Sieben Jahre online: Die GALK-Straßenbaumliste - fit für den Klimawandel?

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GALK e.V. Klimabäume
1. a) Tilia tomentosa \'Brabant\': Dichte und regelmäßige Krone, durchgehender Leittrieb, keine Honigtaubildung. Foto: Dietrich, Wilhelm
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1. b) Magnolia kobus: Kleinkroniger Blütenbaum, breit kegelförmige Krone.

Ist die Straßenbaumliste der Gartenamtsleiter in Zeiten sich ändernder klimatischer Bedingungen noch aktuell? Welches Potenzial bietet sie und wie nutzt man sie effizient? Der nachfolgende Artikel soll dies aufzeigen.

Seit 1976 wird im Auftrag der Gartenamtsleiter Deutschlands (vormals "Ständige Konferenz der Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag", nun GALK) eine Liste von Baumarten und -sorten veröffentlicht, die " … für die Bepflanzung von Straßen und überwiegend befestigten Plätzen im städtischen Bereich des mitteleuropäischen Raumes geeignet sind. … " (s. Vorbemerkungen zur Straßenbaumliste/Bauer 2012).

Wie fing es an? Eine kurze Rückblende

Vorausgegangen waren dieser Entscheidung Überlegungen der Fachamtsleiter, den Kolleginnen und Kollegen in den deutschen Kommunalverwaltungen und den Planungsbüros Informationsmaterial zur Verfügung zu stellen, mit dessen Hilfe die Auswahl von Bäumen, die in der Lage sind, sich im Straßenraum und auf befestigten Plätzen zu entwickeln, vereinfacht werden kann.

Die Verhältnisse an diesen Standorten weichen bekanntermaßen erheblich von jenen in der freien Natur ab: Wenig Standraum, starke Versiegelung der angrenzenden Flächen, häufig kein anstehender Boden im Wurzelraum mehr vorhanden, starke Erschütterungen durch den Verkehr und damit einher gehende Verdichtungen des Bodens mit einem ungünstigen Boden-Luft-Haushalt als Folge, Tausalzeinträge, Hundeurin und anderes mehr. Dies in Verbindung mit den extremen klimatischen Verhältnissen im stark überbauten Raum, die den stark gestressten Bäumen kaum mehr Regenerationschancen bieten. Wer hier überleben will, muss schon einiges aushalten können. Bereits mit dem Erscheinen der ersten Version der Straßenbaumliste wurde begonnen, die jahrelangen Erfahrungen der Baumverantwortlichen der Kommunen zu den einzelnen Arten und Sorten in der Liste zu verankern. Die ergaben sich zwar noch nicht aus systematischen Bonitierungen wie in den nachfolgend beschriebenen Straßenbaumtests, wohl aber aus der täglichen Arbeit mit den Bäumen. Diese Praxis wird nach wie vor beibehalten.

Die Liste, seit 2001 kurz "Straßenbaumliste der Gartenamtsleiter" genannt, erscheint nach teils umfangreichen Überarbeitungen in den Jahren 1978, 1983, 1986, 1991, 1995, 2001 und 2006 nun seit 2012 in einer komfortablen interaktiven Online-Version auf der Internet-Plattform der GALK unter www.galk.de (Dietrich, Doobe, 2012). Insgesamt 178 verschiedene Baumarten und -sorten können hier, beschrieben und mit Bildern versehen, abgerufen werden.

Verantwortlich für die Aufstellung der Straßenbaumliste und deren laufender Fortschreibung ist der Arbeitskreis Stadtbäume der Gartenamtsleiterkonferenz, bestehend aus 17 ständigen und zwei korrespondierenden Mitgliedern aus deutschen Kommunen sowie dem erweiterten Mitgliederkreis aus der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und aus Schweden. Auf diese Weise können Erfahrungen aus den unterschiedlichsten klimatischen Bereichen Deutschlands und der Nachbarländer aufgenommen, ausgewertet und in die Liste übernommen werden.

Seit Anbeginn wird das beschriebene Gehölzsortiment regelmäßig mit Vertretern des Bundes Deutscher Baumschulen (BdB) abgestimmt. Zum Einen, weil die umfangreichen Kenntnisse der Produzenten von großem Wert für die Arbeit mit der Liste sind, zum Anderen auch, weil die Bewertungen der Bäume in der Liste natürlich Einfluss haben auf die Geschäftstätigkeit in den Baumschulen. Letztlich müssen die beschriebenen Straßenbäume ja auch für die Anwender in den gewünschten Mengen und Qualitäten beschaffbar sein. Es handelt sich hier um eine fachliche Zusammenarbeit, von der beide Seiten profitieren: In den Baumschulen werden Erfahrungen bezüglich Vermehrung und Anzucht der Bäume gesammelt und weiter gegeben. Durch den internationalen Handel existieren zudem gute Kenntnisse über neue, zukunftsträchtige Sorten, die später auch für die Städte und Kommunen von Bedeutung sein könnten. Andererseits erhalten die Baumschulen auch Informationen aus den Kommunen über Stärken und Schwächen von Arten und Sorten, die für die künftige Ausrichtung ihrer Sortimente wichtig sind.

Für die aktuelle Fassung der Straßenbaumliste erfolgte ein intensiver Abgleich der Fachleute beider Professionen im März 2019.

Wie funktioniert die Liste? Was findet der Nutzer?

Zunächst einmal erscheint beim Öffnen der betreffenden Seite eine - vielen Nutzern inzwischen vertraute - Tabelle, die die wichtigsten Informationen zu den angebotenen Arten und Sorten quasi auf einen Blick bietet: Neben den botanischen und deutschen Namen finden sich Wuchshöhen und -breiten, Lichtdurchlässigkeit und Lichtbedarf, Hinweise auf die Verwendbarkeit (Eignung) und jeweils ein eigenes Bemerkungsfeld zu Gestalt, markanten Eigenschaften und Ähnlichem. Diese Tabelle kann bei Bedarf tagaktuell als Pdf-Datei heruntergeladen und ausgedruckt werden, um beispielsweise Auftraggebern, Bürgern, Politikern in entsprechenden Gremien erste Informationen zu geplanten Baumpflanzungen zu geben und diese gegebenenfalls in die Entscheidungsfindung einbeziehen zu können. (Abb. 2)

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2. Startansicht der Straßenbaumliste, vielen Nutzern bekannt. Quelle: Straßenbaumliste GALK e.V, www.galk.de

Momentan stehen den Anwendern detaillierte Informationen zu 178 Arten und Sorten zur Verfügung, die sich allerdings erst dann vollständig erschließen, wenn auf die jeweilige Zeile geklickt wird. Dort öffnet sich nun ein weiteres Fenster, das dem Nutzer, zur Ergänzung der Hauptliste, eine große Anzahl zusätzlicher Informationen anbietet:

Neben der Benennung von Gattung, Art, Sorte bzw. Varietät, der deutschen Bezeichnung, bekannten Synonymen sowie den Herkünften sind für die Auswahl geeigneter Bäume insbesondere die folgenden Informationen aus der Vielzahl der angebotenen Details von besonderem Interesse:

  • Höhe und Breite, Wuchsform:Geeignet für enge Straßen, für breite Alleen?
  • Lichtbedarf und Lichtdurchlässigkeit:
  • ann sich der Baum auch in dunklen Altstadtstraßen gut entwickeln, verschattet eine dichte Krone eventuell zu stark? Hat Unterwuchs eine Chance?
  • Das Wuchsverhalten:
  • st schnell mit entsprechender Raumwirkung zu rechnen oder handelt es sich um ein langsam wachsendes Gehölz?
  • Ist mit schmückendem Blütenflor oder schöner Herbstfärbung zu rechnen? Wenn ja: in welcher Farbe?
  • Gibt es zierenden Fruchtschmuck, ist mit Fruchtfall zu rechnen (Verkehrssicherung)?
  • Wie sieht der Baum in belaubtem und in unbelaubtem Zustand aus, wie die Blüten, Früchte (falls vorhanden) und die Herbstfärbung? Wie wirkt er als Jungbaum?
  • as vorhandene Bildmaterial lässt sich durch einen weiteren Klick auch vergrößern.
  • Wie reagiert die vorgesehene Baumart auf die klimatischen Bedingungen und Bodenverhältnisse (in der heimischen Kommune)?
  • Wie einfach oder wie aufwändig wird die Jungbaumpflege, der notwendige Erziehungs- und Aufbauschnitt? Sollte der Leittrieb gestäbt werden, damit das Lichtraumprofil besser erreicht werden kann oder ist dies nicht erforderlich?
  • Was ist in den späteren Jahren zu erwarten? Neigt der Baum zu Wurzelauftrieben, Zwieselbildung, eingewachsener Rinde, Rindenschäden?
  • Wie ist die Schädlingsanfälligkeit? Gibt es dazu Erfahrungen in anderen Städten?
  • Was muss darüber hinaus eventuell in der Pflege und Unterhaltung Beachtung finden?
  • Auf welche Vermehrungsart sollte bei der Beschaffung geachtet werden (ein häufig unterschätzter Aspekt)?

Eine Besonderheit sind die regionalen Erfahrungen, die zu den klimatischen Ansprüchen, Krankheits- und Schädlingsbefall und ggf. zu durchgeführten Maßnahmen, aber auch zur Pflege und Unterhaltung, gegeben werden können und so eine große Unterstützung sowohl bei der Pflanzenauswahl als auch bei der Betreuung bereits vorhandener Bäume bieten können. (Abb. 3)

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3. Anklicken und weitere Informationen abrufen. Ausführliche regionale Erfahrungen für den Wissenstransfer. Quelle: Straßenbaumliste GALK e.V, www.galk.de
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4. Quercus palustris: \'Geeignet mit Einschränkungen\'. Wertvoller, robuster Straßenbaum bei zusagenden Bodenverhältnissen; auf kalkhaltigen Böden besteht jedoch Chlorosegefahr. Vorsicht bei Bauschutt im Untergrund! Foto: Dietrich, Wilhelm

Die Straßenbaumliste wird laufend aktualisiert; neue Erfahrungen, Erkenntnisse aus der täglichen Arbeit der Kollegen in den deutschen, österreichischen und schweizerischen Kommunen sowie aus den Niederlanden und Schweden, Hinweise vom BdB, insbesondere aber auch die Ergebnisse aus den bundesweiten GALK-Straßenbaumtests, werden regelmäßig eingepflegt, sodass ausgedruckte Exemplare immer nur für einen begrenzten Zeitraum aktuell sein können. Es wird deshalb empfohlen, besser die Online-Version, mit ihren ungleich vielfältigeren Möglichkeiten, zu nutzen.

Was ist bei den Bewertungen zur Verwendbarkeit der Bäume zu beachten?

Relativ unkompliziert gestaltet sich dies bei den Prädikaten 'Gut geeignet' und 'Geeignet', da die betreffenden Gehölze fast ohne Einschränkungen im Straßenraum Verwendung finden können.

Wesentlich differenzierter ist dies hingegen bei 'Geeignet mit Einschränkungen' zu sehen. Dort sollte unbedingt genauer in die Beschreibungen geschaut werden: Diese Bäume sind nicht per se schlechter als jene mit der besseren Einstufung, sondern es gelten regional sehr unterschiedlich gelagerte, klimatisch bedingte oder zum Beispiel von der Bodenart abhängige Einschränkungen, die zu beachten sind.

Ein typisches Beispiel stellt die Sumpfeiche, Quercus palustris, dar, die - anders, als der Name vermuten lässt - nicht nur mit nassen Böden zurechtkommt, sondern auch auf mäßig feuchten Standorten ein hoch aufwachsender, robuster Straßenbaum mit eindrucksvoller Herbstfärbung werden kann. Nur auf kalkhaltigen Böden besteht Chlorosegefahr; die zum Vergilben der Blätter, zum Absterben einzelner Zweig- und Astpartien und in letzter Konsequenz zum Absterben der Bäume führen kann. (Abb. 4)

Ebenso die Italienische Erle, Alnus cordata: Sie treibt früh aus und das führt gelegentlich zu Spätfrostschäden, die allerdings schnell überwachsen werden. Bei frühem Schneefall besteht, insbesondere bei ausladenden Kronen, Schneebruchgefahr durch ihr lang haftendes Laub. Diese Einschränkungen spielen zum Beispiel in Südwestdeutschland und klimatisch ähnlich gelagerten Regionen eher eine untergeordnete Rolle; dort kann sie als ein gut geeigneter, ohne Einschränkungen zu empfehlender Straßenbaum gelten.

Besondere Beachtung finden sollten die aktuellen, im Juni 2019 eingearbeiteten Änderungen in den Bewertungen der Gehölze, die nachfolgend kurz beschrieben werden:

  • Alnus incana
    'Nicht geeignet' in 'Geeignet mit Einschränkungen' (Grund: verträgt höhere pH-Werte)
  • Cornus mas
    'Gut geeignet' in 'Geeignet mit Einschränkungen' (Fruchtfall, Stammaustriebe, Lichtraumprofil beachten)
  • Corylus colurna
    'Geeignet' in 'Geeignet mit Einschränkungen'
    (plötzliches Absterben einzelner Bäume oder Kronenteile in verschiedenen Städten)
  • Liquidambar styraciflua, L. styr. 'Paarl', 'Woplesdon'
    'Geeignet mit Einschränkungen' in 'Geeignet'
  • Malus tschonoskii
    'Gut geeignet' in 'Geeignet' (Austriebe aus Unterlage, Fruchtfall möglich, Krebsanfälligkeit)
  • Quercus cerris
    'Geeignet' in 'Gut geeignet'
  • Quercus palustris
    'Geeignet' in 'Geeignet mit Einschränkungen' (auf Kalkböden Chlorosegefahr, s. o.)
  • Quercus robur
    'Geeignet' in 'Geeignet mit Einschränkungen' (Befallsrisiko Eichenprozessionsspinner, Eichensplintkäfer)
  • Quercus rubra
    'Geeignet mit Einschränkung' in 'Geeignet'

Weitere Neubewertungen werden nachfolgend im Kapitel 'Test 1' beschrieben.

Neu aufgenommen in die Liste wurde ein alter Bekannter: Populus nigra 'Italica', die Pyramidenpappel, die in zahlreichen Städten mindestens seit Jahrzehnten teils recht umfangreiche Verwendung findet und durch ihr rasches Wachstum, ihre markante, schlanke Gestalt sehr schnell die Straßenräume zu prägen vermag. Sie ist anspruchslos und stadtklimafest, nicht frostempfindlich, erfordert in der Reifephase regelmäßige Pflegeschnitte, um größerer Totholzbildung vorzubeugen. Der Schnittaufwand bleibt dennoch überschaubar. (Abb. 5)

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5. Populus nigra \'Italica\': Schmalkronig, hoch wachsend, anspruchslos, stadtklimafest. Männliche Sorte, kein Samenflug. Foto: Dietrich, Wilhelm
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6. Sophora japonica \'Regent\': Schwierige Kronenentwicklung, starke Wurzelaufwerfungen bei beengten Standortverhältnissen, keine Verbesserung gegenüber der Art. Foto: Dietrich, Wilhelm
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7. Pyrus regelii: Teils starker Fruchtbehang und Fruchtfall, früh einsetzende Vergreisungserscheinungen. Für Straßenbaumpflanzung nicht geeignet. Quelle: Straßenbaumliste GALK e.V, www.galk.de
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8. Tilia flavescens \'Glenleven\': Gerader, durchgehender Stamm, kegel- bis säulenförmige geschlossene Kronenform. Stabile, sehr positive Entwicklung. \'Gut geeignet\' Foto: Dietrich, Wilhelm
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9. Straßenbaumtest 2, Übersichtskarte mit Verteilung der teilnehmenden Städte. Die unterschiedlichsten klimatischen Verhältnisse können sehr differenzierte Ergebnisse liefern. Quelle: Straßenbaumliste GALK e.V, www.galk.de
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10. Die Teststandorte. Hier können die Testsorten mit genauer Standortbezeichnung, zum großen Teil mit Standortfotos und teilweise mit Planunterlagen, aufgerufen werden. Quelle: Straßenbaumliste GALK e.V, www.galk.de

Eine wichtige Quelle der Erkenntnis:

Die GALK-Straßenbaumtests

Erprobung unter realen Bedingungen

Erste Versuche: Test 1

Gemeinsam mit dem Bundessortenamt und dem BdB begann der Arbeitskreis Stadtbäume 1995 einen ersten Straßenbaumtest in acht deutschen Städten (Hannover, Heilbronn, Krefeld, Leipzig, Magdeburg, München, Münster, Osnabrück). Getestet wurden 13 überwiegend neu auf dem deutschen Markt verfügbare Baumarten und -sorten in Straßenbaumqualität, in einheitlichen Substraten, definierten Baumgruben und von gleichen Herkünften.

Die Kenntnisse über diese neuen Bäume beschränkten sich bis dahin im Wesentlichen auf so genanntes Katalogwissen, das natürlich nur in sehr begrenztem Maße Aussagen zum Wuchsverhalten unter Straßenverhältnissen, zum Pflegeaufwand für die Städte und Gemeinden, zu Krankheitsanfälligkeit oder -widerstandsfähigkeit, zu Frostempfindlichkeit und so weiter zuließ.

Ursprünglich vorgesehen war, diesen Test mit einer abschließenden Bonitur im Jahr 2000 auslaufen zu lassen und deren Auswertung in die Überarbeitung der Straßenbaumliste 2001 einfließen zu lassen.

Bäume sind - entsprechende Standortbedingungen vorausgesetzt - äußerst langlebige Wesen. Daraus ergibt sich, dass zeitlich limitierte, nur wenige Jahre laufende Tests für die Beurteilung der Gehölze nur eine begrenzte Aussagekraft besitzen können. 2005 wurde deshalb in sechs der am Test beteiligten Städte eine neuerliche Bonitierung vorgenommen, die teils überraschende Ergebnisse bei der Entwicklung einzelner Arten und Sorten brachte, sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht. Daraufhin beschloss der Arbeitskreis, die Testbäume auch weiterhin in Abständen zu überprüfen und somit quasi einen Langzeit-Test zu starten, der in dieser Form, also unter realen Bedingungen im Straßenraum, sicher einmalig ist.

Für die ersten, 1995 gepflanzten Bäume liegen die - regelmäßig aktualisierten - Ergebnisse seit nunmehr 24 Jahren vor. Die 2015 vorgenommene Bonitierung bestätigte die 2005 schon erkennbaren Tendenzen:

Stabil geblieben in der Bewertung sind Acer platanoides 'Deborah' und 'Farlakes Green', die aufgrund regional unterschiedlicher Trocken-, vereinzelt auch Blatt- und Frostschäden, als 'Geeignet mit Einschränkungen' eingeschätzt wurden.

Gleichermaßen auch Sophora japonica 'Regent', die keine Verbesserung gegenüber der Art darstellt und durchgängig nur als 'Geeignet mit Einschränkungen' bewertet wurde. (Abb. 6)

Ebenfalls stabil, aber auf hohem Niveau: Alnus spaethii, 'Gut geeignet'.

Anders die Fraxinus excelsior 'Diversifolia' und 'Atlas': Ursprünglich als 'geeignet' eingeschätzt, mussten sie infolge regional unterschiedlich auftretender Trocken-, teilweise auch Frostschäden und der Gefahr des Eschentriebsterbens, neu bewertet werden mit 'Geeignet mit Einschränkungen'.

Enttäuschend entwickelten sich die getesteten Stadtbirnen Pyrus caucasica, Pyrus regelii und Pyrus communis 'Beech Hill'. Wurden sie 2000 und 2005 noch als 'bedingt geeignet' eingestuft, erhielten sie im Resümee von 2015 infolge starker Vergreisungserscheinungen, starken Fruchtbehangs und teils massiver Ausfälle die Einschätzung 'Nicht geeignet'. (Abb. 7)

Positiv verlief die Entwicklung von Robinia pseudoacacia 'Sandraudiga'; 2000 und 2005 mit 'Geeignet' eingeschätzt, konnte sie nun mit 'Gut geeignet' bewertet werden.

Sehr erfreulich auch die getesteten Lindensorten: Tilia cordata 'Rancho' und 'Roelvo' sowie Tilia x flavescens 'Glenleven' wurden 2000 und 2005 noch recht unterschiedlich bewertet und konnten 2015 nun einheitlich als 'Gut geeignet' eingeschätzt werden, erhielten also ein Prädikat, das nicht so häufig vergeben werden konnte. (Abb. 8)

Zu den beschriebenen Testergebnissen gelangt man auf sehr komfortable Art und Weise über entsprechende Verlinkungen der Arten und Sorten direkt aus der betreffenden Zeile der Straßenbaumliste, alternativ über die Startseite von www.galk.de unter der Rubrik 'Straßenbaumliste' oder über die Seiten des Arbeitskreises Stadtbäume. Zahlreiche Wege führen zur Erkenntnis!

Starke Erweiterung im Zeichen des Klimawandels: Test 2

Zehn Jahre nach dem Beginn der ersten Testreihe wurde in der Pflanzperiode 2004/2005 ein zweiter, weit umfangreicherer Straßenbaumtest begonnen. An diesem beteiligen sich mit Berlin, Dresden, Düsseldorf, Esslingen, Frankfurt/M., Hamburg, Heilbronn, Köln, Leipzig, München, Nürnberg, Osnabrück, Rostock und Stuttgart insgesamt 14 deutsche Städte, außerdem mit Basel und Wien auch die beiden im Arbeitskreis vertretenen Mitgliedsstädte aus den betreffenden Nachbarländern.

Durch die territoriale Verteilung der Teststandorte auf unterschiedlichste klimatische Bereiche und Bodenverhältnisse in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden sehr differenzierte Auswertungen zum Verhalten der Bäume auf jahreszeitliche Temperaturverläufe, Früh- und Spätfröste, Schädlingsbefall, Krankheitsanfälligkeit etc. ermöglicht. Die Ergebnisse der Bonitierungen erhalten so eine hohe Aussagekraft. (Abb. 9)

Der Test 2 startete mit 15 Arten und Sorten. In den folgenden Jahren wurde, insbesondere auch unter dem Eindruck sich deutlich abzeichnender klimatischer Veränderungen, mehrfach eine Erweiterung des Sortiments vorgenommen.

Aktuell werden 40 Arten und Sorten auf ihre Straßenbaumtauglichkeit hin überprüft. (Abb. 10)

Dabei wird besonderer Wert auf eine große Breite in der Gehölzauswahl gelegt, weil die Erfahrungen zeigen, dass auch bislang stabile Populationen im Zuge der sich verändernden klimatischen Bedingungen vermehrt unter Krankheiten, Schädlingen, Trockenstress und verminderter Vitalität zu leiden haben. Es ist zu erwarten, dass sich diese Tendenz fortsetzen wird. Eine Vergrößerung des einsetzbaren Gehölzsortiments mit möglichst großer Standortamplitude ist den Städten und Gemeinden also dringend anzuraten, um eventuelle Ausfälle einzelner Arten besser kompensieren zu können, denn nach wie vor dominieren Ahorn und Linde in ganz erheblichem Maße die Straßenrandbereiche, Wege und Plätze im urbanen Raum.

Dem soll der aktuelle Test mit folgenden Spezies Rechnung tragen:

  • Acer buergerianum;
  • A. campestre 'Huibers Elegant', A. monspessulanum, A. opalus, A. platanoides 'Allershausen' (Abb. 11), 'Apollo' und 'Fairview', A. rubrum 'Scanlon', Acer x freemanii 'Autumn Blaze', A. zoechense;
  • Amelanchier arborea 'Robin Hill';
  • Carpinus betulus 'Lucas';
  • Cornus mas;
  • Eriolobus trilobatus (Malus trilobata);
  • Fraxinus Americana 'Autumn Purple''
  • Fraxinus ornus 'Louisa Lady', 'Mecek', F. pennsylvanica;
  • F. penns. 'Summit'
  • Gingko biloba ,Fastigiata Blagon'
  • Koelreuteria paniculata;
  • Liquidambar styraciflua' Worplesdon', 'Paarl'
  • Magnolia kobus;
  • Malus tschonoskii;
  • Ostrya carpinifolia,
  • Prunus padus 'Albertii', 'Schloss Tiefurt';
  • Pterocarya rohifolia 'Brokavention';
  • Quercus frainetto;
  • Sophora japonica 'Princeton Upright';
  • Sorbus latifolia 'Henk Vink';
  • Tilia tomentosa 'Szeleste';
  • Ulmus-Hybride 'Clusius', 'Columella', ,New Horizon', 'Regal';
  • Zelkova serrata, Z. serrata 'Green Vase'

Gepflanzt werden die Bäume ausschließlich im Straßenraum beziehungsweise in einem definierten Bereich entlang der Straßenkörper. Die minimale Anzahl zu bonitierender Bäume wurde auf fünf Exemplare je Straße festgelegt; eine obere Grenze wird durch die maximal bepflanzbaren Standorte in der Straße und, natürlich, durch die finanziellen Möglichkeiten der jeweiligen Kommune gezogen.

Im Gegensatz zum Test 1 wird auf einheitliche Herkünfte bei der Beschaffung der Bäume und auf ein einheitliches Substrat verzichtet; vielmehr sollen die sich am Test beteiligenden Städte auf jene Lieferanten und Materialien zurückgreifen, die sie auch sonst üblicherweise nutzen.

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11. Acer platanoides \'Allershausen\', Herbstaspekt: stark verzweigte, dichte Krone, gut geeignet für frostgefährdete Lagen. Foto: Dietrich, Wilhelm
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12. Bonitierbogen aus München. 15 Prüfkriterien, Bemerkungsfelder und Gesamteindruck je Prüfling. Quelle: Straßenbaumtest GALK e.V.
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13. Zelkova serrata \'Green Vase\': Trockenschäden. Regional sich sehr unterschiedlich entwickelnd. Foto: Dietrich, Wilhelm

Mindestens 1 x im Jahr werden bei jedem Testbaum folgende, mit dem Bundessortenamt abgestimmte, Kriterien geprüft und ausgewertet:

Anwachsergebnis, Stammumfang, Kronenform, Kronendichte, Wuchsform, Terminalzuwachs, Triebzuwachs, Blüten, Frucht/-reste, Schädlinge, Pilzkrankheiten, Blattschäden, Frostschäden, Trockenschäden, Schnittaufwand, Gesamteindruck. (Abb. 12)

Für 10 Testkandidaten konnte aufgrund ausreichender Datengrundlagen bereits 2012 eine erste fundierte Einschätzung und Bewertung abgegeben werden (Doobe, Dietrich, Wilhelm 2012).

Mittlerweile liegen für weitere im Test befindliche Bäume ohne Bewertung schon belastbare Ergebnisse vor, die bereits bestimmte Entwicklungstendenzen erkennen lassen und, darüber hinaus, für bereits bewertete Sorten ergänzende Informationen:

  • Acer buergerianum
    Überhängender rundlicher Wuchs; Lichtraumprofil dadurch schwierig zu erreichen, deshalb Schnittaufwand vergleichsweise hoch; teilweise Stammrisse, hoher Fruchtansatz, insgesamt aber gesund.
  • Acer campestre 'Huibers Elegant'
    Insgesamt sehr gute Bewertung; trotz Trockenheit 2018 keine Auffälligkeiten, in manchen Jahren etwas stärkerer Fruchtbehang.
  • Eriolobus trilobatus
    Teils starke Blütenbildung, dadurch hoher Zierwert; sehr dichte Krone, sehr gesund in München, vereinzelt Stamm-Nekrosen in Rostock.
  • Liquidambar styraciflua 'Worplesdon'
    Allgemein - außer in Hamburg - schwacher Zuwachs; teilweise fruchtend, gesund. 2018 geringe Trockenschäden.
  • Magnolia kobus
    Geringer Zuwachs, Stammrisse in München und Hitzeschäden 2018, in Dresden Trockenschäden, leichte Chlorosen in Wien; in Mannheim und München zunehmend schlechte Entwicklung; teilweise leichter Fruchtbehang; regional unterschiedlich bewertet.
  • Tilia tomentosa 'Szeleste'
    Mittelstarker Zuwachs, geringer Schnittaufwand, teilweise stärker fruchtend, guter Gesamteindruck.
  • Ulmus-Hybride 'Columella'
    Säulenförmige, dichte Krone, keine Blüten- und Fruchtbildung, häufig Stammausschläge, dadurch erhöhter Schnittaufwand; in München Schäden im Feinastbereich durch Streusalzeinträge, insgesamt gesund, mittlerer bis guter Gesamteindruck.
  • Ulmus-Hybride 'New Horizon'
    Starkes Trieb- und Stammwachstum, 2018 sehr geringe Trockenschäden in Berlin und München, sehr gesund, durchweg gute Einschätzungen.
  • Ulmus-Hybride 'Regal'
    Kronendichte mittel bis licht, starkes Trieb- und Stammwachstum, 2018 in Dresden leichte Trockenschäden, insgesamt gesund, durchweg gute Einschätzungen.
  • Zelkova serrata 'Green Vase'
    Regional sich sehr unterschiedlich entwickelnd, daraus ergeben sich abweichende Aussagen. Leichte bis starke Trockenschäden, in letzterem Fall dann Absterben von Kronenteilen. Trichterförmiger Wuchs; zwar steil aufrecht wachsende Äste, dann aber bogig überhängend; Lichtraumprofil deshalb schwer zu erreichen. Teilweise hoher Schnittaufwand. Insgesamt gesund, wegen des Wuchsverhaltens schwer im Verkehrsraum einzusetzen. Gesamteindruck, regional differierend, von schlecht bis gut. (Abb. 13)

Zusammenfassung

Seit mittlerweile 43 Jahren steht die Straßenbaumliste der Gartenamtsleiter den kommunalen und privaten Anwendern für die Auswahl geeigneter Bäume an Straßen, Wegen und auf Plätzen zur Verfügung. Sie ist mit den Jahren wesentlich umfangreicher, detailreicher und moderner geworden. Insgesamt 178 Baumarten und -sorten stehen derzeit abrufbereit zur Verfügung.

Seit dem Start des ersten Straßenbaumtests 1995 werden mittlerweile 53 Baumarten und -sorten in Deutschland, Österreich und in der Schweiz regelmäßig auf ihre Eignung im Straßenraum in einem Langzeittest bonitiert. Territorial und zeitlich nicht limitiert, werden hier, mit der Pflanzung beginnend, je Baum und Standort in den folgenden Lebensphasen insgesamt 16 Kriterien geprüft und ausgewertet. Dies geschieht unter realen Bedingungen im Straßenraum und auf befestigten Plätzen.

Bei der Auswahl der Testkandidaten wurde besonderer Wert auf eine große Standortamplitude und damit auch auf eine - in den folgenden Jahren zu überprüfende - große Anpassungsfähigkeit an sich verändernde klimatische Bedingungen gelegt.

Die Ergebnisse sind ein wichtiger Bestandteil der Liste, die sich im Laufe der Jahre zu einem mächtigen, umfassenden Arbeitsmittel für Planung, Pflanzung und Pflege von Straßenbäumen entwickelt hat.

Sowohl die Straßenbaumliste selbst, als auch die Inhalte und Ergebnisse der Tests sind online unter www.galk.de verfügbar; die Ergebnisse von Straßenbaumtest 1 und 2 wurden über Links in der Liste verankert und lassen sich auf diese Weise einfach und komfortabel aufrufen. Umgekehrt ist es ebenso möglich, von den jeweiligen Testergebnissen zur Straßenbaumliste zu gelangen. Lassen Sie sich überraschen!

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