Ökonomisch betrachtet

Führungsschwäche

Eins der größten, ganz akuten Probleme der Branche ist immer noch der Fachkräftemangel. Der Kampf um die qualifizierten Mitarbeitenden reißt auch vor dem Hintergrund der aktuellen Krisenszenarien nicht ab, denn selbst wenn die Konjunktur schwächelt, auf dem Arbeitsmarkt sind immer weniger Menschen verfügbar.
Ökonomisch betrachtet Ausbildung und Beruf
Quelle: Bühler, A.; von Koppen, G.: Mitarbeiterführung im GaLaBau, Ulmer, 2011, S. 18

Viele Betriebe haben vor diesem Hintergrund erkannt, dass Stichworte wie Employer Branding und Mitarbeiterbindung von besonderem Stellenwert sind. Aber allein mit gutem Marketing ist es nicht getan, denn auch der Umgang mit den Mitarbeitenden, das heißt die Führung, muss dem Branding bzw. dem Leitbild und den Bindungskonzepten entsprechen. Und da mangelt es bei fast jedem Betrieb! Warum? Diese Frage lässt sich recht einfach beantworten:

In eine Führungsrolle gerät im Baubereich die oder derjenige, der sich auf der Baustelle fachlich bewährt hat – also gute Arbeit geleistet hat. Dafür sind alle gut ausgebildet, denn am technischen Know-how und Interesse mangelt es selten. Dies entspricht ja auch dem Berufsinteresse und ist Inhalt der Ausbildung an den Berufs-, Techniker- und Meisterschulen sowie den Hochschulen. Selbst das Stichwort Management findet sich oft in den Ausbildungsprogrammen. Dazu gehört z.B. Planung und Organisation, Projektmanagement, Vertragsmanagement oder Qualitätsmanagement.

Allerdings verändert sich der Aufgabenbereich als Vorarbeiter*in oder Bau(stellen)leiter*in erheblich. Plötzlich ist nicht mehr nur der Experte oder Manager gefragt. Nun kommen vor allem Aufgaben als Leader und Coach auf die betreffenden Personen zu. Darauf sind sie nicht vorbereitet, sehen diesen Bereich mit Blick auf ihre Ausbildung und ihre Sachinteressen auch nicht als Schwerpunkt und sind schlichtweg mit der Aufgabe überfordert. Da es an Methoden fehlt, suchen sich die jungen Führungskräfte Rollenmodelle aus ihrem bekannten Umfeld. Und diese Vorbilder entsprechen nur mit Glück einer Führungskultur, die Bindung und Employer Branding unterstütz.

Fähigkeiten wie Kommunikation, Teamführung, Problemlösungskompetenz, Kundenorientierung, Verantwortungsbewusstsein, Durchsetzungsvermögen und Lernbereitschaft müssen durch Fortbildung und Training erlernt und vorgelebt werden, um eine gute und dem Leitbild entsprechende Führung sicherstellen zu können.

Führungskräfte, auch, und insbesondere im operativen Bereich müssen ihren Mitarrbeitenden entsprechend dem Pyramidenmodell zunächst einmal Sicherheit bieten, Vertrauen aufbauen und eine gute Zusammenarbeit im Team sichern. Auf dieser Basis sind die Teammitglieder befähigt, Verantwortung zu übernehmen und sich neuen Herausrforderungen zu stellen, die selbstverständlich auch angeboten werden müssen. Nicht rzuletzt kann und muss dann die persönliche Weiterentwicklung jedes und jeder Einzelnen gefördert werden (siehe Bild). Gerade dieser Aspekt ist vielen jungen Fachkräften wichtig. Um den Ansprüchen gerecht werden zu können, müssen dazu auch die Führungskräfte in die Lage versetzt werden, selbst Stresssituation gut bewältigen zu können.

Wie eine groß angelegte Studie zeigt, führt eine gute Führung nicht nur zu einer höheren Bindung der Mitarbeitenden, sondern zudem zu erheblich geringeren Fehlzeiten, Arbeitsunfällen sowie Qualitätsmängeln. Daneben stellt sich eine höhere Kundenzufriedenheit ein. Das alles führt am Ende auch zu einer höheren Produktivität (GALLUP Studie). Und die ist in diesen Zeiten durch nichts aufzuwiegen.

Prof. Dr.-Ing. Heiko Meinen

h.meinen@kullmann-meinen.de

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