Interview mit dem ehemaligen BGL-Hauptgeschäftsführer
Robert Kloos: "Als Zukunftsbranche haben wir etwas zu bieten"
Neue Landschaft: Was ist der Unterschied zwischen der Lage des Garten- und Landschaftsbaus vor sieben Jahren und heute. Wie sehen Sie die Situation der grünen Branche damals und heute?
Kloos: Die grüne Branche konnte in den letzten sieben Jahren ihren wirtschaftlichen Erfolgsweg weiter beschreiten. Unsere Betriebe haben die Chancen genutzt, die sich durch die günstigen Zinsen und eine prosperierende Wirtschaft ergeben haben. Daher können wir sagen: Wir haben heute eine sehr starke Branche, die wirtschaftlich und thematisch gut aufgestellt ist und sich kontinuierlich weiterentwickelt.
Wird sie die aktuelle Wirtschaftskrise gut überstehen können?
Von einer Wirtschaftskrise würde ich nicht sprechen, sondern von schwierigeren Rahmenbedingungen. Ja, das wird die Brache gut meistern, ohne Wenn und Aber. Die GaLaBau-Betriebe sind dafür gewappnet. Vor allem haben sie als mittelständische Betriebe eine hohe Flexibilität, sich anzupassen. Was hinzukommt: Wir haben mit dem Garten- und Landschaftsbau die Themen und die Aufgaben, um die großen gesellschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen. Ich denke dabei an den Schwerpunkt Klimaanpassung durch mehr Grün. Ich denke an den Schwerpunkt Nachhaltigkeit von Investitionen, das geht auch nur mit mehr Grün. Auch die Verbesserung der Artenvielfalt, das sind die Themen, die unsere Branche im Portfolio hat und mit denen sie auch in der Zukunft punkten wird.
NL-Stellenmarkt
Kann man sagen, dass Biodiversität und naturnahe Gärten zu den wichtigsten Trends in Ihrer Amtszeit gezählt haben?
Wir erleben zurzeit das größte Artensterben seit den Dinosauriern: Natürlich hat der Schutz der Artenvielfalt deutlich an Bedeutung zugenommen, auch gesellschaftlich. Wir sehen, dass die Bevölkerung hier heute viel offener ist. Und unsere Branche hat diese Herausforderungen aufgegriffen und engagiert sich stärker für Biodiversität. Sehen Sie beispielweise unsere Initiative gegen die Schotterwüsten: Wir retten den Vorgarten und überzeugen mit guten Argumenten für mehr Biodiversität vor der eigenen Haustür.
Welche Themen sind in Ihrer Amtszeit noch wichtig gewesen? Wo haben sich die politische Lage und der Zeitgeist besonders bemerkbar gemacht?
Ich glaube, es ist die Erkenntnis, dass wir alle gemeinsam mehr gegen den Klimawandel tun müssen. Unsere Branche hat Antworten auf die Klimaveränderungen; sei es in Form von mehr Grünflächen, die die Menschen wollen, die sie brauchen, sei es mit mehr und klimastabilen Bäumen, die Verdunstungskühle in die Städte bringen oder durch mehr Dach- und Fassadenbegrünungen. Das sind alles Themen, die Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner beherrschen und wo sie Lösungen für die Zukunft gestalten können.
Hatten Sie manchmal den Eindruck, dass die Baubranche das Grün als einen Kostentreiber ansieht, der verzichtbar wäre?
Am Anfang meiner Tätigkeit konnte man diesen Eindruck haben. Mittlerweile ist bei allen Bauträgern und allen Bauherren aber die Erkenntnis gewachsen, dass es nur mit mehr Grün geht: in Parks und öffentlichen Grünanlagen, mit Dachbegrünung u. v. a. m. Das ist ein großer Schritt, den auch die Baubranche in den letzten Jahren gemacht hat. Ich bin sicher, das wird sich weiter verstärken.
Der Wunsch des Garten- und Landschaftsbaus ist es, dass Photovoltaik-Anlagen künftig mit Dachbegrünungen kombiniert werden. Der BGL hatte gefordert, dafür ein Förderprogramm aus Bundesmitteln aufzulegen. Ist man da vorangekommen?
Wir haben das Thema bei den Regierungsparteien platziert, sowohl im Bundesbauministerium als auch im Bundeswirtschaftsministerium und im Bundesumweltministerium. Überall haben wir die Vorteile von Solargründächern dargelegt, denn sie nutzen sowohl dem Klima als auch den Solaranlagen, weil sie mit kühlenden Dachbegrünungen eine höhere Energieausbeute haben. Aktuell sind wir weiter im Gespräch über ein Förderprogramm wie zum Beispiel das Milliardenprogramm, das im Bundesumweltministerium aufgelegt wird. Da könnte sicher die Förderung der Dachbegrünung verankert werden.
Wenn Sie die vergangenen sieben Jahre Amtszeit nehmen: Was sind die Essentials, damit die Branche weiter prosperiert? Und wie kann der BGL dazu beitragen?
An erster Stelle sehe ich das Brennpunkt-Thema Fachkräfte und Fachkräftegewinnung. Es wird uns angesichts der demografischen Entwicklung noch lange weiter beschäftigen, genauso wie fast alle Branchen und Unternehmen. Dabei haben wir im GaLaBau aber den Vorteil, dass wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine attraktive Arbeit mit innovativer, digitaler Technik, mit Pflanzen und in der Natur bieten können.
Wer also ganz modern und in einer zukunftsfähigen Branche arbeiten will, findet im GaLaBau seinen Platz. Gleichzeitig ist eine starke Arbeitgebermarke entscheidender Wettbewerbsvorteil, und da ist jeder Betrieb selbst in der Pflicht. Wobei die GaLaBau-Verbände hier durch Kampagnen, Marketingservices, Fortbildungen und nicht zuletzt durch unser wertvolles Ausbildungsförderwerk (AuGaLa) vielfältig unterstützen.
Als Zukunftsbranche haben wir etwas zu bieten, aber es wird dennoch eine große Herausforderung bleiben, Fachkräfte zu gewinnen und Fachkräfte zu halten. Zugleich kommen veränderte Arbeitswelten auf uns zu. Die Diskussionen laufen in allen Branchen: Work Life Balance, kann ich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten, kann ich ihnen Perspektiven geben, entgegenkommen? Veränderte Arbeitszeiten sind da ein Stichwort, Fortbildung ein anderes.
Wir gehen auch hier voran und sind dabei die Ausbildungsverordnung zu novellieren. Der Verband hat mit "GaLa Q" ein eigenes Fortbildungsprogramm aufgelegt das berufliche Perspektiven öffnen kann.
Für den BGL bleib es wichtig, mit politischen Forderungen für die grüne Branche voranzugehen. Schließlich müssen wir als BGL strategische Themen wie Stadtgrün frühzeitig besetzen und uns klar positionieren.
Wie haben Sie über die vergangenen sieben Jahre das Haus der Landschaft gemanagt? Was war das Geheimnis Ihres Erfolges?
Ein ganz großer Teil der Arbeit als Hauptgeschäftsführer ist die kooperative Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Haus der Landschaft. Da ist man als Hauptgeschäftsführer kein Einzelkämpfer, der alles selbst macht oder alles allein entscheidet. Wir haben ein starkes und engagiertes Team, das sich in viele Themen einbringt. Das ist die Stärke unseres internen Verbandnetzwerkes, das ja nicht nur aus dem Bundesverband, besteht, sondern insbesondere auch aus den Landesverbänden. Dort arbeiten viele engagierte Menschen, die ganz nah an den Betrieben sind.
Gerade für unsere vergleichsweise kleine grüne Branche ist es wichtig, Netzwerke zu schaffen.
Netzwerke in die Politik, in die Ministerien, in die nachgeordneten Behörden im Umwelt- und Baubereich. Aber das Netzwerk brauchen wir auch mit den anderen grünen Verbänden. Das war mir ein wichtiges Anliegen. So haben wir mit dem Bund deutscher Baumschulen, dem Bund Deutscher Landschaftsarchitekt*innen und dem Zentralverband Gartenbau die "Initiative Grün – für Stadt und Land" etabliert, mit der wir in Berlin gemeinsam parlamentarische Veranstaltungen durchführen.
Von einer Diskussion über einen Umzug des Hauses der Landschaft nach Berlin hat man in den letzten Jahren nicht mehr viel gehört. Wie ist es Ihnen gelungen, die Lobbyarbeit für den Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau von Bad Honnef aus mit einem Büro in Berlin so zu organisieren, dass alles bestens läuft?
Die Frage Bad Honnef – Berlin ist erst kürzlich noch einmal intensiv mit unserem Ehrenamt, den GaLaBau-Unternehmerinnen und -Unternehmern diskutiert worden. Dabei hat auch die Frage eine große Rolle gespielt "Wer macht denn überhaupt die politische Lobbyarbeit und wie viele Menschen sind das, die dort eingesetzt werden?"
Das Ergebnis war, dass ein Büro in Berlin notwendig und wichtig ist, die Lobbyarbeit sich dann aber doch auf das Präsidium konzentriert, bei speziellen Terminen für persönliche Gespräche, die man vereinbart. Die Kontakte nach Berlin pflegen im Alltag der Hauptgeschäftsführer und der politische Referent, auch vor Ort und aus dem Berlin-Büro.
In die Konstellation haben wir genügend Freiraum für die Netzwerkarbeit mit Entscheidungsträgerinnen und-trägern dort. Schließlich sind ja viele dieser Menschen auch nicht 24/7 in Berlin, sondern häufig unterwegs und leben woanders – aber sie sind immer mobil und digital erreichbar.
Es gibt Menschen, die sie den "Chefdiplomaten" des Bundesverbandes nennen ...
Ich denke, dass ich im Laufe von 30 Jahren im politischen Umfeld viele Erfahrungen sammeln und Netzwerke aufbauen konnte. Das habe ich gerne und mit Freude beim Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau eingebracht. Zum guten Schluss: Die Stärke der grünen Branche erwächst aus der Zusammenarbeit der geschätzten "Chefdiplomaten" der befreundeten Verbände. Erfolgreiche Diplomatie ist immer gute Teamarbeit!
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