Ökonomisch betrachtet

Wo kein Risiko, da keine Chance

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Nun, da das sogenannte Sondervermögen gestrichen und die Wirtschaft vor großen Unsicherheiten über die Unterstützung für die notwendigen Transformationen steht, stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Vielleicht hilft es da, einmal über Chancen nachzudenken statt Hindernisse zu fokussieren.

Eine nachhaltige Entwicklung lässt sich möglicherweise ja gar nicht so gut über Verbote, Regulation oder Subvention erreichen. Sondern eher durch den guten alten Unternehmergeist:

Worauf kommt es an? 1. Kosteneffizienz, 2. Risiken reduzieren, 3. Differenzierung im Wettbewerb schaffen, 4. Neue Märkte und Angebote erschließen

Kosteneffizienz

Kostensteigerungen im Materialbereich machen den Betrieben zunehmend seit der Corona Pandemie zu schaffen. Bereits davor stiegen die Arbeitskosten deutlich an. Folgerung:

Material und Pflanzen, machen rund 27 Prozent der Kosten aus. Hier ist eine Reduzierung durch professionellen Einkauf und Bündelung von Einkaufsvolumen denkbar. Es ist also zu prüfen, welche Produktgruppen eingekauft werden und wie groß deren Volumen ist. Die wichtigsten Produktgruppen sollten gebündelt und Preise neu verhandelt werden.

Lohnkosten machen ebenfalls rund 30 Prozent der Gesamtosten aus, daher ist der produktive Personaleinsatz von großer Bedeutung. Der durchschnittliche WPK-Wert (Wertschöpfungs-Personalkosten-Koeffizient bzgl. Lohn) liegt bei 2,2 und kann bei guten Betrieben durchaus auf 2,5 gesteigert werden. Das entspricht einer Kostenreduktion von 3 Prozent. Auch die Ausstattung mit Gemeinkostenpersonal kann auf den Prüfstand gestellt werden. Die durchschnittliche Quote in Bezug auf die Gesamtkosten beträgt cirka 12 Prozent.

Risiken reduzieren

Was wird zukünftig teurer? Neben den bereits erwähnten Personalkosten, steigen die Preise für Rohstoffe und Energie, die hohe CO2-Emsissionen verursachen bzw. rar werden (z. B. Fossile Energieträger, Beton, Sand).

Heute sollte also bereits vorausschauend in Produktivität und Effizienz investiert werden, um so Zukunftsrisiken zu reduzieren. Dabei sind nicht unbedingt höhere, aber die richtigen Investitionen zu tätigen. Beispielsweise wird es bei der Anschaffung von emissionsarmen Maschinen darum gehen, trotz höherer Investitionskosten die Verrechnungssätze gleich zu halten oder zu reduzieren und gleichzeitig im Wettbewerb zeitgemäße Produktionsverfahren anbieten zu können (z. B. geräuscharmes Arbeiten in Wohngebieten).

Variable Fahrzeug- und Maschinenkosten machen rund 4 Prozent der betrieblichen Gesamtkosten aus. Energieeffizienz und günstige Energieträger können zu Einsparungen führen. In der Regel ist eine Investitionsrechnung hilfreich, um ggf. höhere Investitionskosten und Kostenreduzierung in ein vernünftiges Verhältnis zu bringen. Der Zusammenhang aus Verrechnungssatz abzgl. variablen Kosten (ggf. inkl. fixen Kosten wie Versicherungen), Finanzierungszinsen, Nutzungsdauer und Investitionskosten muss ausgeglichen sein.

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Ein weiterer Risikofaktor sind Fixkosten: Konjunkturveränderungen kann nur mit wirtschaftlicher Anpassung pariert werden. Wer aufgrund eines großen Fixkostenblocks dazu verdammt ist, eine bestimmte Umsatzgröße zu erwirtschaften, hat das Nachsehen. Es ist also zu hinterfragen, welche Strukturen in den vergangenen Jahren aufgebaut wurden, die nicht notwendig sind. Dann ist schnellstmöglich Flexibilität zu schaffen. Der durchschnittliche, fixe Gemeinkostenanteil (ohne AfA) an den Gesamtkosten beträgt gut 20 Prozent und kann durchaus um einige Prozentpunkte gesenkt werden.

Differenzierung im Wettbewerb

Risiken existieren auch am Absatzmarkt: Daher sollte das Leistungsportfolio überprüft werden. Sind die Leistungsbringer von heute noch die Zugpferde der Zukunft? Sind Zierrasen, Flächenversiegelung und Poolbau noch Zukunftsmärkte? Bevor der blinde Einstieg in einen ruinösen Preiswettbewerb in ohnehin schwindenden Märkten forciert wird, kann in ein diversifiziertes und neu ausgerichtetes Angebot investiert werden.

Im Abschwung wird der Wettbewerb vor allem im GaLaBau deswegen härter, weil die Leistungen austauschbar sind. Betriebe können sich im Zweifel (Gewerbe/Privatkundenbereich) nur noch über immaterielle Ansätze (Purpose bzw. Haltung) differenzieren. Daher muss das Leitbild auf die Wertvorstellungen der Kundschaft abgestimmt werden. Das ist auch für die Mitarbeitergewinnung hilfreich.

Neue Märkte und Angebote

Aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen, des Klimawandels und der Ressourcenverknappung ändert sich das Nachfrageverhalten der Kunden. Anschließend an die bereits aufgeworfene Frage der Risikoreduzierung muss die Frage gestellt werden, welche Leistungen und Leistungsbereiche heute und zukünftig für die Kunden interessant sind. Für den GaLaBau liegen einige Themenfelder auf der Hand, wie Wasserhaltung (Be- und Entwässerung), klimaangepasste Pflanzen und Gartengestaltung, Dach- und Fassadenbegrünung, Biodiversitätsfördernde Konzepte/Leistungen etc.

In den vier vorgenannten Bereichen kann jedes Unternehmen unabhängig von Fördermaßnahmen und Regulatorik tätig werden und damit die Weichen für eine wirtschaftlich erfolgreiche Entwicklung stellen.

Prof. Dr.-Ing. Heiko Meinen

h.meinen@kullmann-meinen.de

Prof. Dr. Heiko Meinen
Autor

Leiter des Instituts für nachhaltiges Wirtschaften in der Bau- und Immobilienwirtschaft (inwb), Hochschule Osnabrück

Hochschule Osnabrück

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