Klartext

Wasser marsch! An die Bäume?

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Es könnte nicht besser laufen: Der Klimawandel mit Hitze, Sturm und Regenwasserfluten heizt die Diskussion in diesen Tagen so richtig an, denkt manch einer. Erst der Artenschwund, dann sterben die Bienen, dann brennt der Wald und nun ist wieder Land unter in den Städten. Alle rufen nach der Schwammstadt, also nach Wasserrückhaltung und verzögertem Abfluss der Wassermassen in den natürlichen Wasserkreislauf. Als wenn das bei der verdichteten Stadt so einfach zu realisieren wäre! Aber muss nicht sogar weiter gedacht werden? Warum nicht die Niederschläge statt zu entsorgen gezielt zur Bewässerung von Stadtgrün verwenden?

Aktionismus hat noch nie nachhaltige Lösungen für die Gesellschaft auf den Weg gebracht. Deshalb fordert das Weißbuch "Stadtgrün" für die Stadt der Zukunft ja auch integrierte Gesamtkonzepte ein, die erst gewissenhaft entwickelt und nach reiflicher Überprüfung standardisiert den Kommunen empfohlen werden sollen. Deswegen ist es nur ein erster Schritt, wenn neue Baumarten aktuell auf ihre Hitze-, Trockenheits- und Schädlingsresistenz getestet werden. Bevor sie als potenzielle Klimabäume auf dem Markt eingeführt werden, sollten sie daher auch zwingend auf ihre Verträglichkeit auf Regenwasserfluten und auf längeres Sommer-Hochwasser hin getestet werden, will man nachhaltige Grünkonzepte unter dem Gesamtaspekt des Klimawandels auf den Weg bringen. Umfassende Studien der Beuth Hochschule für Technik Berlin sowohl zu den Folgen der Hochwasserereignisse der letzten 20 Jahre als auch zur mehrjährigen Gehölzentwicklung unter dem Einfluss von Muldensystemen begründen diese Forderung. Neben den Einflüssen der Wassermassen auf Vitalität und Gesundheit der Baumarten sind darüber hinaus die Gefahr der Funktionsbeeinträchtigung der Muldensysteme sowie der Schutz der technischen Infrastruktur vor aggressiven Wurzelsystemen bei einem veränderten Wasserhaushalt abzuklären.

Regenwasser mit dem positiven Ansatz an die Stadtbäume zu leiten, heißt aber auch, dies im Stadtmanagement mit Weitblick voran zu treiben. Die gewünschte Abkühlung der Stadt gelingt umso besser, wenn Retentionsflächen und Mulden nicht in Trockenphasen verdorren. Dies bringt mit sich, dass der Wasserbedarf der Bodenvegetation und der integrierten Gehölze bei Bedarf gedeckt wird, das heißt gezielt bewässert wird. Die Biodiversität dürfte hiervon ebenso profitieren wie auch die Ästhetik und das Mikroklima der Standorte. Die Folgen dieses Paradigmenwechsels wären aber auch ein Anstieg der Unterhaltungskosten sowie eine Neuorientierung der Akteure.

Diese Aufgabenerweiterungen sind eng miteinander verknüpft und bedingen sich gegenseitig. Als Gesamtansatz steigern sie enorm die Bedeutung der Regenwasserbewirtschaftung und lassen sie in einem ganz anderen Licht erscheinen. Ist die Zeit nicht reif dafür?

Ihr Prof. Dr. Hartmut Balder

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Prof. Dr. habil. Hartmut Balder
Autor

Professor für Phytopathologie und Pflanzenschutz im urbanen Bereich

Beuth Hochschule für Technik Berlin

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