Unternehmensnachfolge im GaLaBau
Houston, wir haben ein Problem
von: Prof. Dr. Heiko MeinenEigentlich ist die Sache klar: Nach einer Studie des BBSR
(Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung) wollen sich knapp
50Prozent aller Unternehmerinnen des Baugewerbes bis 2030 im
Wesentlichen aus Altersgründen aus dem Unternehmen zurückziehen.
Übertragen auf den GaLaBau müssen also in den nächsten Jahren rund
10.000 Betriebe ihre Nachfolge regeln. Und angesichts des
Fachkräftemangels wird die Sache schwierig.
Also versucht die Bundesregierung, genauer das BMWK (Bundeswirtschaftsministerium), mithilfe von Modellprojekten Lösungen zu finden. Eines davon ist das Projekt „Jetzt geh ich ins Management!“ an der Hochschule Osnabrück. Der Ansatz ist so einfach wie logisch: Studierende sollen für das Thema Unternehmensnachfolge sensibilisiert und bei der Anbahnung einer Unternehmensnachfolge begleitet werden.
Die Erwartung: Angesichts der gängigen Stereotypen, nach denen die Jugend wenig Interesse an Einsatz und Führungsverantwortung hat, wird die Aufgabe nicht leicht. Falls dann doch der eine oder andere Studierende zu begeistern wäre, würde sicher mindestens eins der 10.000 suchenden Unternehmen bereitstehen. So kann man sich irren
Nach drei Jahren Modellprojekt stellen wir fest, dass viele Studierende, wenn sie denn erst einmal von der Möglichkeit wissen, durchaus an einer Unternehmensnachfolge interessiert sind. Besonders gut ist die Resonanz an der Anzahl der Anmeldungen zum Wahlmodul „Unternehmensnachfolge in der Bauwirtschaft“ zu erkennen. Hier haben sich von cirka 100 wahlberechtigten Studierenden im 5. und 7. Semester rund 12 Prozent für eine Teilnahme entschieden. In der Spitze waren es parallel bis zu 20 Studierende, die am Modellprojekt teilgenommen haben. Die gängigen Klischees sind also keinesfalls zutreffend.
Und was machen die Unternehmer? Nahezu nichts
Offenbar stellt der Einstieg in den Ausstieg für viele Unternehmenslenker eine kaum überwindbare Hürde dar, selbst wenn in der Familie eine Nachfolgeoption besteht. Vor allem im Baugewerbe. Verantwortlich sind vermutlich verschiedene Faktoren, die verhindern, dass die aktuelle Generation der Unternehmer in Aktion gerät.
Einiges deutet darauf hin, dass Personen, die sich hauptsächlich auf ihren Betrieb konzentriert haben und keine anderen Aufgaben, zum Beispiel in der Familie oder Freizeit übernommen haben, nur sehr schwer loslassen können. Ein Phänomen, dass auch auf traditionelle gesellschaftliche Strukturen zurückzuführen ist, unter dem besonders durch Männer geführte Unternehmen leiden. Dazu kommt, dass insbesondere stark hierarchisch aufgebaute Unternehmen mit einer Machtkonzentration bei der Unternehmerpersönlichkeit den Ausstieg erschweren.
Studien deuten darauf hin, dass der Machtverlust in Kombination mit mangelnden sozialen Kontakten außerhalb des Unternehmens eine psychologisch schwer zu überwindende Hürde darstellt. Unternehmer und Unternehmerinnen, die beispielsweise aktiv das Familienleben gestalten, ein Ehrenamt ausüben oder politisch tätig sind und eine Kooperative Führung pflegen, nehmen den Übergabeprozess wohlmöglich als weniger bedrohlich wahr. Ein Indiz dafür kann sein, dass Unternehmen, die von Frauen geführt werden, oft früher die Unternehmensnachfolge angehen.
Nicht zuletzt scheinen viele Unternehmer zu befürchten, dass die öffentliche Kenntnis der Nachfolgesituation dazu führt, dass ihr Unternehmen an Wert verliert und Mitarbeitende abwandern oder abgeworben werden und so die Absicherung im Alter verloren geht.
Wenn das Nachfolgeproblem der Branche gelöst werden soll, liegt es also nicht an der Jugend, sondern eher an den „Alten“. Hier einen passenden Zugang zu finden, wird die Aufgabe weiterer Forschungen, von Politik, Verbänden und Kammern in der Zukunft sein.
NL-Stellenmarkt
- Themen Newsletter Unternehmen bestellen
- Themen Newsletter Unternehmensführung bestellen
- Themen Newsletter Unternehmensnachfolge bestellen
- Themen Newsletter Wirtschaft und Mittelstand bestellen
- Themen Newsletter Familienunternehmen bestellen
- Themen Newsletter Kleine und mittlere Unternehmen bestellen
- Themen Newsletter Ökonomie bestellen
- Themen Newsletter Ökonomisch betrachtet bestellen
- Themen Newsletter BBSR bestellen