15. Dresdner Stadtbaumtage in der Forststadt Tharandt

Eine gute Baumbewässerung muss Totwasser im Boden berücksichtigen

Baumbewässerung Baumpflege
Im Judeich-Bau der Forststadt Tharandt kamen im Juni rund 150 Baumfachleute aus allen Teilen der Republik zusammen, um sich endlich wieder face-to-face auszutauschen. Foto: Pro Baum

Ein inhaltsreiches Programm vor idyllischer Kulisse: Das boten die Dresdner Stadtbaumtage, die Mitte Juni im sächsischen Forststädtchen Tharandt wieder rund 150 Baumfachleute aus ganz Deutschland zusammenbrachten. Der Kontrast zwischen der überschaubar-familiären Atmosphäre der Tagung und dem massiven fachlichen Input macht seit jeher den Reiz der Stadtbaumtage aus. Dieser Effekt verstärkte sich nach zwei Jahren Corona-bedingter Zwangspause insofern, als den Teilnehmern ihre erhöhte Diskussionslust deutlich anzumerken war.

Die Fragerunden nach den Vorträgen mussten ein ums andere Mal von Gastgeber Prof. Dr. Andreas Roloff mit Blick auf den Zeitplan beendet werden - um dann im Foyer während der Kaffeepausen ihre Fortsetzung zu finden. Dass sich das Plenum so diskutierfreudig zeigte, war auch eine Folge des vielfältigen, teils aufrüttelnden Vortragsprogramms, in dessen Mittelpunkt stets das Wohl der vom Klimawandel geplagten Bäume stand. Wie ihrem Trockenstress am besten beizukommen sei, war in Tharandt eine der zentralen Fragen.

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Dr. Katharina Weltecke erklärte, weshalb man bei der Bewässerung wissen muss, in welcher Bodenart der Baum wurzelt. Foto: Pro Baum

Effektive Bewässerung braucht Bodenwissen

Ein offensichtlicher Ansatz, Trockenstress zu lindern, ist das gezielte Hinzuführen von Feuchtigkeit. Insofern war es nur allzu passend, dass Dr. Katharina Weltecke ihrem Vortrag "Bäume richtig wässern" den Referats-Reigen eröffnete.

Um effektiv zu wässern, müsse man allerdings wissen, in welcher Bodenart der Baum überhaupt Wurzeln geschlagen habe. Denn: "Der Wassergehalt im Boden sagt nichts über die Wasserverfügbarkeit aus", so Weltecke. Je nach Bodenart gebe es einen bestimmten Anteil von sogenanntem Totwasser, das dem Baum nicht zur Verfügung steht. Diese Totwasser-Schicht befindet sich unterhalb des pflanzenverfügbaren Wassers und oberhalb der Bodenfestsubstanz. Da das Totwasser so tief liegt, genügt die Saugkraft der Baumwurzeln nicht, um es nutzbar zu machen.

Weltecke sagte, dass die Wasserverfügbarkeit in Schluffböden am höchsten sei, in Tonböden dagegen am geringsten. Sandböden würden sich zwischen diesen beiden Bodentypen einordnen lassen. Grundsätzlich, so Weltecke, sei es zwar möglich, den Bewässerungsbedarf eines Baumes fachbodenkundlich genau zu schätzen. In der Praxis bliebe es aber eine Herausforderung, die exakte benötigte Wassermenge an den Baum zu bringen. Die Referentin empfahl daher, ein Cluster der Bewässerungsstrategien zu bilden, das beispielsweise abklären sollte, ob bereits ein Substrat im Boden ist, welches Alter der zu bewässernde Baum ungefähr aufweist und ob man eine kurz- oder langfristige Bewässerungsmaßnahme ergreife. Auch wenn bedarfsgerechtes Bewässern kein Selbstläufer sei, stelle es eine effektive Maßnahme dar, um Trockenstress zu reduzieren - und sei damit alle Mühen wert.

Roloffs Nachfolger warauch zugegen

Große Mühen hat auch Gastgeber Prof. Dr. Andreas Roloff stets investiert, um das Wohl der Bäume zu mehren. Eine eindrucksvolle Grundlagenforschung zu unter anderem Baumvitalität und Trockenstress belegt, dass der Mann, der im persönlichen Umgang eher leise unterwegs ist, fachlich meist mit lauter Stimme sprach. Mittlerweile hat Roloff seinen Lehrstuhl geräumt und ist aus dem aktiven Lehrbetrieb ausgeschieden. Umso spannender war es für die Tagungsteilnehmer, in Tharandt seinen Nachfolger Prof. Dr. Bernhard Schuldt erstmals live und in Farbe zu erleben.

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Die Tharandter Vaterfigur und ihr Nachfolger: Prof. Dr. Andreas Roloff (r.) hat den Lehrstuhl, den er 28 Jahre lang innehatte, Anfang September an Prof. Dr. Bernhard Schuldt (l.) übergeben. Foto: Pro Baum

Der 44-jährige Schuldt hatte vor seiner Berufung an das Institut für Forstbotanik und Forstzoologie in Tharandt die Professur für Ökophysiologie und Vegetationsökologie an der Uni Würzburg inne. Von diesem wissenschaftlichen Background, der sich von Roloffs deutlich unterscheidet, gab er den Zuhörern in seinem Vortrag "Eignung der Gehölzphysiologie zur Identifikation von klimaangepassten Stadtbäumen" eine Kostprobe.

Es bleibt abzuwarten, wie sich Tharands Profil unter Schuldt verändern wird. In jedem Fall präsentierte sich der neue Lehrstuhlinhaber als kompetenter und sympathischer Referent. Abschiedstränen muss angesichts der personellen Veränderung übrigens niemand vergießen - denn Roloff wird der Baum-Szene als Seniorprofessor erhalten bleiben. Er setzt nicht nur seine Forschung fort, sondern veranstaltet auch weiterhin die Dresdner Stadtbaumtage. Tharandt erlebt derzeit sowohl Wandel als auch Kontinuität - es bleibt spannend in der Forststadt.

Hendrik Behnisch

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