Junge Landschaft - GaLaBau-Wissen
Ich pflastere mit Betonsteinen
von: Uwe BienertViele von denen, die diese Artikelreihe regelmäßig lesen, werden sich fragen, warum der Teil mit dem Betonstein erst jetzt kommt, obwohl es doch die häufigste Belagsart in der Praxis ist.
Ehrlich gesagt war mir die Reihenfolge nach der Häufigkeit überhaupt nicht wichtig. Allerdings sollte ein Leser die Reihenfolge mit der Wichtigkeit gleichsetzen wollen, hätte ich nichts dagegen.
Naturstein wäre für mich immer die Nummer eins (oh, ich höre schon das Aufheulen der Betonsteinriesen). Ne, ne alles gut – es liegt nicht an den Produktpaletten oder der Qualität der Erzeugnisse – es liegt schlicht und einfach am Material, es ist Natur!
Also ehe wir hier aufeinander losgehen, beginne ich das Betonsteinspektakel mit dem, was man darunter findet.
Der Oberbau, der drunter liegt
Ungeliebte Aussagen gleich zu Beginn: Es ist nicht zu vermeiden, dass man über die entsprechenden aktuellen Normative, Festlegungen und Bauweisen informiert sein sollte. Für den Wegebau gelten im Garten- und Landschaftsbau, wie im gesamten Bauwesen, die ATV (Allgemeine Technische Vertragsbedingungen) der VOB.
Dabei spielen folgende Normen (Auswahl) eine wichtige Rolle:
- ATV DIN 18318 "Pflasterdecken und Plattenbeläge, Einfassungen"
- ATV DIN 18315 "Verkehrswegebauarbeiten – Oberbauschichten ohne Bindemittel"
- ATV DIN 18316 "Verkehrswegebauarbeiten – Oberbauschichten mit hydraulischen Bindemittel"
- ATV DIN 18317 "Verkehrswegebauarbeiten – Oberbauschichten aus Asphalt"
- ATV DIN 18332 "Naturwerksteinarbeiten"
- ATV DIN 18333 "Betonwerksteinarbeiten"
- ATV DIN 18352 "Fliesen- und Plattenarbeiten"
Zusätzlich veröffentlichte die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (kurz FLL) in einem Regelwerk ZTV (Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen) für den Wegebau. Deren Gültigkeitsbereich beziehen sich auf gering belastete Flächen im privaten Bereich, also Wege und Plätze außerhalb der Erreichbarkeit des öffentlichen Straßenverkehres. Dieses Regelwerk wurde verfasst, da die ATV DIN 18 318 in der damaligen Fassung und die diesen Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen zugeordneten Regelwerke (Richtlinie für die Standardisierung des Oberbaues -RStO, Zusätzliche Technische Vertragsbedingung Pflaster – ZTV-Pflaster, Technischen Lieferbedingung Pflaster – TL-Pflaster), sich ausschließlich auf hochbelastete Flächen im Straßenverkehr beziehen. Mit der Neufassung der DIN 18318 im Jahre 2019 wurden dort viele Veränderungen vorgenommen, die die Arbeit mit beiden Unterlagen wesentlich vereinfacht haben.
(Siehe auch Artikel "Neue Landschaft 05/2020" von Martin Thieme -Hack und Heinz Schomakers)
Eine Anwendung der ZTV Wegebau für die beschriebenen Randbedingungen ist wie auch bei anderen Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen zwischen den Vertragsparteien (Auftraggeber/Auftragnehmer) zu vereinbaren.
Zu den wichtigen der FLL im Themenbereich Wegebau zählen:
- Begrünbare Flächenbefestigungen (2018)
- Wassergebundene Wegedecken (2007)
- ZTV Wegebau (2019)
NL-Stellenmarkt
Wegeaufbau – easy-going, oder?
Der Aufbau eines Weges folgt immer dem Standardaufbau eines Wegeaufbaus. Man stellt sich diesen Aufbau als Grundgerüst vor, der je nach örtlicher Gegebenheit, Belastung und regionalen Besonderheiten (Material u. ä.) variieren kann.
Im Querschnitt unterteilt sich ein Weg immer in Unterbau und Oberbau. Der Unterbau setzt sich aus dem anstehenden Boden (oft auch Untergrund genannt) und dessen Verbesserungen zusammen. So wird zum Beispiel einerseits ein sandiger Boden mit lehmigen oder grobkörnigen Anteilen verbessert, um zu einer höheren Stabilität zu gelangen; andererseits ein lehmiger Untergrund mit Sand oder Kies poröser und damit durchlässiger gemacht.
Über dem Unterbau thront im Wegeaufbau der Oberbau. Dieser Oberbau wird in folgende Schichten unterteilt (siehe Tabelle links unten)
Auf die Bettung, beziehungsweise bei Natursteinpflaster in die Bettung, wird nun der Belag aufgebracht.
Keine Buckel und keine Dellen bitte!
Pflasterdecken sind höhengleich herzustellen, d. h. zwischen benachbarten Steinen sind Absätze und Höhenversprünge bis 2 mm zulässig. Pflasterdecken müssen 7 mm ± 3 mm über der Oberfläche von angrenzenden Einbauten, Randeinfassungen, Abläufen und Entwässerungsrinnen liegen.
Und dann noch Gefälle
Das Gefälle der Wegebeläge aus Betonstein sind folgende Forderungen in der DIN festgeschrieben:
Ausführungsbedingte Abweichungen von der planmäßigen Neigung dürfen nicht mehr als 0,4 % betragen.
Abziehen beginnt im Kopf
Fangen wir mit den Schienen an. In meiner beruflichen Laufbahn in den verschiedensten Betrieben und Einrichtungen habe ich einige Materialien ausprobieren dürfen, die sich als Abzugsschienen anboten. Drei Querschnittformen kamen dabei in die engere Wahl:
Da muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen und ein ideales Rezept gibt es da sicher nicht. Anders ist das bei den zum Abziehen verwendeten Geräten. Professionell ist die Nutzung von handelsüblichen Abzugseinrichtungen oder zumindest einer Alu-Latte.
Einmessen und los gehts
Steht die Tragschicht folgt das Einfüllen des Bettungsmaterials. Gewissenhafte Arbeiten spart die nervige Nacharbeit: Also darauf achten, dass das Material gleichmäßig und nicht zu hoch oder zu tief eingefüllt wird.
In das locker eingefüllte Material werden die Abzugsschienen so eingebaut, dass ihre Oberkante Steinhöhe minus 1,5–2 cm besitzt.
Nachdem die Abzugsschienen für den Abschnitt eingebaut sind wird auf ihnen mittels der oben erwähnten Alu-Latte gelichmäßig das Bettungsmaterial nivelliert.
Ist der Abschnitt fertig, werden die Abzugsschiene entfernt und die entstandenen Lücken mit Bettungsmaterial verfüllt und vorsichtig höhenmäßig angeglichen. Danach werden die Schienen im nächsten Abschnitt eingebaut und die Prozedur beginnt von vorn. Danach beginnt das Verlegen des Belages.
Fugenkunst
Fugen können aus ungebundenem, aber auch aus gebundenem Material bestehen.
Wobei sicher die am meisten eingebaute Variante das ungebundene Material sein wird.
Und nun der Stein
Ich möchte an dieser Stelle nicht auf die Vielzahl der Betonpflastersteine eingehen. Das würde in der Tat Bücher füllen.
Große Flächen werden durch GaLaBau-Unternehmen mit Verlegemaschinen bearbeitet. Diese variante fällt bei Privatkunden an der Garageneinfahrt aus. Die Fläche ist zu klein und der Maschineneinsatz nicht effektiv. Deshalb ist Handarbeit angesagt.
Die Arbeitsorganisation (wie viele Pflasterer und wie viele Zuträger) überlasse ich besser jedem Polier selbst; hier also nur ein paar Tipps zum Verlegen:
Gepflastert wird vorwärts, d. h. der Pflasterer steht auf dem bereits gesetzten Pflaster und legt die Steine in das vorbereitete Bett
Die Steine werden von oben ins Bett gesetzt und dabei dicht an das vorhergelegte Pflaster angeschlossen.
Ein wichtiger Punkt sind die Fugen und die Richtung. Immer ein Auge darauf haben, denn wenn alles liegt kann man nicht mehr viel rücken ohne Pfusch zu fabrizieren!
Zuerst alle Flächen, die mit ganzen Steinen gelegt werden können zulegen und den Schnitt zum Schluss einpassen.
Immer auf die Farben achten und das Verlegemuster im Auge behalten.
Nun noch das Einfegen und das Abrütteln. Fertig!
Uwe Bienert
Quellen:
- DIN e. V. (Hrsg.) (2019): VOB Gesamtausgabe, Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen, Ausgabe 2019, Beuth Verlag GmbH, Berlin., Englert K.,
- R. Katzenbach, G. Motzke (2014): Beck`scher VOBund Vergaberechtskommentar, 3.Auflage, C.H. Beck, München., ATV DIN 18318, Ausgabe 2019, Beuth Verlag GmbH, Berlin
- Gütebestimmungen für Gehölze (FLL e. V.) und den Gütebestimmungen für Stauden (FLL e. V.) (Forschungsanstalt Landesentwicklung Landschaftsbau e.V.)
- Der Gärtner 1 (Martin Degen, Karl Schrader; Ulmer-Verlag), Grundkurs Gehölzbestimmung (Lüder, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim),
- Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt/Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim), International standard ENA 2010-2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA’s European Plant Names Working Group),
- DIN 18916 „Vegetationstechnik im Landschaftsbau – Pflanzen und Pflanzarbeiten“
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