Zementindustrie

CO2-Emissionen sollen Rohstoffe werden

Anfang 2022 war das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Verbundprojekt "CO2-Syn – Stoffliche CO2-Nutzung aus Zementwerkprozessgasen mit gekoppelten elektrochemischen und thermisch katalysierten Prozessen" an den Start gegangen. Nun ziehen die Projektpartner aus Industrie und Wissenschaft eine positive Zwischenbilanz: Es ist ihnen gelungen, aussichtsreiche Katalysatoren für die Umsetzung des von Zementwerken freigesetzten Kohlenstoffdioxids zu identifizieren und ihre Testung unter Realbedingungen vorzubereiten.
Zement Forschung und Bildung
Blick auf die Katalysatoren (v. l. n. r.): Kai junge Puring und Dennis Blaudszun (beide Fraunhofer UMSICHT), Sven Rösler (Leuchtstoffwerk Breitungen) und Kai Wagner (Zementwerk Phoenix). Foto: Fraunhofer UMSICHT

Die Katalysatoren sollen robust und vergiftungsresistent sein, sowohl langzeitstabil als auch wirtschaftlich. "Wir haben uns vor allem mit sulfidbasierten Materialien beschäftigt", erklärt Dr. Anne Schmidt vom Leuchtstoffwerk Breitungen. "Sie sind sehr stabil gegenüber typischen Katalysatorgiften wie Schwefel, wurden aber bislang nicht systematisch als potenzielle Katalysatoren für die Synthesegasherstellung aus CO2 beziehungsweise für die anschließende Synthesegaskonversion zu Olefinen und höheren Alkoholen untersucht."

Über 20 potenzielle Katalysatoren konnten die Forschenden des Leuchtstoffwerks und der Ruhr-Universität Bochum synthetisieren und dem Fraunhofer UMSICHT zur Verfügung stellen. Dort wurden bereits erste Tests durchgeführt und aussichtsreiche Muster identifiziert. "Jetzt beginnen wir mit Katalysatortests für die Synthesegaskonversion zu Olefinen und höheren Alkoholen unter anwendungsnahen Prozessbedingungen", erläutert UMSICHT-Wissenschaftler Dr. Heiko Lohmann.

Parallel fand beim Zementwerk Phoenix eine umfassende Analyse des Standorts statt. Sie bildet die Grundlage für die experimentelle und systemische Betrachtung der elektro- und thermokatalytischen Prozesse. "Wir haben uns die Betriebszustände des Zementwerks angeschaut sowie deren Einflüsse auf die Prozessgase untersucht und modelliert", sagt Kai Wagner von Phoenix. "Das dient einerseits als Grundlage für die experimentellen Untersuchungen zum Einfluss der Gasmatrix in den katalytischen Prozessen. Andererseits dient das Modell des Zementwerks auch als Baustein für ein Gesamtmodell, welches eine Integration der Prozesskette aus Elektrolyse und Thermokatalyse in den Anlagenverbund des Zementwerks beschreibt."

Auf Basis der Ergebnisse soll die Systemintegration erfolgen. Dazu werden im Rahmen des Projektes neue Methoden zur systemischen, multikriteriellen Bewertung erarbeitet. Schließlich müssen auch neue Geschäftsmodelle zur Vermarktung von CO2-basierten Produkten, die aus den Abgasen entstehen, entwickelt und in Einklang mit vorhandenen Wertschöpfungsketten gebracht werden.

Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

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