EU-Projekt "Mehr grüne Städte für Europa"

BdB-Online-Seminar widmete sich Stadtbäumen der Zukunft

Klimabäume
Im Schnitt kostet die Pflege eines Baumes in Paris etwa 7 Euro im Jahr – in Berlin sind es im Gegensatz dazu 96 Euro, erklärte Prof. Dr. Hartmut Balder. Screenshot: Danilo Ballhorn

Der Bund deutscher Baumschulen (BdB) hat Ende Januar ein Online-Seminar veranstaltet, in dem die Anforderungen an künftige Stadtbäume diskutiert wurden. Passend zu dem EU-Projekt "Mehr grüne Städte für Europa" zeigten die Referenten ihre Perspektiven für die Bäume der Zukunft auf. Rund 270 Teilnehmer waren der Einladung des BdB-Hauptgeschäftsführers BdB Markus Guhl gefolgt.

"Den einen klimaresilienten Baum gibt es nicht", begann Christoph Dirksen, Mitglied des BdB. Über 500 Sorten von Gehölzen sind berechtigt, gepflanzt zu werden. Von 1990 bis 2018 nahm die Nachfrage an Bäumen stetig ab. Bäume, die nicht abgesetzt werden konnten, wurden vernichtet. Seit 2018 finde ein Umdenken statt, aber es fehlen die Bäume. Um einen Alleebaum zu produzieren, dauert es je nach Sorte zwölf bis 20 Jahre. Die Baumschulen kommen mit der Baumproduktion nicht hinterher - das wird die nächsten zehn Jahre so bleiben, erklärte Dirksen. Etablierte Gehölzsorten sind vorhanden, doch die Nachfrage an neuen und wiederbelebten Sorten ist größer als das aktuelle Angebot.

Kunden müssen flexibler werden

Baumschulen müssten bei Ausschreibungen Gehölze anbieten, die nicht verfügbar wären. Sonst würden Baumschüler aus den Vergabeverfahren fliegen, ergänzte Dirksen. Er debattierte darüber, ob die Vergabeverfahren noch zeitgemäß sind und lobte die Stadt Hannover. Dort würden Baumschulen nur das anbieten, was aus eigener Produktion komme. Somit wären sie nicht auf Zukäufe angewiesen. Das mache die Verfahren flexibler. Bei der Etablierung von Alleebäumen sei es notwendig, mindestens 36 Kubikmeter Wurzelraum und die besten Böden für die Pflanze bereitzustellen. Dazu müssten die Pflanzen alle fünf Jahre gepflegt werden und besonders zu Beginn ausgiebig gewässert werden. In Trockenphasen bis zu 100 Litern täglich, empfahl Dirksen.

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Bei der Etablierung von Alleebäumen sei es notwendig, mindestens 36 Kubikmeter Wurzelraum und die besten Böden für die Pflanze bereitzustellen, erklärte Christoph Dirksen, Mitglied des BdB. Screenshot: Danilo Ballhorn

Prof. Dr. Hartmut Balder vom Institut für Stadtgrün referierte anschließend über die Pflege und Etablierung von Stadtbäumen. In Deutschland würden oftmals Bäume mit Schadbildern zu schnell ausgetauscht werden, anstatt diese fachgerecht zu pflegen.

"Ein radikaler Rückschnitt der Krone um zwei Drittel regt das Wurzelwachstum und die Wasserversorgung wieder an", erklärte Balder. Paris sei ein Vorbild, wie Stadtbäume gezielt gepflegt und gepflanzt werden können. Im Schnitt kostet die Pflege eines Baumes in Paris etwa 7 Euro im Jahr - in Berlin sind es im Gegensatz dazu 96 Euro.

Großzügige Wurzelräume für die Schwammstadt

In Paris müssen mindestens 30 Kubikmeter Wurzelraum sichergestellt werden, dass ein Baum gepflanzt wird, beschrieb Balder. Große Baumgruben seien die Voraussetzung für den Ansatz der Schwammstadt, ergänzte Dirksen. Deutsche Architekten müssen umdenken. Erst muss das Grün geplant werden und dann die Innenstadt drumherum, so Dirksen weiter. Bäume hätten keine Lobby. Sie würden als mobiles Grün wahrgenommen werden, die man auf der Baustelle von einem Ort zum anderen pflanzen könne. Es würde an Experten fehlen, die die Pflanzung von Bäumen kontrollieren würden, machte Dirksen deutlich.

Die Qualitätsvorschriften von Rasenflächen müssten auf Gehölze projiziert werden, schlug Balder vor. Diese Vorschriften schreiben fest, wie eine Rasenfläche jeden Tag zu jeder Jahreszeit auszusehen hat. Bei Neupflanzungen sei es wichtig, Nutzorganismen wie Florfliegen oder Schlupfwespen in der Baumproduktion zu integrieren, um Fressfeinden Konkurrenz zu bieten, so Balder weiter. Die Qualität von Stadtbäumen müsste sichergestellt werden, um das Stadtbild attraktiv zu machen. So könne die Stadt aktiv mit dem Bild von vitalen Alleen werben, beendete Balder sein Referat. Moderiert wurde die Veranstaltung von Philipp Sattler, Geschäftsführer der Stiftung "Die Grüne Stadt".

Danilo Ballhorn

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