Formates ZUGFeRD hat das Forum elektronische Rechnung Deutschland (FeRD) bisher noch nicht überlegt, wie es denn mit Baurechnungen laufen soll. Was noch völlig offen ist, wie der Prozess ist, wenn nicht der Rechnungsempfänger, sondern ein Dritter, ein Architekt oder Ingenieurbüro, die ausschließlich maschinenlesbare Rechnung prüfen will, wie der Prozess der Stornorechnung mit neuer Rechnung innerhalb von 21 Tagen bewerkstelligt werden soll, wie unbestrittene Guthaben ausgezahlt werden können oder wie mit strittigen Forderungen, die vielleicht über Monate strittig bleiben, verfahren werden soll.

Am 11. September startet in Nürnberg die "GaLaBau 2024". Schauen Sie doch mal, was in Sachen Effizienz zu sehen ist.

Ihr Martin Thieme-Hack

NL-Stellenmarkt

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

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