Gebäude wie aus einem Science-Fiction-Film

Singapurs begrünte Hochhäuser sind Modelle für die Zukunft

Auf den ersten Blick erinnern die Gebäude des Singapurer Architekturbüros WOHA an Zukunftsvisionen aus einem Science-Fiction-Film, in dem die Natur eine Großstadt zurückerobert hat. Tatsächlich steckt dahinter Konzepte der Architekten Wong Mun Summ und Richard Hassel, die mit ihren umfangreich begrünten Hochhäusern das Stadtbild Singapurs prägen und Beispiele für eine nachhaltige und grüne Zukunft dicht besiedelter Großstädte liefern.

Ein Hotel mit Terrassengärten und Wasserfällen

Die Architektur von WOHA integriert Landschaft und Grünanlagen in Hochhäuser, um die Lebensqualität von den Einwohnern dicht besiedelter urbaner Gegenden in tropischem Klima zu verbessern. In Singapur leben mehr als fünf Millionen Menschen auf einer Fläche, die so groß ist wie Hamburg. Das Design der Projekte soll auf die zunehmende Verstädterung der Gesellschaft reagieren.

"In dem Versuch, möglichst menschengerechte hochverdichtete Räume zu schaffen, ist es für uns wichtig, dass man Menschen auch in den Städten das Grün wiedergibt", erklärt die WOHA-Architektin Schirin Taraz-Breinholt im SWR. Das 2013 fertiggestellte Parkroyal on Pickering Hotel im Stadtzentrum von Singapur zum Beispiel soll kein Hotel mit einem Garten, sondern ein Hotel in einem Garten sein.

Das Hotel integriert sechs erhöhte, terrassenartige Gärten, sogenannte "Sky Gardens", Wasserfälle und begrünte Wände. Es soll ein Beispiel dafür setzen wie das Grün in wachsenden Großstädten nicht nur erhalten, sondern in einer nachhaltigen und architektonisch ansprechenden Art und Weise vervielfältigt werden kann. Durch die vertikale Begrünung sind die Grünflächen hier insgesamt größer als die Grundfläche des Grundstücks. Bewässert wird die aus Farnen, Palmen und Kletterpflanzen bestehende Begrünung mit Regenwasser, das in den oberen Etagen gesammelt wird.

Einfacher Zugang für Gärtner mit Schubkarren

Laut Richard Hassel ist die umfassende Bepflanzung des Hotels recht pflegeleicht: "Wir haben das Parkroyal-Gebäude in Blöcke mit Verbindungswegen und Terrassen unterteilt, um einen einfachen Zugang für einen Gärtner und eine Schubkarre zu ermöglichen. Die Auswahl von pflegeleichten Pflanzen wie Farnen und Palmen in Verbindung mit einem automatischen Bewässerungssystem minimiert die Notwendigkeit von ständiger Pflege", erklärt er auf Cladglobal.com.

Die ausführliche Begrünung von WOHAs Hochhäusern ist ein Lösungsansatz, um den Hitzeinsel-Effekt in Städten in tropischem Klima zu lindern. Dieser entsteht durch die dichte Bebauung in Großstädten wie Singapur, da die Luft hier kaum zirkulieren kann. Das Glas der Hochhäuser reflektiert das Sonnenlicht, Asphalt- und Betonflächen speichern die Wärme.

Zusätzlich erhitzen Klimaanlagen und Autoabgase die Luft. In Großstädten ist es dadurch oft um einige Grad wärmer als in der ländlichen Umgebung. Grüne Gebäude mit bepflanzten Fassaden, Terrassen oder Dächern können dem entgegenwirken, denn sie produzieren nicht nur Sauerstoff und reinigen die Luft, sondern dienen auch als natürlicher Schutz vor Sonnenstrahlen und reduzieren die Hitze in Gebäuden. Nach einer wissenschaftlichen Studie konnten Begrünungen die Temperatur von Wänden in Singapur um 30 °C senken.

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Ein Vorzeigeprojekt ist in dieser Hinsicht WOHAs 2016 fertiggestelltes, knapp 190 m hohes Oasia Hotel in Singapur, das in eine mit 21 Pflanzenarten begrünte Aluminium-Netz-Fassade gehüllt ist. Es wurden verschiedene Arten von Kletterpflanzen gewählt, die je nach Höhe an Faktoren wie Wind und Sonneneinstrahlung angepasst sind.

Die begrünte Oberfläche beläuft sich auf insgesamt mehr als 25.000 m² und dient nicht nur als natürlicher Sonnenschutz, sondern soll auch die Artenvielfalt in der Gegend aufrechterhalten, indem sie zum Beispiel Vögel und Insekten anzieht. "Unsere Absicht ist es, das Megacity-Projekt der Vergangenheit mit der Idee einer Garten-Stadt zu verbinden. Wir wollen, dass unsere Städte gemütlich, komfortabel, natürlich und heimisch sind", erläutert Hassel, der WOHA 1994 gemeinsam mit Wong gründete, in einem Interview mit ArchDaily.

Das Konzept einer Gartenstadt, die das Zusammenleben von Menschen in einer dicht besiedelten Großstadt verbessern soll, wird in WOHA-Wohnungsprojekten wie SkyVille @ Dawson deutlich. Bei diesem Projekt befindet sich alle elf Etagen eine "Sky Village" genannte, zu beiden Seiten geöffnete Gemeinschaftsterrasse mit Garten, wodurch sich in einer Sky Village Gruppen von jeweils 80 Apartments bilden.

Auf dem Apartmenthaus: ein Park für die Stadtbewohner

Das Projekt umfasst 940 Apartments in drei Apartmentkomplexen, die durch Übergänge miteinander verbunden sind. Zusätzlich zu einem anliegenden Park, der historische Regenbäume und Pavillons für Hochzeiten und Beerdigungen bietet, befindet sich auf dem Dach ein öffentlich zugänglicher Park, welcher unter anderem mit einer 400 m langen Laufbahn ausgestattet ist.

Im Interview mit ArchDaily erklärt Wong, dass es das Ziel von WOHAs Architektur ist, "ein angenehmes Vorstadt-, Gartenerlebnis zu schaffen und es dann vertikal durch [ein Gebäude] zu wiederholen, sodass es alle genießen können". WOHAs bisherige Projekte sollen als Beispiel für mögliche städtebauliche Entwicklungen der Zukunft dienen. Außerhalb von Singapurs koordinierter Stadtentwicklung sind derartige Projekte allerdings deutlich schwerer umzusetzen.

Patrick Thieme-Hack

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